Dank Daten-Skandal bei Facebook und DSGVO ist das wichtige Thema Datenschutz mittlerweile in aller Munde. Gerade für Personalabteilungen bedeutet das große Herausforderungen. Diese Bücher helfen, sie zu bewältigen.

Die DSG-VO richtig umsetzen

Streng genommen ist es für ein Buch, das sich mit der Umsetzung der Europäische Datenschutz-Grundvordnung (DS-GVO) beschäftigt, eigentlich zu spät. Denn die Frist dafür ist für Behörden, Vereine und Unternehmen erbarmungslos im Mai 2018 abgelaufen.

Immerhin zwei Jahre hatten die vom Gesetzgeber sogenannten “verantwortlichen Stellen” Zeit dafür, den Wechsel vom Bundesdatenschutzgesetz zur neuen europaweit einheitlichen Regelung zu schaffen. Doch längst nicht alle Firmen haben dies in der Zeit bewältigt. Und, wie auch kaum anders zu erwarten, herrscht in vielen Unternehmen auch nach wie vor große Unsicherheit, welche konkreten Auswirkungen die Vorschriften auf den eigenen Fachbereich haben.

Datenschutz im Personalwesen

Wohl an keiner Stelle im Unternehmen laufen so viele personenbezogene und besonders schützenswerte Daten zusammen wie in der Personalabteilung. In der Personalakte sind Bewertungen des Arbeitnehmers gespeichert. Sie umfasst aber auch Informationen über seinen Verdienst und die Bankverbindungen.

Nicht viel anders sieht es bei den Unterlagen aus, die Bewerber auf offene Positionen an das Unternehmen richten. Zeugnisse, Lebensläufe, Adressen – das sind alles Daten, die geschützt werden müssen. Was hat die Personalabteilung bei ihrer Arbeit konkret zu beachten? Das ist die grundlegende Fragestellung, die die von Axel von Walter als Herausgeber gesammelten Beiträge beantworten.

Konkrete Antworten auf viele Fragen zur DSG-VO

Der Untertitel des Buchs führt den Leser (fast) ein wenig in die Irre. Ja, es geht um den Datenschutz in der Personalarbeit. Aber das Thema wird so umfassend beschrieben, dass auch die Mitarbeiter anderer Abteilungen das Buch mit Gewinn lesen werden.

Das gilt insbesondere für alle Themen, die bereichsübergreifend von Unternehmen gelöst werden müssen. Das sind dann etwa die Auftragsdatenverarbeitung oder auch die Pflege des Verarbeitungsverzeichnisses oder die Stellung und Bestellung eines Datenschutzbeauftragten. Diese Ausführungen machen immerhin gut die Hälfte des Umfangs aus.

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Fundierte Fachbeiträge

Die einzelnen Fachbeiträge besitzen die notwendige Tiefe, sind aber dennoch allgemein verständlich verfasst. Sie stellen durch viele Fußnoten und Anmerkungen den Bezug zu Urteilen aus der Vergangenheit, Kommentaren und den eigentlichen Rechtsvorschriften her. Damit ist der knapp 400 Seiten starke Titel sowohl Arbeitsbuch als auch Nachschlagewerk.

Herausgeber und Autoren ist hier ein praxisnaher und fundierter Ratgeber zur Umsetzung der DSG-VO im Unternehmen gelungen. Das Buch ist auch für die Leser anderer Abteilungen interessant, weil viele übergreifenden Themen auf den Punkt gebracht werden.

Datenschutz – Lieber nicht involviert?

Von diesem Buch hatte ich viel erwartet. Vermutlich vor allem deshalb, weil ich eine Autorin, Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos-Computer-Clubs und technische Sachverständige der Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft” mehrfach live und als sehr kompetent erlebt hatte.

Nun ist das so ein Ding mit hohen Erwartungen: Sie werden oft schmerzlich enttäuscht. So auch in diesem Fall. Das fängt mit dem betont gleichgültigen Stil an. Gerade bei einem so heißen Thema wie Datenschutz und zwei so kompetenten Autoren erwarte ich, dass sie sich an der Diskussion beteiligen und persönlich involviert sind.

Ihr Buch hingegen wirkt so, als hätten sie mit der ganzen Sache lieber nichts zu tun. Dem Stil ist es auch zu verdanken, dass das Buch statt spannenden Lesevergnügen eher plätschernde Langweile bietet. Schade um den Titel.

Die Highlights

Aber gehen wir mal davon aus, dass es um den Inhalt, nicht um den Stil geht: Im Prinzip hatte ich mir von dem Buch versprochen, was der Untertitel verheißt: Informationen zu Datenschutzfragen – und dazu, wie ich die entsprechenden Probleme lösen, ruhig auch mit einigen technischen Ausführungen.

Zwar gibt es diese technischen Informationen auch – zum Beispiel, wenn die Autoren detailliert beschreiben, wie Funkzellenauswertung mit der freiwilligen Ortungswanze Mobiltelefon funktioniert oder welche Informationen sich in Bilddateien verbergen. Das sind die Highlights des Buches.

Ausflüge ins Science Fiction

Leider werden sie immer wieder von langatmigen Schilderungen unterbrochen, mit denen wohl beispielhaft die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft dargestellt werden soll – die bei mir aber vor allem den Eindruck hinterließen, die Autoren hätten sich mal eben zwischendurch als Science-Fiction-Autoren versuchen wollen.

Es ist natürlich gegen fiktionale Beispiele in Sachbüchern nichts zu sagen, ich habe in vorigen Büchern auch gerne selbst damit gearbeitet, um Sachverhalte klar zu machen. Im Zusammenhang mit dem Datenschutz entsteht durch dieses Stilmittel aber ein Problem:

Je weniger Beweise, desto bedrohlicher

Denn genau diese unbelegten und auf reinen Vermutungen der Autoren basierenden Schilderungen sind es aber, die besonders beängstigend wirken. Christian Buggisch hat dazu gerade vor drei Tagen den britischen Risiko-Forscher John Adams und seine Compulsive Risk Assessment Psychosis, also zwanghafte Risikobemessungspsychose, zitiert:

“Zwanghaft werde demnach für alles Erdenkliche das Risiko berechnet – nicht selten auf der Grundlage von pseudowissenschaftlichen und falschen Annahmen.” Der Witz dabei: Je weniger sich eine Gefahr beweisen lässt, desto bedrohlicher wirkt sie.

Vom realen Beispiel Niederlande…

Genau das zeigt sich auch in “Die Datenfresser”! Etwa Seite 185: Hier soll am Beispiel der Niederlande gezeigt werden, was passieren kann, wenn der Staat sich zu sehr in das Leben seiner Bürger einmischt. Im Rahmen des “Projekts Gegenwirken” wird bestimmten Bürgern besondere Aufmerksamkeit in Form von Steuerprüfungen, Parkkontrollen und sonstigem Behördenstress zuteil.

Dabei wird nicht klar, nach welchen Kriterien diese Opfer ausgewählt werden – aber die Autoren vermuten, dass hier vielleicht ein spezieller Algorithmus am Werke ist, der bestimmte Verhaltensmuster als problematisch identifiziert hat.

…zur haltlosen Spekulation

Und genau da liegt das Problem des Buches: Vom real existierenden “Projekt Gegenwirken” zur reinen Spekulation über den Auswahlalgorithmus ist es für die Autoren nur ein kleiner Schritt. Für die Leser wirkt das Ergebnis aber ungleich bedrohlicher.

Ich gehe nun nicht soweit, dem Chaos-Computer-Club Wirtschaftsfeindlichkeit zu unterstellen, sondern bin im Gegenteil der Ansicht, dass man durchaus auch darüber nachdenken muss, wohin die Reise im Zuge einer immer neoliberaleren und durchtechnisierteren Gesellschaft geht – und dass man das kritisch beleuchten muss, auch mit solchen Beispielen.

Unbehagen und kleine Fehler

Wenn sich aber zu solch unbelegten Beispielen noch kleinere Fehler gesellen, dann wird die Sache ärgerlich: Auf Seite 253 schreiben die Autoren, das Facebook das unwiederrufliche Nutzungsrecht ans allen hochgeladenen Daten habe – und zwar sogar dann, wenn die Nutzer ihren Account löschen. Letzters allerdings stimmt nicht: Zwar wollte Facebook dies 2009 einführen, ruderte dann aber aufgrund massiver Proteste zurück.

Dennoch ist “Die Datenfresser” aufgrund des technischen Sachverstandes der Autoren ein empfehlenswertes Buch – nur die Teile, in denen die Autoren weniger wissen und mehr vermuten, sollte man doch besser überspringen.

Differenziertere Betrachtung wünschenswert

Über das Internet, Soziale Netzwerke und vor allem über Facebook wird in Deutschland viel Negatives berichtet. Grund: Angst um Sicherheit und Daten. Man könnte schon von einer regelrechten Datenschutz-Hysterie sprechen.

Den Ansatz des amerikanischen Journalisten David Kirkpatrick fand ich super: Er ist angetreten, Zuckerbergs Werdegang und das Entstehen des zur Zeit erfolgreichsten Soziale Netzwerks Facebook zu beleuchten. Allerding: Eine etwas differenziertere Betrachtungsweise wäre besser gewesen.

Was ich erwarte hatte, war ein kurzweiliges Sachbuch in der Machart “Was würde Google tun”. Auch dessen Autor Jeff Jarvis hatte ich seinerseits eine etwas zu positive Sichtweise unterstellt. Und dennoch war Jarvis’ Buch kurzweiliger, ideenreicher  – und irgendwie kritischer als Kirkpatricks Wälzer.

Zuckerberg-Vita statt Facebook-Analyse

Das mag daran, dass es bei Jarvis um die Geschäftsidee ging, aus der man so allerlei praktische Tipps herauslesen konnte. Bei Kirckpatrick geht es 400 kleingedruckte Seiten lang fast nur um eines: Mark Zuckerberg.

Darum wie er zu seinen Ideen kam. Seine Geschichte. Wie er wurde was er ist. Wie er das Management handhabt, wie er mit seinen Leuten umgeht, wie er einflussreiche Investoren abkanzelte, die ihm sein Unternehmen abkaufen, wer ihn zum Essen oder zu einem Kurztripp mit dem Firmenjet einlädt und und und…

Langweilige Details

Das alles macht Kirckpatricks Buch vor allem eines: Langatmig. Um nicht zu sagen langweilig. Man kann es natürlich auch positiv sehen: Immerhin begleitet man den Werdegang eines des erfolgreichsten Mannes weltweit, wir können ihm praktisch über die Schulter schauen. Ich aber persönlich hätte lieber auf ein paar Anekdoten und Details verzichtet

Was dabei aber fehlt: Der kritische Blick. Und wo Jeff Jarvis sich noch über das Vorgehen Googles in China ausläp, da betreibt Kirkpatrick eine Art dauerpenetrantes Greenwashing, die möglicherweise aufkommende Kritik bereits im Keim mit Argumenten erstickt.

Penetrantes Greenwashing

“Zuckerberg und etliche seiner wichtigen Kollegen sind außerdem davon überzeugt, dass wir dazu beitragen, eine gesündere Gesellschaft zu schaffen, wenn wir offen zeigen, wer wir sind und uns allen Freunden gegenüber konsistent verhalten.”

Mal abgesehen davon, dass ich mich Frage, wer hier die wichtigen Kollegen sind, die als Alibi herhalten sollen, wird Kirkpatricks Argument ja schon dadurch obsolet, dass Zuckerberg bekanntermaßen ein großes Geheimnis um sein Privatleben macht.

Zuckerberg weichgespült

Sollte Kirkpatrick mit solchen Aussagen versucht haben, Zuckerberg als den netten Kerl von nebenan darzustellen, der mal nebenbei reich geworden ist (ach gott wie sympathisch!), so ist das leider schief gegangen.

Da helfen auch ewig lange Diskurse über amerikanische Datenschutzgepflogenheiten und den Hang zu amerikanischen Offenheit, die sich, wie der Autor richtig anmerkt, eben nicht so leicht auf andere Kulturen übertragen lassen, wenig.

Versuch einer Entschuldigung?

Eigentlich klingt das doch eher wie der Versuch einer Entschuldigung. Vermutlich ist dies aber der wahre Sinn dieses Buches: Ein möglichst positives Zuckerberg- und Facebook-Bild zu erzeugen, das Verständnis schafft und damit Akzeptanz für sein Handeln?

Wäre Kirkpatrick bei einer sachlichen Analyse der Facebook-Strategie geblieben, statt auf die emotionale Zuckerberg-Tube zu drücken, hätte ihm das möglicherweise gelingen können. So hingegen wäre ein anderer Titel für dieses Buch treffender gewesen: “Die Zuckerberg-Vita”.

Insider-Infos durch Nähe?

Gemeinhin sagt man, dass Journalisten Distanz haben müssen zu dem Thema, über das sie schreiben. Und hier sieht man wieder, was dabei herauskommt. Offenbar ist die Lobhudelei der Preis dafür, das der Autor dem Facebook-Macher so umfassend über die Schulter blicken und so viele Insider-Informationen verwenden durfte.

Oder der hat der Autor einfach seine kritische Distanz verloren?

Ein wenig Kritik schadet nicht?

Im Winter 2011 besuchte ich in Berlin im St. Oberholz eine Podiumsdiskussion, in der es mal wieder um das ewige Thema das böse Internet ging. Jens Best war da, der versucht, das Thema etwas differenzierter zu betrachten. Die Moderatoren, die mit durchschaubaren Sticheleien versuchten, Panik zu schüren und die Diskussion hochzukochen. Und Sascha Adamek, dessen Facebook-Falle gerade herausgekommen war.

Auch wenn in der Diskussion mal wieder die ewig gleichen Klischees gedroschen wurden, habe ich mir das Buch dann doch bestellt: Etwas Kritik an Facebook kann ja nichts schaden, nachdem David Kirckpatrik dem blauen Risen ja eher Honig ums Maul geschmiert hatte. Was für ein Irrtum!

Auf Bestseller getrimmt!

Adameks durch flotte Überschriften und reißerischen Stil sehr auf Bestseller getrimmtes Buch will aufklären über die Machenschaften des Zuckerberg-Imperiums – und bedient dann doch nur abgedroschene Klischees.

Beispielsweise lässt Adamek sich in epischer Breite über die Nachteile des eMail-Freunde-Finders aus, der offenbar, einmal gedrückt, es Facebook für alle Zukunft erlaubt, auf unsere Adressbücher zuzugreifen. Nur: Das ist nichts Neues, eine entsprechende Funktion. Auch sachliche Fehler finden sich:

Sachliche Fehler

Auf Seite 142 vermischt Adamek beispielsweise geschickt die Fakten zur Suchmaschine Google, sodass der unbedarfte Leser einen ganz falschen Eindruck gewinnt: Da steht:

“Google misst die Beliebtheit von Millionen Websites weltweit. Und nichts ist für Menschen und Marken, die im Internet gefunden werden wollen, angenehmer als in diesem Ranking der Suchmaschine weit oben zu erscheinen.”

Dies eingebettet in ein Kapitel zu Facebooks “Gefällt mir Button” und zum Tracking von Nutzerdaten in Sozialen Netzwerken. Das klingt nun so, als ob sich auch das Google-Ranking durch das Klicken eines “Gefällt-mir-Buttons” schnell und einfach manipulieren ließe.

Algorithmen sind komplexer

Tatsächlich ist der Algorithmus, nach dem Google das Ranking seiner Suchergebnisse berechnet, weit komplizierter: Sicherlich spielen dabei auch Like-Buttons eine Rolle, jedoch wurden entsprechende Updates und auch Googles +1-Button weitgehend erst nach erscheinen von Adameks Buch implementiert.

Tatsächlich bemisst sich die Beliebtheit im Google-Ranking weit mehr aus der Verlinkung durch andere Seiten, die deutlich schwerer zu erreichen sind damit ein besseres Qualitätsmerkmal darstellen. Kurz: Der Eindruck, denn der Autor durch diese Oberflächlichkeit hier erweckt, ist schlicht falsch und das dürfte auch für andere Bereiche des Buches gelten.

Spekulationen ohne Beweise

Immerhin, es ist Adameks Verdienst, auch unbedarfte User darauf aufmerksam zu machen, das Facebook kein sozialer, eigennütziger Verein ist und man dort ein wenig vorsichtig mit seinen Daten umgehen sollte. Zum Beispiel wenn er über die Verbindung von Facebook und dem US-Geheimdienst schreibt, die Adamek trotz einiger gut gemachter Assoziationen dann aber doch nicht beweisen kann.

Noch Spekulativer und Science-Fiction-mäßiger wird es, wenn Adamek über Facebook als Vorstufe zur künstlichen Intelligenz schreibt. Paradoxerweise bedienen aber genau diese difusen, unklaren Szeniaren gezielt die Ängste des Publikums.

Skepsis gegen Social Media

Bleiben wir auf dem Teppich. Solche unbewiesene Panikmache bringt uns nicht weiter. Tatsächlich merkt man Adamek seine Skepsis nicht nur gegenüber Facebook, sondern gegen die gesamten Sozialen Medien und dieses neuartige Internetzeugs, dass die Privatsphäre aufweicht, nur so an.

Denn Adamek schreibt nicht nur über Facebook, sondern bedient zwischendurch auch nochmal schnell das Vorurteil, bei Twitter würden nur Belanglosigkeiten ausgetauscht. Aber wenn man unbedingt Twitter und Facbook in einen Topf werfen will – bitte! So schreibt Adamek auf Seite 226:

“Andererseits haben Moderatoren wie Anne Will, Frank Plasberg, Johannes B. Kerner oder Maybrit Illner einen festen Sendeplatz für ihre Talkshows, einen Beginn und ein Ende. Als Zuschauer konzentriert man sich auf die Diskussion oder lässt es bleiben. Auf Facebook und Twitter haben die Debatten hingegen nie einen Anfang und nie ein Ende. Hier wird ständig geschnattert, aber die Diskussion darauf fällt schwer.”

TV ist besser?

Will heißen: Die Sendungen TV-Moderatoren sind es wert, geschaut zu werden. Wenn man das gesehen hat, weiß man alles, was man wissen muss. Alle weiteren Diskussionen zu verfolgen, kostet zu viel Zeit und ist eigentlich auch nicht notwendig.

Übrigens: Auch Adamek arbeitet vorrangig fürs Fernsehen! Und: Wer sich mal bei Twitter die Diskussionen über die einschlägigen Sendungen anschaut, wird eines besseren belehrt werden. Denn da zeigt sich, dass unter den vielen angeblich so unnötigen Diskussionsbeiträgen viele Perlen und viel Hintergrundinformationen stecken, die in den platten Sendungen gar nicht rauskommen. Gelebte Demokratie eben!

Diaspora in Bulgarien?

Eigentlich hätte sein Buch genauso gut die Social-Media-Falle heißen können. Dass man den Usern nicht nur Angst machen, sondern ihnen auch Alternativen aufzeigen könnte, das kommt Adamek nicht in den Sinn. Zwar erwähnt er Alternativen wie Diaspora, vergleicht diese aber mit Bulgarien, wo es zwar auch Wasser und Strom gäbe, die Freunde aber niemals hinfolgen würden.

Der Erfolg von Google+ straft Adamek mittlerweile Lügen: In nur zwei Wochen konnte Googles neues Netzwerk zehn Millionen neue Mitglieder anziehen wuchs damit schneller als Facebook. Das zeigt, dass die User sehr wohl bereit sind, zu wechseln, wenn es nur vernünftig gemacht ist.

Mehr Sachkenntnis bitte!

Eine etwas differenziertere Sichtweise und etwas mehr Sachkenntnis beim Autor, eigene Social-Media-Erfahrung statt nur angelesenes Wissen und ein wenig rumspielen auf Facebook wäre sicher hilfreich gewesen, ein kompetenteres und differenzierteres Buch zu schreiben.” “Die Frage stellt der amerikanische Journalist, Blogger und Professor Jeff Jarvis in seinem gleichnamigen Buch. Und um es gleich vorweg zu sagen: Das Gedankenspiel, die Erfolgsstrategie des Internetriesen Google auch auf andere Unternehmen zu übertragen, ist mehr als interessant.

Dabei sind Jarvis Thesen eigenlich nichts Neues und ich muss zugeben, dass ich anfangs kurz davor war, das Buch deswegen zur Seite zu legen (auch wenn es gut geschrieben ist):

Abkehr vom Massenmarkt, mehr Nischenprodukte und Kommunikation

Das Internet ist kein Massenmarkt, sondern ermöglicht, im Gegenteil, eine Masse von Märkten, weil es eine preiswerte, dezentrale Produktion erleichtert und einen zielgerichteten Vertrieb ermöglicht. Auf diese Weise bietet das Web Raum für die Anbieter von Nischenprodukten, ganz egal ob das jetzt seltene Klaviernoten, Maßkleider für Übergrößen oder spezielle Kaffeesorten sind. Doch die Hersteller haben oft einen Weltmarkt mit Kunden aus allen Kontinenten, weil ihnen eine gute Platzierung bei Google oft schon reicht, um permanent neue Kunden zu gewinnen.

Entscheidend dabei ist allerdings die Vernetzung und Kommunikation mit aktiven wie auch potenziellen Kunden, aber auch mit Konkurrenten. Darauf basiert im Wesentlichen die ganze Werbestrategie: Denn da die Unternehmen kleine, überschaubare Zielgruppen haben, können Sie diese viel genauer ansprechen – z.B. über Fachmedien und bei Fachveranstaltungen, aber vor allem auch im direkten Dialog: Gerade weil der Nischenanbieter Spezialist auf seinem Gebiet ist, kann er maßgeschneiderte Leistung in sehr guter Qualität, mit überzeugendem Service und fachlich hervorragenden Know How anbieten. Dadurch gewinnt er schnell das Vertrauen der Kunden in seine Kompetenz.

Kunden und Unternehmen arbeiten miteinander

Und mehr noch: Die Kunden helfen dem Unternehmen auch, Produkte und Service zu optimieren, weil sie auf Fehler aufmerksam machen und Verbesserungsvorschläge einbringen. Ein System des offenen Austauschs und gesunden Miteinanders also, von dem alle profitieren.

Übrigens gilt das auch für die sogenannten Konkurrenten: Denn wer sich durch spezialisierte Produkte oder Dienstleistungen von anderen absetzt, braucht Konkurrenz nicht zu fürchten, sondern kann mit ihr kooperieren um neue Kunden zu gewinnen oder gemeinsam zu agieren. Neu ist allerdings, dass Jarvis diese Ideen, diese sonst so abstrakt wirken, alle gut belegen kann – mit der Erfolg von Google.

Die perfekte Strategie?

Denn Google, so Jarvis, hat diese Strategie perfektioniert: So bringt der Internetriese seine Produkte in einem fortlaufenden Beta-Stadium heraus, damit die Kunden dann durch Tipps bei der Weiterentwicklung helfen. Google geht nicht davon aus, dass der User zu ihm kommt, sondern kommt zum User, indem es seine Karten, Videos, Suchfunktionen und auch die Werbebanner auch auf anderen Seiten zur Verfügung stellt – die Abkehr also von der selbstherrlichen Politik vieler Unternehmen, die glauben, mit geeigneten Marketingstrategien die Massen lenken zu können.

Google ist schlicht und einfach anzuwenden, obwohl es eine komplexe Struktur hat, was zeigt, dass Google sich sehr viele Gedanken macht, wie User sich auf einer Site verhalten (seit ich dieses Blog betreibe, weiß ich, wie kompliziert das ist). Ein weiterer Clou schließlich: Google bietet seine Leistungen zu so günstigen Preisen an (nämlich kostenlos!) dass es für Konkurrenten unattraktiv wird, Google zu unterbieten. Zumindest diese Strategie war mir neu.

Lesen – aber bitte kritisch

Dennoch lässt mich das Buch ein wenig skeptisch werden: Das klingt mir doch alles ein wenig zu schön um wahr zu sein. Dass Google von seinen Mitarbeitern regelrecht erwartet, ständigen Einsatz zu zeigen (als ich im letzten Jahr die Google-Zentrale in Hamburg besucht habe, konnte man einen Eindruck davon bekommen, dass die Mitarbeiter da praktisch lebten) sieht Jarvis eher positiv – und aus unternehmerischer Sicht ist es das wahrscheinlich auch. Ob es besonders sozial ist, ist eine andere Frage.

Der Massenmarkt ist tot, es leben die Nischenprdukte – auch wenn Jarvis alle Bedenken diesbezüglich vom Tisch wischen will (“Ich kenne allle Ihre Einwände…”) finde ich das doch ein wenig zu idealistisch gedacht: Nach meinen persönlichen Erfahrungen z.B. auf dem Buchmarkt lassen sich mit Büchern, die ein breites Publikum ansprechen, dafür aber weniger in die Tiefe gehen, doch deutlich höhere Gewinne erzielen als mit Nischenprodukten. Leider. Aber vielleicht sind wir in Deutschland einfach noch nicht so weit?

Weniger Privatheit gleich mehr Transparenz?

Und zuguterletzt wischt Jarvis den Hauptkritikpunkt an Google, eine Datenkrake zu sein, einfach vom Tisch: Denn er findet es sogar positiv, dass Google seine Daten nimmt, um zielgerichtet Werbung zu machen (“So bekomme ich für mich nur relevante Werbung angezeigt”) und dass die Aushölung der Privatspähre das Internet immer transparenter macht:

Denn so sei jeder gezwungen, möglichst ehrlich mit seinen Mitmenschen umzugehen, weil im Internet Verfehlungen noch nach Jahren nachvollziehbar seien. Leben wir hier in Deutschland also alle hinter dem Mond?

Gekauft von Google?

Als ich beim Lesen dann schon anfing, mich zu fragen, ob Jarvis vielleicht sogar Geld von Google bekommen hätte, fanden sich in der Mitte des Buches doch noch ein paar Kritikpunkte an Google:

Zum Beispiel was die fehlende Transparenz hinsichtlich des Suchmaschinen Algorythmus oder bei den Werbeieinnahmen angeht. Kritik übt Jarvis auch an Googles Verhalten in China. Auf diese Weise zeigt Jarvis sehr schön, dass es in der neuen Wirtschaft zwar darum geht, Öffentlichkeit und Vertrauen herzustellen, jedoch nur in begrenzem Maße. Und wo diese Messlatte lieg, muss wohl jeder selbst entscheiden.

Lesenswertes und interessantes Buch

Alles in Allem jedoch ein sehr lesenswertes Buch, das jedoch auch kritisch betrachtet werden sollte. Interessant fand ich als Journalistin natürlich vor allem die Ausführungen die Jarvis zur Trendwende im Medienbereich macht, die viele Verlage hierzulande verschlafen haben.

In jedem Fall fand ich die Thesen von Jarvis so bemerkenswert, dass ich mich in den kommenden Wochen in einer kleinen Artikelserie etwas näher damit auseinandersetzen und sogar die eine oder andere auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüfen will. Sie können also gespannt sein.”


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