Sie kennen das vielleicht auch: Ein dummer Spruch vom Kollegen und schon sind Sie sprachlos! Erst später fällt Ihnen die passende Antwort ein – meist zu spät. Doch Schlagfertigkeit lässt sich lernen. Und sie ist wichtig, denn: Wer gekonnt pariert, stärkt damit nicht nur das eigene Selbstbewusstsein, sondern karrierefördernd auch sein Ansehen und seine berufliche Position.

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Schlagfertigkeit – leider im richtigen Moment oft ein Fremdwort

Der Verbale Schlagabtausch funktioniert dabei wie ein Spiel, es gibt Sieger und Verlierer. Am Anfang steht meist ein Konflikt: Menschen haben verschiedene Ansichten und jeder möchte den anderen möglichst schnell von seiner Meinung überzeugen. Das geht am besten, indem er gleich klarmacht, dass der andere im Unrecht ist. Oder jemand will einfach zeigen, dass er mehr Macht hat als der andere. Auch wenn solche Aggressionen als “unfein” gelten, gehören Sie dennoch zum Alltag. Und so manch kleine Gemeinheit erkennt man gar nicht sofort als solche.

In jedem Fall gilt: Wer sich nicht dagegen wehrt, ja sich im Gegenteil sogar noch rechtfertigt, steht schnell als Verlierer da. Doch es geht nicht darum, dass Sie wild zurückschlagen, sondern den Gegner taktisch geschickt überraschen und entwaffnen. Wenn der Angriff ins Leere läuft, haben Sie die Lacher auf ihrer Seite und stellen den Angreifer nicht bloß – gerade gegenüber Vorgesetzten das klügere Vorgehen. Wir stellen Ihnen die häufigsten Angriffs-Grundmuster und mögliche Entgegnungen vor. Wenn Sie einmal die Grundregeln des verbalen Spiels durchschaut haben, finden Sie bald ganz automatisch Ihre eigenen passenden Antworten.

Checkliste mehr Selbstbewusstsein – so bekommen Sie es in den Griff

Soziale Normen – die Mehrheit hat Recht?

Menschen sind soziale Wesen und orientieren sich daher an dem, was andere denken und sagen. Das ist auch gut so, denn dieses Verhalten hält die Gesellschaft zusammen und bietet in vielen Situationen Orientierung. Die wenigsten möchten gerne als Sonderling, der aus der Reihe tanzt, dastehen. Und genau das machen sich Angreifer zunutze, etwa mit Aussagen wie: “Sie sind der erste, der damit ein Problem hat” oder “das ist doch nicht normal”. Hier können Sie antworten: “Einer muss ja mal der erste sein”, bzw. “doch, das völlig normal”.

Häufig steckt der Angriff in so unscheinbaren Worten wie”natürlich”, “normal” oder “man”, etwa “man kann das ja kaum glauben” (mögliche Antwort: “doch, das können Sie ruhig glauben”) die jeder gerne benutzt. Wichtiger ist jedoch das, was ungesagt bleibt, nämlich die implizite Meinung des Angreifers: “Nicht nur ich bin dieser Ansicht, sondern die Mehrheit – und wer die Ansicht nicht teilt, ist irgendwie komisch und hat unrecht.” Auch wenn die Versuchung groß ist, sich der Mehrheitsmeinung zu beugen – oft genug steht der soziale Konsens auf ziemlich wackeligen Beinen und es gehört nicht viel (außer etwas Mut) dazu, die Aussage zu entkräften: “Niemand wird das kaufen, das zeigen Studien mit tausenden von Kunden.” Ihre Antwort: “Und was ist mit den anderen paar Millionen?”.

Die Sache mit der Moral

Gerne werden auch moralische Vorwürfe gemacht, um jemanden emotional zu nötigen. Implizit steckt dahinter: Wer nicht dieser Ansicht ist, ist wahlweise unmoralisch, ein schlechter Mensch, faul oder im Unrecht – und noch vieles mehr. Da niemand das gerne sein möchte, ist er gezwungen, dem anderen recht zu geben oder seine Forderung zu erfüllen.

Wenn Sie das nicht wollen, brauchen Sie einige passende Antworten, etwa: “Geben Sie sich doch etwas mehr Mühe.”- “Geben Sie sich etwas mehr Mühe, mich zu unterstützen”; “Tun Sie es mir zu liebe” –.”Verzichten Sie mir zu liebe auf Ihre Forderung”; “Sie vertrauen mir wohl nicht” – “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.” oder “Nicht als Blankoscheck.”; “Dazu haben Sie kein Recht!” – “Manche Rechte muss man sich nehmen, sonst hat man sie nicht.”; “Sie haben mich sehr enttäuscht!”, oder “Das ist Ihnen wohl alles ega!l” – “Ich fürchte, ich habe unter Ihren Erwartungen gelegen.” oder schärfer “Ein Problem Ihrer Erwartung.”

Das Spiel mit der Angst

Gerne spielen Angreifer mit Ihrer Angst, alleine dazustehen oder ein schlechter Mensch zu sein. Doch die ist unbegründet, wenn Sie selbstbewusst zu Ihrer Meinung stehen.

Pauschale Aussagen kontern

Wer andere attackiert, verallgemeinert häufig, zum Beispiel, indem er eine einzelne Verhaltensweise als typisch für die ganze Person hinstellt, etwa “Sie hören nie zu, wenn ich etwas erkläre.” Das verstärkt die Wirkung der Kritik deutlich, denn ab und zu mal auftretende Verhaltensweisen wären ja nicht sonderlich interessant. Kennzeichen solcher Verallgemeinerungen sind so kleine und unscheinbare Worte wie “nie”, “immer” oder “alles”.

Das Ergebnis ist in jedem Fall das selbe: Der angegriffene wird als ganze Person abgewertet. Da hilft es nur, die Pauschalisierung, die ja schon eine Übertreibung ist, deutlich ins Absurde zu treiben. Beispiele: “Dass Sie immer so langsam arbeiten müssen!” – “Ja, ich trainiere für ein Schneckenrennen” oder “Sie glauben auch alles, was auf dem Flur getratscht wird.” – “Ja, ich glaube sogar noch an den Weihnachtsmann.”

Mit Ironie antworten

Wenn der Angreifer nicht Sie, sondern eine ganze Gruppe von Menschen verunglimpft, gibt es eine Antwort, die fast immer passt. Beispiel: “Dass Frauen auch nie Ihre Computer nie im Griff haben” – “Na dann müssten Sie ja…”, und dann fügen Sie die jeweilige Gruppe ein: “…eine Frau sein.” Eine unfaire Form der Pauschalisierung sind Totschlagargumente. Beispiel bei der Vorstellung einer neuen Idee:

“Also ich glaube nicht, dass irgendjemand so etwas kauft.” Eine Diskussion würden Sie unweigerlich verlieren. Lassen Sie den Kritiker doch denken, was er will und zeigen Sie Ihr Selbstbewusstsein: “Wir bleiben Freunde, auch wenn ich da anderer Ansicht bin!” Oder zeigen Sie Ihr Selbstbewusstsein: “Damit kann ich leben!” Brechen Sie dann den Blickkontakt ab und machen Sie einfach weiter.

Checkliste: Auf Fragen gekonnt reagieren

Fragen können sachlich und konstruktiv gestellt werden, einfach weil jemand Informationen von Ihnen haben möchte. Sie können aber auch unfair sein. Das Problem ist, dass man den Angriff dahinter nicht immer gleich erkennt.

Wenn andere Sie lächerlich machen wollen

Gerade in schwierigen Diskussionen stellen Sie mit einer souveränen Reaktion Ihr Selbstbewusstsein zur Schau.

Wenn anderen etwas nicht passt, was Sie gesagt haben, greifen sie nicht selten auch zu dieser Methode: Man übertreibt Ihre Aussage so maßlos, dass Sie lächerlich wirkt und sie dumm dastehen, etwa: “Sie sind wohl auch eine dieser Emanzen”, “Was haben Sie den Großartiges zu sagen?” Ignorieren Sie solche Bemerkungen. Wenn die Attacke aber besonders beleidigend ist, ignorieren Sie sie die Bemerkung bewusst, so dass es jeder merkt: Reagieren Sie mit einer wegwerfenden Kurzbemerkungen wie “Ja da schau her..”, “Ach wirklich…”, “Sagen Sie bloß….”oder “Meinen Sie…” und fügen Sie süffisant den Namen des Angreifers ein. Dann schauen dann einfach weg. Wichtig ist hier besonders die richtige, langgezogene Betonung, die ironisch und nicht fragend klingen muss: “Sie sind ja so pingelig, dass bald niemand mehr mit Ihnen zusammenarbeiten will” – “Saaagen Siiiie nuuur, Herr Kleinschmitt…”.

Wenn andere sich unangreifbar machen

In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Übertreibung einfach ernst zu nehmen, um den Angreifer selbst lächerlich zu machen: “Brauchen Sie etwa eine schriftliche Aufforderung?” – “eMail genügt, danke!”

Mitunter versuchen andere auch, sich gegen Kritik von vorneherein immun zu machen, indem Sie dem Kritiker absprechen, sie überhaupt kritisieren zu dürfen. Beispielsweise, indem Sie sich implizit auf das Sprichwort berufen “Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen”. “Sie machen wohl nie etwas falsch”, wird dann gerne auf Kritik geantwortet. Natürlich macht jeder mal Fehler, demzufolge dürfte niemand niemanden kritisieren – ein absurder Gedanke. Antworten Sie daher: “Darüber reden wir, wenn es so weit ist.” In die gleiche Richtung geht der Hinweis: “Machs doch besser!” Sie können Antworten: “ICH muss es nicht besser machen!” So ein Angriff geht noch schärfer, etwa indem man den Kritiker kurzerhand als jemand abstempelt, der keine Ahnung hat, was er da redet: “Sie haben überhaupt nicht verstanden, was ich sagen wollte.” Die ebenso scharfe Anwort: “Das war auch nicht mein Ehrgeiz”.

Besonders schwierig: Der andere will es nicht gewesen sein

Kontern Sie auch selbstbewusst, wenn andere es nicht gewesen sein wollen. Andere lehnen z.B. ihre Verantwortung ab, indem Sie auf Ihre eigentlich guten Absichten verweisen: “Ich wollte das heute erledigen, doch nun ist es zu spät…”, oder “ich habe es doch nur gut gemeint.”

Dennoch dürfen Sie Kritik üben: “Was zählt, ist aber das Ergebnis, dass Sie das nicht erledigt haben” oder “Gut gemeint aber, schlecht umgesetzt.” Und auch wer von vorneherein seine Fehler eingesteht, will eigentlich nicht schuldig sein, sondern sympathisch erscheinen: “Ich bin so schrecklich neugierig, erzählen Sie mir doch, was der Chef gesagt hat…” Wenden Sie einfach die selbe Taktik an: “Und ich bin so schrecklich maulfaul!”

5 Allround-Abwehrtechniken für jede Situation

Es gibt Erwiderungen, die praktisch auf jeden Angriff passen und die sich schnell und ohne großes Nachdenken erlernen und anwenden lassen:

1. Stimmen Sie zu

Wenn Sie voll zu sich stehen, können Sie jede Attacke in leere laufen lassen. Der Angreifer wird dann nämlich zum Langweiler. Wenn es an den Fakten des Angriffs ohnehin nichts zu rütteln gibt, reicht dazu einfaches Zustimmen: Beispiel: Der Kollege sagt: “Sie haben ja nichtmal Ihr Studium abgeschlossen!”. Mögliche Antworten: “Das sehen Sie richtig”, “Das haben Sie gut beobachtet” oder “Daran werden Sie sich gewöhnen müssen.”

Und wenn es Ihnen egal ist, was die anderen denken, können Sie auf den Vorwurf “Das ist so nicht ok…” schlicht antworten: “Doch das ist es.” Schwieriger wird es, wenn die Aussage eine (Ab)Wertung enthält, etwa: “Sie sind ja nicht teamfähig”. Heben Sie dann die Information in der Aussage hervor, bedanken Sie sich – und stimmen Sie zu: “Danke für den Hinweis. Das hat mir schon mal jemand gesagt” oder “Wenn Sie mir sagen wollen, dass ich meine Meinung vertrete, dann stimme ich Ihnen zu.”

2. Machen Sie den Angreifer lächerlich

Mit dieser Technik tun Sie niemandem weh, ja Sie gewinnen gleichzeitig noch an Ansehen, weil Sie mit spontanen, witzigen Bemerkungen auch andere zum Lachen bringen. Und: Sie lernen auch noch selbst, die Dinge mehr mit Humor zu nehmen. Übersteigern Sie die Aussage des Gegners ins Uferlose. Ihr Vorgehen, etwa wenn Ihr Kollege bemerkt, dass Sie in letzter Zeit zu wenig gearbeitet haben:

Welches Bild fällt Ihnen zum Thema wenig Arbeiten ein? Etwa sie in einer Hängematte am Palmenstrand. Je absurder und weiter weg das Bild von der Realität, desto besser. Aber genau dieses Bild beschreiben Sie dann als Realität, etwa “Klar, ich habe jeden Tag auf den Malediven in der Hängematte gelegen!” Weitere Beispiele: “Warum kennen Sie dieses Detail denn nicht?” – “Ich kann ja nicht immer mit dem gesamten Handbuch unter dem Arm herumlaufen.” oder “Sie haben den Kunden aber schlecht beraten!”- “: Ja genau, er benutzt jetzt die Waschmaschine als Whirlpool.” Das funktioniert auch bei persönlichen Angriffen: “Ihre Krawatte ist ja so krumm gebunden!” – “: Stimmt, ich wollt mich gerade aufhängen.”

3. Verweigern Sie das Verständnis

Spielen Sie einfach nicht mit. Wenn Sie etwas nicht verstehen (wollen), gerät Ihr Gegner in Erklärungszwang. Und auf jede Erklärung reagieren Sie wieder verständnislos, bis dem anderen die Luft ausgeht. Auf eine Attacke hin sagen Sie schlicht: “Das verstehe ich nicht” ohne Rechtfertigung und ganz trocken.

Oder sie verstehen den anderen absichtlich falsch, etwa den Vorwurf: “Ich habe so etwas schon mit 13 Jahren gewusst und bin dann Ingenieur geworden.” Sie antworten trocken: “Mit 13?” Oder bitten Sie um eine Erklärung: “Sie sind ja inkompetent!” – “Definieren Sie Inkompetenz!”

4. Irritieren Sie den Angreifer

Bringen Sie Ihr Gegenüber zum Nachdenken – mit einem völlig unpassenden Sprichwort. Beispiel: “Sie sind wohl auch eine von diesen Betriebsnudeln” Mögliche Antwort: “Ja, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer” oder “In der Not frisst der Teufel fliegen”.

Oder überraschen Sie mit einem Kompliment: “Ich mag Ihren Witz” oder “Sie sind ein wunderbarer Gesprächspartner”. Auch mit Körpersprache können Sie den anderen irritieren: Schauen Sie am rechten oder linken Auge Ihres Gegners vorbei. Noch wirkungsvoller, aber auch aggressiver: Schielen Sie

5. Drehen Sie den Spieß um

Wenn Sie jemand angreift, gibt er damit immer auch ein Stück über sich selbst preis. Geben Sie dem anderen eine Rückmeldung über seine möglichen Beweggründe – dadurch muss er sich rechtfertigen.

Setzen Sie vor jede Aussage: “Sie scheinen…” Ihr Chef meckert beispielsweise: “Mensch, ist Ihr Schreibtisch wieder unaufgeräumt.” Die versöhnliche Variante ihrer Antwort: “Sie scheinen auf Ordnung Wert zu legen.” Die schärfere Replik: “Sie scheinen einen Grund zu suchen, um mich zu beleidigen.”

Fazit: Seien Sie kreativ

Schlagfertigkeit erfordert neben Mut auch Ideen, um etwas Intelligentes zu sagen. Üben Sie Ihre Kreativität.