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Offenlegung & Urheberrechte: American Airlines hat diverse Recherchereisen von uns durch Teilübernahme der Reisekosten unterstützt. Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock. Das Ministerium für Wirtschaft, Entwicklung und Tourismus des US-Bundesstaats Texas hat bei einer Recherchereise die Kosten für Flug und Unterkunft übernommen. VisitDenmark hat unsere Reise nach Dänemark durch Übernahme der Reisekosten unterstützt.
Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 16.02.2024 • Zuerst veröffentlicht am 28.04.2021 • Bisher 7786 Leser, 2441 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Soft oder Personal Skills werden oft als erwünschte Qualifikation genannt, aber kaum einer weiß, was darunter zu verstehen ist. Was kaum jemand glaubt: Kritikfähigkeit und das richtige Maß an Bescheidenheit sind tatsächlich zielführend.
Bescheidenheit ist heutzutage eine wichtige Fähigkeit, und das aus gutem Grund: Nicht wenige Menschen beschäftigen sich mit der Frage: Wie viel Selbstdarstellerei ist bei der Jobsuche notwendig und nützlich – und wann kippt das ganze?
Die Idee, mich eingehender mit diesem Thema zu beschäftigen, kam mir, weil ich immer wieder danach gefragt werde, z.B. wenn ich Vorträge zur Selbstvermarktung mit Social Media halte. Viele Zuhörer wollen wissen, ob die ständige Selbstvermarkterei im Internet denn die Adressaten nicht nerve und ob nicht ein wenig Bescheidenheit angebrachter sei?
Die Vorsicht mit der diese Frage dann immer gestellt wird, auch die Regelmäßigkeit, mit der die Frage kommt, lassen für mich zwei Schlüsse zu: Zum einen ist die Frage vielen peinlich, weil sie schon voraussetzen, dass Selbstvermarktung eben heute dazu gehört, die Fragenden aber eigentlich keine Lust dazu haben.
Zum anderen scheint die Frage doch viele Menschen zu beschäftigen. Bescheidenheit gilt eben immer noch als Tugend. Die neue Selbstvermarktung ist dagegen in Deutschland vielen suspekt. Tatsächlich scheint es heutzutage auf den ersten Blick nötig, sich bei der Jobsuche anzupreisen wie sauer Bier, um aus der grauen Masse der Bewerber überhaupt herauszustechen.
Schließlich sorgen immer wieder Beispiele kreativer Bewerbungen für Furore in der Recruiting-Szene: Von der Social-Media-Süchtigen, die sich bei einem Automobilkonzern bewarb über peppige Lebensläufe diverser Grafik-Designer bis zu originellen Bewerber-Videos.
Vorläufiger Höhepunkt dieses Trends: In Dänemark stellten sich im Frühjahr Akademiker einen Monat lang in einem Schaufenster aus, mitorganisiert von der Gewerkschaft Djøf. Schilder und Broschüren wiesen darauf hin, dass hier hochqualifzierte Menschen einen Job suchen.
Eine erweiterte Form des Social Recruiting sozusagen, bei dem die Arbeitswilligen nicht mehr einfach ihr Profil in soziale Netzwerke stellten, sondern sich gleich selbst anboten.
Genau da liegt der Denkfehler: Wer nur um jeden Preis auffallen will, rennt leicht am Ziel vorbei. Dass in Dänemark von 15 Schaufenster-Sitzern gerade mal zwei einen Job fanden, hängt sicher auch damit zusammen, dass die Protagonisten letztendlich eher passiv blieben.
Menschen wollen sehen, dass sich andere aktiv um etwas bemühen. Zum Beispiel einen Job. Eine ausgefallene Initiativbewerbung wirkt da deutlich zielgerichteter. Doch natürlich kommt es auch auf die richtige Qualifikation an – aber auch darauf, dass der Chef in spe davon erfährt.
Genau deshalb ist übergroße Bescheidenheit genauso falsch wie pure Marktschreierei. Langfristig zählen im zwischenmenschlichen Umgang, also auch bei Jobsuche und Karriere, eben doch Qualifikationen, persönliches Engagement, die Fähigkeit mit Rückschlägen umzugehen und ein langer Atem. Also die wichtigen Personal Skills.
Wer darüber hinaus noch die schmale Gratwanderung zwischen kreativer Selbstvermarktung und peinlicher Selbstdarstellerei beherrscht, dürfte nicht nur am Arbeitsmarkt gute Karten haben. Aber Vorsicht: Der Grat ist wirklich schmal.
Denn bei aller Begeisterung für positives Denken sollten Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden. Einer Studie zufolge entstehen einem deutschen Unternehmen durch Streit nämlich jährlich Kosten bis zu drei Millionen Euro. Das Problem dabei ist vor allem die Art, wie damit umgegangen wird.
Allerorten schwelen unerkannte Konflikt-Herde mit kleinen Sticheleien und fiesen Bemerkungen. Bis irgendwann die Bombe platzt: Und dann wird nicht mehr sachlich, sondern nur noch emotional diskutiert, weil die Beziehungsebene zwischen den Parteien schon längst nachhaltig gestört ist.
Management-Trainerin Cornelia Topf weiß aus Erfahrung, dass es oft gar nicht mehr um die Sache geht: “Auch wenn wir uns eher kompromissbereit fühlen, unser Hirn macht uns möglicherweise einen Strich durch die Rechnung.
Es verfügt über ein Belohnungszentrum, das bei einem Sieg Dopamin ausschüttet – dadurch empfinden wir Glück.” Kurz: Der Wunsch, gewinnen zu wollen wird zum Selbstzweck.
Was also tun? Ein ethnologischer Vergleich zeigt: Bei vielen Naturvölkern, zum Beispiel den Massai in Kenia, vermittelt ein Ältestenrat in Streitfällen. In deutschen Unternehmen gibt es solche Institutionen selten, stattdessen ist der Chef überfordert und für einen Mediator kein Geld da. Kurz: Die Konfliktparteien müssen sich irgendwie arrangieren.
Eine Lösung bietet das Harvard-Konzept. Dessen Ziel ist der größtmögliche beiderseitige Nutzen – jenseits aller Befindlichkeiten. Zunächst müssen beide Seiten zwischen Verhandlungsgegenstand und Beziehung zwischen den Konfliktparteien unterscheiden.
Wichtig ist, sich nicht auf Positionen, sondern die dahinter liegenden Interessen zu konzentrieren.
Beleidigungen oder unsachliche Bemerkungen sollten sofort direkt angesprochen werden – das nimmt ihnen die Schlagkraft. Beide Parteien sollten möglichst viele Optionen entwickeln, die sie jedoch erst später bewerten und entscheiden.
Die Entscheidung für oder gegen einen Kompromiss erfolgt schließlich, indem man diesen mit der besten Alternative vergleicht. Auch wenn es schwer fällt: Es kann hilfreich sein, Gefühle auf diese Weise mal beiseite zu schieben.l
Denn auch wenn niemand gerne Fehler zugibt, sind sie wichtig und wertvoll – wenn man sie konstruktiv nutzt. Das impliziert die Fähigkeit, daraus zu lernen. Denn daraus können Innovationen entstehen.
Gerade in Deutschland tut man sich eher schwer damit. Schuld trägt unsere Perfektionismus-Kultur: Wer bei einem Fehler erwischt wird, ist stigmatisiert, sie werden daher nach Möglichkeit vermieden und Kritik ist unerwünscht.
Das geht auch anders. Vor einiger Zeit war ich in Texas: Sogar in Restaurants wie dem South Congress in Austin liegen dort Zettel und Stifte bereit, mit denen die Gäste nach dem Sonntags-Brunch Verbesserungsvorschläge einreichen können.
Und während Kritik hierzulande oft verschämt-zähneknirschend angenommen wird, interessieren sich die Leute dort richtig für die Kundenmeinung, ja sie fragen extra noch einmal nach – das ist mir im Hotel Meridien in Dallas so passiert, als die Sales-Managerin sich nicht mit der oberflächlichen Aussage “nettes Hotel” zufrieden gab und extra nochmal nachhakte. Als Deutschen kann einen das echt verwundern.
Von dieser amerikanischen Kultur profitieren auch viele erfolgreiche US-Unternehmen, die die Feedback-Schleifen in das Trial-und-Error-Verfahren der Produktentwicklung eingebaut haben. Fehler werden dadurch zum Mittel der Innovationsgewinnung.
Doch wie gelingt ein entspannter, konstruktiver Umgang mit Fehlern? Zunächst, indem man sich klar macht, dass Kritik eine wertvolle Information ist, die Verbesserungsmöglichkeiten sichtbar macht. Fehler-Vermeidung um jeden Preis ist daher kontraproduktiv.
Hilfreich ist selbst berechtigte Kritik allerdings nur, wenn sie sachlich geäußert wird. Leider steckt oft auch Neid dahinter oder wird von Vorgesetzten als Machtmittel eingesetzt.
Wer auf Fehler aufmerksam gemacht wird, sollte sich daher gut überlegen, wer das tut und warum – und ob diese Meinung kompetent ist. Verletzend ist vor allem auch verallgemeinernde, abwertende Kritik wie “Sie machen immer so dumme Fehler”.
Wer wissen will, was er besser machen kann, braucht differenziertere Aussagen – und sollte sich nicht scheuen, diese auch einzufordern. Wer hingegen durch ungerechtfertigte Kritik bloßgestellt wird, kann sich wehren.
Den Kritiker nicht zu beachten oder ihm vordergründig-ironisch sogar recht zu geben, um ihn ins Leere laufen zu lassen, sind hierfür gute rhetorische Kniffe. Auf keinen Fall sollte man diskutieren oder sich rechtfertigen!
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
Sehr guter Beitrag über Persönlichkeitsentwicklung!
Aus Fehlern lernen sollten wir alle. In diesem Sinne: Warum lässt sich auf dieser Seite manchmal das Menü nicht ausklappen?
Ein super-wichtiges Thema, weil gerade zum Thema Fehler oft nur hohle Phrasen gedroschen werden!
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