Soft oder Personal Skills werden oft als erwünschte Qualifikation genannt, aber kaum einer weiß, was darunter zu verstehen ist. Was kaum jemand glaubt: Kritikfähigkeit und das richtige Maß an Bescheidenheit sind tatsächlich zielführend.

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Selbstvermarktung – nervt das nicht?

Bescheidenheit ist heutzutage eine wichtige Fähigkeit, und das aus gutem Grund: Nicht wenige Menschen beschäftigen sich mit der Frage: Wie viel Selbstdarstellerei ist bei der Jobsuche notwendig und nützlich – und wann kippt das ganze?

Die Idee, mich eingehender mit diesem Thema zu beschäftigen, kam mir, weil ich immer wieder danach gefragt werde, z.B. wenn ich Vorträge zur Selbstvermarktung mit Social Media halte. Viele Zuhörer wollen wissen, ob die ständige Selbstvermarkterei im Internet denn die Adressaten nicht nerve und ob nicht ein wenig Bescheidenheit angebrachter sei?

Selbstanpreisung wie sauer Bier?

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Die Vorsicht mit der diese Frage dann immer gestellt wird, auch die Regelmäßigkeit, mit der die Frage kommt, lassen für mich zwei Schlüsse zu: Zum einen ist die Frage vielen peinlich, weil sie schon voraussetzen, dass Selbstvermarktung eben heute dazu gehört, die Fragenden aber eigentlich keine Lust dazu haben.

Zum anderen scheint die Frage doch viele Menschen zu beschäftigen. Bescheidenheit gilt eben immer noch als Tugend. Die neue Selbstvermarktung ist dagegen in Deutschland vielen suspekt. Tatsächlich scheint es heutzutage auf den ersten Blick nötig, sich bei der Jobsuche anzupreisen wie sauer Bier, um aus der grauen Masse der Bewerber überhaupt herauszustechen.

Die hippen Kreativ-Beispiele aus der Szene und Dänen im Schaufenster

Schließlich sorgen immer wieder Beispiele kreativer Bewerbungen für Furore in der Recruiting-Szene: Von der Social-Media-Süchtigen, die sich bei einem Automobilkonzern bewarb über peppige Lebensläufe diverser Grafik-Designer bis zu originellen Bewerber-Videos.

Vorläufiger Höhepunkt dieses Trends: In Dänemark stellten sich im Frühjahr Akademiker einen Monat lang in einem Schaufenster aus, mitorganisiert von der Gewerkschaft Djøf. Schilder und Broschüren wiesen darauf hin, dass hier hochqualifzierte Menschen einen Job suchen.

Eine erweiterte Form des Social Recruiting sozusagen, bei dem die Arbeitswilligen nicht mehr einfach ihr Profil in soziale Netzwerke stellten, sondern sich gleich selbst anboten.

Achtung Denkfehler: Es geht um Aktion, nicht um Auffallen!

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Genau da liegt der Denkfehler: Wer nur um jeden Preis auffallen will, rennt leicht am Ziel vorbei. Dass in Dänemark von 15 Schaufenster-Sitzern gerade mal zwei einen Job fanden, hängt sicher auch damit zusammen, dass die Protagonisten letztendlich eher passiv blieben.

Menschen wollen sehen, dass sich andere aktiv um etwas bemühen. Zum Beispiel einen Job. Eine ausgefallene Initiativbewerbung wirkt da deutlich zielgerichteter. Doch natürlich kommt es auch auf die richtige Qualifikation an – aber auch darauf, dass der Chef in spe davon erfährt.

Die Gratwanderung beherrschen

Genau deshalb ist übergroße Bescheidenheit genauso falsch wie pure Marktschreierei. Langfristig zählen im zwischenmenschlichen Umgang, also auch bei Jobsuche und Karriere, eben doch Qualifikationen, persönliches Engagement, die Fähigkeit mit Rückschlägen umzugehen und ein langer Atem. Also die wichtigen Personal Skills.

Wer darüber hinaus noch die schmale Gratwanderung zwischen kreativer Selbstvermarktung und peinlicher Selbstdarstellerei beherrscht, dürfte nicht nur am Arbeitsmarkt gute Karten haben. Aber Vorsicht: Der Grat ist wirklich schmal.

Denn bei aller Begeisterung für positives Denken sollten Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden. Einer Studie zufolge entstehen einem deutschen Unternehmen durch Streit nämlich jährlich Kosten bis zu drei Millionen Euro. Das Problem dabei ist vor allem die Art, wie damit umgegangen wird.

Schwelende Konflikt-Herde erkennen

Allerorten schwelen unerkannte Konflikt-Herde mit kleinen Sticheleien und fiesen Bemerkungen. Bis irgendwann die Bombe platzt: Und dann wird nicht mehr sachlich, sondern nur noch emotional diskutiert, weil die Beziehungsebene zwischen den Parteien schon längst nachhaltig gestört ist.

Management-Trainerin Cornelia Topf weiß aus Erfahrung, dass es oft gar nicht mehr um die Sache geht: “Auch wenn wir uns eher kompromissbereit fühlen, unser Hirn macht uns möglicherweise einen Strich durch die Rechnung.

Gewinnen wollen als Selbstzweck

Es verfügt über ein Belohnungszentrum, das bei einem Sieg Dopamin ausschüttet – dadurch empfinden wir Glück.” Kurz: Der Wunsch, gewinnen zu wollen wird zum Selbstzweck.

Was also tun? Ein ethnologischer Vergleich zeigt: Bei vielen Naturvölkern, zum Beispiel den Massai in Kenia, vermittelt ein Ältestenrat in Streitfällen. In deutschen Unternehmen gibt es solche Institutionen selten, stattdessen ist der Chef überfordert und für einen Mediator kein Geld da. Kurz: Die Konfliktparteien müssen sich irgendwie arrangieren.

Den größtmöglichen beiderseitigen Nutzen finden

Eine Lösung bietet das Harvard-Konzept. Dessen Ziel ist der größtmögliche beiderseitige Nutzen – jenseits aller Befindlichkeiten. Zunächst müssen beide Seiten zwischen Verhandlungsgegenstand und Beziehung zwischen den Konfliktparteien unterscheiden.

Wichtig ist, sich nicht auf Positionen, sondern die dahinter liegenden Interessen zu konzentrieren.

Beleidigungen die Schlagkraft nehmen

Beleidigungen oder unsachliche Bemerkungen sollten sofort direkt angesprochen werden – das nimmt ihnen die Schlagkraft. Beide Parteien sollten möglichst viele Optionen entwickeln, die sie jedoch erst später bewerten und entscheiden.

Die Entscheidung für oder gegen einen Kompromiss erfolgt schließlich, indem man diesen mit der besten Alternative vergleicht. Auch wenn es schwer fällt: Es kann hilfreich sein, Gefühle auf diese Weise mal beiseite zu schieben.l

Die deutsche Perfektionismus-Kultur als Problem

Denn auch wenn niemand gerne Fehler zugibt, sind sie wichtig und wertvoll – wenn man sie konstruktiv nutzt. Das impliziert die Fähigkeit, daraus zu lernen. Denn daraus können Innovationen entstehen.

Gerade in Deutschland tut man sich eher schwer damit. Schuld trägt unsere Perfektionismus-Kultur: Wer bei einem Fehler erwischt wird, ist stigmatisiert, sie werden daher nach Möglichkeit vermieden und Kritik ist unerwünscht.

Bewertungen beim Sonntags-Brunch

Das geht auch anders. Vor einiger Zeit war ich in Texas: Sogar in Restaurants wie dem South Congress in Austin liegen dort Zettel und Stifte bereit, mit denen die Gäste nach dem Sonntags-Brunch Verbesserungsvorschläge einreichen können.

Und während Kritik hierzulande oft verschämt-zähneknirschend angenommen wird, interessieren sich die Leute dort richtig für die Kundenmeinung, ja sie fragen extra noch einmal nach – das ist mir im Hotel Meridien in Dallas so passiert, als die Sales-Managerin sich nicht mit der oberflächlichen Aussage “nettes Hotel” zufrieden gab und extra nochmal nachhakte. Als Deutschen kann einen das echt verwundern.

Trial und Error machen innovativ

Von dieser amerikanischen Kultur profitieren auch viele erfolgreiche US-Unternehmen, die die Feedback-Schleifen in das Trial-und-Error-Verfahren der Produktentwicklung eingebaut haben. Fehler werden dadurch zum Mittel der Innovationsgewinnung.

Doch wie gelingt ein entspannter, konstruktiver Umgang mit Fehlern? Zunächst, indem man sich klar macht, dass Kritik eine wertvolle Information ist, die Verbesserungsmöglichkeiten sichtbar macht. Fehler-Vermeidung um jeden Preis ist daher kontraproduktiv.

Sachliche Kritik kommt besser an

Hilfreich ist selbst berechtigte Kritik allerdings nur, wenn sie sachlich geäußert wird. Leider steckt oft auch Neid dahinter oder wird von Vorgesetzten als Machtmittel eingesetzt.

Wer auf Fehler aufmerksam gemacht wird, sollte sich daher gut überlegen, wer das tut und warum – und ob diese Meinung kompetent ist. Verletzend ist vor allem auch verallgemeinernde, abwertende Kritik wie “Sie machen immer so dumme Fehler”.

Differenzierte Aussagen nötig

Wer wissen will, was er besser machen kann, braucht differenziertere Aussagen – und sollte sich nicht scheuen, diese auch einzufordern. Wer hingegen durch ungerechtfertigte Kritik bloßgestellt wird, kann sich wehren.

Den Kritiker nicht zu beachten oder ihm vordergründig-ironisch sogar recht zu geben, um ihn ins Leere laufen zu lassen, sind hierfür gute rhetorische Kniffe. Auf keinen Fall sollte man diskutieren oder sich rechtfertigen!


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