Viele jugendliche orientieren sich bei der Berufswahl an Vorbildern – meist an den Eltern, aber auch an Prominenten. Das ist nicht sinnvoll, denn die Berufschancen der Zukunft sehen ganz anders aus

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Warum orientiert man sich überhaupt an Vorbildern?

Das Ideal besteht darin, dass gerade junge Menschen ihren Beruf nach ihren persönlichen Fähigkeiten wählen. In der Realität zeigen gleich mehrere Studien, dass dem nicht so ist – viel mehr wird nach Vorbildern in der eigenen Familie oder – ersatzhalber – nach Prominenten geschaut.

Es ist ja auch logisch: Kaum jemand kann in dem Alter, in dem er sich für eine Ausbildung entscheiden soll, schon abschätzen, welchen Job er sein ganzes Leben lang ausüben will. Da orientiert man sich zwangsläufig an dem, was man schon kennt.

Die Faktenlage

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Gleich mehrere Studien, etwa vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, vom Institut für Demoskopie Allensbach oder auch Daten aus der PISA-Studie zeigen, dass die Eltern großen Anteil an der Berufswahl ihrer Kinder haben.

Doch auch die Medien und das Internet sind wichtig – beispielsweise wollen die jungen Leute dann Arzt werden wie Dr. House oder “irgendwas mit Medien” machen.

Wer nur der Herde hinterher trottet…

“Wer nur der Herde hinterhertrottet…” – das bekannte Sprichwort, dass ich hier gar nicht vollständig wiedergeben muss, gilt auch und gerade für die Berufswahl als Grundstein für den späteren Lebensweg.

Denn wer nur Bekanntes und das, was die eigenen Eltern vielleicht vorleben, im Blick hat, verliert aus den Augen, welche ungeahnten Möglichkeiten es noch gibt. Und die Studien zeigen auch, dass sich die jungen Leute Orientierung wünschen, um aus der unüberschaubaren Masse an Ausbildungswegen den passenden Traumjob herauszupicken.

Lebenslanges lernen

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Schade nur, dass die meisten Eltern und Lehrer vor allem “sichere” 9-5-Jobs präferieren, von denen es in Zukunft immer weniger geben wird, statt neue Ideen gezielt zu fördern. Dass Beamter zu werden mittlerweile der Lebenstraum vieler junger Menschen ist, ist möglicherweise auch auf diesen Mist gewachsen.

Viel mehr solle man den jungen Leuten helfen, einen sicheren Grundstein zu legen, auf dem sie dann weitere Erfahrungen aufbauen können – Stichwort lebenslanges Lernen.

Die Ausbildung ist nur der Anfang

Denn dahin wird die Reise gehen: Gefragt ist nicht mehr die Ausbildung für den einen, lebenslangen Job oder gar die Karriere in einem Unternehmen.

Immer wichtiger wird hingegen Aspekt des lebenslangen Lernens, für die eine gute Ausbildung der Startpunkt sein kann – nach dem Motto: Erst einmal eine gute Grundlage legen, dann könnt Ihr später alles machen, was ihr wollt.

Absteigen vom toten Pferd?

Denn erfolgreiche berufliche Umstiege und Quereinstiege sind fast immer möglich und heute sinnvoller den je – auch wenn der Weg nicht immer ganz einfach ist.

Immer wieder liest man über diese mehr oder weniger prominenten Beispiele von Menschen, die aus ihrem bisherigen Job aussteigen und etwas ganz Neues machen. Oder die nach dem erfolgreichen Studium den Einstieg in eine fachfremde Branche schaffen. Dabei gilt: Dass es so viele andere geschafft haben, macht vielen Mut, selbst umzusatteln.

Podiumsdiskussion zum Thema Quereinsteiger

Wer das vorhat, sollte aber einige Dinge beachten. Darüber habe ich kürzlich auf einem Podium an der ESCP Europe Business School in Berlin diskutiert.

Wegen fehlender Branchenkenntnisse und weil man ihnen Sprunghaftigkeit attestiert, werden solche Bewerber gerne aussortiert. Dabei können sie Unternehmen vieles bieten: neue Denkansätze etwa, die die Innovation vorantreiben, oder dringend benötigte Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz.

Diversity Management

Vor allem größere Firmen und Berater setzen bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter auf ein ausgefeiltes Diversity-Management. Doch auch die IT-Branche ist durchlässig für Menschen, die statt eines einschlägigen Abschlusses entsprechende Fähigkeiten mitbringen, weil hier die technische Entwicklung schneller voranschreitet als entsprechende Ausbildungen geschaffen werden.

Dennoch müssen sich Quereinsteiger gerade in Deutschland oft doppelt Mühe geben, um zu zeigen, dass sie es auch wirklich ernst meinen. Sie müssen wissen, was sie wollen, und das überzeugend vertreten. Frühzeitiges Sammeln von Praxiserfahrung und gute Kontakte sind dabei sehr wichtig – ebenso wie Zusatzqualifikationen.

Weiterbildung und Aufbaustudien

Beim Erwerb des benötigten Fachwissens kann eine Weiterbildung helfen: So gibt es mittlerweile vermehrt wirtschaftswissenschaftliche Masterstudiengänge, mit denen man beispielsweise ein geisteswissenschaftliches Studium ergänzen kann.

Genau mit dieser interdisziplinären Vernetzung beschäftigt sich Gianna Reich auf ihrem Blog “Geisteswirtschaft” und rät Quereinsteigern: “Raus aus der Komfortzone!” Am Ende gehe es darum, Arbeitgeber zu überzeugen, warum man nicht nur irgendwie geeignet, sondern schlichtweg der beste Kandidat für den Job ist. “Das klappt nur, wenn man sich in die bestmögliche Startposition begibt”, erklärt sie.

Hochschulen bald überflüssig?

An der Stelle kann man auch ruhig einmal die Frage stellen: Ist klassische Bildung bald überflüssig und wird durch autodidaktisches Lernen ersetzt? Brauchen wir noch Hochschulen oder sollten wir im Zuge der sich rasant verändernden technischen Entwicklung nicht neue, flexiblere und autodidaktische Bildungsmethoden entwickeln.

Denn die technische Entwicklung schreitet so schnell voran, dass Hochschulen mit der Schaffung von Studiengängen kaum nachkommen. Brauchen wir Bildungsinstitutionen überhaupt noch oder sind sie längst nicht antiquiert? Das Thema hat unter den Kommentaren des Welt-Artikels und in diversen sozialen Medien bereits heftige Diskussionen ausgelöst.

In der IT ist es fast egal, ob man studiert hat

Folgt man dem Headhunter Dr. Ole von Mensching, ist es in Branchen wie der IT fast egal, ob man studiert oder nicht. Mit seiner Personalberatung Careerteam sucht er IT-Fachkräfte für Unternehmen und stellt fest:

“Viele Arbeitgeber suchen gar keine Hochschulabsolventen, sondern praxiserfahrene Spezialisten.” Bewerber sollten daher “clever sein, sich Inhalte selbst erschließen, fehlendes Wissen autodidaktisch lernen und sich so als Experte etablieren.”

Eigenverantwortliches Lernen im Sozialen Netzwerk

Auch Dr. Anja Wagner ist von autodidaktischer Bildung überzeugt: “20 Prozent unseres Wissens erwerben wir im Austausch mit anderen Menschen, nur 10 Prozent erarbeiten wir in Bildungsinstitutionen. Aber Learning-by-doing macht 70 Prozent der persönlichen Erfahrung aus – weil es Spaß macht und mit der eigenen Lebenswelt zu tun hat.”

Wagner hat deshalb die Social-Learning-Plattform ununi.TV gegründet und erklärt: “Eigenverantwortliches Lernen findet heute viel mehr im persönlichen Netzwerk oder in Online-Communities statt. So sammelt man Schritt für Schritt sein individuelle KnowHow zusammen.”

Nachweis gegenüber Arbeitgebern?

Dass der am besten lernt, der seinen Interessen folgt, ist nachvollziehbar – aber wie sieht es mit dem Nachweis gegenüber Arbeitgebern aus? Blogs, Soziale Medien oder sogar der Klout Score geben zwar einen Eindruck von den Fähigkeiten eines Bewerbers – zumindest im Selbstmarketing – können aber Zeugnisse nur schwer ersetzen.

Denn noch fehlen zuverlässigen Verfahren zur Kompetenzmessung, im Fachjargon Large-Scale Assessments genannt. Daran arbeitet man zur Zeit etwa am Bundesinstitut für Berufsbildung. Bis man dort so weit ist, haben die Autodidakten zumindest das Problem, ihr Wissen nachzuweisen.Ob und wann autodidaktische Lernen jemals den gleichen Stellenwert haben wird wie ein Studium, ist daher noch unklar. Hochschulen werden wir wohl zumindest noch eine Weile brauchen.

Wie sehen die Arbeitsmodelle der Zukunft aus?

Was man aber schonmal im Blick haben sollte, sind neue Arbeitsformen. Dabei gilt es, sich die Frage zu stellen: Sind neue Arbeitsmodelle besser oder schlechter? Und was muss sich ändern, damit wir zukünftig effizienter und besser arbeiten können?

Die  Schweden haben es mal wieder vorgemacht: Hier wurde kürzlich die Arbeitszeit von acht auf sechs Stunden bei gleicher Bezahlung verkürzt, während sich in Deutschland Arbeitgeber nach wie vor schwer tun mit Teilzeitlösungen und flexiblen Arbeitsmodellen. Doch Vieles funktioniert, man muss es nur machen.

Jobsharing: Auf die Übergabe kommt es an

Etwa Jobsharing: Ursula Wischgoll und Isabel Stöckl teilen sich seit acht Jahren die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH. Wischgoll überzeugte ihre Chefin damals, indem sie auf Vorteile wie doppelte Kompetenzen und eine ständige Vertretung bei Urlaub oder Krankheit verwies. “Das klappt bei guter Organisation in jedem Job und bringt allen Vorteile”, ist Wischgoll überzeugt.

Wichtig ist ein akribisches Übergabeprotokoll und viel Vertrauen: “Bei uns nimmt sich keine wichtiger als die andere, Erfolge gehen auf ein gemeinsames Konto” Und Stöckl ergänzt: “Teilzeitjobs sind oft wenig reizvoll, Jobsharing ermöglicht mir eine verantwortungsvolle Tätigkeit in einer international bekannten Region.

Mitbestimmung und familienfreundlichkeit: Vertrauen zählt

Vertrauen ist auch ein wichtiger Aspekt für Monika Hobmeier: Ihr Bader-Hotel in Parsdorf bei München führt sie demokratisch: “Als ich in Schweden arbeitete, musste ich anfangs schlucken, dass Mitarbeiter dem Chef widersprachen oder ihr Kind mitbrachten.”

Zurück in Deutschland setzte sie das im eigenen Unternehmen um: “Wir diskutieren viel, aber Entscheidungen werden schneller umgesetzt und Mitarbeiter übernehmen Verantwortung, weil sie dahinter stehen”, ist Hobmeiers Erfahrung.

Ein neues, gleichberechtigtes Führungsverständnis

Das führt vor allem zu einem neuen Führungsverständnis: Hobmeier sieht sich eher als Organisatorin denn als Chefin und ist überzeugt: “Nur so können Teams in Zukunft komplexe Aufgaben bewältigen.” Positive Erfahrungen hat sie dabei mit Müttern gemacht: “Die sind besonders flexibel und können gut organisieren.”

Die Beispiele zeigen, wie gut selbst außergewöhnliche Arbeitsmodelle funktionieren. Und sie sind zukunftsweisend, weil immer mehr Unternehmen verstehen, dass motivierte Mitarbeiter ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sind. Allen anderen sei gesagt: Einfach mal ausprobieren.


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