Konformismus & gesellschaftliche Konventionen im Netz: Fokus auf das Wesentliche
Dass wir uns im Beruf so oft unter Druck gesetzt fühlen, liegt auch daran, dass wir in vielen Fällen impliziten gesellschaftlichen Erwartungshaltungen genügen wollen – obwohl wir selbst vielleicht anderer Meinung sind. Das zeigt sich nicht zuletzt bei der Social-Media-Nutzung im Job.

- „Social Media ist eine Geisteshaltung“
- Spezialisierung ist gefragt
- Das Kreuz mit den gesellschaftlichen Konventionen
- Alles können? Das kann nur schief gehen
- Die unsichtbare Leine: Konformismus in digitalen Räumen
- Die Echokammer als Wohlfühlzone – und Falle
- Der Preis der Anpassung: Verlorene Vielfalt
- Fazit: Konformität, Spezialisierung und die Gefahr der digitalen Enge
- Top Bücher zum Thema
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Social Media ist allgegenwärtig – und genau deshalb fühlen sich Viele zunehmend genervt und überfordert davon. Auf Best of HR – Berufebilder.de® haben wir uns mit dem Thema immer wieder auseinandergesetzt: In einem Beitrag zu der Frage, ob das Internet ineffizient macht, habe ich z.B. berichtet, wie schnell man im Internet vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen kann und in den unendlichen Wahlmöglichkeiten den Überblick verliert. Und selbst eingefleischte PR-Experten sehen Social Media und vor allem Facebook zunehmend kritisch, bezeichnen es gar als „das Ende der Bescheidenheit“.
Für mich ein Zeichen, dass sich nach jedem Hype ein zunehmend kritischerer Umgang mit dem Thema einstellt – nicht nur bezüglich der Kapazitäten von Unternehmen, sondern auch die persönlichen Ressourcen betreffend. Denn wenn neben Facebook und Twitter immer weitere neue Netzwerke hinzukommen, Pinterest oder Instagram, dann ist es für den Einzelnen gar nicht mehr möglich, den Überblick zu behalten.
Spezialisierung ist gefragt
Weil sich verschiedene Zielgruppen in unterschiedlichen Netzwerken tummeln, ist das auch gar nicht ratsam. Genau hier aber kommen die eingangs erwähnten gesellschaftlichen Konventionen zum Tragen: Es gibt nun mal eine gewisse Grundhaltung dazu, welche Sozialen Netzwerke man nutzen sollte. Ich merke bei meinen Social-Media-Vorträgen immer wieder, dass die meisten mit Social Media mit einem bestimmten Netzwerk assoziieren, das ihre Zielgruppe überwiegend nutzt, sich aber wenig Gedanken über die kommunikative Grundhaltung dahinter machen. Dabei schrieb ein bekannter Social Media Experte vor einiger Zeit:
„Social Media ist keine technische Angelegenheit. Facebook ist nicht Social Media. Social Media ist eine Geisteshaltung. Darin geht es um Menschen. Um Mitarbeiter. Um Bedürfnisse. Um Gespräche. Um Fragen und Antworten. Um Kritik. Davon sehe ich viel zu wenig. Dafür aber Newsrooms, die 60.000 Euro kosten. Und Social Media-Agenturen, deren Geschäftsführer lachend sagen: ‚Für Twitter habe ich keine Zeit. Dafür beschäftigen wir Praktikanten.’“
Das Kreuz mit den gesellschaftlichen Konventionen
Seine urde Äußerung wheftig im Netz diskutiert. Aber das Thema ist heute nicht weniger aktuell. So schrieb eine Social-Media-Managerin darüber, warum sie, zunehmend genervt vom blauen Riesen, Facebook den Rücken gekehrt habe. Das schlug Wellen. Ihr Beitrag wurde nicht nur einige hundert Male über Facebook verbreitet, was dafür spricht, dass sie damit einen Nerv getroffen hat, sondern auch heftig kritisiert – vor allem von einigen Kollegen aus der Branche.
Die einen zweifeln daran, dass eine Social-Media-Managerin es sich leisten könne, den Anschluss bei Facebook zu verlieren; andere fanden den Abschied von Facebook gar befremdlich. Wieder andere bewunderten ihren Mut und gaben ihr grundsätzlich recht.
Der Artikel und vor allem die Reaktionen darauf sind ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich viele Menschen im Berufsalltag von Konventionen abhängig machen. Und wie sehr die Social Media ihre Motivation, ihre Arbeitsorganisation und ihr Zeitmanagement beeinflussen. Denn nicht nur in Social Media, auch in vielen anderen Bereichen gibt es solche impliziten gesellschaftlichen Erwartungshaltungen daran, welche Leistungen man in einer bestimmten Position gefälligst zu erbringen habe. Etwa nach dem Muster: „Wie, Du bist Experte auf dem Gebiet und weißt das nicht?“
Alles können? Das kann nur schief gehen
Die Social Media Managerin hat seinerzeit als Replik auf die Reaktionen einen zweiten Beitrag geschrieben. In ihm macht sie klar, dass ein einzelner Social-Media-Manager gar nicht alle Bereiche abdecken kann und sich zwangsläufig spezialisieren muss. Daraus hat sich nun eine spannende Diskussion über Social-Media-Management in kleinen und mittelständischen Unternehmen, Zielgruppenspezifizierung und Zeitmanagement entwickelt, die zeigt, dass dieses Thema den Nerv der Zeit trifft und es auch vielen anderen so geht. So schreibt ein anderer frisch ausgebildeter Social-Media-Manager:
„Ich habe auch genau diese Angst, dass ich nun alle Kanäle gleichzeitig en Detail erlernen und beherrschen soll – geht ja kaum. Und wenn ich ganz viel „Pech“ habe, akquiriere ich auch noch einen Kunden, der dann von mir erwartet, dass ich in sämtlichen Plattformen alle Tiefen beherrsche und täglich bedienen kann. Das kann ja dann nur schief gehen..“
Die unsichtbare Leine: Konformismus in digitalen Räumen
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Wer diese Normen durchbricht, spürt schnell den digitalen Konformitätsdruck. Likes, Retweets und positive Kommentare werden zur Belohnung für die Anpassung, während abweichende Meinungen mit dem digitalen Pranger – Shitstorms, Löschungen oder dem „Shadow Banning“ – bestraft werden. Diese Mechanismen schaffen eine unsichtbare Leine, die unsere Ausdrucksfreiheit stärker einschränkt, als wir es uns eingestehen wollen, und führen zu einer beunruhigenden Homogenisierung der Gedanken.
Die Echokammer als Wohlfühlzone – und Falle
Der Konformismus im Netz wird durch Algorithmen und die menschliche Psychologie gleichermaßen befeuert. Wir suchen instinktiv nach Bestätigung und Zugehörigkeit, und die Plattformen liefern uns genau das, indem sie uns in sogenannten Echokammern isolieren. In diesen Kreisen gleichgesinnter wird die eigene Meinung nicht nur bestätigt, sondern radikalisiert.
Der Austausch mit Andersdenkenden schwindet, und die „richtige“ Haltung innerhalb der Community wird zum höchsten Gut. Ironischerweise führt diese virtuelle Geborgenheit dazu, dass der Sprung ins offene Netz mit einer abweichenden Meinung immer riskanter erscheint – man riskiert nicht nur Ablehnung, sondern den Ausschluss aus der eigenen Komfortzone. Der Konformitätsdruck wird somit zu einem Selbstschutzmechanismus.
Der Preis der Anpassung: Verlorene Vielfalt
Was bedeutet dieser digitale Konformismus für die Gesellschaft? Der größte Preis ist die verlorene Vielfalt. Innovation, kritisches Denken und echte gesellschaftliche Debatten leben vom Widerspruch und der Reibung unterschiedlicher Standpunkte. Wenn wir online lernen, dass nur die angepasste, massenkompatible Meinung sicher ist, verlernen wir die Kunst des konstruktiven Disputs.
Anstatt eine „Markt der Ideen“ zu schaffen, auf dem sich die besten Argumente durchsetzen, erzeugen wir einen „Markt der Konsens-Mode“, auf dem die beliebteste Meinung dominiert. Es ist dringend notwendig, die Fähigkeit zur gesunden Dissidenz zurückzugewinnen – sowohl auf individueller Ebene als auch in der Gestaltung unserer digitalen Räume. Wir müssen uns fragen: Wie können wir online eine Kultur fördern, in der das Querdenken mehr Anerkennung erhält als das bloße Nicken?
Fazit: Konformität, Spezialisierung und die Gefahr der digitalen Enge
Der Konformismus im Netz ist mehr als nur ein psychologisches Phänomen; er ist eine strukturelle Herausforderung, die durch die Spezialisierung und Fragmentierung des Internets verschärft wird. In den Nischen-Communities und Subreddits, in denen sich Experten und Enthusiasten zusammenfinden, herrscht oft ein besonders intensiver Druck, die etablierten Dogmen und den Jargon der Gruppe zu übernehmen.
Diese Spezialisierung sollte eigentlich zu einer Vertiefung des Wissens führen. Stattdessen aber droht der Konformitätsdruck in diesen hochspezialisierten Silozonen die kritische Selbstreflexion zu ersticken. Die Folge: Wir werden zwar Experten in eng definierten Bereichen, aber zu intellektuellen Gefangenen unserer eigenen Echokammern. Die Aufgabe jedes Einzelnen – und der Betreiber von Plattformen – muss es sein, trotz der Anziehungskraft der Nische und der Bequemlichkeit der Anpassung Brücken zu anderen Sichtweisen zu bauen, um die Vielfalt der Meinungen und damit die Innovationskraft des digitalen Raums zu bewahren.
Wer also den Spagat zwischen gesellschaftlichen Konventionen und produktivem Arbeiten meistern will, muss sich genau überlegen, welche Kanäle er nutzt – und das bedeutet im Umkehrschluss eben auch, Kanäle wegzulassen, die nicht zur eigenen Persönlichkeit passen.Doch ohne Fokus wird es nicht gehen: Keiner kann eben alles gleichzeitig. Vielmehr ist Spezialisierung angesagt – denn alle Netzwerke abzudecken, kann man zeitlich gar nicht schaffen. Auch als Social-Media-Berater, -Experte oder -Beauftragter nicht.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der wichtigsten deutschen Erfolgs-Bloggerinnen laut ZEIT und Blogger-Relevanz-Index. Sie initiierte die eingetragene Marke Best of HR – Berufebilder.de® und die Reise-Marke Travel2s.de sowie das Institut Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
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