Fachkräftemangel in MINT-Berufen – ein Thema, das auf Best of HR – Berufebilder.de® zu regen Diskussionen und bis in eine ARD-Reportage führte. Doch was ist dran am Thema?

Das Ende des MINT-Märchens: Wo wirklich Fachkräfte gebraucht werden

Fachkräftemangel in der IT-Branche?

Der Fachkräftemangel in der IT-Branche gilt als wichtiger Faktor auf dem Arbeitsmarkt und wird, so glauben viele, wahrscheinlich noch viele Jahre lang eine Herausforderung sein. Der IT-Fachkräftemangel ist schon seit einiger Zeit ein heißes Thema in der deutschen IT-Welt. Laut einer aktuellen Studie werden in Zukunft sogar 40 Prozent der IT-Stellen in Deutschland unbesetzt sein. In einigen Unternehmen ist das Problem sogar noch schlimmer: 80 Prozent der IT-Stellen werden unbesetzt bleiben! Dies hat erhebliche Folgen für die deutsche IT-Branche, denn es herrscht ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf dem Markt.

Das klingt horromäßig, vor allem für die Arbeitgeber, die scheinbar nach gut qualifiziertem Personal lechzen. Doch wenn wir auf die Geschichte der IT-Branche zurückblicken, sehen wir, dass die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer während der gesamten Geschichte der Technologie mit gering qualifizierten Aufgaben beschäftigt war. Die wichtigsten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre, wie die Erfindung des Smartphones, haben das Problem nur noch verschärft.

Während die IT-Branche wächst und neue Mitarbeiter einstellt, hat der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften scheinbar zugenommen. Auf Nachfrage geben die meisten Arbeitgeber an, dass sie nicht genügend qualifizierte Bewerber für ihre offenen Stellen bekommen. Die Bundesagentur für Arbeit versucht, die Ursachen des Fachkräftemangels in der IT-Branche besser zu verstehen und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu entwickeln.

Angesichts der Tatsache, dass der durchschnittliche Deutsche selten wirklich bis zu Rente arbeitet, ist das Thema des zukünftigen Fachkräftemangels im Angesicht der geburtenschwachen Jahrgänge in der IT-Branche in aller Munde. Dabei wird viel über den Mangel an IT-Fachkräften in der IT-Branche in Deutschland geredet, gerne auch in den Medien oder auf Podiumsdiskussionen, ich habe das selbst erlebt.

Das Jobwunder entsteht nicht in MINT-Berufen

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Dann aber wird von Arbeitgeberseite nicht viel dagegen unternommen. Und man möchte sich am Kopf kratzen und sich fragen: Warum ist das so? Die Antwort auf diese Frage ist tatsächlich ganz einfach: Einen allgemeinen Fachkräftemangel gibt es nicht, da wo es ihn gibt, ist er häufig hausgemacht – durch schlechte Bezahlung, falsche Standort- bzw. Homeoffice-Politik, familienunfreundliche Arbeitszeiten oder Ähnliches. Viele Studien zeigen das.

Auch viele MINT Initiativen sind tatsächlich völlig deplatziert, wie unsere Leserin Karen schon 2010 anmerkte. Der wahre Fachkräftemangel liegt ganz woanders. Auf der Website der Social Learning Plattform Flowcampus bin ich auf einen hervorragenden Beitrag von Dr. Angelica Laurencon gestoßen. Ihre Kernthese:

Das Jobwunder kann hierzulande nicht in den MINT-Berufen entstehen. Die neuen Jobs 2020 für Berufseinsteiger und Umsteiger (etwa 7 Millionen) entwickeln sich jenseits von MINT.

Das Ende der bekannten Arbeits- und Unternehmensstrukturen

Den Grund dafür macht die Autorin in der aktuellen technischen Entwicklung der sogenannten Industrie 4.0 aus, deren Entwicklung deutlich weiter geht, als viele Institutionen und Unternehmen das heute schon wahrhaben wollen.

Die Exportschlager der zweiten industriellen Revolution (Maschinenbau, Mechatronik, Autos, Rüstung) werden in der transversalen Kreativ-Industrie zu Auslaufmodellen ebenso wie die Arbeits- und Unternehmensstrukturen, die mit ihnen in den letzten 50 Jahren entstanden sind.

Wirkliche Innovationen entstehen jenseits von MINT

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Und während Deutschland als vorgebliches Land der Ingenieure den Fachkräftemangel in Naturwissenschaftlichen und Technischen Sparten propagiert, entstehen die wirklichen Innovationen woanders und auf andere Weise – nämlich durch vernetztes Denken und hohe Spezialisierung:

Google, Tesla, Apple vernetzen dazu das vorhandene Know-how der Ingenieure mit ihrem Dataflow, dem Internet, den Software-Anwendungen und der Netzwerkdynamik.

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Jobs mit Zukunft, aber ohne Ausbildung

Beispiele für diese neuen Jobs nennt Laurencon auch gleich, z.B. Data Analysten oder hochspezialisiert Dienstleister im Gesundheitswesen, die an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik agieren. Mehr dazu auf der oben stehenden Folie.

Das Problem ist allerdings, dass diese Zukunftsberufe für unsere Ohren noch so abgedreht klingen, dass es noch kaum Ausbildungen in diesem Bereich gibt. Wie absurd überhaupt die Annahme ist, zeigt Laurencon auch gleich:

Zugegeben, kein seriöser Anbieter kann heutzutage die Jobprofile der Zukunft als Konserve bereitstellen. Sie müssen alle erst erfunden, entwickelt und im Open Innovation Prozess als Beta-Version ständig neu skaliert werden.

Unendlicher Bedarf an Tüftlern

Da bleibt nur, selbst aktiv zu werden und sich seinen eigenen Job selbst zu schaffen – denn auf diesem Gebiet gibt es schier unendlichen Bedarf:

Der steigende Ressourcenmangel schafft unendlichen Bedarf an Tüftlern, Erfindern und Entwicklern von einfachen und preiswerten Produkten, mit denen Energie erzeugt, gespart und geteilt werden kann.


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