Das Thema flexibles Arbeiten ist momentan schwer angesagt. Ich befürworte das Thema ja schon seit Jahren, nicht zuletzt war der ständige Präsentismus-Zwang meines Ex-Arbeitgebers für mich der Grund mich selbständig zu machen und bis heute mistrauisch gegenüber Jobangeboten zu bleiben. Da freut mich natürlich, dass das jetzt so ein Trend ist. Andererseits: Ich bleibe misstrauisch.

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Schluss mit der Präsenz-Kultur?

Ich habe keine Ahnung, warum das Thema plötzlich derart gehypt wird: Ob es an dem Erfolg von Büchern wie „Morgen komme ich später rein?“ liegt? Oder weil die Firmen langsam erkennen, dass die ständige Kontrollsucht gute Leute abschreckt?

Wenn aber jetzt schon der Personalchef der Deutschen Telekom auf ZEIT ONLINE fordert „Schluss mit der Präsenzkultur“ – dann muss an der Sache ja was dran sein – oder?

Deutschland – Vorreiter bei flexiblen Arbeitszeiten?

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Laut einer internationale Umfrage unter 17.000 Beschäftigten in 80 Ländern, die im Auftrag von Business-Center-Anbieter Regus durchgeführt wurde, bieten 76 Prozent der Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Arbeitsort und -zeit flexibel zu wählen.

Weil die Mehrheit der Firmen angeblich davon überzeugt, ist, dass eine flexible Arbeitsgestaltung Mitarbeiter produktiver und motivierter werden lässt und sich positiv auf das Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben auswirkt. Zudem halten 58 Prozent der Firmen in Deutschland diese Arbeitsweise für kostengünstiger als Arbeiten an einem festen Standort.

Der Wunsch als Vater des Gedankens

Wie bitte? Ich dachte, ich lese nicht recht: Wenn diese Umfrage stimmt, dann müssten die meisten Arbeitnehmer in Deutschland doch ihren Job von zu Hause oder im Cafe erledigen können. Es gänge keinen Pendelverkehr mehr und auch kaum noch Büroräume. Da kann doch irgendwas nicht stimmen.

Tatsächlich, wenn man weiterliest, stellt man schnell fest, dass bei diesen Antworten der Wunsch Vater des Gedankens ist – der Wunsch, sich als hippe und arbeitnehmerfreundliche Arbeitgebermarke zu präsentieren. Das hatte je kürzlich schonmal eine Anwaltskanzlei erfolglos versucht.

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Denn knapp sechs von zehn der befragten Unternehmen, die flexibles Arbeiten anbieten, gaben an, ihre Mitarbeiter könnten dadurch Arbeits- und Privatleben besser miteinander vereinbaren und seien zufriedener und motivierter.

60 Prozent sind der Meinung, flexibles Arbeiten steigere die Produktivität, ein Fünftel der Unternehmen sieht darin die Chance, ein attraktiver Arbeitgeber für hochqualifizierte Fachkräfte zu sein. Ein Drittel der Befragten wiederum will schlicht Geld sparen schätzt die Möglichkeit, Mitarbeiter auch an Orten außerhalb ihrer Firmengebäude beschäftigen zu können.

Mangelndes Vertrauen

Warum dann flexibles Arbeiten in Deutschland noch nicht die vorherrschende Arbeitsform ist, zeigt die Umfrage auch gleich: Das Vertrauen, dass auch ganze normale Arbeitnehmer ihren Job außerhalb des Büros machen, ist offenbar begrenzt. So gestatten 12 Prozent der deutschen Firmen das Privileg flexibel zu arbeiten lediglich ihren Führungskräften.

Schade. Da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Deutschland steht gerade erst am Anfang hin zu einer stärkeren Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Und nicht, wie 76 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben machen wollen, mittendrin. Aber die Diskussion zu dem Thema ist dringend überfällig.


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