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Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 07.01.2024 • Zuerst veröffentlicht am 12.08.2019 • Bisher 4538 Leser, 3766 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Die Berufs- oder Studienwahl, die man in jungen Jahren trifft, gilt heute oft nicht mehr für das ganze Leben. Daher kann berufsbegleitendes Studieren die Karrierechancen verbessern. Ein Überblick.
Mit achtzehn das Abi machen, dann höchstens ein Jahr FSJ und dann sollte es auch schon zur Uni gehen. So oder so ähnlich scheint ein Studium vom System angedacht zu sein, was auf den ersten Blick auch von den durchschnittlichen Erstsemestern bestätigt wird. Die Anpassungen sowohl international nach Bologna als auch der Umstieg auf das Abitur nach nur acht Jahren Gymnasium zielen in dieselbe Richtung.
Tatsache ist: In der spannenden Debatte über berufsbegleitende Studienmodelle offenbart sich ein dynamisches Wechselspiel zwischen beruflichem Aufstieg und akademischer Bildung. Die Frage “Erst Karriere, dann Uni?” mag auf den ersten Blick wie eine Gratwanderung zwischen zwei Lebensentwürfen erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung entfaltet sich ein reichhaltiges Panorama von Möglichkeiten und Perspektiven.
Berufsbegleitende Studiengänge eröffnen die Tür zu einer Bildungslandschaft, die sich flexibel den individuellen Lebensumständen anpasst. Der Weg zur Karriere kann dabei nahtlos mit dem Streben nach akademischer Exzellenz verschmelzen. Der berufliche Alltag wird zum Klassenzimmer, und die erworbenen Kenntnisse werden unmittelbar in der Praxis erprobt. Ein berufsbegleitendes Studium wird somit nicht nur zur Investition in die persönliche Weiterentwicklung, sondern auch zur Bereicherung des beruflichen Portfolios.
Das durchschnittliche Alter von Studienanfängern ist dementsprechend über die letzten Jahre konstant gesunken. Es liegt aktuell bei etwas über 21 Jahren. Doch nicht auf jeden Studenten trifft dies – glücklicherweise – zu. Aus den verschiedensten Gründen fangen viele ihr Studium auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben an, etwa nach einer Ausbildung oder nach einiger Zeit im Arbeitsalltag.
Hierfür gibt es viele unterschiedliche Beweggründe. Häufig ist es einfach fachliches Interesse oder der Wunsch, in der Karriere einen weiteren Schritt zu nehmen. Ein Studium ist dann häufig die richtige Möglichkeit, um sich im beruflichen Rahmen fortzubilden oder weiterzuentwickeln – beispielsweise, wenn ein Rechtsanwaltsfachangestellter sich dazu entschließt, Jura zu studieren. Ein großes Argument ist, dass man leider in der Realität mit einem akademischen Abschlusszeugnis häufig Vorteile bei der Jobsuche hat. Wer einen Uni-Zeugnis vorweisen kann, ist häufig attraktiver für den Arbeitsmarkt.
Ein berufsbegleitendes Studium ist jedoch nicht frei von Herausforderungen. Die Doppelbelastung erfordert einen ausgeprägten Zeitmanagement-Sinn und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Dennoch sind es gerade diese Hürden, die den Charakter stählen und die Absolventen für die Unwägbarkeiten des Berufslebens wappnen.
Die Breite an Grundwissen, die während eines Studiums vermittelt wird, geht häufig weiter, als die teilweise unternehmensspezifischen Berufserfahrungen, die man in ein paar Jahren im Job sammeln kann. Daher sehen sie häufig die Möglichkeit, dass die Grundlagen zum Anlernen für die neue Stelle eher vorhanden sind.
Es gibt viele gute Ausbildungsberufe in Deutschland, weshalb selbst Personen, die ein tiefergehendes Interesse entwickeln, sich zu Beginn nicht für ein Studium entscheiden. Dann wird später eventuell festgestellt, dass ohne ein Studium die gewünschte Spezialisierung oder Weiterbildung nicht möglich ist. Eine Unterforderung durch eine Arbeitsstelle ohne Möglichkeiten zur Fortbildung kann durchaus zum Bedürfnis nach neuen Herausforderungen führen.
Die Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland wird in den meisten Fällen durch ein Abitur oder Fachabitur erlangt. Jedoch gibt es auch die Möglichkeit auf ein allgemeines Hochschulzugangsrecht für berufliche Weiterbildung.
Wer also an einem Studium ohne (Fach-)Hochschulreife interessiert ist, sollte sich dringend nach den Voraussetzungen im eigenen und umliegenden Bundesländern informieren. Eventuell kann es dann auch ein guter Plan sein, anstatt der Oberstufe in der Schule eine Ausbildung zu absolvieren, um den Eintritt zur Universität zu erhalten.
Grundsätzlich ist das eine gute Idee, da direkt nach dem Abitur häufig der Horizont sowohl für Themenbereiche als auch Vorstellungen für das Arbeitsleben noch nicht gegeben ist. Dann kann man sich zuerst für eine Berufswahl entscheiden, um dann in die Entscheidung zum Studium an einem späteren Zeitpunkt von mehr persönlichen Erfahrungswerten abhängig machen zu können.
Die häufig genannte Angst, für ein Studium zu alt zu sein, ist für gewöhnlich völlig unbegründet. Vor allem, wenn zusätzlich bereits eine Ausbildung und Arbeitserfahrung vorhanden sind, hat man häufig Vorteile beim Bewerbungsvorgang.
Ein Studium heißt nicht immer automatisch von Montag bis Freitag auf dem Campus zu sein und am Wochenende die Nachbereitung und Studienprojekte anzugehen – es gibt viele verschiedene Formen und Modelle, mit denen ein Studium abgelegt werden kann. Je nach Lebenssituation und eigenen Vorlieben haben diese diverse Vor- und Nachteile.
Ein Präsenzstudium an einer Hochschule mit morgendlichen Lehrveranstaltungen im Wochenturnus ist der Normalfall. Wer keine weiteren Verpflichtungen hat und vielleicht auch noch das echte Studentenleben kennenlernen möchte, dem sei dieses ans Herz gelegt.
Wer sich weiterbilden will, aber die aktuelle Stelle nicht aufgeben kann oder möchte, der kann mit einem Studium in Teilzeit beides bewältigen. Die in dieser Form angebotenen Studiengänge haben häufig eine längere Regelstudienzeit. So sind sie auch mit weniger Semesterwochenstunden mit dem gleichen Stoffumfang durchführbar. Persönliche Prioritäten sind hier wichtig.
Viele Formen eines berufsbegleitenden Studiums bestehen zumindest zu einem gewissen Anteil aus Selbststudium. Je nach der Lebenssituation und der Flexibilität, die sich daraus ergibt, muss man dann die jeweils passende aussuchen. Zumeist lassen sich auch Formen kombinieren, sodass etwa ein Abendstudium mit Kursen an Samstagen und Online-Seminaren ergänzt wird. Doch auch wenn man nicht berufsbegleitend studiert, befindet man sich jenseits der 20 häufig in einer anderen Lebenssituation, in der man das Studium anders angehen muss.
Ein Fernstudium ist natürlich für Eltern besonders interessant, da dann weniger Probleme in Bezug auf die Betreuung des Nachwuchses aufkommen. Der zusätzliche Zeitaufwand ist natürlich dennoch nicht ganz einfach zu bewältigen, jedoch ist kein täglicher Aufenthalt in einer teuren Ganztags-Kita notwendig. Abendliche Vorlesungen gehören bei einem berufsbegleitenden Studium gegebenenfalls zum Alltag.
Wenn man hierzulande an die Finanzierung des Studiums denkt, hat man sofort BAföG, Minijob und die Familie als Unterstützer im Kopf. Diese Optionen sind jedoch in vielen Fällen bei einem späteren Studienbeginn nicht mehr möglich.
BAföG gibt es für gewöhnlich nur dann, wenn der Student bei Antritt des Studiums noch unter 30 Jahre alt ist. Ebenso darf man noch nicht mehr als eine berufsqualifizierende schulische Ausbildung abgelegt haben. Gute Nachrichten für Rückkehrer: Wer nach einiger Zeit in der Wirtschaft nachträglich einen Master-Abschluss erreichen möchte, kann sogar bis zu 35 Jahren die BAföG-Förderung erhalten.
Wer mehrere Jahre nach seiner Ausbildung im jeweiligen Beruf gearbeitet hat, sich aber nun fortbilden möchte, kann ein Aufstiegsstipendium als Option in Erwägung ziehen. Dies ist ein Förderangebot des Bundesministeriums für Bildung und an bestimmte Anforderungen geknüpft, damit die richtige Zielgruppe davon profitieren kann:
Diese Förderung lässt sich für Studierende in Vollzeit, aber auch berufsbegleitend anfragen. Ebenso kannst du dich sogar bis vor dem Ende des zweiten Studiensemesters nachträglich dafür bewerben.
Eine weitere Besonderheit gilt, wenn man als Studienanfänger bereits ein Kind hat beziehungsweise bekommt. Wer keinen Vollzeit-Beruf ausführt, kann eine finanzielle Unterstützung für Eltern erhalten. Auch Studenten haben so die Möglichkeit, Elterngeld zu beantragen. Für berufsbegleitend Studierende, die weiterhin in Vollzeit arbeiten, ist die natürlich nicht möglich, aber dieser Fall sollte ohnehin eher die Ausnahme sein.
Eine gute Notlösung, die bis zu einem Studieneinstiegsalter von 44 Jahren zur Verfügung steht, ist der Studienkredit der Förderbank KfW. Dieser lässt sich für jede Form des Studiums, berufsbegleitend oder in Vollzeit, beantragen. So kann auch später im Leben ein Studium finanziell unterstützt werden, auch wenn keine Hälfte als Zuschuss wie bei BAföG gewährt wird.
Durch die Synthese von Arbeit und Studium entsteht eine einzigartige Dynamik, die nicht nur die praktische Anwendbarkeit des Gelernten betont, sondern auch die Fähigkeit zur zeitlichen Organisation und Selbstmotivation schärft. Diese Fähigkeiten werden zu unschätzbaren Werkzeugen, um den beruflichen Herausforderungen souverän zu begegnen und gleichzeitig akademische Höhen zu erklimmen.
Es wäre jedoch zu kurz gedacht, das Modell des berufsbegleitenden Studiums ausschließlich unter dem Aspekt der beruflichen Aufstiegschancen zu betrachten. Der Bildungsgang nach dem Einstieg in die Berufswelt ermöglicht es auch, auf persönlicher Ebene zu reifen und eine tiefgehende Selbstreflexion zu erfahren. Die praxisnahe Vermittlung von theoretischem Wissen trägt dazu bei, nicht nur fachliche Expertise zu erlangen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die eigenen beruflichen Interessen und Ambitionen zu entwickeln.
In der Bilanz steht das berufsbegleitende Studium als ein Pfad, der die Symbiose von Karriere und akademischer Bildung ermöglicht. Es ist eine Reise, die nicht nur zu beruflichem Erfolg führen kann, sondern auch eine persönliche Evolution und einen intellektuellen Aufstieg begünstigt. Die Entscheidung “Erst Karriere, dann Uni?” erweist sich somit nicht als Konflikt, sondern als ein harmonisches Zusammenspiel zweier entscheidender Elemente, die die individuelle Erfolgsgeschichte schreiben.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
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