In Zeiten niedriger Zinsen benötigen Sparer und Investoren andere Anlageformen. Aktien können eine lohenden Alternative sein. Sofern man weiß, wie die Börse funktioniert, kann man sich angeblich sogar hinlegen und schlafen.

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Deutschland: Kein Land der Aktionäre! Warum eigentlich?

Vom Börsenguru André Kostolany stammt der folgende Ausspruch: “Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an.” Sind Aktien wirklich so sicher und sinnvoll? Eindeutig ist: Die Deutschen gelten als extrem sparfreudiges Volk. Allerdings wird recht einseitig gespart. Es dominiert der Wunsch nach Sicherheit. So lassen sich in Deutschland seit Jahrzehnten Lebensversicherungen mit den Werbeargumenten »Sicherheit« und »Absicherung« bestens verkaufen. Rein statistisch betrachtet besitzt jeder Deutsche im Durchschnitt mehr als 1,1 Lebensversicherungen. In der Disziplin »Lebensversicherungsverträge pro Einwohner« liegt Deutschland seit vielen Jahren einsam an der Spitze. Die Versicherungskonzerne freuen sich Jahr für Jahr über Beitragszahlungen in Höhe zweistelliger Milliardenbeträge. Ebenfalls sehr beliebt sind andere Sparformen wie Bausparverträge oder Sparbücher. Mit dieser konservativen Anlagestrategie sind die Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten auch relativ gut über die Runden gekommen.

Mit »offensiveren« Sparformen hatten die Deutschen dagegen weniger Glück. Im Aktienboom rund um die Jahrtausendwende stieg die Zahl der Aktien und Aktienfondsbesitzer fast explosionsartig von 5,6 auf 12,9 Millionen. Der folgende Kurseinbruch mit dem mehrjährigen Crash hat das Vertrauen in die Anlageform Aktie nachhaltig erschüttert. Selbst der relativ solide deutsche Leitindex DAX musste einen Rückschlag von über 8.000 auf 2.200 Punkte hinnehmen. Die Verluste im Börsensegment »Neuer Markt« waren noch viel höher. Wer eine »Volksaktie« wie die Deutsche Telekom für 100 Euro gekauft und dann kurze Zeit später für 10 Euro verkauft hat, wird erst einmal die Finger von Aktien lassen.

Neue Anlagestrategie gefragt: Mehr Mut zur Aktienkultur

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Der Niedergang der Aktienkultur begann also vor gut zwölf Jahren und dauert noch immer an. Die Zahl der Aktionäre und AktienfondsBesitzer ist von 12,9 (2001) über 10,8 (2005) bis auf 8,7 Millionen (2011) gesunken und konnte sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen in der EuroZone im Jahr 2015 nur leicht auf 9,0 Millionen erhöhen. Dies entspricht nur etwa 11 Prozent der Bevölkerung. In England – traditionell ein »Börsenland« – besitzt fast jeder vierte Einwohner Aktien oder Aktienfonds. Quoten über 20 Prozent werden aber nicht nur im angelsächsischen Bereich erreicht. In Schweden besitzt fast jeder fünfte Einwohner Aktien – und Schweden ist nicht als »Zockerland« bekannt.

Die Zurückhaltung der deutschen Sparer hat natürlich auch Folgen bei den Besitzverhältnissen. Vor 15 Jahren kontrollierten heimische Anleger rund zwei Drittel der DAXAktien. Heute sind es weniger als die Hälfte. Die Mehrheit ist in der Hand ausländischer Investoren. Für den Aktienmarkt spielt es keine große Rolle, woher das Kapital stammt. Die großen Mittelzuflüsse aus dem Ausland haben dazu geführt, dass der DAX im Jahr 2015 ein neues Allzeithoch erreichen konnte.

Die deutschen Anleger haben vom Aufschwung jedoch kaum profitiert – sie haben den Aktienmarkt vorher verlassen. Angesichts der großen Herausforderungen im Bereich der privaten Altersvorsorge wahrscheinlich die falsche Entscheidung. Mehrere Gründe sprechen dafür, dass die traditionell konservative Anlagestrategie nicht mehr zu den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts passt. Exemplarisch möchten wir nur zwei Punkte nennen: das strukturell niedrige Zinsniveau und die demografische Entwicklung, die eine Versorgungslücke auslöst.

Niedrige Zinsen heißt: Lebensversicherungen werfen kaum mehr etwas ab

Nach der Pleite der USBank Lehman Brothers im Herbst 2008 wurde in einer Panikreaktion weltweit Kapital aus dem Markt gezogen. Cash war König! Da plötzlich das »Schmiermittel« für die Weltwirtschaft fehlte, senkten die Notenbanken weltweit die Zinsen, um schnell wieder Geld verfügbar zu machen. In den wichtigen Wirtschaftsregionen USA, Europa und Japan liegen die Leitzinsen noch heute – ca. acht Jahre nach der LehmanPleite – bei 0 bis 1 Prozent.

Die Flucht in sichere Anlageformen und das niedrige Zinsniveau sorgten dafür, dass die Durchschnittsrendite der deutschen Staatsanleihen Mitte 2016 in den negativen Bereich rutschte – ein Zustand, der vorher noch nie dagewesen war. Ausgesprochen niedrig sind die Renditen, wenn das Geld nur kurzfristig angelegt werden soll. Wer im Jahr 2016 sein Geld relativ sicher beim Bund parken wollte und in kurzlaufende Bundespapiere investierte, musste ebenfalls negative Renditen hinnehmen – hat also dafür bezahlt, Geld beim Staat parken zu dürfen.

Zinspolitik hat Auswirkungen auf die Lebensversicherung

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Diese Zinspolitik hat Auswirkungen auf die Lebensversicherungen. Denn die legen ihr Geld natürlich auch am Kapitalmarkt an. Die Renditen bei Kapitallebensversicherungen werden weiter sinken. Der ausgewiesene Garantiezins ist von 4,00 Prozent im Jahr 2000 auf nur noch 1,25 Prozent im Jahr 2015 gesunken und wird ab Januar 2017 noch weiter auf 0,9 Prozent gekürzt. Der Trend geht weiter. Der Grund ist einfach: Über 60 Prozent der über 800 Mrd. Euro, die die Lebensversicherungen für ihre Kunden anlegen, stecken in festverzinslichen Wertpapieren (auf die Details gehen wir in einem späteren Kapitel ein). Wenn diese Anleihen aber nur 0 bis 3 Prozent Rendite abwerfen, kann die Gesamtrendite nicht bei über 3 Prozent liegen. Schließlich fallen auch noch Verwaltungskosten an, und die Eigentümer der Versicherungskonzerne wollen auch noch bedient werden (die Aktionäre der Allianz erhalten zum Beispiel eine attraktive Dividende).

Da eine kurzfristige Zinswende nicht in Sicht ist, werden die Durchschnittsrenditen der Versicherungen voraussichtlich weiter fallen. Die Frage lautet: Welche Neukunden investieren dann noch in Lebensversicherungen? Noch trösten die Versicherungskonzerne ihre Kunden damit, dass das Zinstief bald überwunden wird. Doch die Hoffnung trügt. Eine radikale Zinserhöhung ist dauerhaft nicht in Sicht. Sie müssen nur die Zinsentwicklung im weltweit wichtigsten Markt – den USA – seit 1980 betrachten. In der Tendenz sinkt das Zinsniveau seit über 30 Jahren! 1980 hat die amerikanische Notenbank die letzte große Schlacht gegen die Inflation geschlagen. Die Zinsen stiegen in den zweistelligen Bereich. Die Renditen der fünfjährigen USStaatsanleihen kletterten auf 12 bis 16 Prozent. 1990 lag die Rendite noch bei rund 8 Prozent, im Jahr 2000 bei 6 Prozent, 2010 bei rund 3 Prozent und seit 2012 bei unter 1 Prozent. Es gibt immer wieder Schwankungen, aber die langfristige Tendenz zeigt eindeutig nach unten.

Warum das Zinsniveau niedrig bleibt

Wenn Sie eine Erklärung dafür suchen, müssen Sie nur auf eine einzige Statistik schauen: die Staatsverschuldung. Seit der Aufhebung des Goldstandards (der Bindung des Dollars an Gold) Anfang der 70erJahre steigt die Verschuldung in den USA. Erst langsam, dann immer schneller. Seit Ausbruch der Finanzkrise kann das Tempo nur noch als rasant bezeichnet werden. Die USStaatsverschuldung erreicht im Herbst 2016 einen Rekordwert von rund 19,5 Billionen Dollar. Kombinieren Sie jetzt einfach die beiden Statistiken: Würden die Zinsen in den USA auf das Niveau von 1980 steigen, müssten die USA pro Jahr über 3 Billionen Dollar Zinsen zahlen. Eine utopische Zahl.

Daher unsere Schlussfolgerung: Da die formal mehr oder weniger unabhängigen Notenbanken die Schuldenproblematik kennen, werden sie das Zinsniveau so niedrig wie möglich halten, damit die Zinslast noch zu schultern ist. Wenn die Konjunktur wieder gut läuft, wird es Zinserhöhungen geben, diese werden aber deutlich geringer ausfallen als in früheren Aufschwungphasen. In schwachen Konjunkturphasen wird das Zinsniveau dagegen möglichst lange im Bereich von 0 bis 1 Prozent gehalten, damit nicht zusätzlicher Druck auf die ohnehin katastrophalen Staatsfinanzen entsteht. Selbst die Abschaffung von Bargeld wird aktuell schon diskutiert, um den Weg für negative Zinsen frei zu machen.

Fazit: Das Zinsniveau sinkt in der Tendenz. Das ist Gift für die konservativ agierenden deutschen Lebensversicherungen, die vorwiegend in Staatsanleihen investieren (wobei die Frage erlaubt sein muss, ob Staatsanleihen angesichts der Schuldenkrise in den USA, in der EU oder in Japan noch als »konservativ« gelten können).

Die private Altersvorsorge wird zu einem »Muss«

Je länger das aktuelle Zinstief anhält, desto größer ist die Gefahr, dass es in der Versicherungsbranche zu Turbulenzen kommt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass einige Versicherungen schon jetzt von den Reserven leben – diese sind aber endlich. Die Lebensversicherungen verlieren an Attraktivität. Es wird eine Marktbereinigung geben. Die Folgen für die Besitzer der Policen sind offen. Laufende Verträge sollten nicht voreilig gekündigt werden, aber »frisches« Kapital kann strategisch sinnvoller angelegt werden.

Auch für konservative Sparer gilt daher: Legen Sie Ihr Geld an der Börse an. In diesem Buch erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, das Geld an der Börse zu investieren, um die RenditeChancen zu optimieren. Das Spektrum ist riesig und reicht von Aktien, Fonds, DiscountZertifikaten über Wandelanleihen bis hin zu Gold als »Notgroschen« in der Krise.

Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass wir immer länger arbeiten müssen. Das Schlagwort »Rente mit 70« ist leider nur der Anfang. Wenn Sie wissen wollen, wohin der Trend geht, lohnt sich ein Blick nach Skandinavien. Dort wird oft etwas sachlicher und weitblickender über staatliche Reformen diskutiert. In Dänemark ist bereits eine radikale Rentenform umgesetzt worden. Der Ansatz: Langfristig soll der Gesetzgeber nicht mehr willkürlich alle paar Jahre ein Renteneintrittsalter festlegen, sondern eine automatische Anpassung an die Lebenserwartung einbauen. Als Faustformel gilt: Die Rentendauer soll durchschnittlich bei 15 Jahren liegen. Eine solche Bezugsdauer der Rente verträgt das Sozialsystem. Das hört sich harmlos an, hat aber gravierende Auswirkungen. Aktuell liegt die Lebenserwartung der Dänen bei 82 Jahren. Das Renteneintrittsalter musste daher von 65 auf 67 Jahre erhöht werden.

Sinkende Renten, steigende Lebenserwartung

Das große Aber: Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt seit vielen Jahrzehnten und wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen. In Dänemark liegt die Prognose für das Jahr 2030 bei einer Lebenserwartung von 86 Jahren. Das Renteneintrittsalter würde dann automatisch auf 71 Jahre steigen. Und das ist nur die »vorsichtige« Prognose. Andere Wissenschaftler rechnen mit einer Lebenserwartung von 89 Jahren. Laut Formel müsste das Renteneintrittsalter dann auf 74 Jahre erhöht werden. Über die Zuverlässigkeit solcher Prognosen brauchen wir an dieser Stelle erst gar nicht diskutieren. Eines ist aber klar: Wir müssen immer länger arbeiten. So hoch sie aktuell auch klingt: Die Zahl »70« wird auch in Deutschland nicht die letzte Zahl sein.

Da der Rentenbeginn mit 70 für viele Menschen nur eine theoretische Zahl ist, muss diese Reform übersetzt werden: Es geht schlicht und einfach um die Kürzung der Rentenansprüche. Wer zukünftig nicht bis ins hohe Alter arbeiten kann oder will, muss deutliche Abschläge hinnehmen. Die Auswirkungen sind unterschiedlich: Das Problem der Altersarmut wird zunehmen. Gleichzeitig werden viele Menschen, die von einem relativ hohen Lebensstandard träumen, große Abstriche vornehmen müssen.

Der einzige Ausweg: Wer die finanziellen Mittel hat, muss (!) sparen. Die private Altersvorsorge wird zur Pflicht. Auch in diesem Fall bietet die Börse Antworten auf das Problem. Bei der privaten Altersvorsorge mit Aktien und Fonds darf es natürlich nicht um »Zockerei« gehen. Gefragt sind Strategien, die über Jahrzehnte halten und einen gezielten, strategischen Vermögensaufbau ermöglichen. Dafür reichen oft schon erstaunlich kleine Summen pro Monat. Wer über zehn oder 20 Jahre einen monatlichen FondsSparplan »füttert«, kann so das Fundament für die private Altersvorsorge legen. Sie müssen also die passende DepotBank finden, ein Depot eröffnen, einen Sparplan einrichten und die spätere Steuerbelastung berechnen (auch das leidige Thema Steuern darf nicht verschwiegen werden).

Wer sich nicht auf Fondsmanager verlassen will, sondern in Eigenregie die attraktivsten Substanzaktien für ein LangfristDepot aussuchen will, wird in diesem Buch ebenfalls fündig werden. Wir erklären Ihnen den Unterschied zwischen zyklischen und nicht zyklischen Branchen, aber auch ganz praktisch die besten Auswahlkriterien. Damit Sie nach dem Kauf der Aktien auch die Geschäftsberichte lesen und verstehen können, finden Sie hier die Schlüsselbegriffe wie EBIT, Cashflow, Gewinn je Aktie oder auch Eigenkapitalquote mit der passenden Erklärung.

Was ist passiert an der Börse?

Die Börse ist zunächst einmal ein Handelsplatz. Stellen Sie sich das Ganze vor wie einen Wochenmarkt: Sie gehen hin und kaufen dort Obst, Gemüse, Fleisch und Käse ein. Fragt sich natürlich, welche Preise Sie dafür zahlen. Die Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage. Wenn der Käsehändler von seinen Kunden bestürmt wird, weil er so leckeren französischen Camembert anbietet, dann kann er seine Preise erhöhen und wird seinen Camembert trotzdem los. Will aber kein Mensch seinen langweiligen dänischen Butterkäse kaufen, muss er mit dem Preis wohl oder übel heruntergehen. Vielleicht finden sich dann ein paar Interessenten. Sie merken: Die Preise hängen vom Angebot und von der Nachfrage ab. Das ist auf einem Wochenmarkt nicht anders als an einer Börse.

Worin unterscheiden sich dann aber Wochenmarkt und Börse? Ganz einfach – in den Dingen, die gehandelt werden. An einer Börse kaufen Sie keine echten Waren, die Sie essen, trinken oder anziehen können. Sie kaufen lediglich verbriefte Rechte. Was heißt nun das schon wieder? Früher kaufte ein Investor an der Börse bedruckte Zettel – sogenannte Aktien. Diese Zettel verbrieften, dass der Investor mit dem Kauf Miteigentümer eines bestimmten Unternehmens geworden war. Das hieß aber noch lange nicht, dass er einfach in die Lagerhalle des Unternehmens spazieren und sich nach Herzenslust an den dort gelagerten Produkten bedienen konnte. Als Miteigentümer hatte er allerdings das Recht, zusammen mit den anderen Aktionären indirekt über die Besetzung der Chefetage zu bestimmen. Und er durfte auch erwarten, am Gewinn des Unternehmens beteiligt zu werden. Waren die Gewinnaussichten gut (oder glaubten die Börsianer das zumindest), stieg die Nachfrage und damit der Aktienkurs – also der Preis für die Aktie. Munkelte man etwas über bevorstehende Verluste, dann fiel der Kurs. Aber dazu kommen wir später noch. Bleiben wir erst mal noch bei der typischen Handelsware der Börsen, wie wir sie kennen.

So funktioniert der Aktienhandel

Heute werden keine bedruckten Zettel mehr ausgetauscht, sondern alles funktioniert elektronisch. Die eigentliche Handelsware an den Börsen dieser Welt ist jedoch geblieben: Verbriefungen. Oder man könnte auch ganz einfach sagen: Wertpapiere.

Börsen, wie wir sie heute kennen, entstanden im 19. Jahrhundert. Für (angehende) Unternehmer waren sie der ideale Platz, um Geld für ihre geplanten Projekte einzusammeln. Im Gegenzug beteiligten sie ihre Geldgeber an ihren Unternehmen. Das geschah, indem sie ihre Unternehmen »Aktiengesellschaften« nannten und die Unternehmensanteile als Aktien verkauften. De facto sind Börsen riesige Umverteilungsplätze für Geld. Wer Geld hat, sucht an der Börse nach Möglichkeiten, es möglichst gewinnbringend zu investieren. Das Investieren geschieht durch den Kauf von Wertpapieren. Wer Geld braucht, bringt entsprechende Wertpapiere heraus (»emittieren« nennt sich das in der Fachsprache) oder verkauft Wertpapiere aus seinen Beständen. Das ist im Prinzip alles, was Sie wissen müssen.

Der Tulpenwahn: Wie die Verbriefung erfunden wurde

Wie kommt man auf die verrückte Idee, statt mit Waren nur noch mit Zetteln zu handeln? Erfunden wurde das Ganze im 16. Jahrhundert in Holland. Dort hatten die Menschen Gefallen an einer Blume gefunden, die damals noch ausgesprochen selten und kostbar war: an der Tulpe. Es galt als schick, seinen Garten mit diesen wunderbaren Blumen zu schmücken. Also stiegen die Preise für Tulpen immer mehr. Und nicht nur für irgendwelche Tulpen – nein! Besonders begehrt waren gefleckte und geflammte Tulpen (nebenbei bemerkt: Für dieses geflammte Aussehen war ein Pflanzenvirus verantwortlich, das Mosaikvirus. Aber das wusste damals noch niemand!). Wenn Sie in die Bildersuche bei Google einmal den Namen »Semper Augustus« eingeben, sehen Sie, welche Tulpensorte damals ganz groß in Mode war. Die »immer Erhabene« war das, was heute vielleicht einer Luxusvilla oder einem Ferrari gleichkommt. Reiche Kaufleute waren bereit, für solche Tulpen ein Vermögen auszugeben!

Das aber rief Spekulanten auf den Plan, Menschen, die nie vorhatten, eine solche Tulpe je in ihrem Garten blühen zu sehen. Sie schalteten sich als Zwischenhändler ein mit dem Ziel, die gekauften Tulpen möglichst gewinnbringend weiterverkaufen zu können. Vielleicht haben Sie gestutzt, als Sie das Wort »Tulpen« lasen. Denn gehandelt wurde natürlich nicht mit den blühenden Exemplaren, sondern mit Tulpenzwiebeln. Man kaufte buchstäblich die Katze im Sack. Ob sich aus einer gekauften Tulpenzwiebel wirklich eine der begehrten SemperAugustusTulpen mit Flammenmuster entwickeln würde, war völlig offen. Trotzdem gaben inzwischen nicht nur die Kaufleute, sondern auch die Spekulanten Unsummen für Tulpenzwiebeln aus. Und nicht nur für Tulpenzwiebeln.

Der Run auf die Anlageobjekte

In der Spätphase des Tulpenwahns sahen sich die Tulpenzüchter einem wahren Run ausgesetzt: Sie konnten gar nicht so viele Zwiebeln liefern, wie bestellt waren. Außerdem dauert es eben eine Weile, bis eine Tulpenpflanze wieder neue Zwiebeln bildet. So lange wollte aber niemand warten. Also ließen sich die Spekulanten und Händler schriftlich zusichern, dass sie später eine Zwiebel bekommen würden, sobald sie endlich wieder erhältlich war. Die Verbriefung war erfunden und zugleich der erste Terminkontrakt. Denn die Ware (die Tulpenzwiebel) konnte nicht sofort geliefert werden, sondern erst später – eben auf Termin.

Es kam, wie es kommen musste. Irgendwann platzte die Spekulationsblase. Auf einer Börse zögerten die Händler plötzlich, neue Höchstpreise für die dargebotenen Zwiebeln oder Bezugsrechte zu zahlen. Es blieb allerdings nicht beim Zögern. Die Zweifel am tatsächlichen Wert der Tulpen wirkten ansteckend und lösten einen Verkaufswahn sondergleichen aus. Jeder wollte seine Tulpen noch schnell loswerden, solange sie wenigstens noch einen gewissen Wert hatten. Wie ein Spuk war die Tulpeneuphorie schlagartig zu Ende. Sie hinterließ viele bettelarme Händler und Spekulanten, die sich in ihrer Geldgier um ihr ganzes Erspartes gebracht hatten und ein komplettes Jahreseinkommen in Tulpenzwiebeln investiert hatten. Die hübschen Blumen sind den Niederlanden aber geblieben: Der Schlager »Tulpen aus Amsterdam« bezeugt dies.

Spekulationsblasen: Eine ständige Gefahr fürs Geld

Das schnelle Geld machen – das ist heute noch der Traum vieler Menschen, und die Börsen dieser Welt scheinen ihn zu erfüllen. Ein Wertpapier kaufen, warten, bis sein Kurs rasant gestiegen ist, es dann zu Höchstpreisen wieder zu verkaufen – was für ein schöner Traum! Und tatsächlich blieb der Tulpenwahn des 16. Jahrhunderts nicht die einzige Entgleisung dieser Art. Unzählige Spekulationsblasen gab es seitdem, und sie alle hatten eines gemeinsam: Sie platzten – genau wie der Traum vom schnellen Geld. Auf einen Schlag reich zu werden, ist auch an der Börse die Ausnahme und nicht die Regel.

Erinnern Sie sich noch an die Euphorie, mit der nach der Wende in Deutschland Immobilien im Osten verkauft wurden? Anlageberater priesen Ostimmobilien an wie warme Semmeln. Der Staat unterstützte den Kauf sogar noch mit Steuervorteilen. Und der gut verdienende Wessi war immer offen für neue Ideen, Geld steuersparend und vermeintlich gewinnbringend anzulegen. Er kaufte diese Immobilien mit einer erschreckenden Gutgläubigkeit. Dabei ging es teilweise ähnlich zu wie mit den Tulpenzwiebeln in Holland: Viele Immobilien wechselten unbesichtigt ihren Besitzer, um sich später als unvermietbarer und erst recht unverkäuflicher Schrott herzustellen. Das Wort »Schrottimmobilien« wurde nach dem Platzen dieser Spekulationsblase erfunden. Unzählige Deutsche hatten ihr Geld in wertlosen ImmobilienInvestments versenkt.

Mondpreise für StartUps

Und noch eine Spekulationsblase kommt Ihnen sicherlich bekannt vor: Haben Sie miterlebt, wie in den späten 90erJahren für jede noch so kleine Internetklitsche Mondpreise bezahlt wurden? Haben Sie damals mit großen, runden Augen verfolgt, wie die Kurse immer neue Rekorde erreichten? Und das, obwohl kaum eines der begehrten Unternehmen je Gewinne schrieb. Im Gegenteil: Die meisten steckten tief in den roten Zahlen. Haben Sie den Aufstieg und späteren Fall der TelekomAktie, Deutschlands Volksaktie, erlebt? Alle kauften sie für bis zu 100 Euro, schienen doch die Verdienstmöglichkeiten am Markt der Telekommunikation geradezu unendlich. Heute wissen wir: So einfach ist das selbst auf dem Telekommunikationsmarkt nicht, denn die Konkurrenz schläft nicht. Der Kurs der TelekomAktie dümpelt immer noch zwischen 10 und 15 Euro herum. Und viele Internetbutzen hielten auch nicht, was sie versprachen, sondern gingen pleite. Eine Menge Geld von gutgläubigen Aktionären löste sich beim Platzen der DotcomBlase buchstäblich in Luft auf. Manch ein Erstaktionär fiel damit voll auf die Nase und wollte anschließend von Aktien nichts mehr wissen.

Die letzte große Spekulationsblase steckt uns allen noch in den Knochen: die SubprimeKrise. Diesmal waren es weniger die Privatleute, die sich verspekuliert hatten, sondern vielmehr die Banken. Sie kauften Kredite von amerikanischen Häuslebauern auf. Von Häuslebauern, die sich eigentlich gar keine eigene Immobilie leisten konnten. Deren Kredite waren in Millionen von Wertpapieren zerstückelt worden. Manche Versicherer hatten darüber hinaus noch Versicherungen gegen den Kreditausfall herausgebracht (Credit Default Swaps) und die Risiken, ebenfalls in Wertpapiere zerstückelt, am Kapitalmarkt verkauft. Das Ganze war so kompliziert aufgebaut, dass sich jeder in der Sicherheit wiegte, todsichere Anleihen zu besitzen, die sich zudem überdurchschnittlich gut verzinsten. Bis auch hier die Blase platzte. Spätestens, als die USInvestmentbank Lehman Brothers im September 2008 pleiteging, war klar: Unglaublich viele Banken hatten hochgiftige Wertpapiere in ihren Depots. Wertpapiere, die sie leicht um ihre gesamte Existenz bringen konnten. Die Gier der Banker hatte wieder mal eine Blase entstehen lassen, die mit einem lauten Knall geplatzt war.

Aber passiert das nicht zwangsläufig, wenn man an der Börse agiert und mit Wertpapieren handelt? Sind dann Spekulationsblasen und Verluste nicht geradezu vorprogrammiert? Das ist zweifellos so. Doch daraus sollten Sie nicht die Konsequenz ziehen, doch besser die Finger von BörsenInvestments zu lassen.

Nicht die Börse ist gefährlich, sondern Gier und Angst

Sie haben gesehen, wohin Spekulationsblasen führen. Davor kann man als Anleger nur gewarnt sein. Wir warnen Sie aber keineswegs vor dem Entschluss, Ihr Geld an die Börse zu tragen. Denn wer langfristig investiert, dem können auch zwischenzeitliche Verluste nichts anhaben.

Mit anderen Worten: Die Gier ist gefährlich. Die Spekulationsblasen der vergangenen Jahrhunderte haben gezeigt: Wer zu gierig war, wer das eigene Hirn ausschaltete, einer Masseneuphorie folgte und auf schnelle Gewinne setzte, erlitt herbe Verluste. Wer dagegen ruhig blieb, mit Weitsicht investierte, sich nicht vom Versprechen blenden ließ, das schnelle Geld zu machen, erwirtschaftete an der Börse genug Geld, dass es wunderbar für ein unbesorgtes Leben reichte. Das Deutsche Aktieninstitut hat errechnet: Wer langfristig in Aktien investiert, kann pro Jahr mit einer Durchschnittsrendite von 9 Prozent rechnen. So zumindest war es in der Vergangenheit. Was heißt das?

Doppelt so viel in gut acht Jahren

Eine Verzinsung von 9 Prozent pro Jahr bedeutet: Das investierte Geld verdoppelt sich innerhalb von gut acht Jahren. Aus 1.000 Euro werden in dieser Zeit also 2.000 Euro.

Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir Ihnen aber, nicht nur in Aktien zu investieren. Ein bisschen Risikostreuung muss sein, und dazu gehören auch defensivere Wertpapiere wie beispielsweise Anleihen oder Fonds. In was genau Sie investieren können, dazu kommen wir später. Aber rechnen Sie mal damit, dass Sie trotzdem auch als sehr konservativer, risikoscheuer Anleger eine durchschnittliche Jahresrendite von 5 bis 6 Prozent erzielen können. Das heißt: Das investierte Geld verdoppelt sich etwa alle 12 bis 15 Jahre. Für einen soliden Vermögensaufbau reicht das. Die Börsenlegende Warren Buffett hat mit seinen AktienInvestments seit den 60erJahren durchschnittliche Jahresrenditen von über 20 Prozent geschafft.

Übrigens: Genauso schlimm wie die Gier ist die Angst. Wer sein Geld stets anlegt nach dem Motto »Hauptsache, ich verliere nichts!«, steht am Schluss doch als Verlierer da. Überlegen Sie mal: Allenfalls 1 Prozent Zinsen bringt ein Spar oder Tagesgeldkonto derzeit. Die jährliche Inflationsrate liegt jedoch selbst in einem wirtschaftlich relativ stabilen Land wie Deutschland regelmäßig bei über 2 Prozent. Das heißt: Wenn Sie Ihr Geld nur vermeintlich supersicher auf dem Sparkonto lagern, verlieren Sie unter dem Strich. Die Kaufkraft des Geldes schwindet. Also doch besser rentabler investieren. Das geht auch – und zwar an der Börse.

Gesunder Menschenverstand BörsenInvestments

An der Börse gibt es immer wieder den Traum, automatisch zu gewinnen. Es wird alles ausgewertet, was man an der Börse auswerten kann: historische Kursverläufe (Charts), alte Datenreihen, Zukunftsprognosen der Analysten – überall werden Muster gesucht, die immer wieder auftauchen. Wird ein solches Muster gefunden, wird daraus eine Anlagestrategie gebastelt. Anschließend wird dieses Muster in ein Computerprogramm eingebaut. Per Mausklick können dann 1.000 Märkte auf einmal durchforstet werden. Wenn das einmal gefundene Muster wieder auftaucht, kann darauf an der Börse »gewettet« werden. Die Grundannahme lautet: Alles wiederholt sich im Laufe der Zeit – auch an der Börse.

Doch es gilt die Regel: Lassen Sie Ihren gesunden Menschenverstand walten. Auch und gerade an der Börse.


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