Eine Führungsposition im Tourismusbereich gilt für viele als Traumjob: International arbeiten, mit Menschen umgehen, dabei vielleicht sogar Prominente kennenlernen sind für viele der Anreiz, dieses Ziel anzupeilen.

Quebec

Traumjob Hotelchef

Eine Führungsposition im Tourismusbereich gilt für viele als Traumjob: International arbeiten, mit Menschen umgehen, dabei vielleicht sogar Prominente kennenlernen sind für viele der Anreiz, dieses Ziel anzupeilen.

So zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Universum, dass Studierende der Fächer Hotel Management, Hospitality und Tourismus Management zu 64 Prozent in einem internationalen Unternehmen arbeiten wollen. Und 40 Prozent streben explizit Führungsaufgaben an. Wie aber schafft man es zum Traumjob Hotelchef? Welche Ausbildung und welche Fähigkeiten sind dazu notwendig? Wir stellen drei völlig unterschiedliche Karrierewege vor.

Rebellin aus dem Schwarzwald

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Ingrid Lemm kommt aus einem kleinen Dorf im Schwarzwald und hatte in der Schule eine 4 in Französisch. Heute ist sie in Kanadas französischsprachiger Provinz Quebec Managerin in einem der besten Hotels Nordamerikas und musste sogar Paul McCartney absagen. Wie wird man im Ausland so erfolgreich?

Schon immer sei sie ein wenig rebellisch gewesen, meint Ingrid verschmitzt während unseres gemeinsamen Abend-Essens im Panache Restaurant. Und in ihrem kleinen Schwarzwalddorf war es ihr einfach zu eng.

Heute ist Ingrid Lemm Sales Managerin im Auberge Saint-Antoine, das u.a. von Condé Nast als eines der besten Hotels in Kanada ausgezeichnet wurde und in dem auch immer wieder zahlreiche Prominente absteigen – so auch Paul McCartney. Zumindest in der Theorie.

“Ich musste Paul McCartney absagen!”

“Der sollte in der Stadt ein Konzert geben. Daraufhin waren wir bald ausgebucht. Und dann rief der Manager von Paul McCartney an und fragte nach einem freien Zimmer. Und ich musste ihm absagen. Ich war untröstlich: Ich hätte ihn doch so gerne hier gehabt”, berichtet Ingrid.

Eine erfolgreiche Karriere, die so gar nicht geplant war: “Man muss glaube ich ein wenig naiv sein, um auszuwandern – sonst macht man es nicht,” berichtet Ingrid. Denn ursprünglich kam sie wegen eines Mannes, nach Quebec, den sie noch in Deutschland kennengelernt hatte. Doch die Beziehung hielt nicht lange. “Mir hat das Land besser gefallen als der Mann”, sagt Ingrid. Und sie beschloss zu bleiben – mehr aus Trotz denn aus Überzeugung: “Zu Hause haben alle gesagt ‘das wird nichts, Du bist eh bald wieder da’ – da wollte ich ihnen das Gegenteil beweisen.” grinst sie.

Mit einer 4 in Französisch kommt man nicht weit

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“Quebec war damals, 1984, schon eine unheimlich lebendige Stadt”, berichtet sie. Aber auch teuer: “Die Preise waren schon früher zum Teil doppelt so hoch wie in Deutschland.” Daher brauchte Ingrid dringend einen Job.

Doch das war gar nicht so einfach, den Ingrid konnte kaum Französisch: “In der Schule hatte ich in Französisch eine 4, deshalb musste ich ersteinmal die Sprache pauken, denn mit Englisch kommt man in Quebec nicht weit”, erzählt sie und lächelt: “Nach anderthalb Jahren war auch das kein Problem mehr. Wenn mein Französischlehrer heute wüsste, dass ich sogar auf Französisch arbeite.”

Vom Hotel zur Fremdenführerin

In Deutschland hatte Ingrid eine Ausbildung im Hotel gemacht, doch dorthin wollte sie nicht zurück. Als heuerte sie als Fremdenführerin an: “Zunächst waren die Jobs schlecht bezahlt und nur im Sommer, das war ein großes Problem.”

Eine Weiterbildung brachte den erhofften Erfolg: “Ich habe einen Bus-Führerschein und den Fremdenführer-Kurs der Stadt gemacht” Von da an machte Ingrid Stadtführungen in Englisch, Französisch und manchmal Deutsch, Bustouren und hatte auch im Winter Arbeit.

In Kanada wird das Talent bewertet, nicht der akademische Grad

Über den Bus-Job bekam ich schließlich doch einen Job in einem Hotel: Ich verkaufte dort Stadtrundfahrten, stellte die Leute ein und leitete die Trainings. Später arbeitete sie als Eventmanagerin in einem Hotel und wurde schließlich Director of Sales im Auberge Sain Antoine.

Was Ingrid während ihrer Karriere immer wieder bemerkt hat: In Kanada werden die Leute nach dem Talent bewertet, nicht nach akademischem Grad oder der Ausbildung. “Ich hatte zum Beispiel keinerlei Erfahrung als Eventmanagerin, aber ich konnte sehr gut verkaufen – das hat mir geholfen.” Und sie macht klar: “Anders als in Deutschland kann man hier mit harter Arbeit wirklich erfolgreich sein.”

Mit harter Arbeit kann man sehr erfolgreich sein: Keine Ausgrenzung

Es sind diese Unterschiede in der Mentalität, die Ingrid an ihrer neuen Heimat begeistern – trotz sehr kalten, langen Winter: “Die Leute sind nett und freundlich und sie leben einfach gerne. Auch Kontakte knüpft man leicht, wenn es auch schwierig ist, sie zu vertiefen.” Ausgrenzung als Einwanderer habe weder sie noch ihre chinesische Adoptivtochter jemals erfahren.

Das mag auch darin, dass es in Quebec noch viel Platz gibt: Es fehlten qualifizierte Arbeitskräfte wie Ingrid mir erzählt, z.B. auf dem Bau oder im Hotel. Tatsächlich kommen viele der Hotelangestellten kommen aus Europa. Die Küchenchefs etwa findet das Hotel traditionell in Frankreich.

Es ist schwer, gut ausgebildetes Personal zu finden

“Es ist in Quebec schwierig, gut ausgebildetes Hotelpersonal zu finden, das suchen wir händeringend,” macht Ingrid auswanderungswilligen Mut. Und: “Wer will und bereit ist, hart zu arbeiten, kann hier Karriere machen.” Eine Einschränkung gibt es aber: Ohne Französischkenntnisse geht in Quebec gar nichts.

In Deutschland isst man immer gut, wenn man viel gegessen hat. Die französische Lebensart sei da besser: Hier kommt es auf die Qualität, nicht die Quantität an. Da gefällt mir die französische Lebensart besser.

Claudia Anderle

Zielstrebiger Karriereinstieg in Australien

Disziplin, Durchhaltevermögen und positives Denken sind auch das Erfolgsgeheimnis von Claudia Anderle. Sie studierte an der Universität Paderborn den Magisterstudiengang Tourismus/ Geographie mit BWL und Sprachen und begann ihre Karriere während eines Work-&-Travel-Aufenthaltes in Australien. „Ich war zu dem Zeitpunkt schon 27, ich wollte also nicht einfach eine Auszeit nehmen, sondern gezielt in Australien meine Karriere vorantreiben”, sagt sie. Die Zielstrebigkeit verhalf ihr auch zum ersten Job als Rezeptionistin: „Ich wusste, dass ich nur persönlich überzeugen konnte. Ich bin daher mit meinen Unterlagen ins Hotel marschiert und wollte den Manager sprechen.

Als man mir sagte, er habe keine Zeit, sagte ich ‘na gut, dann warte ich’. Auf diese Weise konnte ich verdeutlichen, dass ich eine längerfristige Karriere anstrebe.” Danach arbeitete sie in zwei weiteren Hotel, u.a. als Duty Manager bei ihrem heutigen Arbeitgeber Adina – bis ihr Visum ablief und sie Australien verlassen musste. Noch während einer sechsmonatigen Australien-Reise kontaktierte sie die Adina-Kette in Deutschland – und war nach ihrer Rückkehr in Deutschland zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Im neuen Adina Hotel in Frankfurt wurde sie für drei Monate als Duty-Managerin eingestellt. „Länger wollte ich mich nicht verpflichten,” sagt Anderle. Dann wurde sie Assistant Manager in Hamburg und überbrückte daraufhin in Frankfurt die Vakanz des General-Manager als Relief-Managerin. Für Anderle bot das die Chance, in die ungewohnte Verantwortung auf temporärer Basis hinein zu schnuppern – und das kam ihr zugute, als man ihr schließlich die Leitung des Adina-Hotels am Checkpoint-Charlie in Berlin anbot. „Durch die Zeit als Relief-Managerin konnte ich gut abschätzen, was auf mich zukommt.” Ihren Führungsstil bezeichnet sie selbst als Leading by Exampel – vorleben, was sie von anderen erwartet: „Ich kann von meinen Mitarbeitern keine Überstunden verlangen, wenn ich nicht selbst bereit bin, welche zu leisten,” erklärt sie ihre Philosophie.

Duales Studium: Vom Hörsaal zum Hoteldirektor

Einen ganz klassischen Karriereeinstieg hat hingegen Sascha Schwarze gewählt: Er studierte sieben Semester lang Tourismuswirtschaft an der Adam-Ries-Fachhochschule in Erfurt – die jetzt IUBH Duales Studium heißt. Zuvor hatte er bereits als Koch gearbeitet. Am Dualen Studium reizte ihn der Gedanke, selbst Direktor zu werden: „Der Weg dorthin wäre nur mit einer Ausbildung sehr viel länger gewesen. Außerdem konnte ich mit dem dualen Studium fundiertes Wissen über das Management eines Hotels sammeln,” begründet Schwarze seine Entscheidung. Direkt nach dem Studium wurde er als Direktor des Flair Hotel Waldfrieden im Thüringer Wald eingestellt. Während seines Studiums wechselte Schwarze im Wochenrhythmus zwischen Studium und Praxis, Halbjährlich erstellte er gemeinsam mit dem Praxisunternehmen eine Projektarbeit. In der vorlesungsfreien Zeit war er dann mehrere Wochen am Stück im Unternehmen.

Diese Verzahnung zwischen Theorie und Praxis ist es, die für Schwarze den Reiz eines dualen Studium ausmacht: „Ich konnte das zuvor Gelernte direkt im Betrieb anwenden und vertiefen und so auch den Hotelalltag kennenlernen und frühzeitig Verantwortung übernehmen. Auch die besten Kontakte habe ich in den Praxisphasen geknüpft”, so Schwarz. Für unabdingbar hält er, dass alle drei Parteien gut zusammenarbeiten: „Der Dozent bereitet die wissenschaftlichen Grundlagen möglichst praxisbezogen auf, und der Arbeitgeber lässt den Studierenden das Erlernte umsetzen.

Der Studierende muss motiviert sein und beide Seiten miteinander verbinden.” Ohne Selbstdisziplin und ein vernünftiges Zeitmanagement geht es dabei nicht, zumal in der Tourismusbranche häufig arbeitsreiche Wochenenden und lange Schichtdienste eingeplant werden.

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3 Wege, 1 Ziel zum Erfolg

Drei Wege, ein Ziel: Ob Hoteldirektor auch aufgrund der häufigen Überstunden oder auch der unregelmäßigen Arbeitszeiten auch am Wochenende wirklich ein Traumjob ist, muss jeder für sich entscheiden:

So zeigt die Universum-Studie auch, dass für 55 Prozent der Studierenden in den Fächern Hotel Management, Hospitality und Tourismus Managament Wert auf Work-LifeBalance legen, gleichzeitig erwarten sie mit einem Jahresgehalt von 33 690 Euro pro Jahr deutlich weniger als die Absolventen anderer Fächergruppen. Da heißt es, eigene Ziele und Wertvorstellungen mit der Realität abzugleichen.


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