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Dr. Christoph Kahlenberg ist Leiter der Randstad Akademie. In Interview berichtet er, warum Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft immer wichtiger wird.

Kahlenberg studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie und promovierte im Bereich Medienwissenschaft. Seine berufliche Laufbahn begann er im Vertrieb eines großen deutschen Versicherungskonzerns. 1998 kam er zu Randstad und war dort über zehn Jahre als Niederlassungsleiter tätig. 2008 wechselte er zur Randstad Akademie und verantwortet seitdem die Abteilung Arbeitsmarktprojekte.

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Weiterbildung fristet in Deutschland ja eher ein Schattendasein als notwendiges Übel: Wie schätzen Sie zukünftig die Rolle der Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt ein?

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt rasant. Neue Technologien halten in vielen Berufsfeldern Einzug und haben Einfluss darauf, wie wir arbeiten. Damit steigen auch die Anforderungen an die Mitarbeiter. Lebenslanges Lernen wird zu einem essentiellen Bestandteil beruflicher Karrieren. Corporate Learning wird immer wichtiger. Nur wer sich kontinuierlich weiterbildet, bleibt am Ball.

Auf der anderen Seite sind für Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter ein wichtiger Erfolgsfaktor, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Der enge Bewerbermarkt wird dazu führen, dass immer mehr Unternehmen in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter investieren, um produktiv und innovativ zu bleiben.

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In welchen Branchen wird nach Ihren Erkenntnissen Weiterbildung besonders wichtig und besonders nachgefragt?

Das Thema macht vor keiner Branche halt. Die Arbeitswelt befindet sich gerade in einem starken Wandel.

Ob das nun die Industrie ist, wo die Mitarbeiter zunehmend mit digitalen Helfern aus dem Bereich Robotics zusammenarbeiten, oder der Bankensektor, wo unzählige Datenmengen bewertet und Handlungsempfehlungen gegeben werden müssen. Jede Branche tut gut daran, hier Angebote bereitzustellen.

Die Notwendigkeit von Lebenslangem Lernen wird überall betont, auch von Arbeitgebern. Wie sieht es nach Ihrer Erfahrung in der Praxis aus? Wird lebenslanges Lernen in Unternehmen ausreichend praktiziert oder ist es nur eine Phrase?

Viele Unternehmen machen ihren Mitarbeitern bereits Angebote im Bereich Weiterbildung. Die Dringlichkeit dieses Themas ist häufig noch nicht bewusst. 54% der Arbeitnehmer sehen die Qualifikationslücke, die die Digitalisierung verursacht, als großes Problem. Das hat unsere Studie Randstad Arbeitsbarometer ergeben. Maßnahmen müssen gezielt aufgesetzt werden. Das Thema ist durchaus komplex. In Betrieben führen Mitarbeiter ganz unterschiedliche Aufgaben aus.

Dazu kommen die verschiedenen Ausbildungshintergründe. Nehmen wir als Beispiel Kenntnisse im Umgang mit digitalen Programmen. Da ist nicht jeder auf dem gleichen Stand. Hier für jeden das passende Angebot bereitzustellen – sei es in Form von Online– oder auch Präsenzschulungen -, ist für Unternehmen eine große Herausforderung. Nur sie müssen es jetzt anpacken. Wer diese Aufgabe verschläft, wird sie nicht mehr aufholen können.

Personalvermittlung und Weiterbildung – Ist das eine Kombination von der wir zukünftig noch mehr hören werden?

Personaldienstleister haben Kundenunternehmen aus verschiedensten Branchen. Sie sind ganz nah dran an den Veränderungen der Arbeitswelt. Wir haben schon früh damit begonnen, unsere Mitarbeiter fit für die steigenden und sich wandelnden Anforderungen zu machen. Die Randstad Akademie entwickelt kontinuierlich Angebote für Bewerber und Mitarbeiter.

Das geht von eLearning-Kursen über berufsbegleitende Ausbildungen wie “Lernen im Job” bis hin zu Qualifizierungsprogrammen, an denen am Ende ein vollwertiger Berufsabschluss steht. Unsere Mitarbeiter erweitern dadurch nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern erhöhen damit auch ihre Beschäftigungschancen auf dem Arbeitsmarkt.

Machen gute Weiterbildungsmöglichkeiten Arbeitgeber attraktiv? Und was müssen Arbeitgeber konkret tun, um diesen Faktor für sich zu nutzen?

Ein klares Ja. Weiterbildungsmöglichkeiten sollten zum Standard gehören. Das bedeutet nicht, dass jedes Unternehmen eigene Angebote entwickeln und bereitstellen muss. In Kooperation mit Bildungspartnern lassen sich zum Beispiel attraktive, bedarfsgerechte Programme aufsetzen und man kann Synergien nutzen. In jedem Fall sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter darin bestärken, sich weiterzubilden und das Thema fest in der Unternehmenskultur verankern.

Welchen Einfluss wird die zunehmende Bedeutung von Weiterbildung auf den Recruiting-Prozess haben? Bislang suchen Unternehmen ja vor allem Mitarbeiter mit fertigen Kenntnissen – wird sich das ändern und wenn ja, wie schnell?

Das hängt von der ausgeschriebenen Stelle und dem Bewerber ab. Bei hochqualifizierten Positionen wird nach wie vor Fachwissen verlangt werden. Bei Vakanzen, bei denen man einfach keinen Bewerber bekommt, weil der Markt leergeschöpft ist und keine entsprechende Fachkräfte verfügbar sind, wird ein Umdenken stattfinden müssen.

Denn das wird immer öfter der Fall sein. Hier tun Unternehmen gut daran, wenn sie Maßnahmen entwickeln, die in kurzer Zeit einen Kandidaten, der noch nicht über alle erforderlichen Qualifikationen verfügt, fit für die jeweilige Jobanforderung machen. Nur so können Unternehmen am Ende innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Im Rahmen von Qualifizierungstests prüfen wir beispielsweise gezielt die Fähigkeiten der Kandidaten. Wenn wir merken, dass noch Fachkenntnisse fehlen, bieten wir gezielt Weiterbildungen an, um das aufzufangen. Aber das geht natürlich nicht immer.

Wird dieser Prozess auch Auswirkungen auf klassisches Studium/Berufsausbildung haben? Es gibt ja längst auch Leute, die im Zeitalter von MOOCs und Blended Learning Universitäten in Frage stellen. Wie ist hier Ihre Meinung?

Ich denke, dass Universitäten, Fachhochschulen und Erwachsenenbildungsträger für jeden Lerntypus in Zukunft ein Angebot bereitstellen werden. Es ist ja auch praktisch, eine Vorlesung von zu Hause aus per Videoübertragung zu verfolgen.

Ich glaube aber nicht, dass Online-Angebote Präsenz-Veranstaltungen komplett ersetzen werden. Neben der reinen Wissensvermittlung ist nach wie vor der persönliche Austausch und die Diskussion wichtig. Auch das geht natürlich heute über Chats, aber die Qualität ist doch nochmal eine andere.

Eine Sorge, die viele Arbeitgeber plagt, z.B. in der umkämpften IT: Sie investieren in teure Aus- und Weiterbildungen, aber wenn die Mitarbeiter diese abgeschlossen haben, wirbt die Konkurrenz sie ab. Wie begegnen sie solchen Ängsten? Wie lassen sich diese abbauen?

Wenn die Unternehmen hier Mauern ziehen, bringt das gar nichts. Natürlich ist es für einen Arbeitgeber ärgerlich, wenn er eine Fachkraft top ausgebildet hat und diese dann zu einem Wettbewerber wechselt. Investitionen in Bildung sind aber nie verlorenes Geld.

Die abgeworbene Fachkraft wird mit Sicherheit positiv über ihren Arbeitgeber sprechen, der das alles ermöglicht hat. So ist Ausbildung auch eine Investition in Employer Branding.

Das Randstad Arbeitsbarometer zeigt: 51% der Mitarbeiter ist sich durchaus bewusst, dass sie die Initiative ergreifen und sich weiterbilden müssen, um ihren Arbeitsplatz zu sichern. Doch wie können Arbeitgeber diese Eigeninitiative noch mehr fördern?

Oftmals denken Mitarbeiter, wenn ich um eine Weiterbildung bitte, gestehe ich ein, dass ich Wissenslücken habe. Unternehmen sollten eine offene Lernkultur etablieren, in der Weiterbildung zur Selbstverständlichkeit wird. Jeder im Unternehmen, egal auf welcher Position, sollte in seinem Berufsleben regelmäßig Wissen auffrischen.

Führungskräfte können hier mit gutem Beispiel vorangehen. Weiterbildung sollte zum guten Ton eines Unternehmens gehören. Außerdem sollten die Lernangebote niedrigschwellig, sprich die Hürden für die Arbeitnehmer so gering wie möglich sein. Sind erst umständliche Anmeldungsprozesse notwendig, nimmt die Bereitschaft, daran teilzunehmen, ganz schnell ab.


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