Handwerk und Künstliche Intelligenz bzw. Digitalisierung wirken zunächst wie ein Widerspruch. Doch sie können sich hervorragend ergänzen.

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Handwerksbetriebe: Hohe Nachfrage trotz KI und Digitalisierung

In der digitalen Ära regeln immer mehr Menschen ihre Angelegenheiten über das Internet. Unter anderem der Einzelhandel verliert stetig Marktanteile an die digitale Konkurrenz, in Form von Online-Shops. Traditionelle Handwerksbetriebe können sich trotzdem über eine hohe Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen freuen.

Ein Grund hierfür ist, dass der direkte Kundenkontakt einen hohen Grad an Individualisierungen ermöglicht, den sich viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden wünschen. Der direkte Kontakt sorgt dafür, dass Handwerker genau auf die speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Kunden eingehen und ihm eine auf ihn zugeschnittene Dienstleistung anbieten können. In vielen Branchen, welche im Rahmen der Digitalisierung revolutioniert wurden, ist kein oder kaum persönlicher Touch mehr vorhanden. Genau das verschafft aber Unternehmen, in denen diese persönliche Ansprache noch gegeben ist, eine ganz besondere Stellung im Markt. Gerade kleine und mittelständische Handwerksbetriebe gehören dazu.

Wie Handwerksbetriebe die Digitalisierung für sich nutzen können

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Dies mag in Zeiten von Digitalisierung und KI überraschen, aber Handwerksbetriebe spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle als Nischengewerbe. Zwar nimmt die Digitalisierung auch Einfluss auf die Handwerksbranche, allerdings kann sie Handwerker nach wie vor nicht ersetzen. Dementsprechend stellt die Gründung eines Handwerksbetriebs eine interessante Karriereoption dar.

Ambitionierte Handwerksmeister sollten sich daher unbedingt näher mit der Gründung eines Handwerksbetriebs auseinandersetzen. Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur deshalb so aussichtsreich, weil es trotz zunehmender Digitalisierung eine hohe Nachfrage generieren kann, sondern auch aufgrund der Chancen, die sich durch Digitalisierung und Automatisierung ergeben. Mithilfe moderner Technologien können Handwerksbetriebe ihre unternehmensinternen Prozesse optimieren und auf diese Weise eine höhere Effizienz erreichen. Dementsprechend gehört die Gründung eines Handwerksbetriebs zu den besonders interessanten Karrierewegen.

Hochschule meets Handwerk: Vorreiter beim Wandel der Arbeitswelt

Auf ein tolles Beispiel, wie Handwerksbetriebe die Digitialisierung für sich nutzen können, bin ich vor einiger Zeit in Dublin gestoßen, und zwar im dortigen Design-Tower. Der vereint nämlich wie kein zweites Gebäude historische Traditionen und digitale Moderne – und zeigt nebenbei, wie sich unsere Arbeitswelt entscheidend verändert.

Der Design-Tower liegt auf dem Trinity Technology und Enterprise Campus, gleich neben digitalen Größen wie Google oder Facebook. Das Gebäude selbst gehört Dublins berühmter Universität, dem Trinity-College, das hier kleinen Handwerksstudios für vergleichsweise moderate Mieten die Möglichkeit einräumt, ihr Business auszuüben. Im Gegenzug geben die Handwerker auch Kurse an den Hochschulen oder tauschen sich anderweitig mit diesen aus.

Eine derartige Kooperation aus Hochschule und Handwerk wäre in Deutschland wohl nahezu undenkbar und auch in Irland ist die Verbindung nahezu einzigartig – die Verbindung mit dem IT-Standort macht das Projekt nahezu zu einem genialen Vorreiter im Wandel von der indistrualisierten zur digitalisierten Arbeistwelt.

Wie der 3D-Druck das Handwerk verändert

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Ich traf bei meinem Besuch die beiden Goldschmiede Lee Harding und Seamus O’Donaghue, im obersten Stockwerk des Design-Towers, wo sich ihr Atelier befand. Die beiden entwarfen ihren Schmucke am Computer und können dann direkt Gussformen in Wachs oder Rohlinge aus Metall selbst produzieren. Auf diese Weise können die beiden schneller und einfacher produzieren und ihren Schmuck billiger anbieten.

Angst, dass die Digitalisierung ihnen die Arbeit wegnehmen könnte, weil sich potenzielle Kunden ihren Schmuck gleich in viel größerer Stückzahl selbst ausdrucken würden, hatten die beiden schon damals nicht – im Gegenteil: Eher sahen sie große Chancen in ihr. Die für die Handwerker wichtigste Innovation dabei: Der 3D-Druck. So erklärte mir Seamus O’Donaghue:

„3D-Druck hat unsere Produktionbedingungen erheblich vereinfacht. Deren Herstellung mussten wir früher aufwändig in Auftrag geben, der 3D-Druck hat diesen Prozess erheblich einfacher und billiger gemacht. Als kleines Unternehmen haben wir nun die Möglichkeit, viel flexibler auf Kundenwünsche zu reagieren. Gleichzeitig hilft uns die Digitalisierung dabei, die individuellen Produkte zu einem vernünftigen Preis anzubieten. Ein kleiner Shop braucht daher nicht viele Kunden, es reichen gut 150 um zu überleben.“

Handwerkliche Qualität statt industrielle Massenproduktion

Schon heute haben die beiden Kunden in über 20 Ländern auf allen Kontinenten – eine internationale Verbreitung, die früher nur großen Unternehmen vorbehalten war und dank Internet heute auch Ein-Mann-Firmen möglich ist – das ist der wichtigste Unterschied im Wandel von der indistrualisierten zur digitalisierten Arbeitswelt. Von industrieller Massenproduktion sehen sich die beiden daher auch weit entfernt. Viel mehr sehen die beiden ihren Vorteil in der individuellen Beratung und Herstellung von Produkten, die genau auf Bedürfnisse und Budget der Kunden abgestimmt sind. Lee Harding fügt hinzu:

„Die Industrialisierung hat dazu geführt, dass Produkte nach einer bestimmten Vorlage in großer Stückzahl hergestellt und verkauft werden mussten. Dabei war kein Platz für individuelle Kundenwünsche. Die 3-D-Technik wird vermutlich dazu führen, dass die Leute sich allen möglichen Plastikkram selbst herstellen. Durch diesen Überdruss wird das Bedürfnis nach Qualität weiter wachsen, Die Qualität liegt vor allem im Design und unserem Fachwissen. Auch das Material macht einen großen Unterschied. „Die Zukunft wird so aussehen, dass z.B. ein Händler in Australien Maß nimmt, uns die diese Maße schickt, wir den Schmuck entwerfen und er vor Ort hergestellt wird – eine Art globale Design-Gruppe.“

Achtung Bürokratie: Was die digitale Ausrichtung für die Kammer-Mitgliedschaft bedeutet

Wer eine entsprechende Neuausrichtung seines Unternehmens plant, muss jedoch auch die bürokratischen Hürden im Blick haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kammer-Mitgliedschaft: Handwerksbetriebe sind in der Regel zu einer Mitgliedschaft in der Handwerkskammer (HWK) verpflichtet. Wenn ein Handwerksbetrieb sich dann aber noch zusätzliche Geschäftsfelder erschließt die z.B. zunehmen auch in die industrielle Fertigung den Handel oder Dienstleistungen gehen, dann liegt eine so genannte gemischt-gewerbliche Tätigkeit vor:

Es kann dann sein, dass der Handwerksbetrieb statt Mitglied in der Handwerksammer wie andere gewerblichen Unternehmen Mitglied in einer Industrie- und Handelskammer (IHK) werden muss. Die Abgrenzung ist nicht immer einfach. Bei Personengesellschaften wird die Abgrenzung komplett vermieden. Sie sind von der Zahlungspflicht bei der IHK daher auch ganz befreit. Anders sieht das bei Handwerksbetrieben aus, die im Handelsregister eingetragen sind, dort wird genauer hingeschaut. Das übernehmen HWK und IHK zusammen: Geprüft wird dabei, wie groß der jeweilige Anteil an den Einkünften ist und auf dieser Grundlage werden die Beiträge prozentual festgelegt. Dabei kann es auch passieren, dass das ganze Unternehmen der einen oder anderen Kammer zugerechnet wird.

5 Tipps: So können Handwerksebtriebe Digitalisierung für sich nutzen

Die größte Herausforderung liegt für viele kleinere Handwerksbetriebe allerdings darin, digitale Prozesse und auch KI-Anwendungen optimale in ihre Abläufe zu integrieren. 5 Tipps, wie das aussehen kann.

1. Digitale Auftragsverwaltung

Ein wichtiger Aspekt für jeden Handwerksbetrieb stellt die effiziente Verwaltung und Abwicklung von Aufträgen dar. Die Auftragsverwaltung lässt sich mithilfe von digitalen Auftragsverwaltungssystemen optimieren. Dabei umfasst die Optimierung den gesamten Prozess, sodass sich im Rahmen solcher Systeme sowohl Angebote als auch Rechnungen erstellen lassen.

Dies verringert den manuellen Arbeitsaufwand erheblich. Da Mitarbeiter relevante Informationen in Echtzeit einsehen können, verbessert sich zudem die Kommunikation und auch die Durchlaufzeiten fallen kürzer aus. Hierdurch entsteht für den Kunden ein großer Vorteil, da eine schnellere Reaktion auf Kundenanfragen möglich ist.

2. Produktentwicklung mittels CAD-Software

Bei vielen gewerblichen Unternehmen, wie bei einer Metallverarbeitung oder einer Schreinerei, kommt der Produktentwicklung eine besondere Bedeutung zu. Dabei kann dieser Prozess ebenfalls durch die Digitalisierung verbessert werden.

Betriebe können auf sogenannte Computer-Aided Design (CAD) Software zurückgreifen. Diese Software ermöglicht es, virtuelle Modelle zu erstellen und diese Tests zu unterziehen, noch bevor die eigentliche Produktion startet. Hierdurch können Handwerksbetriebe Fehler frühzeitig identifizieren und bei der tatsächlichen Produktion vermeiden. Durch dieses Vorgehen lassen sich sowohl der Zeitaufwand als auch die Materialkosten reduzieren.

3. Automatisierte Lagerverwaltungssysteme

Lagerbestände möglichst effizient zu verwalten, ist eine wichtige Aufgabe für Handwerksbetriebe. Im Rahmen von digitalen Lagerverwaltungssystemen können die Bestände präzise und in Echtzeit überwacht werden.

Ein weiterer Vorteil dieser Systeme besteht in automatisierten Bestellprozessen, welche die Optimierung von Lagerkosten sowie die Vermeidung von Materialengpässen ermöglichen. Auf diese Weise werden nicht nur Ressourcen effizienter genutzt, auch die Lieferfähigkeit verbessert sich.

4. Optimierung von Kommunikationsprozessen

Handwerksbetriebe müssen regelmäßig mit Kunden oder Lieferanten kommunizieren. Auch die interne Kommunikation zwischen Teammitgliedern ist erforderlich. Hierdurch entsteht ein nicht unerheblicher zeitlicher Aufwand. Hier kann die Automatisierung von Kommunikationsprozessen Abhilfe schaffen, indem Chatbots und Customer-Relationship-Management (CRM) Systeme eingesetzt werden.

Das führt dazu, dass Mitarbeiter weniger repetitive Aufgaben durchführen müssen, sodass sie den Fokus auf wichtigere Tätigkeiten richten können. Automatisieren lassen sich unter anderem Benachrichtigungen, Anfragen und E-Mails.

5. Implementierung von IoT

Der Einsatz von IoT (Internet of Things) ist vor allem im Bereich Wartung und Service zu empfehlen. Das liegt daran, dass vernetzte Geräte miteinander kommunizieren können, was entsprechende Vorteile mit sich bringt. Sensoren können an Anlagen und Maschinen angebracht werden.

Diese sammeln Daten in Echtzeit, was eine präventive Wartung ermöglicht. Grund hierfür ist, dass potenzielle Probleme durch dieses Vorgehen früh erkannt werden. Hierdurch lassen sich unvorhergesehene Ausfallzeiten vermeiden, wodurch die Wartungskosten bei gleichzeitig steigender Produktivität sinken.

So verändern KI und Digitalisierung die Handwerksbetriebe der Zunkunft

Viele Berufsbilder wird es in Zukunft nicht mehr geben, da die Digitalisierung ganze Branchen revolutioniert. Es ist zu erwarten, dass immer mehr Menschen zukünftig einen Jobwechsel durchführen müssen. Für die Handwerksbranche gilt dies allerdings nicht. Trotz zunehmender Digitalisierung sinkt die Nachfrage nach handwerklichen Produkten und Dienstleistungen nicht. Ganz im Gegenteil führt die Digitalisierung innerhalb der Handwerksbranche zu vielen Vorteilen, da sich viele Prozesse automatisieren lassen. Dementsprechend stellt die Gründung eines Handwerksbetriebs einen interessanten und zukunftsträchtigen Karriereweg dar.

In Zeiten von KI und Digitalisierung wird die Zukunft der Handwerksbetriebe durch die Verbindung von Fachwissen und modernster Technologie geprägt. Automatisierung und KI-gestützte Prozesse werden Routineaufgaben erleichtern, wodurch Handwerker mehr Zeit für komplexe Aufgaben und kreative Lösungen haben. Die Verwendung von Techniken wie CAD, 3D-Druck oder Augmented Reality können die Arbeit auch im Team erleichtern und es Handwerkern ermöglichen, remote zu arbeiten sowie Probleme in Echtzeit zu lösen. Zudem wird die Kundeninteraktion durch digitale Plattformen und personalisierte Dienstleistungen intensiviert. Nur Handwerksbetriebe, die sich dieser Veränderung anpassen und Technologie als Unterstützung für ihre Handwerkskunst einsetzen, werden sich in diesen dynamischen Märkten der Zukunft behaupten können.


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