Zu den faszinierendsten Phänomenen der letzten Jahre gehört die Coworking-Bewegung. Coworking-Spaces sind aber längst nicht mehr nur ein Ort, an dem Kleinunternehmer und Freelancer zusammenarbeiten können – auch für Unternehmen sind sie zunehmend attraktiv. Hier sind die Gründe.

Coworking-Space Neuseeland

Die Idee hinter Coworking

Ich habe mir zahlreiche Coworking-Spaces weltweit angeschaut: In Lettland, Frankreich, Kanada und Neuseeland. Allen gemeinsam war, dass es sich um coole Räume handelte, an denen meist junge Menschen eine neue Form des kolloborativen Arbeitens praktizieren.

Denn beim Coworking geht es längst nicht nur um preisgünstige Büros und Arbeitsplätze: Die Idee dahinter ist, dass Menschen aus unterschiedlichen Branchen und mit ganz unterschiedlichen Ideen und Denkweisen an einem Ort zusammenarbeiten – und dass sich so ganz ungeahnte Synergie-Effekte ergeben.

Kreative Konzepte – auch für Unternehmen interessant

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In Auckland, Neuseeland, beispielsweise war dem Coworking-Space gleich noch eine Werkstatt angegliedert: Designer konnten so ihre Produkte gleich günstig, live und in Farbe produzieren. In Riga, Lettland, hingegen besteht das Coworking aus einem Zusatzservice in einer Mischung aus Buchhandlung und Cafe.

Kein Wunder, dass solche kreativen Arbeitskonzepte zunehmend auch für etablierte Unternehmen spannend sind. Sie bewundern die agile Mentalität von Start-ups und würden sich gerne eine Scheibe davon abschneiden.

Feelgood-Kultur in etablierten Unternehmen

Pitches, gemeinsames Mittagessen, Bierabende und jede Menge Meet-ups – das betahaus bietet viele Formate an, die beide Seiten zusammenbringt. In Talinn, Estland, hat man bei Skype beispielsweise die StartUp-Kultur in der Arbeitsweise fest verankert:

Es gibt neben anderen Spielereien eine Sauna und zahlreiche Feelgood-Aktivitäten. Wirklich überraschend ist aber, dass der General Manager mit allen anderen im Großraumbüro arbeitet – für den kreativen Austausch, wie er im Interview erzählt.

StartUp-Safaris und Arbeitswelt 4.0

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In Berlin hingegen veranstalten große Konzerne wie die Deutsche Bahn StartUp-Safaris, um sich die Arbeitsweise der „jungen Wilden“ im Detail anzuschauen. Die Deutsche Bahn hat zudem ein Netzwerk mit internen und externen Experten für die Digitalisierungsinitiative „Arbeitswelten 4.0“ ins Leben gerufen.

Interne trafen auf namhafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft mit dem Ziel, zukünftige Arbeitswelten gemeinsam zu gestalten. In fünf Arbeitsgruppen unterteilt nutzten die Experten die Szenario-Technik, um mögliche Entwicklungspfade zu erkennen und Prototypen für die Arbeit von morgen zu generieren.

Zweigstelle für Innovationen

Und in Düsseldorf kann man in der Garage Bilk, die demnächst Factory Campus heißen und auf ein Fabrikgelände umziehen wird, sehr schön beobachten, wie StartUps und etablierte Wirtschaftsunternehmen zusammenarbeiten und gemeinsam Events veranstalten.

Denn inzwischen nutzten viele Unternehmen Coworking Spaces auch als eine Art Zweigstelle ihres Betriebs und mieteten einzelne Räume oder einen Schreibtisch an.

Innovationsabteilungen und Investitions-Programme

„Manche schätzen das nicht-klassische Unternehmensumfeld und schicken zum Beispiel ihre Innovationsabteilungen, die anders arbeiten sollen als man das früher gemacht hat, hierher. Andere gehen gezielt an den Standort Berlin, weil sie da vielleicht Leute erreichen, die nicht in anderen Städten arbeiten möchten“, erzählt von der Maximilian von der Ahé, Gründer und CEO von betahaus.

Dabei gehe es immer darum, die eigenen Mitarbeiter in eine innovative Community zu integrieren. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von spezifischen Accelerator-Programme, mit deren Hilfe Unternehmen auch in die StartIps investieren können.

Synergieeffekte im Personalwesen

Gerade auch im Personalwesen sind solche Synergieeffekte spannend: In vielen Unternehmen gibt es sogenannte Top-Talent-Programme und unternehmerisches Denken zu fördern.

Prinzipiell seien etablierte Unternehmen bei der Personalentwicklung den StartUps jedoch einen Schritt voraus, findet von der Ahé: „In einer schnellen Start-up-Kultur, die ständig wächst oder sich verändert, bleibt wenig Zeit dafür. Bei aller Agilität gilt es, dieses Know How nicht zu verlieren.“

Worauf Unternehmen achten müssen

Doch damit die Zusammenarbeit erfolgreich verläuft, müssen Arbeitgeber einiges beachten. „Jedes Unternehmen sollte wissen, dass es einen langen Atem braucht, um einen Innovationstransfer zu erreichen“, so von der Ahé. Jede Organisation funktioniere anders und müsse herausfinden, was zur eigenen Firmenkultur passe.

„Wichtig sind feste Kapazitäten, die nicht zu stark ergebnisorientiert arbeiten müssen.“ Es brauche außerdem einen Start-up-Regelkatalog, um von Anfang an zu klären, welche Einkaufsbedingungen, Rechte oder Datenschutzbestimmungen gelten. Lange, häufige Meetings, bei denen die Entscheider nicht mit am Tisch sitzen, seien hingegen Gift für die Zusammenarbeit.


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