Ich bin Social Media Managerin, Facebook, Twitter, Xing und Co. gehören zu meinem täglichen Brot. Und dennoch macht sich immer öfter ein difuses Gefühl breit, dass viele dieser Meldungen, die ich täglich bekomme, schlicht überflüssig sind. Und ich nutze Facebook nicht mehr. Warum? Lest einfach weiter!

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PLING’s im Social-Media-Wald

Es ist morgens. Ja es ist nach acht Uhr und ich arbeite im Homeoffice. Ja ich bin noch müde und überlege gerade duschen zu gehen. Da dringt dieses Geräusch an mein Ohr von dem ich nachts schon träume: Eine dumpfe Mischung aus DING und PLING signalisiert mir: Sie haben Post!

Im selben Moment an dem ich noch darüber nachdenke, welcher Tag heute ist (iCal, ohne dich würde ich auch noch das Gefühl für Zeit und Raum verlieren), zeigt mir ein kleines PopUp Fenster Absender, Betreff und die ersten Worte an.

Unser erstes Date: Kalt und Blau

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Liebes Facebook, wir sind nun seit einem halben Jahr geschieden und dies ist mein erster Brief an dich. So lange haben wir nichts von einander gehört oder gelesen. Wie ich in der Presse lesen konnte, geht es Dir gut. Einige meiner Freunde haben sich zwar auch von Dir getrennt, aber so ist das nun einmal beim Scheitern einer Beziehung.

Kannst Du dich noch an unser erstes Date erinnern? Damals sass ich im Auto und rief dich per App auf meinem Blackberry auf. Ich tippte zitternd die Buchstaben ein, weil ich dachte, dass ich dich bräuchte. Es war Winter und wir waren an der Spree, während ich in Deine blauen Buchstabenaugen sah.

Am Anfang war unsere Beziehung doch etwas unterkühlt, doch nach einigen Monaten hatte ich verstanden, wie Du funktionierst. Privatsphäreeinstellungen waren damals bei Dir noch kein Thema und jeder konnte ziemlich öffentlich lesen, was die Anderen schrieben. Das gefiel mir.

Die dunkle Macht im Hintergrund

Je länger und intensiver ich dich nutzte, umso ausgenutzter fühlte ich mich: Du hast meinen Freunden gesagt, was diese lesen dürfen und was nicht. Ständig musste ich nachsehen, ob ich Du meine privaten Dinge auch noch privat gelassen hast.

Manchmal hast Du klammheimlich meinen Freunden Dinge gezeigt, die sie eigentlich nicht wissen sollten. Je länger wir zusammen waren, umso mehr haben sich auch die Medien eingemischt: Die wichtigsten Tipps, um Privates privat zu halten, war nur eine Sache, die ich mindestens einmal in der Woche googelte, um dich zu kontrollieren.

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Irgendwann hatte der Klick auf Deinen gehobenen Daumen so viel Unruhe in mein Leben gebracht, dass ich ging. Du warst nicht länger der römische Kaiser, der über Dinge, die ich wichtig fand, entschied.

Unsere Trennung war schnell und kurz, weil ich schon lange mit Dir unzufrieden war. Ich hatte auch gleich einen Ersatz gefunden (weil ich Deine blauen Buchstabenaugen so mochte). Der blaue Vogel hat es mir angetan – und damit bin ich dem Trend wohl wieder einen Schritt voraus gewesen.

Deine Freunde mögen dich nicht mehr

Viele deiner Freunde haben sich inzwischen bei mir über dich beschwert. Sie waren alle enttäuscht von dir. So sehr haben wir dich geliebt und so sehr hast Du uns hintergangen, indem Du dich einfach immer mehr verändert hast.

Dein Mehrwert und Nutzen ist immer geringer geworden und Du hast es einfach nicht geschafft, kluge Mechanismen zu entwickeln: Du warst einfach nur käuflich!

Einfach nur käuflich?

Schade liebes Facebook, aber hey: lass uns doch einfach Freunde bleiben – auch ohne meinen Account. Wir müssen uns nicht hassen, nur bitte lass uns einander meiden. Deinen grünen Businessfreund mag ich indes sehr und auch Deinen Rivalen mit dem hübschen Pluszeichen finde ich sehr spannend.

Mach‘s gut: Wir sehen uns.

Angst vor dem nächsten DONG

Ich weiß dann, ob es eher DING wie bei einer Kirche macht oder PLING wie bei einem ultraschicken Smartphone, wenn es gute Neuigkeiten kund tut. Sobald ich XING lese, macht es DONG.

Die nackte Angst kriecht an mir hoch hoch und vermittelt meinem Kopf, dass ich mich aufregen werde – oder ist es doch eher anders herum? Ich bin noch müde und noch gar nicht bereit für die Aussenwelt, als sie mich rücksichtslos überfällt.

Wutanfällle über unkreative Dreistigkeiten

Ich klicke in Safari wild durch die Gegend bis ich von Hootsuite (ja noch schnell geschaut, was sonst gerade passiert) im XING-Reiter bin und sehe schon das Unheil sich seinen Weg bahnen: Ich habe eine Kontaktanfrage.

Ich weiss genau, was dort drin stehen wird – und die Auswahl ist gering. Die Unkreativität ist so hoch, dass ich dazu übergehe regelmässig Wutanfälle für die mir übersandten Dreistigkeiten zu bekommen.

Anmaßende Geschäftsangebote

Genau wie JETZT: Mein Tee ist noch warm, ich habe gerade die ersten Erledigungen des Tages und bin von den ersten Aufgaben wieder ins Haus gestolpert. Schwarzer Schatten auf grauem Grund: Passt!

Ich lese dann entweder gar keinen Test, eine Erklärung in welcher Gruppe ich Mitglied bin oder anmaßende Geschäftsangebote bzw. Begründen, wieso ich ein interessanter Kontakt sei.

Man muss nicht überall dabei sein!

Anfangs hielt ich mich noch für schizophren, dass ich derlei nicht selbst mitbekomme. Heute packt mich kalte Wut, die mit einem kurzen Klick auf das Kreuzchen wieder geht.

An manchen Tagen, wenn es oft DONG macht, überlege ich mich dort abzumelden. Man muss ja auch nicht überall dabei sein. Genau aus diesem Grund habe ich Facebook abgeschaltet: Weil es mich nervte.

Ego-Booster dank Event-Einladungen

Aber irgendwie mag ich es ja auch: Diese gefühlten 100 Eventeinladungen/Tag steigert meinen Selbstwert ins Unermessliche. Wie wichtig ich auf einmal bin, wenn man mich zu besonderen Veranstaltungen lädt.

Das möchte ich auch nicht missen – und greife zum Teebecher, schlürfe ihn langsam leer und starte frisch geduscht noch einmal in den Tag im Social Web: Meistens gibt es dann sehr schöne PLINGs.

Das Catch Up der “Fachleute”

Leider hat sich durch den Ausstieg aus Social Media mein Leben auch in anderer Weise radikal verändert. denn eine große Menge an Menschen empfand dies als Provokation meinerseits. War es das? Was hat sich verändert und warum würde ich es wieder tun?

Das System Filterbubble war ausschlaggebend dafür, dass ich davon erfuhr, das jemand anonymisiert zu meinem Ausstieg im Zusammenhang mit meinem Beruf gebloggt hatte. Dieser Jemand war ein einflussreicher Blogger und verlinkte weder auf den ursprünglichen Beitrag noch war man bereit sich in einer klar dargelegten Argumentation über den Nutzen des Netzwerks auszutauschen.

So erging es mir auch mit anderen Beiträgen, die ich nur durch die Verlinkung auf meine Homepage – also gezieltes Monitoring – fand. Ich stieß ich auf das kalte Schweigen der Branche. Erstaunlich für mich an diesem Umstand ist indes etwas Anderes: Es gab und gibt Menschen, die mich für den Mut beglückwünschen.

Warum es mutig und richtig ist, gegen den Strom zu schwimmen

Heute gibt es eine ganze Reihe von Blogbeiträgen dazu, wieso Facebook sich nicht mehr lohne. Im Kern geht es dabei um die Reziprozität von Aufwand und Nutzen. Ein Thema, das sich stetig wiederholt, ist die Kritik daran Reichweite nur durch Schaltung von Werbung erreichen zu können.

Dies merkte ich bereits vergangenes Jahr an: Facebook regelt, wer meine Inhalte sehen darf. Als Seitenbetreiber kann man nur hoffen, dass die Follower aus eigenem Antrieb vorbei schauen. Woher man das weiß? Richtig: Von der eigenen Homepage, die man besitzt, weil man sie eben besitzt.

Kundenbindung spielt oft nur eine untergeordnete Rolle

Es gibt Social Media Manager, die sagen, sie wollen nur mit diesen Usern sprechen. Tatsächlich sind dies zumeist bestehende Kunden.

Unternehmensziele sind oft auf Neukunden ausgelegt, sodass Kundenbindung nur eine untergeordnete Rolle einnimmt. Damit zeigt sich die strategische Tragweite dieser Aussage, welche einem Social Media Manager an sich nicht zusteht, da die Ziele auf seine Arbeit zur Umsetzung heruntergebrochen werden.

Ich freue mich den Trend erkannt zu haben

Es gehört zu den maßgeblichen Aufgaben des Social Media Managers Trends und Bewegungen frühzeitig abschätzen zu können. Insofern habe ich einen guten Job gemacht, wenn ich den Wandel, welcher seit Jahresende auch bei großen Unternehmen ankommt, absah.

Heute gibt es eine Reihe von Menschen, die mich fragen, woher ich es wusste: Eigentlich ist die Antwort so einfach wie doof – es war das Gefühl der eigenen Unzufriedenheit, welches mich antrieb, Abstand von Facebook zu nehmen. Vielleicht ist das eins der wichtigsten Gradmesser, die wir als Profis zur Sentimentanalyse nutzen können: Das Bauchgefühl zu dem, was wir tun.


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