Der Wunsch, Leistung zu erbringen und der oder die Beste sein zu wollen, kann also durchaus positiv sein. Allerdings hat die Sache ein paar Haken. Etwa wenn man diese Leistung nicht aus Freude an der Arbeit erbringt, sondern aus Angst vor negativen Konsequenzen.

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Das Leistungsprinzip von Amy Chua

Warum lassen wir uns eigentlich von Vorbildern wie vermeintlichen Vorbildern wie Angelina Jolie derart kirre machen, dass wir meinen, alles perfekt erledigen zu müssen? Woher rührt das ständige Streben, ständig die oder der (das Problem betrifft tatsächlich auch Männer!) Beste sein zu wollen?

Die Ursachen liegen häufig in der Kindheit. Amy Chua Juraprofessorin in Yale, hat ein Buch über den chinesischen Erziehungsstil geschrieben hat, der in den vergangenen Monaten sehr heftig diskutiert wurde. Oder wie meine Co-Referentin Kerstin Liebich, Staatssekretärin für Integration und Arbeit, so schön anmerkte: “Das ist doch dieses schreckliche Buch!”

Die Eltern sind Schuld?

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Das Buch trägt den Titel Die Mutter des Erfolgs: Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte. Nun kann man darüber geteilter Meinung sein. Allerdings ist Chuas Buch ein gutes Beispiel dafür, wie dieser Hang, immer alles perfekt machen zu wollen, entstehen kann: Nämlich eine Erziehung, in der man nur für absolute Spitzenleistungen gelobt wird und in der Kinder schon für eine -1 in der Schule getadelt werden.

Ihre Idee dahinter ist, ihre Töchter genau dazu anzutreiben, stets die Beste sein zu wollen. Denn die Kinder lernen ja auf diese Weise früh, dass die Mutter bzw. andere Menschen nur zufrieden sind, wenn alles 100%ig ist und sie lernen dementsprechend, auch immer diese Höchstleistungen zu bringen – und dann eben nicht nur für die Mutter sondern dann auch in der Schule oder im Job.

Flow und positiver Stress

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass man sich um Bestleistungen bemüht, muss nicht negativ sein. Es kann ein Ansporn sein, auch wirklich hervorragende Leistungen zu bringen. Und das kann auch klappen.

Das kennen wir ja alle: Wenn uns etwas Freude macht und wenn wir Erfolgserlebnisse haben, dann sind wir mit Begeisterung bei der Sache: Wir vergessen alles um uns herum und können z.B. Tag und Nacht durcharbeiten. Der ungarische Psychologie-Professor Mihály Csíkszentmihályi hat das als Flow bezeichnet. Oder man kann es auch positiven Stress nennen, also Eustress.

Motivation und Vernetzung von Hirnzellen

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Den verdanken wir unter anderem den Hormonen Noradrenalin und Serotonin. Diese rufen positive Gefühle hervor, die wie eine Belohnung für die Anstrengung wirken. Wenn dieser sogenannte Eustress regelmäßig und dosiert auftritt, stimuliert er das Immunsystem und wirkt motivierend.

Neuere Ergebnisse der Hirnforschung zeigen sogar, dass Stress die schnellere Vernetzung von Hirnzellen fördert. Und weil die Fähigkeiten wachsen, bekommen wir durch die positiven Erlebnisse auch Lust auf mehr Herausforderung.

Angst verhindert Innovation

Gerade im Berufsalltag, wo ja auch sehr schnell Köpfe rollen können. Da wird die Sache dann auch zum wirtschaftlichen Problem – man denke nur an Unternehmen, wo Mitarbeiter ihre Zeit damit zubringen, Fehler um jeden Preis zu vermeiden statt etwas Sinnvolles zu schaffen.

Abgesehen davon, dass Arbeiten in so einer Angst-Atmosphäre keinen Spaß macht, bleibt da natürlich auch kein Platz für Innovationen.

Und wo man dann vernünftigerweise alle Energien daran setzen sollte, einen Erfolg zu erreichen und dafür auch Risiken einzugehen und Rückschläge in Kauf zu nehmen, verhalten sich solche Misserfolgsvermeider entsprechend vorsichtig und defensiv.

Vermeiden statt Entscheiden

Dahinter steckt der perfektionistische Wunsch, jede Situation kontrollieren zu wollen. Und je unsicherer die Situation, desto größer und heftiger der Wunsch nach Kontrolle. Vielleicht schafft man es sogar, nichts Falsches zu tun. Aber man vermeiden dabei z.B. auch wichtige Entscheidungen.

Jede Entscheidung birgt eben auch das Risiko, auf das falsche Pferd zu setzen und sich unbeliebt zu machen. Und man muss auf andere Möglichkeiten verzichten. Perfektionisten möchten sich hingegen lieber alle Optionen offen halten; nicht auszudenken, wenn sie später noch Informationen bekommen würden, die es ihnen erlaubt hätten, eine bessere Entscheidung zu treffen.

Existenzgründung? Nein Danke!

Wohin das führen kann, gerade auch wirtschaftlich betrachtet, zeigt sich zum Beispiel darin, dass in Deutschland vergleichsweise wenig Leute Lust haben, sich selbständig zu machen. Eine internationale Studie zu dem Thema, Der GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR bewertet jährlich die Existenzgründungsbedingungen in 42 Ländern und stellt den Deutschen ein echtes Armutszeugnis aus:

Gerade was die gesamtgesellschaftliche Haltung zur Selbständigkeit angeht, liegen wir aktuell auf Platz 3. Nur in Ländern wie Urquay, Slowenien oder Ungarn ist die Skepsis, sich selbständig zu machen, noch größer. 46,5 % der befragten Deutschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren würden den Schritt in die Selbständigkeit gleich ganz sein lassen – aus Angst, es könnte schief gehen.


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