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Offenlegung & Urheberrechte: Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock. Text ursprünglich aus: „Gescheiterte Titanen: Welche neuen Manager unsere Welt braucht“ (2015), erschienen bei FAZ Verlag, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Von Carsten Knop (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 30.05.2024 • Zuerst veröffentlicht am 16.06.2020 • Bisher 7553 Leser, 2881 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Immer wieder stößt man im Management auf Lügen, Vertrauensverlust und Manipulation. Der Fall von Klaus Zumwinkel war ein eklatant tiefer Fall. Man fragt sich unweigerlich: Was steckt dahinter und wie konnte es überhaupt soweit kommen?
Diejenigen, die Klaus Zumwinkel gut zu kennen glaubten, beschrieben ihn als einen ehrbaren Menschen, dem man vertrauen könne. Von Vertragsabschlüssen per Handschlag war da gar die Rede. Der Mann galt als ein in sich ruhender, glücklicher Mensch: Er war offenbar ohne finanzielle und sonstige Sorgen, gesund, geistig auf Zack. Bis dahin war er auch der dienstälteste Dax-Vorstandschef – und einer der letzten Mitglieder des Netzwerks „Deutschland AG“ oder des „Rheinischen Kapitalismus“.
All diese Eigenschaften zusammen hatten Zumwinkel den Spitznamen „Buddha“ eingetragen. In seinen 18 Jahren Dienstzeit als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post hat Zumwinkel nicht nur an der Marke des Unternehmens kräftig aufpoliert, sondern auch an seiner eigenen: Die Menschen glaubten deshalb an die Marke „Zumwinkel“ und ihre Strahlkraft. Klaus Zumwinkel war für Mitarbeiter wie Geschäftspartner der Mann ihres Vertrauens.
Nur so lässt sich erklären, warum Zumwinkel als einer der deutschen Manager galt, die in Politik und Wirtschaft am besten vernetzt waren. Gerade in solchen Kreisen ist Vertrauen wichtig. Nicht selten blind, denn dort fehlt oft die Zeit, alle Informationen zum Gegenüber zu sammeln und zu verarbeiten.
Zum Aufbau wie zur Beschreibung solcher Netzwerke braucht man einen langen Atem: So saß Zumwinkel seinerseits im Aufsichtsrat der Lufthansa AG, aber auch im Aufsichtsrat von Arcandor/Karstadt.
Auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Telekom stand Zumwinkel vor; Aufsicht führte er auch bei der Postbank und der Investmentbank Morgan Stanley. Bis Ende 2003 war Zumwinkel im Aufsichtsgremium der Allianz, einer der Keimzellen der alten Deutschland AG, vertreten und bis August 2003 Mitglied im Aufsichtsrat der Tchibo Holding AG. Darüber hinaus saß er im Vorstand der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und war Präsident des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit. Dieses Netzwerk war das Kapital der alten Marke Zumwinkel. Und plötzlich war es aufgebraucht.
Den Schock, den das in der deutschen Managerwelt auslöste, kann man sich nicht groß genug vorstellen – zumal er bei vielen, die ihre Steuern auf vergleichbarem Weg hinterzogen haben könnten, nun die drängenden Fragen über eine Selbstanzeige auslöste. Heute wissen wir allerdings gesichert, dass das seinerzeit zumindest den damaligen Bayern-Manager Uli Hoeneß nicht zum Umdenken gebracht hat.
So wird viel zu häufig mit zweierlei Maß gemessen. Das gilt auch für den damaligen Post-Chef: In seiner eigenen Funktion als Aufsichtsratschef der Telekom hingegen hatte Zumwinkel durchaus hart durchgegriffen, als er im November 2006 den damaligen Vorstandsvorsitzenden Ricke vor die Tür setzte. Damals lauteten seine Vorwürfe an Ricke, dass sich die Investitionen der Vergangenheit nicht gerechnet hätten und Versprechungen nicht eingelöst worden seien.
Diese Kritik formulierte Zumwinkel seinerzeit, ohne dabei ein Gefühl von Mitleid zu vermitteln. Auch ohne die Diskussion über die mögliche Steuerhinterziehung hätte sich der Post-Aufsichtsrat Zumwinkel deshalb längst an den Kriterien messen können, die für die Telekom und Ricke gegolten haben. Schließlich haben sich Zumwinkels Investitionen in Amerika ebenfalls nicht gerechnet – im Gegenteil stand zu seinem Abgang ein Rückzug bevor, der ein Abenteuer beendete, das viele Milliarden Euro gekostet hat.
Seine Versprechungen mit Blick auf die Eroberung des amerikanischen Markts hat er somit ebenfalls nicht eingelöst. Zumwinkel wollte rühmlicher gehen als Ricke. Doch alle ranghohen Politiker, die er kannte, waren am dunklen Donnerstagmorgen in Köln-Marienburg und am Tag danach keine Hilfe. Das Netz hielt nicht mehr.
Dennoch hat der Top-Entscheider für das Jahr 2008 als Einziger einen Bonus erhalten. Gerade solche Entwicklungen haben mit dazu beigetragen, dass der Ruf der Manager so schlecht ist. Erst fehlt die Reue bei Fehlleistungen, dann gibt es hohe Abfindungen. Im Fall von Zumwinkel waren es Pensionsansprüche von insgesamt 20 Millionen Euro, die dieser sich auszahlen ließ, außerdem die Bonuszahlungen – mehr als 480.000 Euro für zwei Monate.
Auch dem ehemaligen Manager des FC Bayern München, Uli Hoeneß, half sein eigenes, engmaschiges Beziehungsnetz Jahre später nicht mehr. Im Gegenteil muss er mit einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten für seine Steuerhinterziehung büßen (von der er seit Anfang 2015 allerdings den größten Teil als Freigänger mit einer geregelten Arbeit bei seinem Fußballverein verbringen darf). Denn das Landgericht München sprach den Präsidenten des FC Bayern München im Frühjahr 2014 in einem der spektakulärsten Steuerverfahren in Deutschland in sieben Fällen schuldig.
Das Gericht stufte die Selbstanzeige als unvollständig ein, also als nicht straf befreiend: Der Vorsitzende Richter sagte, die Selbstanzeige, die Hoeneß gut ein Jahr zuvor abgegeben hatte, sei „nicht nur missglückt, sondern erkennbar unzureichend“ gewesen. Auf deren Grundlage habe das Finanzamt nicht einmal eine Schätzung vornehmen können. Daran trage Hoeneß selbst die Schuld. Sein Steuerberater habe nicht einfach nur „irgendeinen Vermerk“ vergessen.
Das Gericht nahm Hoeneß auch die Behauptung nicht ab, dass dessen Bank alle Geschäfte alleine getätigt haben soll. Die Wirtschaftsstrafkammer bezifferte den Steuerschaden auf 28,5 Millionen Euro. Für das Strafmaß spiele es keine Rolle, ob weitere Auswertungen der Bankunterlagen aus der Schweiz noch höhere Beträge ergeben sollten.
Offen ließ das Gericht zudem, ob die Selbstanzeige zu spät gekommen war. Die Richter gingen zwar davon aus, dass Hoeneß sich aus Furcht vor einer Entlarvung seines Kontos durch die Illustrierte „Stern“ selbst angezeigt habe: „Sie waren getrieben aus Angst vor Entdeckung.“ Schließlich hätte Hoeneß aber vorher Jahre Zeit gehabt, reinen Tisch zu machen. In der Tat: Jahre lag zu diesem Zeitpunkt schließlich auch schon der Fall Zumwinkel zurück.
Nicht selten müssen Entscheidungen getroffen werden, die auf Intuition beruhen. In diesem Umfeld erlebte Klaus Zumwinkel seine Sternstunden. Unterschiedlichste Bundeskanzler begleiteten mit ihm den Umbau der Post von einer Behörde zum Unternehmen, der seine Lebensleistung ist, später den Börsengang der Post, dann auch die Übernahme und den späteren Börsengang der Postbank – zuletzt den Kampf für einen möglichst hohen Mindestlohn, der den Wettbewerbern ein rentables Briefgeschäft in Deutschland unmöglich macht.
Zumwinkel hat solche Schwierigkeiten angepackt – und in seinem Sinne gelöst. Er hat das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde, wieder und wieder bestätigt. Er hatte sogar damit begonnen, seinen geordneten Rückzug vom Vorstandsvorsitz der Deutschen Post vorzubereiten. Welcher Manager hat schon diese Weitsicht? Und dann klingelte die Steuerfahndung.
Dann klingelte die Steuerfahndung an seinem Haus im Kölner Stadtteil Marienburg. Es war noch nicht hell geworden an diesem 14. Februar im Jahr 2008, als sich auf das blank polierte Markenzeichen Zumwinkel der Schatten des bösen Verdachts der Steuerhinterziehung legte. Seine hervorragenden Verbindungen in die Politik vermochten Zumwinkel vor diesem Zugriff nicht zu schützen.
Und seine zahlreichen Managerfreunde verfolgten die Nachrichten atemlos: Ist er noch in seinem Haus? Gibt es einen Haftbefehl? Ist Zumwinkel da gerade in einem silbernen Polizeifahrzeug abgeholt worden? Wie lange wird er bei der Staatsanwaltschaft in Bochum bleiben müssen? Und nicht zuletzt: Was genau ist denn eigentlich passiert?
Zumwinkel war eine Compact Disc mit Kundendaten der Fürstlichen Bank in Liechtenstein zum Verhängnis geworden, die den deutschen Behörden zugespielt worden war. Auf dieser CD – und viele weitere sollten folgen – befanden sich Namen weiterer reicher Deutscher, die in den folgenden Jahren die Zahl der Selbstanzeigen nach oben getrieben haben. Im Fall Zumwinkel ging es um nicht versteuerte Zinserträge auf das ihm zuzurechnende Kapital einer Stiftung in dem Fürstentum zwischen der Schweiz und Österreich.
Vor Gericht wurde klar, dass Zumwinkel in den Jahren von 2001 bis 2007 stolze 970.000 Euro an der Staatskasse vorbeigemogelt hatte. Immerhin: Vor Gericht nannte Zumwinkel die Steuerhinterziehung den „größten Fehler“ seines Lebens. Er berichtete sogar von „persönlichen Bedrohungen, Brief- und Telefonterror, Hausbelagerungen und Nachstellungen“. Die Richter hatten kein Mitleid: Im Jahr 2008 verurteilte das Landgericht Bochum Zumwinkel zu 24 Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro. Zumwinkel aber wollte in Deutschland nicht mehr leben, er ist inzwischen nach London umgezogen.
Einen anderen Fehler hatte Zumwinkel schon ein paar Wochen vor der Hausdurchsuchung begangen. Da ging es um geradezu läppische 4,73 Millionen Euro, die der Post-Chef aus einem Aktienverkauf erlöste, dessen Zeitpunkt jegliches Fingerspitzengefühl vermissen ließ. Kurz zuvor war der Aktienkurs der Post durch den politischen Beschluss zur Einführung des recht hohen Mindestlohns stark gestiegen, was den Wert der Aktien erheblich gesteigert hatte. Zugleich war aber auch klar, dass der Mindestlohn vielen Angestellten privater Wettbewerber der Post ihre Stelle kosten würde.
In dieser Situation war Zumwinkel – angeblich oder tatsächlich – „die Tragweite der Entscheidung nicht bewusst“, wie er damals nach Bekanntwerden des Aktiengeschäfts einräumte. Das konnte man danach auch für den Umgang mit dem Geld in Liechtenstein annehmen. So wurde Zumwinkel nicht nur der erste Vorstand eines Unternehmens, das mit seinen Aktien im Aktienindex Dax vertreten ist, der vor laufenden Kameras von der Polizei abgeführt wurde.
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Carsten Knop ist Wirtschaftsredakteur bei der Frankfurter Allgmeinen Zeitung.Knop studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster und absolvierte 1993 ein Volontariat bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. An die journalistische Ausbildung schloss sich 1995 die erste Redakteursstelle an: Für die „Börsen-Zeitung“ ging er nach Düsseldorf kehrte 1996 in das Düsseldorfer Büro der F.A.Z. zurück. Nach drei Jahren Berichterstattung über die Unternehmen an Rhein und Ruhr ging er im Mai 1999 als Wirtschaftskorrespondent nach New York, im April 2001 folgte der Umzug nach San Francisco, um das Geschehen im „Silicon Valley“ zu beobachten. 2003 kehrte er in die Frankfurter Zentrale zurück und war ist dort seit Anfang 2007 u.a. verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung, seit Ende 2014 zudem für die Wirtschaftsberichterstattung. Knop ist verheiratet und hat zwei Kinder. Alle Texte von Carsten Knop.
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