Manchmal können Zukunftsforscher auch wirklich in die Zukunft sehen. Und so haben offenbar die Autoren Andreas Haderlein und Janine Seitz vorausgesehen, dass der Name Digitale Gesellschaft im April 2011 heftig umstritten und damit anders konnotiert sein könnte (um hier mal nur einen Text zum Thema zu verlinken). Ihr gerade beim Zukunftsinstitut erschienene Studie haben sie daher „Die Netzgesellschaft“ genannt. Oder war das reiner Zufall?:-)

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Rundgang durch das eigene Leben

In ihrer Studie jedenfalls zeigen sie die Schlüsseltrends des digitalen Wandels auf. Im Zentrum der Studie steht die sozio-digitale Dimension des Internet, d.h. die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen, und weniger die technologischen Aspekte der Entwicklung.

Denn das Internet ist, nach Meinung der Autoren, bereits ein solch starker Bestandteil unseres Alltags, dass wir seine Auswirkungen vielfach nicht (mehr) bewusst wahrnehmen. So lenken bspw. smarte Algorithmen im Hintergrund unsere Suche im Netz. Über den „Like“-Button, den Facebook-Daumen, wird der Nutzer schnell zum Befürworter einer Sache, die selten hinterfragt wird.

Die Studie will dem Leser einen Rundgang durch das eigene Leben biete, bei dem alle Facetten des digitalen Lebens plastisch vor Augen geführt werden. Zahlreiche Aha-Effekte werden ausgelöst, wenn sich Beobachtungen des eigenen Alltags plötzlich erklären und sich in einem größeren Zusammenhang erschließen.

7 Schlüsseltrends

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Ob Konsum, Medien, Arbeit, Bildung, Freizeit, Gesundheit, Politik, Erziehung, Freundschaft, Glaube – das Internet ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Als wichtiger Bestandteil des Alltags durchdringt und bestimmt das Netz mittlerweile weite Teile des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Treibens.

Im ersten Kapitel klopfen die Autoren die zehn relevantesten Lebenssphären – von Freizeit über Bildung und Arbeit bis zu Religion – auf die aktuelle Rolle des Internet hin ab. Im zweiten Teil der Studie erhält der Leser einen Überblick über die sieben Schlüsseltrends des digitalen Wandels. Jeder Abschnitt schließt mit prägnanten Zusammenfassungen, die durch weiterführende Lese- und Linktipps ergänzt werden.

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Das Netz ist politisch

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„Das Netz ist Alltag – der Alltag (auch) im Netz.“ Welche Macht dem Internet zuteil wird, zeigt der jüngste Skandal um Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg. Die kollaborative Plagiatsdokumentations-Plattform deckte schonungslos alle Plagiatsfragmente auf und beschleunigte somit den Rücktritt des einstigen Vorzeigepolitikers.

Das Beispiel verdeutlicht, dass neben der Weitergabe von Trends und Moden auch politischen Meinungen und Empörungen viel schneller Gehör verschafft werden kann und somit Veränderungen in politischen Strukturen ermöglicht werden.

Jeder User ist auch Player

Der User ist heute ein aktiver Player – mit Risiken, aber vor allem mit Chancen für die Wirtschaft. Laut den Studienautoren heißt werben in der Netzgesellschaft vor allem: werben lassen. IKEA-Fans drehten in einem Möbelhaus ohne das Wissen von IKEA ein spontanes Video.

Anstatt weitere Drehs zu verbieten, entschloss sich IKEA die virale Verbreitung durch die Comedy-Soap „IKEA Heights“ im Internet noch zu verstärken. Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und Co. revolutionieren nicht nur das Marketing, sondern lösen auch Umbrüche in der publizistischen Ökonomie aus.

Die Rolle der Medien

Und rütteln gleichzeitig am Selbstverständnis des Journalismus. Das obligatorische Kommentarfeld unter jedem guten OnlineArtikel ist nur ein Indiz dafür.

Um herauszufinden, inwieweit das Internet die Bereiche Religion und Spiritualität sowie Politik und Bildung durchdringt, wurden jeweils drei Vorreiter in ihrer Sparte interviewt. Tom Noeding, verantwortlich für die Plattform evangelisch.de und Community-Manager der ersten Stunde, liefert Antworten zur Rolle der neuen Medien für Glaube und Religion.

Hierachien brechen auf

Der Berater und Internet-Aktivist Christian Kreutz erläutert im Interview, inwieweit die Konzepte von OpenData und OpenGovernment unser Verständnis von Politik und Demokratie verändern. Des Weiteren sprach Andreas Haderlein mit einem Lehrer einer mittelhessischen Gesamtschule über die Rolle von sozialen Netzwerken im Schüler-Lehrer-Verhältnis.

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Im zweiten Kapitel liefern die Autoren einen Ausblick in die Zukunft und benennen die Schlüsseltrends des digitalen Wandels. Hierzu gehört unter anderem der Trend „Open Everything – Die Welt gehört der Offenheit“.

Digitale Konzerthalle

Ein Beispiel dazu: Die Berliner Philharmonie eröffnet mit ihrer Digital Concert Hall ein neues Zeitalter der Musikübertragung. Alle Konzerte werden live über das Internet ausgestrahlt und via Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (www.digitalconcerthall.de).

Einen weiteren Schlüsseltrend stellt die „Mobivilisation“, das mobile Internet als Treiber für Fortschritt und Teilhabe, dar. So rechnet die Austrian Airlines Group bereits 2011 damit, dass jeder zweite Fluggast per Smartphone eincheckt. 2015 sollen es 60 Prozent sein.

Pervasive Web

Große Bedeutung schreiben die Autoren auch dem Trend „Pervasive Web“ zu: Sensortechnik, RFID-Technik und Internetkonnektivität wird an (fast) allen Orten möglich. Ein Pionier in Sachen drahtlose Vernetzung am Arbeitsplatz ist der Bürologistik-Spezialist Thax, der Papierakten mit digitalen Dokumenten verknüpft.

Zahlreiche fundierte Praxisbeispiele sowie anschauliche Infografiken (z.B. „Die Matrix des Medienwandels“ oder „Internetnutzer-Typologien im Vergleich“) untermauern die Ausführungen des Autorenteams und liefern einen Ausblick in die Netzwelt von morgen. Die Studie schließt mit fünf Thesen zu digitalen Netzwerken. Alle in der Studie eingeführten Begriffe werden in einem Glossar ausführlich erläutert.


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