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Offenlegung & Urheberrechte: Bildrechte bei Stefan Häseli.
Von Stefan Häseli (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 08.07.2024 • Zuerst veröffentlicht am 06.05.2019 • Bisher 10793 Leser, 1612 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Alles ist ständig in Bewegung. Der disruptiven Wandel bestimmt Unternehmen und Führungskräfte. Kein Wunder, dass der alltägliche Management-, Führungs- und Kommunikations-Wahnsinn grüßen lässt. Steht der Mensch dabei tatsächlich noch im Mittelpunkt?
Führungskräfte sind auch nur Menschen. Doch werden von ihnen oft unmenschliche Dinge erwartet: Stets inhaltlich auf dem Laufenden zu sein, menschlich zu kommunizieren, vorausschauend zu lenken und einfühlsam zu leiten.
Die Strategie darf ebenso wenig ins Hintertreffen geraten wie die Mitarbeiter. Ganz zu schweigen von der Herausforderung der digitalen Transformation, die agil gehandhabt sein will.
Welche Auswirkungen das alles haben kann, zeigen die folgenden, mehr oder weniger fiktiven Geschichten von und mit Hannes. Der studierte Betriebswirt, 49 Jahre alt, Produktionsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung eines internationalen Industriekonzerns versucht, mehr Impulsgeber als Kontrollinstanz zu sein. Statt zu dirigieren will er lieber dienen.
Mit klarer Kommunikation, kollegialem Stil und hoher Wertschätzung ist es sein Ziel, mit Ergebnissen aufzuwarten. Trotz bester Absicht, gelingt ihm das nicht immer. Während wir uns beim Lesen noch über die eine oder andere Absurdität wundern, merken wir, dass wir so einiges bestimmt schon einmal erlebt haben – im Meeting, auf der Chefetage oder im Büro (nebenan). Und ganz ehrlich, kennen wir das eine oder andere merkwürdige Verhalten nicht sogar von uns selbst?
Hannes hat es erwischt: Seine Mitarbeiter sind nicht mehr motiviert. Gemäß der letzten Personalumfrage ist die Mitarbeitermotivation in seiner Abteilung bereits zum zweiten Mal in Folge weiter gesunken. Diesmal sind es 0,4 Prozentpunkte weniger. Zwar ist das Niveau mit 86,492398 Prozent ziemlich ordentlich, aber Luft nach oben gibt es ja immer. Sagt der CEO. „Man darf nie damit zufrieden sein, dass man zufrieden ist“, meint er.
Hannes ist etwas unsicher, was er tun soll. Irgendwann hat er gelernt, dass ein Chef seine Mitarbeiter nicht motivieren kann. Im besten Fall soll er sie in einer ersten Phase nicht demotivieren und dann ein Umfeld schaffen, in dem sich alle entwickeln und entfalten können. Genau das motiviert. Aber das greift erst langfristig. Hannes bleiben nur ein paar Monate, um den Motivationswert aufzuhübschen. Er muss also aktiv motivieren und zieht einschlägige Literatur zu Rate.
Hannes hat entschieden, dass er „Think positive“ als Grundmotto für die Motivation einsetzt. Bevor er ins Büro seiner Abteilung oder in die Fabrikationshalle seiner Produktionsinseln geht, schaut er in den Spiegel: „Positives Gesicht“ und ein permanentes XXL-Grinsen. Das strahlt aus. Genauso wie sein euphorisches „Hallo, einen schönen, tollen Morgen wünsch ich euch allen und den supergroßen Erfolg heute“. Seine Begrüßung soll anstecken und Energie geben. Hannes trägt neuerdings auch Smiley-Ansteckknöpfe am Hemd.
Er begrüßt jeden Tag einen Mitarbeiter per Handschlag und verschickt in der Mittagspause per E-Mail an alle eine positive Tagesnachricht. Selbst die Signatur seines E-Mail-Accounts hat Hannes motivierend gestaltet. Das „freundliche Grüße“ wird ersetzt durch „lebensfrohe Energie und einen suuuperdollen Tag wünscht Ihnen …“. Hannes steht zwar überhaupt nicht auf solchen Schnickschnack. Als Ingenieur ist er wissenschaftlichen Tatsachen verpflichtet. Aber wenn es in den Büchern steht, wird es ja wohl richtig sein. Und der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge.
DEN einzig richtigen Ansatz, jemand anderen zu motivieren, gibt es nicht – ebenso wenig wie DIE richtige Führung. Doch wie kann es gelingen, Mitarbeiter so zu motivieren, dass ihr Engagement zur persönlichen Angelegenheit wird?
Motivation kann nur auslösen, wer Motivation ausstrahlt. Und dazu muss man sie zwingend in sich selbst tragen.
Aber Vorsicht: Wer Veränderungen initiiert, Neuerungen anstößt, muss bedenken: Wer aktiv ist, ist automatisch motivierter. Das heißt, nur weil wir vielleicht selbst finden, dass ein Projekt toll ist, können wir nicht davon ausgehen, dass es alle anderen auch tun.
Die Arbeit muss Sinn machen. Diesen Sinn muss jeder einzelne für sich selbst erkennen. Für den einen Mitarbeiter ist es der zufriedene Kunde, für den anderen das Vertrauen des Chefs.
Mit Geduld, authentischem Handeln und Einfühlungsvermögen können wir dazu beitragen, Sinn zu vermitteln, der – vom einzelnen Mitarbeiter wahrgenommen und im Idealfall auf dessen Vorstellungswelt passend – motiviert!
Ein etwas provozierender Ansatz: Wer davon ausgeht, dass die eigenen Mitarbeiter motiviert werden müssen, geht auch davon aus, dass sie es nicht sind.
Die meisten Mitarbeiter kommen durchaus motiviert an den Arbeitsplatz, erfahren dort aber „Demotivation“ – schon ist es vorbei! Also die Mitarbeiter nicht durch zu starre Regeln, Voreingenommenheit oder überhöhte Ansprüche demotivieren.
Die meisten Menschen schätzen Freiraum in der Gestaltung ihrer Arbeit sehr. Chefs sollten sich deshalb überlegen, was sie zwingend wie haben möchten und es dann mitteilen.
Alles andere, wie z. B. Wege dazu, wie man Angebote einholt, das Telefongespräch mit einem Kunden führt oder sich mit dem Kollegen am besten abstimmt, wird dem einzelnen Mitarbeiter überlassen. Unterstützungsangebot sind erlaubt.
Wer selbst die Lösung findet, diese selbst austesten und erfolgreich umsetzen kann, ist stolzer und somit motivierter. Wirkliche Mitgestaltung, auch in kleinem Rahmen, ist nachweislich einer der wichtigsten Faktoren, Menschen bei der Stange zu halten.
Aber bitte keine Alibi-Beteiligung. Habe ich als Chef bereits eine Entscheidung gefällt, sollte ich nicht mehr fragen „Wie finden Sie das?“
Das persönliche Engagement von Vorgesetzten überträgt sich automatisch auf die Führung. Es gilt also: Motivation leben, Ziele sauber formulieren und Wege dazu frei lassen. Die Mitarbeiter werden sich darin und daran entwickeln. DAS motiviert!
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Stefan Häseli ist Berater für Organisationsentwicklung. Seit über 10 Jahren begleitet der von der Universität St. Gallen zertifizierte Coach und Trainer für Führungs-, Kommunikations- und Marketingthemen u. a. namhafte Unternehmen wie Omega, Swatch, Reader’s Digest und die Schweizerische Post. Ausgezeichnet mit dem Internationalen Deutschen Trainingspreis in Gold ist der ehemalige Kabarettist und Buchautor auch als Moderator und Keynot-Speaker im deutschsprachigen Raum gefragt. Mehr Informationen unter www.atelier-ct.ch und www.stefanhaeseli.ch Alle Texte von Stefan Häseli.
Mitarbeiterführung ist so ein wichtiges Thema: Gerade gestern haben ich das mit jemandem diskutiert, heute finde ich über Google Ihre Beiträge. Toll.
Ich würde einfach jedem raten: Macht Euch selbständig, macht Euer eigenes Ding. Ich habe zweimal meine Selbständigkeit aufgegeben und könnte mich dafür in den A… beissen dafür.
Ey, total gut gemachte Seite mit vielen tollen Texten. Danke dafür!
Schön dargestellt – werde mich demnächst noch etwas eingehender in die Thematik einarbeiten.
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