Stell Dir vor, es ist Equal Pay Day und die Resonanz dazu ist lahm bis erwartbar. Dabei war der Aktionstag für die Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen ist heute – und die Business and Professional Women (BPW) Germany hatten extra einen Video-Spot dazu gemacht, der auf die ungleiche Situation hinweist. Die Chance, auf das eigentliche Problem hinzuweisen, wird dabei verschenkt.

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Bis Freitag umsonst arbeiten

Der Equal Pay Day (EPD), der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, macht auf den bestehenden Gender Wage Gap aufmerksam und wird in zahlreichen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen.

Der Aktionstag in Deutschland markiert symbolisch oder rechnerisch jenen Zeitraum, den Frauen über den Jahreswechsel hinaus länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen. In anderen Ländern (z. B. Österreich) kennzeichnet er symbolisch oder rechnerisch den Tag, ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten.

Ein durchaus sinnvolles Ansinnen also, das die Frauen da haben – und das auch immer wieder für Lippenbekenntnisse von Politiker in den Medien sorgt. So forderte Sigmar Gabriel in der Bildzeitung gleiche Löhne für beide Geschlechter.

Kulturwandel statt Opferrolle

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Die FAZ hingegen stellte irritierend fest, dass die Lohnunterschiede kleiner als vermutet seien und stellt schräge Berechnungen auf. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Die geballte Medienaufmerksamkeit, die sich an diesem einen Tag auf das Thema konzentriert, vermittelt dem nicht involvierten Beobachter den Eindruck, die Frauen sind die unterdrückten Opfer, die an diesem Tag mal aufmucken dürfen.

Dass es bei der ganzen Sache um mehr geht, um einen Kulturwandel, eine Veränderung der Denke im Kopf, z.B. hin zu familenfreundlicheren Arbeitszeiten auch in Führungspositionen, um Frauenbilder in unserer Gesellschaft oder einer Aufwertung von typischen Frauen Berufen – diese differenzierte Betrachtung fehlt bei der Medienresonanz weitestgehend.

FAZ: Richtige Beobachtung, falsche Schlüsse

So schreibt FAZ-Autor Jörg Schmidt: “Frauen wählen beispielsweise seltener technische Berufe und sind häufiger im Dienstleistungssektor vertreten. Festzustellen ist auch, dass Frauen noch wesentlich häufiger und länger als Männer aus familiären Gründen ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen.” Richtig, aber Herr Schmitt zieht aus seinen insgesamt nicht neuen Beobachtungen die falschen Schlüsse:

Warum machen Frauen angeblich alles falsch?

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Warum sind technische Berufe besser bezahlt als der Dienstleistungssektor? Warum wählen Frauen häufig keine technischen Berufe – z.B. weil wichtige Vorbilder fehlen, wie eine Studie zeigt? Warum müssen Frauen überhaupt ihre Arbeit für die Familie unterbrechen?

Und warum ist die Unterbrechung der Erwerbsfähigkeit für die Famile (wo doch angeblich unbedingt Kinder gebraucht werden!) immer noch ein Hemmschuh für die Karriere – gerade in Führungsetagen?

Es geht um mehr als nur zu wenig Lohn!

Das zeigt: Es geht um weit mehr als gleichen Lohn – es geht um einen grundlegenden Kulturwandel. Einfach nur die Lohnunterschiede zu kritisieren, greift da einfach zu kurz, das Thema muss, gerade von den Frauen, differenzierter angepackt werden.

Um so lobenswerter die Idee, zu dem Thema ein Video zu  machen, das bereits die ganz jungen Frauen für das Thema sensibilisieren soll – Problem und eine Mögliche Lösung erkannt, würde ich sagen. Nur das Ergebnis war dann eher zum Gähnen.

Video: Viraler Effekt gleich 0

Dabei war die Idee, einen einminütigen Werbespott mit dem Titel “Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!” in Auftrag zu geben, der auch bei YouTube laufen soll, ja gar nichtmal zu schlecht. Dass man dem Web 2.0 in der Beziehung noch nicht ganz vertraut, merkt man ihm aber auch an:

Der Spot, mit großem Brimborium am 22. Februar in der Berliner Urania uraufgeführt, soll eben auch im “Berliner Fenster” und im Warte-TV der Berliner Bürgerämter gezeigt werden. Und so dröge ist er dann auch. Der virale Effekt geht gegen 0.

Gute Idee schlecht umgesetzt

Kein Wunder: Der Spot entstand durch finanzielle Unterstützung der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen und in Kooperation mit den Business and Professional Women (BPW) Germany und den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Berliner Bezirke.

Der Kurzfilm soll zum Nachdenken anregen, wachrütteln und eine Diskussion in der Gesellschaft entfachen. Die Selbsteinschätzung der Macher: “Auf unterhaltsame Art wird darauf aufmerksam gemacht, dass es in Deutschland nach wie vor keine Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern gibt.”

Brettspiele für Jugendliche?

Offenbar wollte man gezielt bei ganz jungen Frauen das Bewusstsein für die Ungerechtigkeit schärfen – durchaus sinnvoll, denn die tun gut daran, beizeiten auch zu lernen, mehr Lohn einzufordern. Die Chance bei YouTube genau diese Zielgruppe zu erreichen, wurde allerdings vertan. Brettspiele wirken auf Digital Natives im Zeitalter des iPads wahrscheinlich ziemlich Altbacken.

Und genau das spiegelt sich dann auch in der geringen medialen Aufmerksamkeit wieder. Fazit: Wer als Frauenverband erreichen möchte, dass Frauen mutiger werden, muss gerade in solchen Aktionen mit gutem Beispiel voran gehen und mit einem mutigen viralen Konzept im Web 2.0 vorangehen. Sonst ruft die Aktion bei den Adressaten doch allenfalls ein müdes Lächeln hervor.

Provozieren mit neuen Rollenbildern gefragt

Das wichtige Thema hätte man viel provokativer angehen können – indem man z.B. zeigt, dass auch ungewöhnliche Karrierewege möglich sind, dass junge Frauen ruhig mal ihre Berufswahl überdenken sollen, dass sich die Familienplanung vielleicht auch anders lösen lässst als mit der klassischen Rollenverteilung oder dass z.B. auch Teilzeit in den Führungsetagen denkbar wäre.


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