Als Donald Trump die US-Wahl gewann, zog das blanke Entsetzen durch Medien und Internet. Aber tragen wir nicht selbst schuld an dieser Entwicklung, weil wir noch immer einem altertümlichen Führungsverständnis huldigen?

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Trump: Negatives Role Model für das Management der Zukunft?

Kein Zweifel, die Wahl von Donald Trump hat viele entsetzt – aber kam sie wirklich so überraschend? Nun beginnt die Ursachenforschung – und sie greift an mancher Stelle schlicht zu kurz.

Dabei ist das Verständnis für die Ursachen beim Wahlerfolg des Unternehmers Trump auch essentiell für das Führungsverständnis, das in vielen Unternehmen herrscht. Überspitzt ausgedrückt: Ist der Unternehmer Trump gar das negative Role Model für das Management der Zukunft?

Alte weiße Männer

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Alte weiße Männer hätten Trump ins Amt gehievt, schrieb etwa Robert Basic auf Facebook, also solche die wie Trump ein eher konservatives Weltbild haben und Angst vor Veränderung. Basic selbst ist mit seinen 50 Jahren selbst nicht mehr ganz jung, sieht sich jedoch als einer der digitalen Vorreiter in seinem Beitrag gezwungen, sich deutlich von dieser Gruppe abzugrenzen.

Oscar-Preisträger Micheal Moore wird noch ein wenig deutlicher: In seinem Beitrag 5 Reasons Why Trump Will Win prognostizierte er bereits im Juli einen Wahlsieg Trumps.  Als Gründe nannte er dabei Trump als „The Last Stand of the Angry White Man“ bzw. die Angst vor dem Machtverlust an eine Frau sowie das fehlende Vertrauen in Hillary Clinton, zu dem die eMail-Affähre sowie die jüngsten Wiki-Leaks-Enthüllungen sicher noch einiges beigetragen haben.

Rust Belt Brexit: Die Wut der Abgehängten

Und vor allem natürlich jenes Phänomen, das Moore als Rust Belt Brexit bezeichnete: Dass es nämlich Trump gelang, zuvor demokratisch dominierte Staaten wie Pennsylvania zu gewinnen, indem er geschickt die Ängste der Arbeiterklasse vor Globalisierung und Massenarbeitslosigkeit mit (falschen) Versprechungen für sich nutzte.

Angst, Wut und Frust der Abgehängten – das sind genau die Erklärungsmuster, die nun auch die Analysen in den (deutschen) Medien durchziehen, immer auch mit dem Blick auf die Bundestagswahlen in Deutschland im kommenden Jahr und immer auch mit dem Unterton, doch die Lage jener frustrierten und Abgehängten zu verbessern, mit ihnen in Dialog zu treten und so von den guten, wahren und wichtigen Werten zu überzeugen.

Filterblase oder die dummen Trump-Wähler

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Doch so einfach ist das nicht. Der im Zusammenhang mit der US-Wahl häufig zitierte Dunning-Kruger-Effekt, ist ja eine kognitive Verzerrung, bei der relativ inkompetente Menschen die Tendenz haben, sich selbst zu überschätzen. Doch mal ehrlich: Wer überschätzt sich nicht ab und an einmal selbst? Und wer hört schon gerne, er sei dumm und inkompetent? Eben.

Wenn nun also in den Medien und auch in meiner Timeline das Entsetzen über die dummen, dummen Trump-Wähler überwiegt, offenbart das nicht nur eine gigantische Filterblase, die suggeriert die Mehrheit denkt wie man selbst, sondern es schwingt auch immer ein Stück Arroganz und Überheblichkeit mit, diese Menschen belehren zu wollen.

Argumentieren in der postfaktischen Gesellschaft

Oder wie Hirnforscher Gerald Hüther kürzlich in einem Talk des Deutschlandfunks zum Thema Argumentieren in der postfaktischen Gesellschaft sinngemäß sagte: Mit dem erhobenen Zeigefinger erreicht man gar nichts, Veränderungen der Einstellungen entstehen nur, wenn sich die Erfahrungswerte ändern. Nicht umsonst fragt Günther Dueck etwas provokativ in seinem Blog: Was checkt einer mit 30 IQ Punkten weniger?

Sollte man es also lassen, andere Menschen überhaupt überzeugen zu wollen? Und im Notfall einfach selbst das Weite suchen? Warum es überhaupt nötig ist, Andersdenkende zu erreichen schreibt Rechtsanwältin Nina Diercks auf Facebook:

Wie erreicht man die anderen? Wie erklärt man komplexe Sachlagen und zugleich verständlich, dass die einfache Lösung, die dafür angeboten wird, in der Regel überhaupt gar keine ist? […]Dabei lebt die Demokratie, der Garant für Sicherheit und Frieden, von der Auseinandersetzung. Sie lebt vom Kompromiss. Aber auch von der Akzeptanz. Vielleicht ist es einfach das, was mehr in alle Richtungen vermittelt werden muss: Demokratie und damit Freiheit besteht immer aus Kompromissen, aus dem Vermitteln entgegengesetzter Positionen.

4 Hindernisse im Dialog mit Andersdenkenden

Bei dem Versuch, andere Leute zu überzeugen oder zu einem differenzierteren Denken zu bewegen, trifft man denn auch auf mehrere eng miteinander verwobene Problemfelder.

  1. Manche Leute wollen einfach nicht zuhören/diskutieren: Zum Beispiel, weil sie nicht verstehen, welche langfristigen Vorteile ihnen eine solche Diskussion bringt. Weil sie grundsätzlich nicht gerne diskutieren. Weil Sie den Diskussionsansatz des anderen gar nicht erst verstehen (siehe 2) oder verstehen wollen (sieh 3).
  2. Fehlende (Aus)Bildung: Die Probleme sind eng verwoben mit unserem Bildungssystem. Denn es ist immer noch stark auf das Industriezeitalter ausgerichtet und unterteilt Menschen bereits früh in verschiedene Klassen, die sich möglichst klag- und nahtlos in das vorgegebene Wirtschaftssystem einpassen sollen. Kreatives, unternehmerisches denken sowie digitales Handwerkszeug, wie es jetzt im Zuge der Digitalisierung zunehmen gefordert wird, wird nicht gelehrt und überfordert daher viele, gerade in der älteren Generation.
  3. Narzissmus: Bei Manchen Leuten stecken ausgereifte psychologische Problem hinter dem Verhalten. So haben Narzisten einen früh erworbenen starken Minderwertigkeitskomplex, den sie mit einem übersteigerten Selbst kompensieren. Als Ergebnis können sie schlecht mit Kritik umgehen, blocken diese also sofort ab, versuchen aber ihren persönlichen Frust loszuwerden, indem sie Macht über andere ausüben. Trump selbst ist dafür das beste Beispiel, es kann aber auch noch weit absurdere Züge annehmen, etwa wenn man in einer Art trotzigem Klassenstolz gegen die „da oben“ oder die „böse Digitalisierung“ agiert, statt die Gesellschaft als Gemeinschaft zu betrachten, von und in der man selbst lebt. Dafür gibt es nicht wenige, zum Teil auf 2. basierende Fälle.
  4. Führungsverständnis: Schließlich herrscht in unserer Gesellschaft noch immer ein altertümlicher Führungs- und (damit oft einhergehender) Männlichkeitsbegriff. So wird Steve Jobs, nicht nur laut seinen Biographen ein totales zwischenmenschliches Arschloch,  auch von vernünftigen Menschen als genialer Unternehmer verehrt. Gerade erst kürzlich habe ich mit sehr geschätzten Kollegen dazu geführt, einhellige Meinung: Ein Manager muss Entscheidungen Fällen und Verantwortung tragen. Das im Zuge einer sicher immer stärker vernetzenden digitalen und globalen Welt Einzelne gar nicht mehr in der Lage sind, komplexe Probleme zu überblicken und adäquat Entscheidungen zu fällen, wird dabei oft übersehen. Tatsächlich sind teamorientierte, vernetzte Managementstrukturen deutlich zeitgemäßer weil innovativer, wie etwa Gunter Dueck einst auf der Zukunft Personal erklärte. Trump hat sicherlich auch gewonnen, weil er im Zuge der autoritären Managementsichtweise den starken Mann zur Lösung der Probleme verkörperte. Sein offen zur Schau getragener Sexismus hat ihm dabei sicherlich noch eher genutzt als geschadet, weil er auch dadurch dem scheinbar starken, machtvollen, sexuell dominante Männerbild entsprach – und damit offenbar auch auf erschreckend viele Frauen wirkte.

Komplexität macht Angst

Das grundlegende Problem ist also: Wir befinden uns mit Globalisierung und Digitalisierung in einem grundsätzlichen gesellschaftlichen Wandel, mit dem viele einfach nicht klar kommen und der in seiner Komplexität zu vielen Angst macht. Daher greifen wir dann gerne auf die gewohnten, jahrzehntelang eingeübten und von früheren Vorbildern übernommenen Verhaltensmuster und oft auch einfach Lösungen zurück.

Will heißen: Bei allem Wunsch, nun die Trump- bzw. potenziellen AfD-Wähler umstimmen zu wollen, sollte nicht vergessen werden, dass das oft genug auch zum genauen Gegenteil führen kann, siehe oben. Und dass das Problem nicht so einfach zu lösen sein wird, wie man sich das wünscht, wohl auch nicht bis 2017. Dass es am Ende auch nicht immer um gutes, beiderseitiges Verständnis, sondern einfach darum gehen wird, welche Gruppe die Deutungsmacht hat.

Fazit

Was kann man also tun? Kann man überhaupt etwas tun? Oder kann man nur hoffen, dass Leute wie Robert Basic recht behalten, der auf Facebook optimistisch zusammenfasste:

In all meinen Gesprächen mit den Jüngeren stelle ich unterm Strich immer wieder fest, dass mich deren Einstellung positiv stimmt. Egal wo sie herkommen, an was sie glauben, ob Juden, Christen, Moslems, Buddhisten. Völlig unabhängig dessen wo sie leben. Es verspricht, eine offenere, durchlässigere und noch globalere Welt zu werden, die sich besser versteht. Die den Weg weiter ebnen werden, dass nationales Denken auf den „Müllhaufen der Stammesvölker“ gehört. Sie – die Jungen – werden uns lehren, dass Angst vor anderen Kulturen, anderer Sexualität und der aufstrebenden Frau – wenn ich das so bezeichnen darf – nichts weiter als überkommene Klammern für falsch verstandene Identifikation von Bürgergruppen dienten, die Demagogen und Mächtige stets für eigene Interessen ausnutzen konnten.


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