Teure Weiterbildungen und aufwändige Trainings sind oft nicht viel mehr als eine billige Weiterbildungsshow, wenn man sie genau betrachtet. Denn oft genug geht es mehr um Effekthascherei und Dozentenbewertungen denn um tatsächlichen Lernerfolg.

- Zertifikate lügen nicht?
- Auswändig statt kreativ Lernen
- Es hapert bei der praktischen Umsetzung
- Der Dozent als Clown
- Gute Laune auf dem Rückmeldebogen
- Bürokratischer Wasserkopf an Zertifizierungen
- Die Masse an Qualitätskriterien ist zu viel
- Jedem sein eigenes Gütesiegel
- Fantasie-Zertifikate als Abschlüsse
- Was ist mein Abschluss eigentlich wert?
- Besser das Papier in der Hand als schwammige Fähigkeiten im Hirn!
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Zertifikate lügen nicht?
Gestern habe ich am Beispiel Zeitmanagement angerissen, warum teuere Weiterbildungen oft ineffektiv sind. Darauf wurde ich per Kommentar gefragt, was ich genau meine. Hier nun etwas genauer, warum es oft mehr um Effekte als um Inhalte geht und Dozenten zu Clowns werden.
Bleiben wir mal beim Thema Zeitmanagement und stellen uns ein zweitägiges Seminar dazu vor: Die Teilnehmer lernen verschiedene Zeitmanagementtechniken kennen, indem sie ein Lehrwerk durcharbeiten und schriftliche Übungen dazu machen. Am Ende gibt es eine Prüfung, die zu einem gut klingenden Zertifikat führt, das der Weiterbildungsanbieter selbst erfunden hat.
Auswändig statt kreativ Lernen
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Um zu bestehen, muss man einige Fragen zu den verschiedenen Methoden beantworten, wofür die Mehrzahl der Seminarteilnehmer vermutlich das Lehrwerk einfach auswendig gelernt hat. Das ist übrigens kein erfundenes Beispiel, sondern eines, das ich selbst erlebt habe!
Was hingegen gänzlich fehlt, ist eine konstruktive Diskussion oder eine kritische Auseinandersetzung mit den Methoden – mal ganz zu schweigen davon, dass man die gelernten Techniken gründlich durchdacht, für seine eigenen Zwecke modifiziert und an seine Lebens- und Arbeitsweise angepasst hätte. Denn nur so wäre echtes, kreatives Lernen möglich gewesen.
Es hapert bei der praktischen Umsetzung
Dafür ist aber die Lernbereitschaft der Teilnehmer Grundvoraussetzung. Wenn all dies fehlt, ist es kein Wunder, dass das in der Weiterbildung mühsam Erlernte hinterher gar nicht zur Anwendung kommt.
Tatsächlich, 77 Prozent der Teilnehmer solcher Weiterbildungskurse haben es nach Einschätzung von Experten nicht gelernt, die Theorie aus dem Seminar dann auch in der beruflichen Praxis umzusetzen.
Der Dozent als Clown
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Doch es wird noch paradoxer. Weil die Teilnehmer eigentlich keine Lust haben, müssen sich die Trainer eben einiges einfallen lassen, um sie bei Laune zu halten. Der Enthüllungsautor Richard Gris entstammt selbst dieser Zunft (hinter diesem Pseudonym verbirgt sich Dr. Axel Koch) und plaudert in seinem Buch “Die Weiterbildungslüge” aus dem Nähkästchen:
Wenn die Teilnehmer Spaß am Kurs haben und vom Trainer begeistert sind, ist das fast schon die ganze Miete. Dass es Spaß macht, muss aber nicht heißen, dass man auch wirklich etwas lernt. Manche Trainer greifen einfach zu Tricks – zum Beispiel indem sie Aktientipps geben, die mit dem Seminarthema gar nichts zu tun haben.
Gute Laune auf dem Rückmeldebogen
Show und Effekthascherei also statt Inhalt. Nicht der Lernerfolg ist das Ziel, sondern die gute Laune der Teilnehmer. Deshalb ist es auch absolut tabu, sich konfrontativ mit einem oder mehreren Teilnehmern anzulegen, indem man unbequeme Dinge sagt – selbst wenn das dem Lernziel eigentlich zuträglich wäre.
Der Grund dafür ist einfach: Am Ende geben alle Teilnehmer einen Rückmeldebogen darüber ab, wie ihnen das Seminar gefallen hat. Gute Bewertungen bedeuten, dass die Weiterbildung erfolgreich war – auch wenn sie eigentlich nichts gebracht hat.
Bürokratischer Wasserkopf an Zertifizierungen
So kommen also gute Dozenten-Bewertungen auf Rückmeldebögen zustande. Denn die bedeuten für einen Dozenten gute Referenzen – und sind als solche fester Bestandteil der Weiterbildungsshow. Nicht selten werden sie sogar gefälscht.
Längst hat sich in Deutschland ein komplexes und bürokratisches System aus Zertifizierungen, Akkreditierungen, Gütesiegeln und Evaluationsstatistiken herausgebildet.
Die Masse an Qualitätskriterien ist zu viel
Auch wenn es in der Theorie eine gute Idee sein mag, potenziellen Kunden auf dem unübersichtlichen Weiterbildungsmarkt, der sich vor allem in der Hand privater Anbieter befindet und daher vergleichsweise wenig staatlichen Reglementierungen unterliegt, eine Orientierung zu bieten:
Die Masse an Qualitätskriterien und Messzahlen ist einfach zu viel des Guten.
Jedem sein eigenes Gütesiegel
Da sind Verbünde, die ihre eigenen Gütesiegel aus der Taufe heben – nach dem Motto: Mal sehen, wie die Akzeptanz auf dem Markt ist. Da sind Volkshochschulen, die sich ihres verschnarchten Rufes als kommunale Kompetenzzentren mit einer ISO-Zertifizierung erwehren wollen, für die komplizierte Verwaltungsabläufe einzuhalten sind.
Da sind Arbeitsagenturen, die private Zertifizierungsagenturen zulassen, die wiederum die Weiterbildungseinrichtungen zertifizieren sollen. Und da sind Unternehmen, die abenteuerliche und aufwendige Zahlenspiele als objektive Evaluation oder Bildungscontrolling verkaufen. Es geht kaum bürokratischer.
Fantasie-Zertifikate als Abschlüsse
Ebenso unübersichtlich ist auch die Anzahl von Abschlüssen, die Weiterbildungsteilnehmer nach bestandener Prüfung erhalten können: Es gibt ungezählte wohlklingende Fantasiezertifikate, die von den Institutionen selbst geschaffen wurden.
Daneben stehen akademischen Mastern und MBAs, die zumindest ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen haben müssen, sowie den weithin bekannten IHK-Abschlüssen, deren Anerkennung auf dem Arbeitsmarkt nur durch eines gewährleistet wird: Weil jedes Unternehmen gesetzlich zur Zwangsmitgliedschaft in einer IHK verpflichtet ist, kennt diese auch jeder. Und was man kennt, erkennt man auch eher an!
Was ist mein Abschluss eigentlich wert?
Staatlich anerkannt, wie Schul- oder Hochschulabschlüsse, sind Weiterbildungsabschlüsse nur selten. Teilnehmer können kaum ersehen, was ihr möglicherweise mühsam erworbenes Zeugnis hinterher auf dem Arbeitsmarkt wert sein wird. Auch hier gilt: Wer überzeugender wirbt, macht das bessere Geschäft.
Das richtet sich in der Regel nach dem Bekanntheitsgrad des Instituts oder Kurses – und weit seltener nach dem tatsächlichen inhaltlichen Wert der Weiterbildung.
Besser das Papier in der Hand als schwammige Fähigkeiten im Hirn!
Doch oft genug kommt es auch gar nicht darauf an, was man eigentlich wirklich kann und während der Weiterbildung gelernt hat: Vielen potenziellen Arbeitgebern ist das Stück Papier, das irgendetwas bescheinigt, lieber als die schwammige Vorstellung, was der Mensch können soll.
Oder anders gesagt: Ein Fetzen Papier gibt ihnen mehr Sicherheit bei der Einstellung als ihre eigene Menschenkenntnis. Nur: So gibt man nicht zwangsläufig den innovativsten Ideen und den Mitarbeitern raum, die tatsächlich bereit waren, zu lernen – sondern, denen die auf gut klingende Papiere gesetzt haben. Und Autodidakten haben damit bei der Jobsuche weniger Chancen.
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