Gerade ist mir eine Mitteilung auf den Tisch geflattert, bei der ich nicht so richtig weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Lachen, weil Nachhilfe für Eltern in Sachen Bildung oftmals Not tut. Und weinen darüber, wie das dann umgesetzt wird.

Best of HR – Berufebilder.de®

Was ist “Understanding School in Germany”?

Aber erstmal der Reihe nach. Die Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V. Hamburg veranstaltet Blended-Learning-Kurs für englischsprachige Eltern. “Understanding School in Germany” heißt das Projekt.

Es wird als Teil des ESF-Projekts Schulmentoren – Hand in Hand für starke Schulen, eine Kooperation zwischen der KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. sowie der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), öffentlich gefördert.

Zielsetzung und Ablauf

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Ziel des Kurses  ist es, Eltern ein anwendbares Grundwissen rund um den Schulalltag und den Übergang in das Berufsleben zu vermitteln.

Der Ablauf ist wie folgt: Die Inhalte, Übungen und Diskussionen, finden in Präsenzworkshops und auf der digitalen Lernplattform Blackboard Learn statt.

Der Anspruch dahinter

Der Anspruch des Projekts ist tatsächlich löblich, denn wie man richtig erkannt hat, ist die Bildung ein wichtiger Aspekt bei der Integration. Und dabei brauchen die Schüler die Unterstützung ihrer Eltern. So heißt es in der Pressemitteilung:

Warum ist die Kita so wichtig? Wie kann mein Kind mehrsprachig aufwachsen? Was passiert nach der Schule? Der Kurs “Understanding School in Germany” beantwortet Eltern, die das deutsche Schulsystem selbst nicht durchlaufen haben, diese und viele weitere Fragen. Mütter und Väter der Herkunftsländer Afghanistan, Ghana, Iran, Nigeria, Peru, Russland, Türkei sowie der Ukraine haben den Kurs bereits erfolgreich absolviert. Aufgrund der großen Nachfrage startet er am 18. März 2015 erstmals auf Englisch!

Das Projekt erreicht die falschen

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Genau der Sprachaspekt ist ein Aspekt, der mich an dieser Sache stört: Um die Eltern zu erreichen, bei denen diese Kurse wirklich nötig wären, müsste man die Kurse in der jeweiligen Landessprache abhalten.

Oder wie viele der Migranten-Eltern aus sogenannten bildungsfernen Schichten sprechen englisch? Das Projekt erreicht also nicht die, die es wirklich nötig hätten, sondern die, die sich ohnehin schon aktiv um die Bildung ihrer Kinder bemühen.

Teilnehmer als Mentoren?

Dafür war aber offenbar kein Geld da. Denn tatsächlich hat man offenbar auch darüber nachgedacht und folgende Lösung gefunden:

Die teilnehmenden Eltern sollen als ehrenamtliche Mentoren oder Multiplikatoren fungieren und die Informationen aus den Kursen in ihrer Herkunftssprache an andere Eltern weiter. Das fungiert nach meiner Erfahrung wahrscheinlich nur in Einzelfällen.

Digitalkompetenz für alle!

Noch ein anderes Problem sehe ich: Die Kurse finden auf einer digitalen Lernplattform statt. Das würde auch viele deutsche Eltern mit mangelnder digitaler Kompetenz überfordern. Vielleicht müsste man erst einmal Kurse in digitaler Kompetenz geben.

Überhaupt wäre das eine glänzende Idee im digitalen Entwicklungsland Deutschland: Digitalkompetenz für Eltern und Lehrer. Haben wir dafür aber überhaupt genug Lehrkräfte?

Digitales Bildungseinrichtungen

Basti Hirsch, Jahrgang 1983, ist Bildungsaktivist/-journalist/-unternehmer und wohnhaft in Berlin. Hier im Video erklärt er das Konzept der Mitmach-Schule, die der Web-2.0-Idee entspricht.

Basti Hirsch studierte Integrated Social Sciences (ISS) an der Jacobs University in Bremen. Nach Teilnahme an der Bildungsexpedition 2009 durch Deutschland war er 2010 auf fünfwöchiger Bildungsexpedition durch die USA. Besonders aktiv auf Twitter.

Video-Hinweis: Wenn Sie hier kein Video sehen, müssen Sie am Ende der Seite unter “Privacy und Cookies” die Option “Videos sehen” aktivieren!

Von UniLeaks zu Hochschulwatch

Hingegen ging vor einiger Zeit ein Projekt online, das m.E. schon lange überfällig war: gesammelt werden dort Beispiele fragwürdiger Einflussnahmen der Wirtschaft wie zum Beispiel den Aldi-Hörsaal an der FH Würzburg oder eine von der Energiewirtschaft finanzierte Stiftungsprofessur.

Die Frage ist nur, ob die Verzahnung von Wirtschaft nicht schon viel zu normal und auch zu positiv gesehen wird, um diesem Projekt die notwendige Resonanz zu bescheren.

Wer finanziert die Wissenschaft?

Ich habe selbst auf Best of HR – Berufebilder.de® mehrfach über solche Beispiele berichtet, etwa den Hochschulcampus im ägyptischen Ferienparadis El Gouna, auf dem Studiengänge auch durch die ägyptische Wirtschaft finanziert werden.

Oder über den Verein Queb, der Lehrveranstaltungen sponsern will und sich in einer Pressemitteilung ganz offen über fehlende Mitsprache bei der Themensetzung beschwert und Rabatte fordert.

Verzahnung von Wirtschaft und Lehre – Flop oder Top?

Wenn ich mir jedoch einge Studierende von heute so anschaue, dann habe ich den Eindruck, sie finden solche Verzahnungen auch nicht weiter schlimm: Schließlich wurde mir gerade diese Woche von einer Studentin erklärt, wie toll es doch sei, dass man so früh Kontakte und Einblicke in Unternehmen bekommt. Und für die Professoren ist die Sache ja auch in zweierlei hinsicht praktisch. Oder?

Um so mehr freue ich mich, dass Hochschulwatch nun von der taz, der  Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. und der fzs (freier zusammenschluss von studentInnenschaften) gemeinsam gelauncht wurde.

hochschulwatch

Wie kann man teilnehmen?

ProfessorInnen, DozentInnen, Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen sind nun aufgerufen, das Portal mit Fällen und Hinweisen zu füllen, wo die Hörsäle zu Werbeflächen werden und wo es intransparente Verträge gibt, wie an der Universität Köln, die einen Vertrag mit der Bayer Healthcare AG zur Förderung der Krebs- und Herzforschung abgeschlossen hat und diesen hartnäckig unter Verschluss hält.

Für jede Hochschule gibt es einen Wiki-Eintrag, der ebenfalls über die Karte zu erreichen ist. Die Leser können die Einträge editieren und Ihr Wissen über Kooperationen zwischen einzelnen Hochschulen und Unternehmen hier einstellen.

Von UniLeaks zu Hochschulwatch

Die Webseite wird von Redakteuren der tageszeitung moderiert. Das Projekt “Hochschulwatch. MachtWirtschaftUni” ist auf ein Jahr angelegt. Die Webseite ist ab sofort freigeschaltet:

Bereits 2011 hatte die taz Unter dem Stichwort “Uni-Leaks” ihre Leserinnen und Leser aufgefordert, Auffälligkeiten in der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft zu benennen und dabei festgestellt, dass die Ökonomisierung der Hochschulen voranschreitet.


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