Nachhaltiger Tourismus boomt. Kein Wunder, denn Touristen können so entspannt Urlaub machen und etwas für Gesellschaft und Umwelt tun. Wir haben uns 3 Projekte angesehen.

Die Zukunft des Tourismus ist nachhaltig: 3 kreative Ideen von Amrum bis Kanada

Nachhaltiges Wandern auf Amrum

Auf der Nordseeinsel Amrum sind die Nähe zur Natur, das Leben mit dem Wind und den Gezeiten sowie Nachhaltigkeit seit jeher wichtige Themen. Kein Wunder also, dass man nicht nur mit Wattführungen und mit Informationszentren die Besucher für den einzigartigen Lebensraum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer begeistern und sensibiliseren möchte, sondern auch ganz praktisch etwas gegen die Umweltverschmutzung tun wollte.

Ein wichtiges Theme dabei: Plastikmüll in den Meeren. Dieser ist nicht nur ein großes Ärgernis, sondern kostet jedes Jahr abertausenden Meerestieren das Leben, da er mit natürlicher Nahrung verwechselt wird oder die Tiere sich in ihm verfangen.

Die Zukunft des Tourismus ist nachhaltig: 3 kreative Ideen von Amrum bis Kanada

Warum Plastikmüll auch für Menschen gefährlich ist

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Bei den Zersetzungsprozessen des Plastiks werden darüber hinaus gefährliche Inhaltsstoffe freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt maritimer Lebewesen beeinflussen können.

Doch für Menschen kann der Plastikmüll noch weit schlimmere Auswirkungen haben: Über die Nahrungskette können Plastikteilchen auch wieder im menschlichen Körper landen. Und genau diesem Effekt gilt es vorzubeugen.

Die Zukunft des Tourismus ist nachhaltig: 3 kreative Ideen von Amrum bis Kanada

Aktion Sauberer Kniepsand – Ökologisch wertvoll

Genau aus diesem Grund wurde die „Aktion Sauberer Kniepsand“, die seit 2019 von AmrumTouristik unterstützt wird. Hierzu werden an unterschiedlichen Stellen auf Amrum (in den Büros der AmrumTouristik, an der Strandbar Seehund in Wittdün und am Maritur am Strandübergang in Norddorf) Stofftaschen in Holzkisten und Sammelbehälter am Strand zur Verfügung gestellt.

Spaziergänger, Einheimische wie Touristen, können damit jederzeit alleine und individuelle Plastikmüll sammeln und an den passenden Entsorgungsstellen abgeben. Das scheint hervorragend zu funktionieren, so habe ich auf Amrum nirgendwo Unrat herumliegen sehen. Tatsächlich wurde die Aktion so gut angenommen, dass immer wieder Taschen nachbestellt werden müssen. Insgesamt sind bisher circa 10.000 Mehrweg-Taschen im Umlauf, die übrigens 100% recycelbar sind.

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Aus der Not eine Tugend machen

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Eine spannende Idee für nachhaltigen Tourismus hatte man auch in Meneham, ein ehemaliges Algenfischer-Dorf im Finistère, dem äußersten Westen der Bretagne. Es wurde 1977 aufgegeben und verfiel allmählich – bis die Gemeinde Kerlouan beschloss, daraus ein Tourismusprojekt zu machen. Das Geld dafür, über 3 Millionen Euro, kam aus einer Vielzahl von Quellen.
Meneham liegt idylisch nur weniger Meter vom Strand entfernt. Menhire und grüne Wiesen prägen die Landschaft. Sonst gibt es hier nicht viel. Das genaue Baujahr des Dorfes ist umstritten, wahrscheinlich wurde der Platz seit 1756 militärisch genutzt. Seit 1840 siedelten hier Bauern und Algenfischer mit ihren Familien.

Doch was das Dörfchen für Touristen heute so attraktiv macht, war für die Bewohner einst der Nachteil: die Abgelegene Lage, die Nähe zum Meer mit Sturmfluten, das unebene Gelände und Winterstürme sorgten dafür, dass das Gelände bereits seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Stück für Stück von seinen Bewohnern aufgegeben wurde. Seit 1977 verfiel das Meneham allmählich.

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Wiederbelebung durch Crowdinvesting

1989 wurde das Dorf im Zuge eines Vergabeverfahrens der Gemeinde Kerlouane übergeben und der Generalrat des Finistère kauft das Land um das Dorf. Und da es in der Gegend bis heute nur wenige touristische Einrichtungen gibt, beschloss man, daraus ein Tourismusprojekt zu machen.

2004 bis 2008 wurde es umfassend renoviert. Das Ziel dabei war, so viel wie möglich von der ursprünglichen Bausubstanz zu erhalten und in der historischen Bauweise wieder instandzusetzen. So wurden z.B. gut 1000 m² Stroh verbaut. Das Geld dafür kam aus vielen verschiedenen Quellen, lokalen und regionalen wie der Gemeinschaft der Gemeinden des Pays de Lesneven und Coast Legends, aber auch von der EU.

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Kunst und Handwerk pur erleben

Heute ist das Dorf zum Großteil ein Freilichtmuseum, in dem die Besucher das Leben der Algenfischer nachempfinden können – samt Möbeln, Betten und Öfen. Weitere Informationen kommen nicht nur von Infotafeln, sondern ganz modern auch aus dem Off, wo ein Audiovortrag auf französisch und bretonisch läuft.

Das Algenfischer-Dorf ist allerdings mehr als nur ein Museum: Es gibt sechs kleine Handwerkeratelliers und zahlreiche Veranstaltungen mit traditionellem Essen und Tanz. Und es gibt eine Herberge mit einfachem Komfort, in der vor allem Wanderer, die den großen Küstenweg entlang kommen, für wenig Geld Station machen können:

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Parkplatzprobleme dank Naturschutz

Nämlich ab 18,50 Euro die Nacht im Mehrbettzimmer. 18 Schlafplätze stehen insgesamt zur Verfügung. Herbergsmutter Françoise Lyvinec empfiehlt allerdings, im Voraus zu reservieren: „“Oft sind wir gerade im Hochsommer ausgebucht.““

Ungefähr 1.000 Besucher hat Meneham im Jahr, das ist für den Ort noch zu verkraften. Auf internationalen Massentourismus ist man hier ohnehin nicht eingerichtet. Parkplatzproblem gibt es allerdings jetzt schon, wie mir Françoise verrät: Die Landschaft um den Ort herum steht unter Naturschutz.

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Interkultureller Austausche im Fair-Trade Hotel

Während hierzulande Gemeinnützigkeit und Wirtschaftlichkeit ja oft noch ein Gegensatz sind, der nur langsam aufbricht, lernte ich im kanadischen Quebec lernte ich die Auberge l’Autre Jardin kennen: Ein Hotel, das von einer Nicht-Regierungs-Organisation betrieben wird und auf intelligente Weise das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet: Die Förderung des interkulturellen Austauschs mit der Notwendigkeit, Geld zu verdienen.

Die Organisation Carrefour Tiers-Monde will den interkulturellen Austausch, nachhaltige Entwicklung und den Fairen Handel fördern. Im Jahr 2000 beschloss man daher auf der Suche nach einer Finanzierungsform, ein Hotel in Quebec Downtown zu eröffnen, die Auberge L’Autre Jardin.

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So ist das Fairtrade-Hotel organisiert

Das Projekt trägt sich selbst, ist aber nicht profitorientiert: Überschüssiger Gewinn wird in neue Prjekte investiert, die die Organisation auf ihrer Website mit den Worten „“l’éducation au développement et à la solidarité internationale dans la région de Québec““ beschreibt.

Der Name, zu Deutsch „Der andere Garten“ ist Programm: Das Frühstück entstammt zum Großteil aus der Region oder Fair-Trade-Produkten und im ganzen Haus finden sich liebevolle Design-Details aus anderen Kulturen.

Die Mitarbeiter kommen aus der dritten Welt und machen hier Praktika und Ausbildungen und auch Hotelmanagerin Sandrine Viel passt ins Bild: Sie kommt zwar ursprünglich aus Frankreich, ist aber früher viel in Afrika gereist, bevor sie mit ihrer Familie in Quebec sesshaft wurde.

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Naheliegende Idee, seltenes Konzept: Dürfen gemeinnützige Organisationen Geld verdienen?

Eigentlich ist die Idee, ein Hotel zu eröffnen und Fair-Trade-Produkte anzubieten, ziemlich naheliegend, wenn man als NGO-Organization internationalen Austausch fördern will – zumal die Gäste eben auch aus aller Welt kommen. Dennoch ist mir so ein Konzept bislang nicht begegnet – was daran liegen könnte, das Wirtschaftstätigkeiten von gemeinnützigen Organisationen vor allem in Deutschland immer etwas schief angeschaut werden.

Dabei ist es m.E. in vielen Fällen notwendig, dass sich eine Organisation professionalisiert und entsprechende Strukturen aufbaut, für die eben auch Geld benötigt wird, um die Projekte durchführen zu können, die man sich zum Ziel gesetzt hat – man denke nur an Greenpeace. Diese Erkenntnis setzt sich allerdings nur langsam durch. Die Auberge L’Autre Jardin ist da für mich ein gutes, intelligentes Beispiel.

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