
Edenred Deutschland wurde kürzlich für sein Mitarbeiter–Engagement wiederholt unter die Top-100-Arbeitgeber beim Great-Place-to-Work-Award gewählt. Im Interview erzählt Personaldirektorin Petra Mühlbauer, wie das Gesundheitsmanagement im Unternehmen funktioniert und was das mit Mitarbeiterbindung zu tun hat.
Petra Mühlbauer ist Human Resources Director von Edenred Deutschland. Nach Führungspositionen in der Hotellerie in Österreich und Asien studierte sie Psychologie und Bildungswissenschaften an der Fernuniversität Hagen und arbeitete studienbegleitend als HR Consultant. Seit 2011 verantwortet sie das Personalmanagement für Edenred Deutschland GmbH, die sich auf staatlich geförderte Arbeitgeberzuwendungen in Form von Essensgutscheinen und Gutscheinkarten zur Mitarbeiterbindung spezialisiert hat. An den Standorten München, Wiesbaden und Hamburg betreut sie insgesamt 100 Mitarbeiter.
- Frau Mühlbauer, Gesundheitsmanagement und Mitarbeiterbindung – wie passt das zusammen?
- Wie sieht das Gesundheitsmanagement für Ihre eigenen Mitarbeiter bei Edenred aus?
- Alles während der Arbeitszeit?
- Die Grippewelle war kürzlich in aller Munde – wie reagieren Sie auf solche aktuellen Entwicklungen?
- Im Zuge des Masern-Ausbruchs in Berlin wurden ja Zwangsimpfungen diskutiert. Was halten Sie von solchen Zwangs-Maßnahmen im Unternehmen?
- Wie reagieren die Mitarbeiter auf das Gesundheitsmanagement?
- Konnten Sie durch das Gesundheitsmanagement Motivations- und Produktivitätsverbesserungen feststellen?
- Konnten Sie den Krankenstand verringern?
- Nutzen Sie steuerliche Vorteile oder gibt es Zuschüsse von der Krankenversicherung?
- Wie sieht es mit der Ergonomie der Arbeitsplätze aus?
- Haben Sie eigene Sporträume?
- Und der Pool wird genutzt?
- Wie gehen Sie mit den Rauchern im Unternehmen um?
- Von Google oder Facebook ist bekannt, dass sie Mitarbeitern sogar kostenloses, gesundes Essen bieten – wie sieht das bei Edenred aus?
- Gleichzeitig waren diverse US-IT-Unternehmen auch in der Kritik, weil sie sich sogar in die Familienplanung Ihrer Mitarbeiter einmischen – Stichwort Social Freezing. Sehen Sie eine Gefahr, dass sich Unternehmen zu stark in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter einmischen könnten?
- Aber auch in Deutschland überwacht die erste Krankenkasse mittlerweile gesundheitsbewusstes Verhalten mit Smartwatches…
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- Corporate Publishing und Beratung
Frau Mühlbauer, Gesundheitsmanagement und Mitarbeiterbindung – wie passt das zusammen?
Unternehmen, die sich aktiv um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern, sorgen so dafür, dass diese zufriedener sind. Und Mitarbeiter reden natürlich auch darüber oder geben Bewertungen im Internet ab. Insofern ist Gesundheitsmanagement ein wichtiger Bestandteil des Employer Branding.
Wie sieht das Gesundheitsmanagement für Ihre eigenen Mitarbeiter bei Edenred aus?
14-tägig kommt ein Personaltrainer während der Arbeitszeiten zu uns ins Unternehmen und macht Bewegungspausen, dies ist vor allem für Mitarbeiter mit sitzenden Tätigkeiten interessant: der Schwerpunkt liegt auf Dehnungs- und Gleichgewichtsübungen. Und die Mitarbeiter bekommen auch Tipps und Tricks an die Hand, wie sie die Übungen auch im Arbeitsalltag einsetzen können.
Außerdem verschicken wir regelmäßig einen Newsletter zum Thema health@ work, in dem wir die Übungen nochmals aufnehmen oder Infos über die Wichtigkeit von Vitaminen in der Ernährung geben. 2014 gab es zudem konzernweit zwei Tage unter dem Motto “Ideal Meal Day”, bei denen es um eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz ging.
Schließlich halten wir ein Massageangebot vor. Eine Physiotherapeutin kommt dafür ins Haus. Mitarbeiter, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, werden während der Arbeitszeit freigestellt, die Kosten für die Anwendung tragen sie selbst..
Alles während der Arbeitszeit?
Ja, unsere Mitarbeiter können alle Angebote zur Gesundheitsprävention während der Arbeitszeit in Anspruch nehmen.
Die Grippewelle war kürzlich in aller Munde – wie reagieren Sie auf solche aktuellen Entwicklungen?
Wir geben zum Beispiel in unserem Newsletter verstärkt Hygienehinweise, etwa das Händewaschen nicht zu vergessen, da dies einer der Hauptinfektionswege ist und informieren darüber, was man tun kann, um die Abwehrkräfte zu stärken.
Insgesamt geht es vor allem darum, die Mitarbeiter zur Selbstverantwortung anzuleiten.
Im Zuge des Masern-Ausbruchs in Berlin wurden ja Zwangsimpfungen diskutiert. Was halten Sie von solchen Zwangs-Maßnahmen im Unternehmen?
Nichts. Zwar haben wir im vergangenen Jahr auch Vorsorgeuntersuchungen in Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse und verschiedenen Ärzten angeboten: Diese kamen ins Unternehmen und haben Hautscreenings, Lungenvolumenuntersuchungen, Sehtests oder Handkraftmessungen durchgeführt, teilnehmende Mitarbeiter konnten dabei auch das Bonusheft ihrer Krankenkasse mitbringen.
Prinzipiell ist es uns aber wichtig, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, sich selbst um ihre Gesundheit zu kümmern.
Wie reagieren die Mitarbeiter auf das Gesundheitsmanagement?
Sehr positiv, einige berichten, dass sie durch uns erst zum regelmäßigen Laufen gekommen sind, nachdem wir zum Beispiel im letzten Jahr an einem Firmenlauf teilgenommen haben. Das werden wir dieses Jahr wieder machen: Wir suchen dazu noch einen passenden Charity-Lauf.
Unser Gesundheitsmanagement hat übrigens einen großen Anteil an der Great-Place-to-Work-Auszeichnung. Die Mitarbeiter schätzen offenbar unser Engagement, auch wenn in größeren Unternehmen vielleicht noch mehr angeboten wird.
Konnten Sie durch das Gesundheitsmanagement Motivations- und Produktivitätsverbesserungen feststellen?
Wir führen natürlich immer wieder Projekte zur Prozessoptimierung durch. Daher können wir Produktivitätssteigerungen nicht alleine auf unser Gesundheitsmanagement zurückführen. Die Mitarbeiter melden uns aber zurück, dass sie sich z.B. durch die Gymnastikübungen fitter fühlen und motivierter arbeiten.
Konnten Sie den Krankenstand verringern?
Ja, auch wenn man es hier nicht genau sagen kann, woran das liegt. Grundsätzlich verringert sich aber unser Krankenstand pro Jahr um 1-2 Tage pro Kopf.
2012 haben wir mit dem Gesundheitsmanagement begonnen und es jedes Jahr sukzessive erweitert.
Nutzen Sie steuerliche Vorteile oder gibt es Zuschüsse von der Krankenversicherung?
Zuschüsse seitens einer Krankenkasse nutzen wir nicht, weil wir uns bewusst dagegen entschieden haben, für eine bestimmte Versicherung Werbung zu machen.
Bei den steuerlichen Vergünstigungen strecken wir gerade unsere Fühler aus, welche Möglichkeiten es gibt. Sportstunden z.B. müssten wir nicht extra versteuern, weil sie nicht als Lohnleistung gesehen werden.
Wie sieht es mit der Ergonomie der Arbeitsplätze aus?
Wir haben bereits, als wir das Gebäude bezogen haben, an die Ergonomie der Arbeitsplätze gedacht. Dazu wurden Lampen mit Tageslichtleuchten installiert, Bio-Swing-Stühle und höhenverstellbare Schreibtische angeschafft wie auch unsere Bildschirme verstellbar sind mit augenschonender ” Auflösung.
Wir geben regelmäßig Infos zum ergonomisch richtigen Arbeitsplatz heraus, so dass die Mitarbeiter auch wissen, in welchem Winkel sie ihren Schreibtisch einstellen sollen.
Für Abteilungen, die besonders viel telefonieren, gibt es spezielle Schallschutzmaßnahmen. Gerade sind wir dabei, die Zahl der Grünpflanzen zu erhöhen, um das Raumklima noch zu verbessern.
Außerdem haben wir einen Massagestuhl gekauft, der im Ruheraum steht und den die Mitarbeiter immer mal zwischendurch nutzen können, um zu relaxen und hinterher wieder fitter und motivierter an die Arbeit zu gehen.
Haben Sie eigene Sporträume?
Nein, aber im Nachbargebäude ist ein Fitnessstudio. Das Officegelände bietet einen Swimmingpool und wir haben eine abgetrennte Dusche. Diese ermöglicht es z.B. Mitarbeitern, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen.
Und der Pool wird genutzt?
Ja, im Sommer springen einige Mitarbeiter in der Mittagspause hinein. Nach der Arbeit kommen manche nochmal mit ihren Kindern vorbei, um hier zu baden.
Wie gehen Sie mit den Rauchern im Unternehmen um?
Raucherräume gibt es bei uns nicht. Raucher gehen dafür an die frische Luft.
Von Google oder Facebook ist bekannt, dass sie Mitarbeitern sogar kostenloses, gesundes Essen bieten – wie sieht das bei Edenred aus?
Die Mitarbeiter erhalten von uns einen steuerbegünstigten -Menüscheck mit dem Wert von 6,00 Euro pro Arbeitstag. Diese Ticket Restaurant-Gutscheine können dann in den umliegenden Restaurants, Supermärkten und Bäckereien eingelöst werden. Unsere Mitarbeiter können so frei wählen, was sie zu Mittag essen möchten.
Wir durchforsten allerdings die Speisekarten der Restaurants und geben Tipps zur gesunden Ernährung. Dazu arbeiten wir mit externen, zertifizierten Ernährungsberatern zusammen.
Einmal jährlich, am 16. Oktober, also am Welternährungstag, kommt ein Ernährungsberater zu uns ins Unternehmen – eine Aktion die wir konzernweit durchführen. Wir versuchen unsere Mitarbeiter dann, zum Beispiel mit einem Quiz spielerisch an das Thema heranzuführen und so z.B. für Inhaltsstoffe und Nährwertgehalt von Lebensmitteln zu sensibilisieren. Außerdem geben wir eine Anleitung und Richtwerte für eine korrekte BMI-Messung an die Hand.
Außerdem haben wir eine Kommunikationsplattform mit dem Namen E-Lunch. Unser Geschäftsführer lädt dort einmal im Quartal Mitarbeiter oder auch Teams zum gemeinsamen Kochen ein. Dabei werden gemeinsame Projekte besprochen und Fragen der Mitarbeiter im lockeren Gespräch beantwortet. Auch hier versuchen wir, möglichst gesunde Speisen auf den Tisch zu bringen.
Ich sehe da keine Gefahr. Wir schreiben den Mitarbeitern ja nichts vor. Eine gewisse Gruppendynamik gibt es natürlich immer und da muss jeder eben auch selbst überlegen, inwieweit er sich hier mitziehen lässt.
Arbeitgeber sollten mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn Mitarbeiter dies benötigen, nicht mehr und nicht weniger. Unternehmen müssen flexibel sein, um auf Mitarbeiter einzugehen, wenn diese um Unterstützung bitten. Daher ist eine offene Unternehmenskultur wichtig, die das Miteinander fördert.
Ich bin allerdings gegen fertige Unternehmensprogramme, bei denen den Mitarbeitern Essen und gesundheitsbewusstes Verhalten diktiert oder diese sogar überwacht werden. Außerdem wäre das sicher auch ein Problem mit dem deutschen Arbeitsrecht.
Aber auch in Deutschland überwacht die erste Krankenkasse mittlerweile gesundheitsbewusstes Verhalten mit Smartwatches…
Wenn ein Unternehmen mit der Einstellung an den Start geht, dass bei ihm nur junge, dynamische, schlanke Nichtraucher arbeiten sollen, dann wünsche ich dem Unternehmen trotzdem viel Erfolg, glaube aber nicht, dass so eine Position auf Dauer am Markt zu halten ist. Ich würde in so einem Unternehmen auch nicht arbeiten wollen.
Wir haben z.B. eine Auszubildende mit einer körperlichen Beeinträchtigung, die voll integriert ist. Wenn wir etwa Ausflüge und Aktivitäten planen, dann nur solche, an denen sie auch teilnehmen kann. Mitarbeiter suchen sich sehr wohl den Arbeitgeber aus und sprechen auch darüber, was im Unternehmen passiert – da sind wir wieder beim Employer Branding. Daher ist es ungeheuer wichtig, hier als Arbeitgeber aktiv zu sein.
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