Scheitern bei der Existenzgründung gilt immer noch als Stigma, als Ausdruck persönlichen Versagens. Auch wenn mittlerweile in FuckUp-Nights Unternehmer über ihre Misserfolge berichten, sehen wir doch lieber Gewinnertypen. Dabei ist Scheitern unternehmerische Normalität.

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Gründer Zwischen FuckUp-Nights und Anonymer Insolvenz

Während sich noch vor einigen Jahren gescheiterte Gründer als anonyme Insolvenzler trafen, wird in FuckUp Nights Scheitern heutzutage schon quasi glorrifiziert – scheinbar zumindest, denn hinter vorgehaltener Hand heißt es dann immer noch: „Der kann’s eben nicht, heißt es dann.“

Mit einer Existenzgründung zu Scheitern, ist in Deutschland nach wie vor kein Spaß und wer hinfällt, muss mit viel Häme rechnen. Dabei ist Scheitern unternehmerische Normalität, es gehört einfach dazu, genau so wie das Wiederaufstehen und Weitermachen danach.

Nach Fehlschlägen wieder aufstehen und Weitermachen

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Denn es ist Ausdruck des Risikos, das der Unternehmer trägt. Die Kunst besteht eben darin, nach Fehlschlägen wieder aufzustehen und weiterzumachen. Das gilt es zu kultivieren. Wir brauchen eine Kultur des Scheiterns – und des Sich-wieder-Aufrappelns als Teil der Normalität. Dies in FuckUp-Nights als besonders glamourös zu glorrifizieren ist ebenso übertrieben wie die Häme oder das Sich-Verstecken-Müssen.

Wer sich selbständig macht, muss halt damit rechnen, dass er auch scheitern kann, so einfach ist das. Genau dieses Grundverständnis für unternehmerisches Denken fehlt aber in Deutschland; im Gegenteil, wer hinfällt, wird noch bestraft. Kein Wunder also, dass Scheitern ein Tabu ist und um jeden Preis vermieden werden soll – selbst wenn dafür Innovationen auf der Strecke bleiben. Paradoxerweise kann das aber genau dazu führen, dass der Worst Case eintritt: Scheitern als sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Spießrutenlauf bei der Gründung

Genau das diese Denkweise macht es in Deutschland schwierig, sich überhaupt selbständig zu machen. Eigentlich ist das noch milde ausgedrückt, denn tatsächlich gleicht es einem Spießrutenlauf: Zum einen sind da die bürokratischen Hürden von der Sozialversicherung bis zum Steuerrecht. Noch schwerer aber wiegt die fehlende Gründungskultur in Deutschland.

Denn wer den Schritt wagen will, muss sich nicht selten wie ein Sonderling vorkommen: „Was, Du willst den sicheren Job für eine unsichere Existenz aufgeben?“ oder „Die Konkurrenz ist doch viel zu groß, das schaffst Du nie!“ sind nur zwei von vielen Vorurteilen, die vielen Gründern aus dem Kreis von Familie, Freunden und Bekannten entgegenschallen, sobald sie zaghaft mit ihrem Plan herausrücken.

Deutschland ist gründungsfeindlich

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Und auch Bankberater winken bei der Finanzierung innovativer Ideen gerne mit dem Hinweis ab, dass sich eben nicht verkaufen lässt, was man nicht kennt. Wie blöd!

Auch wenn schnell der Eindruck entsteht, solche Erfahrungen könnten rein subjektive Befindlichkeiten sein, zumal kaum jemand gerne darüber redet: Der Global Entrepreneurship Monitor, eine Studie, die jährlich die Gründungsbedingungen in 42 Ländern weltweit untersucht, kommt zu dem gleichen Ergebnis: Die Gründungskultur in Deutschland ist alles andere als optimal.

Infrastruktur gut, aber…

Zwar bietet Deutschland eine sehr gute öffentliche Förderinfrastruktur, es stehen ausreichend Büro– und Gewerbeflächen sowie Verkehrs- und Kommunikationsmittel zur Verfügung, der Schutz des geistigen Eigentums durch Patente ist gewährleistet und Gründer können auf zahlreiche Beratungsangebote und Zulieferfirmen zugreifen.

Doch auf der anderen Seite schneidet Deutschland bei zahlreichen Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich deutlich schlechter ab als andere Länder: So werden Gründer hierzulande durch höhere Markteintrittsbarrieren und schlechtere Finanzierungsbedingungen ausgebremst.

…Regulierungswut und Pessimismus

Vor allem aber kritisieren die durch GEM befragten Experten die übermäßige Regulierungswut des Staates, die schlechte gründungsbezogene Ausbildung und schließlich die negative gesellschaftliche Haltung zur Gründung.

Was jedoch bringen eine gute Infrastruktur und alle staatlichen Förderbemühungen, wenn die Gesamtstimmung, sich selbständig zu machen, eher mies ist? Die einfache Antwort: Wenig. Und das zeigt die Studie auch gleich: 46,5 Prozent der befragten 18- bis 64-Jährigen würden den Schritt in die Selbständigkeit gleich ganz sein lassen – aus Angst, es könnte schiefgehen.

Lediglich die ganz jungen bis 24 sind etwas mutiger. Doch von denen mal abgesehen sind die Unterschiede zu Ländern wie England, den Niederlanden, Australien oder vor allem den USA, wo sich 79 Prozent nicht durch Ängste vom Gründen abhalten ließen, geradezu riesig.

Gründen im Ausland – Estland oder lieber Schweiz?

Es stellt sich daher die Frage, ob man als Deutscher nicht gleich im Ausland gründet. In jüngster Zeit macht immer wieder Estland als Gründerparadies von sich reden, wobei sich die Steuervorteile als eResident nur dann rechnen, wenn man nicht in Deutschland wohnt.

Ein weiteres spannendes Land für Existenzgründer, das uns auch sprachlich etwas näher ist, ist die Schweiz. Sie hat im Bezug auf Unternehmen und Investitionen aber kaum jemand auf dem Schirm hat. Die Agentur für Firmengründung in der Schweiz möchte dies mit einem umfangreichen Informationsangebot ändern.


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