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Der beste und effektivste Weg zu einem neuen Job, der genau zu den eigenen Fähigkeiten passt, ist, empfohlen zu werden. Social Media hilft dabei. Entscheiden ist, wie man es nutzt.

Vorbehalte gegen moderne Kommunikationsformen

In Deutschland sind die Vorbehalte gegen Soziale Netzwerke groß: Nutzlose Dampfplauderei und blödsinnige Selbstentblösung sind gängige Vorurteile. Mit Google+ gibt es jetzt schon wieder etwas Neues – wer soll da noch den Überblick behalten? Langsam aber setzt sich Erkenntnis durch, dass man Social Media auch sinnvoll nutzen kann: Zum Beispiel zur Jobsuche.

In den USA, in vielen Dingen Trendsetter, ist man schon einen Schritt weiter: Laut dem aktuellen Social Recruiting Report 2011 von Jobvite haben 64% der Unternehmen Mitarbeiter über soziale Netzwerke gefunden. Und: Die Einstellungsrate bei Bewerbern, die via Empfehlung kamen, liegt zehnmal höher als bei herkömmlichen Bewerbungen. Grund genug also für Jobsuchende, Soziale Netzwerke genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bitte nicht ziellos wirken

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Wer in jedem Netzwerk ein Profil anlegt und hofft, der Traumarbeitgeber schaut vorbei, wirkt ziellos und desinteressiert. Ein schlechteres Signal kann man seinem Chef in spe gar nicht geben. Wer Aufmerksamkeit will, muss kommunizieren! Also Beiträge erstellen, Empfehlungen aussprechen, interessierte Fragen stellen. Networking bedeutet, auf andere Menschen zu- und einzugehen. Nur so kann man Arbeitgeber überhaupt kennenlernen. Und das kostet Zeit. Nicht umsonst empfiehlt etwa Kommunikationsberater Klaus Eck zur professionellen Nutzung für jedes Netzwerk je eine Stunde am Tag aufzuwenden.

Da wird schnell klar, dass man als Einzelner alle Netzwerke gar nicht bedienen kann. Was hilft: Auswählen. Denn jedes ist anders. Xing und LinkedIn beispielsweise sind Business-Netzwerke und für professionelles Auftreten konzipiert. Facebook und Twitter sind eher privater Natur, werden von vielen aber mittlerweile auch beruflich genutzt. Aber: Wer sich bei Twitter zwanghaft bemüht, Bemerkungen in 140 Zeichen zu pressen, um locker rüberzukommen, ist ebenso unglaubwürdig wie jemand, der bei Xing um jeden Preis seriös wirken will. Oder anders gesagt: Das Netzwerk muss zu Persönlichkeit und Zielgruppe passen. Besser gar nicht als nur halbherzig dabei sein!

Jedes Netzwerk funktioniert anders

Dass verschiedene Soziale Netzwerke grundlegend unterschiedlich funktionieren, weiß auch Martin Salwiczek von der LVQ Weiterbildung GmbH. Er hat jahrelang mit Weiterbildungsteilnehmern die Möglichkeiten des Internets bei der Jobsuche ausgelotet. Bei Xing, so sagt er, schätzten viele gerade die Langsamkeit, da sie nicht permanent kommunizieren müssen, dafür aber Kontakte überschaubar sortieren und sich über Events informieren können.

Jobsuche funktioniert hier noch vergleichsweise traditionell, wie Salwiczek erzählt: „Ein eher zurückhaltender Teilnehmer erstellte sein Xing-Profil so, dass er für seine Branche auffindbar war und suchte gezielt nach passenden Angeboten. So landete er auf dem Profil eines Produktionsleiters und schaute es sich an, ohne Kontakt aufzunehmen. Der Produktionsleiter jedoch wurde auf den Besucher aufmerksam und machte ihm ein Jobangebot.“

Das Matching muss stimmen

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Allerdings muss dafür das Matching stimmen. Denn wir finden mit Suchmaschinen Stellenanzeigen und Bewerberprofile nur deshalb, weil diese mit entsprechenden Titeln und Stichworten versehen sind. So schnell und praktisch funktioniert Jobsuche aber nur, wenn man auch passende Suchbegriffe in die Felder eintragen kann – etwa bei klar definierten, leicht verständlichen Berufsbezeichnungen. Für immer mehr Menschen ist das ein Problem. Die Karriereberaterin Svenja Hofert weiß um die Schwierigkeiten, in Stellenmärkten passende Jobs zu finden.

Denn oft gibt es für dieselbe Tätigkeit verschiedene Bezeichnungen: „Nach was für einer Stelle suche ich, wenn ich im Marketing mit unterstützender Tätigkeit arbeiten will? Der entsprechende kann Job als Marketingassistenz aber auch als Projektassistent oder Chefsekretärin ausgeschrieben werden.“ Richtig schwierig wird es laut Hoferts Recherchen aber erst bei hochqualifizierten Positionen, die Spezialwissen erfordern. Denn: „Die gleichen Tätigkeiten im Bereich Sustainability könnten unter ‚wissenschaftlicher Mitarbeiter‘, ‚Manager Sustainability‘, ‚Mitarbeiter Sustainability‘ und ‚Experte Sustainability‘ gefunden werden.“

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Semantische Suche als Lösung?

Eine semantische Suche, wie es sie in Ansätzen bereits gibt, könnte eine Lösung sein. Allerdings ist nicht die Technik das Problem, sondern die sich immer schneller verändernden fachlichen Anforderungen durch die technische Entwicklung: Die lässt nämlich neue Berufe entstehen, noch bevor es dafür eine Bezeichnung, geschweige denn eine Ausbildung gäbe. Damit müssen ganz andere Methoden der Jobsuche entwickelt werden, die mehr erfordern, als einfach nur Angebot und Nachfrage gegeneinander abzugleichen.

Dazu gehört zum Beispiel auch die Bereitschaft, sich über Privates mit anderen öffentlich auszutauschen und so ein Netzwerk aufzubauen, aus dem sich unerwartete Möglichkeiten ergeben können. Echtes Social Networking eben. Genau das ist nach einer Kienbaum-Studie vielen Bewerben suspekt: Sie fürchten, sich bloßzustellen. Es aus reiner Angst sein zu lassen, heißt jedoch, auf reale Chancen zu verzichten. Die Programmiererin Regine Heidorn etwa hat als @bitboutique über ihr Hobby Geocaching getwittert. Im Dialog mit anderen entstand dann die Idee von handygeführten Exkursion. Dafür bekam Heidorn schließlich einen Lehrauftrag an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Und sagt rückblickend: „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das in mein Profil zu schreiben. Und hätte auch nicht gedacht, mit dieser Kompetenz gefragt zu sein.“

75 Prozent der Jobangebote über Social Media?

75 Prozent ihrer Jobs hat Heidorn in den vergangenen fünf Jahren via Twitter gefunden. Dabei passt sie in kein Schema: Mehrere geisteswissenschaftliche Studiengänge und eine Ausbildung hat sie abgebrochen. Ziel– und kompetenzlos ist sie dennoch nicht: Als Programmiererin hat sie sich gegen den Flash-Trend schon auf früh auf CSS bzw. Frontend-Entwicklung und Templating spezialisiert, ein Fachbuch folgte. Und sie vertritt öffentlich auch unbequeme Standpunkte: „Potentielle Auftraggeber sind froh, wenn ich ihnen genau sage, was sie brauchen – und was nicht. Und sie vertrauen mir, weil ich kritisch und ehrlich bin: Wenn ich etwas nicht kann, empfehle ich jemand anderen.“

Die eigene Persönlichkeit als Schlüssel für erfolgreiches Empfehlungsmarketing, die sich in „privaten“ Netzwerken viel besser rüberbringen lässt? Heidorn erklärt: „Bei Xing kann ich nur meine Kompetenzen hinschreiben, via Twitter kann ich hingegen auch zwischenmenschlich kommunizieren – und das so kurz und prägnant, dass die Leute es selbst dann lesen, wenn sie wenig Zeit haben.“ Kein Wunder, dass auch viele Arbeitgeber hier die besseren Erfahrungen gemacht haben: Laut Social Recruiting Report sind Facebook und Twitter für Empfehlungen die besseren Quellen als Business-Netzwerke – und weisen damit den Weg zur Jobsuche der Zukunft.


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