Best of HR – Berufebilder.de®-Autor Tjalf Nienaber empfiehlt Jobsuchenden, öffentlich möglichst viel von sich preiszugeben. Gleichzeitig werben immer mehr Unternehmen mit heimeliger Atmosphäre im Büro. Wie viel Privatleben im Job, Fachbegriff WorkLife-Blending, ist gesund? 10 Tipps.

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Ist persönliche Selbstdarstellung längst normal?

Tjal Nienaber schreibt in seinem Beitrag etwas, das in Deutschland immer noch für heftige Diskussionen sorgt:

Die Darstellung der eigenen Person im Netz mit Videos, Bildern und Texten sollte für die meisten der heutigen Absolventen und Berufseinsteiger auch kein Problem darstellen, ist der Umgang mit Facebook, Youtube, Instragram und Co. für die Generation Y und Z doch Usus. Selbstvermarktung im Internet ist etwas ihnen völlig Vertrautes.

Spiel, Sport, Spannung am Arbeitsplatz

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Und auch im Recruiting hat das Privatleben längst Einzug im Job gehalten: Immer mehr Firmen erkennen, dass Sie mit einer heimeligen Atmosphäre am Arbeitsplatz, Spiel, Spaß, Sportangeboten und gesundem Essen junge, gut qualifizierte Mitarbeiter locken können. Denn die Unternehmenskultur hat sich gewandelt.

Losgetreten von US-Unternehmen wie Google und Facebook hat sich in Deutschland dazu längst ein eigener Trend unter dem Schlagwort Feelgood entwickelt. Dabei geht es aber mehr als ums reine Wohlfühlen, wie Feelgood-Expertin Monika Kraus-Wildegger in Interview feststellt:

Auf den ersten Blick assoziiert der Begriff, dass es vor allem um Spaß oder Gesundheit geht. Unternehmen, die nur diese Aspekte betonen, wollen häufig gar keine weitergehenden strukturellen Veränderungen. Denn darauf kommt es eigentlich an: Feelgood ist gelebte Unternehmenskultur, treibt Themen und Projekte, die den KollegInnen wichtig sind.

Macht Work-Life-Blending produktiver?

Man sollte der Vermischung von beruflichen und privaten Belangen, im Fachjargon Work-Life-Blending, also durchaus auch mit Kritik begegnen. Zum Beispiel auch, weil es ja oft nicht nur bei gemeinsamen Aktivitäten bleibt, sondern auf diese Weise auch private Beziehungen, Freundschaften und mehr, entstehen. Wie sehen die Fakten dazu aus?

Einerseits zeigen Studien, dass die Zusammenarbeit mit Freunden gut fürs Arbeitsklima ist und produktiver macht. So hat das Gallup-Institut etwa hat bei seiner Befragung von rund fünf Millionen Beschäftigten herausgefunden, dass 30 Prozent der Angestellten einen sogenannten besten Freund im Büro haben.

Teams, die sich gut verstehen, arbeiten besser

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Mehr als die Hälfte davon, nämlich 56 Prozent, ist voll engagiert bei der Arbeit. Von den übrigen 70 Prozent waren nur acht Prozent begeistert von ihrem Job, 63 Prozent machen Dienst nach vorschrift und 29 Prozent fielen sogar durch negative Äußerungen über ihren Job auf. Und eine Untersuchung an der amerikanischen Columbia Universität zeigte, dass Kollegen, die sich untereinander mochten und sich gegenseitig halfen, wesentlich produktiver waren als jene, die sich stur dem Job widmeten.

Der Zusammenhang zwischen freundschaftlichen Gefühlen, Arbeitsklima und Leistungssteigerung ist evident: Wer sich mit seinen Kollegen gut versteht, hat mehr Spaß und ist dadurch produktiver. Dennoch ist manchmal Vorsicht geboten – denn Freunde kann man sich aussuchen, Kollegen nicht. Sobald sich Beziehungs- und Sachebene miteinander vermischen, können Konflikte entstehen.

Konflikte vorprogrammiert

Problematisch wird die Vermischung beruflicher und privater Belange beispielsweise dann, wenn der eine mehr will als ein kollegiales Verhältnis, der andere aber nicht. Oder wenn Schreibtischnachber gerne auch pikante Details aus seinem Privatleben erzählt, die man lieber nicht hören würde. Da sich die meisten Menschen einen möglichst harmonischen Berufsalltag wünschen, sind sie unsicher, ob sie solche Kollegen dann in die Schranken weisen können.

Ein anderes Problem ist Neid, der entsteht, wenn von befreundeten Kollegen plötzlich einer Karriere macht – und der andere nicht. Oder wenn private Informationen missbraucht werden, um sich einen beruflichen Vorteil zu verschaffen.

Auch negative Gefühle ansprechen

Je nach Intensität der Beziehung sollte man solche negativen Gefühl auch ansprechen, denn bist zu einem gewissen Grad ist so ein Verhalten normal. Bei einer normalen Arbeitsbeziehung reicht dagegen eine sachliches Gespräch über die neue Situation.
Umgekehrt ist es aber nicht sinnvoll, Privatleben und Berufsalltag strickt zu trennen.

Davon abgesehen, dass das heute immer seltener möglich ist, kann man Konflikten auf Dauer kaum aus dem Weg gehen. Im Gegenteil, wer strickt private Kontakte vermeidet, gilt bald als unsympathisch und grenzt sich aus, was auf Dauer auch der Karrriere schadet.

Beziehungspflege im Job ist einfacher

Und noch einen Aspekt gilt es zu beachten: Man hat heute durch die flexiblen Arbeitsformen, Häufige Standort- und Arbeitsplatzwechsel immer weniger Gelegenheit, intensive private Beziehungen außerhalb des Berufes zu knüpfen und zu pflegen.

Außerdem redet man zwangsläufig mehr über das, womit man seinen Tag zubringt, die Arbeit. Wer da keinen Ausgleich schafft, bekommt bei einem Arbeitsplatzverlust große Probleme.

10 Tipps zum Work-Life-Blending

Work-Life-Blending, die Vermischung von privaten und beruflichen Belangen, kann das Arbeiten angenehmer machen, aber auch zu Konflikten führen. 10 Tipps für den richtigen Umgang.

  1. Keine Vermeidungshaltung: Menschen sind soziale Wesen – auch und gerade bei der Arbeit. Es bringt daher gar nichts, private Dinge im Job ausschließen zu wollen
  2. Grenzen ziehen: Nicht jeder Mensch ist einem sympathisch und man muss auch nicht mit jedem Menschen privateste Details austauschen. Machen Sie klar, wo Ihre Grenzen liegen.
  3. Offen über Probleme reden: In jeder menschlichen Beziehung gibt es Konfliktpotenzial. Reden Sie offen über Ihre Probleme und versuchen Sie diese so zu lösen.
  4. Nicht lästern: Auch wenn es verlockend erscheint: Mit befreundeten Kollegen über den Chef lästern, könnte ins Auge gehen.
  5. Soziale Kontakte außerhalb: Auch wenn es schwer fällt: Kümmern Sie sich auch um soziale Kontakte außerhalb ihres Jobs. Sonst ist bei Jobverlust auch Ihr Freundeskreis weg.
  6. Lassen Sie sich nicht ablenken: Hier noch ein Schwätzchen, da noch ein Kaffee: Auch wenn man Freunden zusammenarbeitet, darf der Job nicht zur Plauderstunde verkommen – sonst gibt es Ärger mit dem Chef.
  7. Sachliche Distanz: Unterscheiden Sie zwischen echten Freunden und netten Kollegen. Private Kontakte sind ok, aber manche Dinge sollten Sie auch bei guten Bekannten lieber für sich behalten.
  8. Was der Chef sagt: Arbeitgeber können private Kontakte am Arbeitsplatz weder verlangen noch verbieten.
  9. Vorsicht Liebelei: Wenn die Grenze zum Privaten überschritten wird, ist es bis zur Liebe nicht mehr weit. Das sehen viele Arbeitgeber aufgrund des Konfliktpotenzials aber gar nicht gerne.
  10. Soziale Netwerke: Achten Sie auch darauf, wass Sie in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Xing über Ihre Arbeit verraten – insbesondere dann, wenn auch der Chef zu ihren Freunden gehört. Aber: Insbesondere Facebook lässt sich so einstellen, dass nicht jeder alles mitbekommt.


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