Ein Feierabend-Startup ist das letzte legale Abenteuer. Und grundlegend für seinen Erfolg ist das richtige Geschäftsmodell. 6 Tipps zum Abheben.

Selbständig machen nebenberuflich: 6 Tipps zur richtigen Geschäftsidee

Das A & O jeder Gründung: Ein kreatives Geschäftsmodell

Lange habe ich unterschätzt, wie wichtig es ist, ein kreatives und innovatives Geschäftskonzept zu entwickeln. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich mich von Anfang an darauf fokussieren. Denn Ziel sollte nicht sein, langfristig IM Unternehmen zu arbeiten, sondern von Anfang an AM Unternehmen zu arbeiten und es zu gestalten.

Aus finanziellen Gründen habe ich jahrelang viele Dinge selbst gemacht. Wichtig ist, dass dies nicht die langfristige Motivation ist. Es ist keineswegs nur etwas für Startups mit Wachstumskapital und dynamischen Teams, ein tragfähiges Geschäftskonzept zu entwickeln. Ganz im Gegenteil: Auch ein Feierabend-Startup benötigt dieses Konzept. Lege die Priorität darauf, ein solches zu entwickeln.

Hoher Wettbewerb, harte Verteilungskämpfe

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Der Wettbewerb unter den bestehenden Geschäftskonzepten ist immens hoch, was niedrige Gewinne und harte Verteilungskämpfe bedeutet. Meistens überleben Startups oder Neugründungen im Umfeld von etablierten Playern nicht. Die Nische sollte groß genug sein, um ein gutes Wachstum zu ermöglichen, aber gleichzeitig zu klein, um für etablierte Unternehmen am Markt interessant zu sein.

Angenommen, Sie möchten damit beginnen, nebenbei Eintrittskarten zu verkaufen. Unter Ihren Konkurrenten befinden sich nicht nur lokale Verkaufsgeschäfte, sondern auch etablierte Anbieter wie Eventim oder Eventbrite. Doch wie sieht es aus, wenn Sie sich ausschließlich auf Tickets für ausgewählte Satire-Veranstaltungen konzentrieren? Mit dieser Spezialisierung haben Sie die Chance, eine Nische zu besetzen und bei Ihrer Zielgruppe als Anbieter wahrgenommen zu werden.

Als Feierabend-Gründer in einer Nische bestehen

Die komplette Kommunikation kennt nur ein Thema: Live-Satire. Da der Markt klein ist, muss man weder von Eventim noch von Eventbrite Konkurrenz befürchten: Der Gewinn reicht nicht aus, um ein großes Unternehmen zu tragen. Ein Feierabend-Startup hingegen könnte von 150.000 Euro Gewinn hervorragend leben.

Es ist eine ausgezeichnete Strategie, wenn Sie mit einfachen, aber kreativen Geschäftsideen aus einer Nische heraus wächst. Diese Strategie hat auch Peter Thiel, Paypal-Gründer, Erstinvestor bei Facebook und Uber, präferiert. Er beschreibt sie in seinem Buch “Zero to One. Wie Innovation unsere Gesellschaft rettet”.

Nicht jede Idee ist wirklich gut

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Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie ich damals und beginne sofort damit, die ersten Ideen umzusetzen. Nehmen Sie sich lieber die Zeit, Ihr Geschäftskonzept kritisch zu hinterfragen, mit anderen Menschen darüber zu diskutieren, es immer wieder anzupassen und zu testen.

Wenn Sie dies verinnerlichen, können Sie sich Jahre erfolgloser Arbeit sparen. Dabei verstehe ich ein Geschäftskonzept als eine bestimmte Abfolge von Prozessen, die es zu gestalten gilt. Wie stellt sich dies genau dar?

Finde eine skalierbare Idee

Stellen Sie sich die Frage, ob Sie Unternehmer werden möchten oder ob Sie schlichtweg selbstständig sein wollen. Entscheiden Sie sich für letzteren Weg, werden Sie immer Geld gegen Zeit eintauschen. Nehmen wir klassische Selbstständige wie Rechtsanwälte, Notare und Steuerberater, die bestimmte Stundensätze nehmen. Das Einkommen hört in dem Moment auf zu fließen, in dem diese Menschen krank sind, im Urlaub sind oder schlichtweg keine Lust haben zu arbeiten.

Die Selbstständigkeit ist schwer skalierbar, da uns allen nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung stehen und unsere Energiereserven begrenzt sind. Skalieren bedeutet dabei die Produktionsmittel und das Kapital der Nachfrage anpassen zu können. Ist das Geschäftsmodell nicht skalierbar, kann die steigende Nachfrage nicht bedient werden, und der Umsatz geht einem durch die Lappen.

Achtung vor der Konkurrenz

Eventuell baut ein Konkurrent eine Organisation auf, die besser skaliert und Sie vom Markt verdrängt. Zusätzlich darf man auch den Hauptjob nicht vernachlässigen. Wenn man nun mit einem begrenzten Zeitbudget versucht, Geld gegen Zeit zu tauschen, ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu ernüchternden Ergebnisse kommt.

Übrigens geben die meisten Startups auf, weil sich die Verdienstmöglichkeiten als schlechter herausstellen als erwartet. Als Selbstständiger kann man durch Weiterbildungen und Spezialisierungen mehr Geld verlangen. Dadurch erzielen Notare und Wirtschaftsprüfer teilweise beachtliche Stundensätze. Aber selbst wenn Sie Notar sind und ein wunderschönes Büro haben, sehen Sie Ihre Lebensaufgabe wahrscheinlich nicht darin, jeden Tag da zu sein und Verträge vorzulesen. Davon abgesehen ist die Wahrscheinlichkeit, Notar zu werden, äußerst gering und hängt von vielen nicht beeinflussbaren Faktoren ab.

6 Geschäftsmodelle, die Sie kennen sollten

Es gibt eine Reihe von Geschäftsmodellen, die Sie als Gründer unbedingt kennen sollten. Hier ein Überblick:

  1. Das Long-Tail-Geschäftsmodell: Bei einem Long-Tail-Geschäftsmodell wird eine große Anzahl von Nischenprodukten verkauft. Diese sind genauso attraktiv wie Bestseller, sofern große und starke Plattformen vorhanden sind. Beispiele hierfür sind Netflix, Ebay, iTunes oder Amazon. In einem konventionellen Verkaufsgeschäft würde das – anders als im Internet – zu hohen Kosten führen, da Einzelhändler nur eine begrenzte Fläche zur Warenpräsentation zur Verfügung haben und für die sogenannten Ladenhüter enorme Lagergebühren bezahlen müssen. Das genaue Gegenteil ist die Blockbuster-Strategie. Hier suchen sich beispielsweise Verlagshäuser aus mehreren Tausend Titeln die besten aus, um ausgewählte Exemplare zu pushen.
  2. Die Multi-Sided-Plattform: Eine Multi-Sided-Plattform bringt mehrere unterschiedliche, aber voneinander abhängige Kundengruppen zusammen. Entscheidend ist, dass die Plattform nur funktioniert, wenn beide oder mehrere Kundengruppen da sind. Was wäre beispielsweise Facebook ohne werbende Firmen und ohne Nutzer? Ziele der Multi-Sided-Plattform sind die Interaktion der Teilnehmer sowie der Austausch von Informationen. Oftmals ist auch der First-Mover-Effekt enorm wichtig. Der Akteur, der als Erster den Markt betritt, hat einen strategischen Vorteil, der das Wachstum maßgeblich beeinflussen und beschleunigen kann. Der Second Mover hat es deutlich schwerer. Oft wird vom sogenannten Netzwerkeffekt gesprochen. Da es nur eine Kundengruppe gibt, ist es schwierig, diese von der bestehenden Plattform wegzulocken. Oft ist der Netzwerkeffekt auch so zu verstehen, dass bei den Usern eine kritische Masse erreicht werden muss, damit das Geschäftsmodell funktioniert. Wie ist es bei Zeitungen? Für vergleichsweise wenig Geld bekommt der Leser Informationen. Allerdings verdient der Verlag durch die Schaltung von Werbeanzeigen auf dem zweiten Weg Geld. Es kann Sinn machen, eine Kundengruppe zu rabattieren, damit diese stärker angelockt wird und größere Netzwerkeffekte erzielt werden können. Das sogenannte Free-Modell stellt die Dienstleistung für die Kundengruppe sogar kostenlos zur Verfügung. Dies ist bei Facebook der Fall. Die Nutzung ist kostenlos, die Firma generiert aber mit Werbeanzeigen Geld. Umso mehr Nutzer Facebook hat, umso höher ist die Reichweite, und desto höher ist der Umsatz. Die bekannteste und erfolgreichste Multi-Sided-Plattform ist Google. Die Suchanzeigen sind kostenlos, aber das Unternehmen verdient mit der Einblendung von Werbung Geld. Durch das gezielte Wertangebot werden beide Kundengruppen angelockt. Dem Privatkunden ermöglicht Google die gezielte Internetsuche mit Keywords, dem Geschäftskunden wiederum gibt das Unternehmen die Möglichkeit, mit seiner platzierten Werbung Verkäufe zu generieren. Ich rate davon ab, für ein Feierabend-Startup selbst eine Plattform zu programmieren. Sofern Sie es sich nicht leisten können, die Software als Komponente auszulagern, lassen Sie es lieber bleiben. Häufig wird der Aufwand, eine funktionierende Plattform zu erstellen, nämlich enorm unterschätzt.
  3. Das Freemium-Modell: Bei einem Freemium-Modell wird eine kostenlose Basisdienstleistung bereitgestellt. Oftmals muss man sich erst einen riesigen Kundenstamm aufbauen, damit sich das Geschäftsmodell rentiert. Warum ist das so? Meistens konsumieren weniger als zehn Prozent der Kunden die kostenpflichtige Premium-Dienstleistung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass dieser geringe Anteil das komplettes Konzept finanzieren muss! Sie müssen den Kundenkontakt und die Dienstleistung automatisiert zur Verfügung stellen, damit keine großen Kosten entstehen. Kartik Hosanagar, Professor der Wharton School of the University of Pennsylvania, sagt: »Die Nachfrage, die man bei einem Preis von null erhält, ist um ein Vielfaches höher als die Nachfrage bei einem sehr niedrigen Preis.« Bitte behalten Sie diese Worte im Kopf, falls Sie dieses Geschäftsmodell anstreben. Ein berühmtes Beispiel für ein funktionierendes Freemium-Modell ist Skype. Es wurde 2012 von Microsoft für 8,5 Milliarden Dollar aufgekauft. Skype hat mit weniger als zehn Prozent seiner Kunden einen Umsatz von 400 Millionen Dollar gemacht. Alle anderen bezahlten gar nichts. Auch Anbieter von Browsergames verfolgen das Freemium-Modell. Dieses heißt im Fachjargon »pay-to-win«. Meistens verdient das Unternehmen dadurch Geld, dass die Kunden Specials wie besondere Ausrüstung oder Zeitersparnis dazu buchen können, um schneller ans Ziel kommen.
  4. Das Köder-Haken-Modell: Voraussetzung hierfür ist eine starke Marke, da der Fokus auf den Vertrieb von Folgeprodukten gelegt wird. Billige oder kostenlose Köder locken den Kunden an. Ein Klassiker sind verschiedene Druckermodelle für zu Hause, die meistens extrem günstig und nur geringfügig teurer sind als dessen Patronen. Aber mit dem Kauf des Druckers ist der Kunde an das Unternehmen gebunden. Er hat keine andere Wahl, als die Patronen des Druckerherstellers oder dessen Lizenznehmers zu kaufen. Deswegen kann hier ein stark rabattiertes Gerät herausgegeben werden. Auch Unternehmen wie Nespresso sind mit dieser Strategie erfolgreich geworden. Nur wenige hätten eine Kaffeemaschine für mehrere Tausend Euro gekauft. Verbraucher kaufen lieber eine günstige Maschine und geben stattdessen mehr Geld für die Kaffeekapseln aus. Meistens rechnet sich ein Konsument nicht aus, was ihn der Verbrauch langfristig kostet. Nespresso ist ein gutes Beispiel dafür, wie entscheidend ein Geschäftsmodell sein kann. Allerdings bin ich dafür, den Konsumenten immer als Freund und nicht nur als Kunden zu betrachten. Einen Freund würde ich niemals hinters Licht führen oder ausnutzen. Mir ist es wichtig, bei meinen Geschäftskonzepten fair zu bleiben. Ein weiteres gutes Beispiel ist Ikea. Ikea bietet große Einrichtungsgegenstände zu günstigen Preise an und hat hohe Margen auf kleine Gegenstände wie zum Beispiel Dekoartikel. Diese befinden sich meistens auf den letzten 20 Metern vor der Kasse.
  5. Killing the middleman – aus der Kette etwas herausnehmen: Oft werden Produkte durch lange Produktionsketten sehr teuer. Vergleiche doch einmal den Herstellerpreis von einem Kilo Kaffee mit dem Ladenpreis. Die enorme Differenz liegt an den langen Ketten aus verschiedenen Zwischenhändlern. Der Kaffee wird geerntet und zu einem Sammellager geschickt. Von da aus geht die Reise zum Exporteur, danach zum Importeur, weiter zum Großhändler und von dort in den Einzelhandel. Das zweite große Problem sind die Verpackungsgrößen. Würde man größere Verpackungseinheiten nehmen und das Marketing weglassen, wären die Produkte erheblich günstiger. Dass dieses Konzept funktioniert, hat Dr. Günter Faltin bewiesen. Er hat die hochwertigste Teesorte Darjeeling direkt vom Hersteller importiert und ausschließlich über das Internet in Ein-Kilo-Packungen verkauft. So wurde die Teekampagne Weltmarktführer für den Verkauf von Darjeeling.
  6. Verlängerung von Produkten – der Kette etwas hinzufügen: Man kann auch Produkte und Geschäftskonzepte verlängern. Eine klassische Verlängerung eines Produkts ist das Designen von T-Shirts. Auf den T-Shirts sind dann individuelle Designs oder Sprüche abgedruckt. Meistens handelt es sich in diesem Bereich um Luxusgüter, für die die Kunden tiefer in die Tasche greifen müssen. Nehmen wir ein großes Luxus-Hotel. Gäste, die mit ihren Hunden anreisen, wollen diese betreut haben, wenn sie mal alleine losziehen wollen. Ein Dienstleister könnte sich also dafür entscheiden, diesen Service für die umliegenden Hotels anzubieten und mit den Hunden Gassi gehen.


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