Trotz Plagiats-Skandal und Lügen schien Karl-Theodor zu Guttenberg Beliebtheit jahrelang ungebrochen. Quer durch (fast) alle Parteien! Wie kommt das? Eine Analyse.

Rhetorik-Analyse Guttenberg vs. Westerwelle: Warum zu Guttenberg beliebter war

Warum wir Menschen mögen

Warum mögen wir Menschen und andere nicht? Im unmittelbaren Umfeld ist das durch viele Dinge erklärbar.

Vor allem der nicht bewusst wahrnehmbare Sexualduftstoff spielt eine Rolle, Berührungen, Wertschätzung, respektiert und wahrgenommen werden und vieles mehr. Doch bei einem Politiker, den viele nie persönlich zu Gesicht (und in die Nase) bekommen?

58 % wollen Guttenberg in der Politik zurück

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Karl-Theodor zu Guttenberg hat seinerseits viele Fehler gemacht. Fehler, die teilweise rechtliche Konsequenzen haben könnten, und vielleicht auch politische Fehler, was zumindest manche so sehen. Trotzdem jetzt dieses Umfrageergebnis vonTNS Emnid, in Focus veröffentlicht:

58 Prozent wollen KT nach einer Pause wieder in der Politik. Das ist mehr als CDU und sogar CSU Wählerstimmen haben. Erstaunlich die Ergebnisse nach Parteien: 82 Prozent bei der Union ist nachvollziehbar. Beim „CSU-Gegner“ FDP sind es aber sogar 92 Prozent, also 10 Prozent mehr! Und sogar bei SPD und den Linken die Mehrheit von 55 bzw. 52 Prozent.

Die Gründe

Selbst bei den Grünen sind es immerhin noch 40 Prozent. Die Ergebnisse waren noch besser direkt nach dem Rücktritt, da lagen sogar die Grünenwähler bei unglaublichen 78 Prozent. Die Frage ist warum. Die Antwort ist einfach.

Was bekommt der normale Wähler von einem Politiker mit? Fotos, kurze Filmaufnahmen in Nachrichtensendungen, ab und zu ein Talkshow-Auftritt. Und natürlich auch die Meinungen von Journalisten und „normaler“ Menschen.

Auf die Wahrnehmung der Bilder kommt es an

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Am wichtigsten ist meines Erachtens die Wahrnehmung der Bilder, Filme oder Fotos. Und da punktet Guttenberg wie kein anderer. Seine Haltung ist perfekt, seine Stimme angenehm, er spricht eloquent und fehlerfrei, lächelt, ist stets souverän und humorvoll, perfekt gekleidet… Kurz: es gibt nichts, was er falsch macht (außer vielleicht, dass in bestimmten Situationen seine linke Hand in die Hosentasche wandert).

Hier ein älteres Video zur Kundus-Affäre: Es ist ein harter Schlagabtausch und trotzdem bewahrt der Verteidigungsminister die Form, bleibt höflich aber bestimmt und in seiner Körpersprache angenehm.

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Guttenberg vs. Westerwelle: Ein Vergleich!

Zum Vergleich den von einigen Ämtern zurückgetretenen Guido Westerwelle. Fast jeder trat ihm nach. Es scheint so, als hätten sich alle Journalisten und auch der große Teil der Bevölkerung gegen ihn verschworen und in ihm fast den Feind der Nation gefunden. Er machte fast alles falsch.

Nicht politisch, jeder Politiker hat Befürworter und Gegner seiner Inhalte (die wenigsten setzen sich allerdings genau mit diesen Inhalten auseinander). Nein, es war seine Körpersprache und Sprechweise: er brüllte, verzog dabei sein Gesicht zu einer unfreundlichen Grimasse, schlug mit einer Hand fast auf die Köpfe der Zuschauer, machte negative Gesten und zeigte uns oft den bösen Oberlehrerfinger.

Hämisch statt freundlich

Selbst wenn er lächelte, wirkte das manchmal hämisch statt freundlich, weil sein Mund dabei geschlossen bleibt und breit wird, die Mundwinkel gehen nicht nach oben. Die Folge: er wirkt unsympathisch.

Betonung auf wirkte, denn wer Medienmenschen privat kennt, weiß, dass oft Medienbild und Wirklichkeit auseinander klaffen. Da ich Westerwelle nur einmal kurz begegnet bin, ihn aber nicht gesprochen habe, möchte ich nicht darüber urteilen, ob er es war oder nicht.

Westerwelle lässt BBC-Reporter abblitzen

Hier der Moment, in dem Westerwelle auf englisch gefragt wird. Der britische Reporter spricht übrigens deutsch, er war nur stur oder wollte die Frage auf Englisch für seine Aufnahme.

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Abschiedsrede Guido Westerwelle

Selbst in Passagen, in denen er positive Dinge sagt, über sich und seine Amtszeit spricht oder dem Nachfolger alles Gute wünscht, verwendete der Ex-Außenminister eine recht aggressive Körpersprache und Stimme.

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Der eine also, KT, wirkt sympathisch, der andere, Guido, wirkt unsympathisch – und alle machen mit. Die Medien (sogar seriöse Nachrichten!), die Stammtische, die Menschen in ganz Deutschland, egal ob von der eigenen oder der gegnerischen Partei.

Sympathisch vs. Unsympathisch

Die Folgen sind dann entsprechend ausgefallen: Dem Unsympathischen wird eine riesen Nummer draus gemacht, wenn er (protokollarisch zurecht!) und höflich einen britischen Journalisten bittet, seine Frage auf Deutsch zu stellen, er wird aus Ämtern gedrängt und schließlich von seiner eigenen Partei demontiert.

Große oder auch nur kleine Fehler, aus allem wird ein Grund, ihn los zu werden. Dem Sympathischen dagegen werden Fehler verziehen, die eindeutig gegen geltendes Recht verstossen. Sein medialer Umgang mit der Affäre um seinen Doktortitel war obendrein alles andere als professionell usw. Trotzdem wollen ihn viele wieder und zeigen so, dass sie ihm verzeihen und die Treue halten.

Mit zweierlei Maß

Ich denke übrigens, dass beide Politiker viel Gutes geleistet haben und auch den ein oder anderen Fehler gemacht haben. Mich stört jedoch, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Obwohl: es zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, richtig zu wirken. Nicht die Inhalte zählen, es ist der Mensch und seine Wirkung: Rhetorik von Wortwahl über Körpersprache bis Stimme und Kleidung.

Es entscheidet über die Karriere. Und das gilt nicht nur für Politiker. Das gilt nicht nur für die Top-Führungskräfte. Haben Sie sich schon einmal überlegt, ob Sie eher der Guttenberg oder der Westerwelle sind? Haben Sie leicht Unterstützung oder müssen Sie immer wieder Kraft aufwenden um Ihre Ziele zu erreichen?


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