Frauen fehlt häufig das Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten – und entsprechend haben sie Angst, Arbeit zu delegieren. Das schadet ihrer Karriere. 3 Beispiele zeigen, wie es besser geht.

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Was sagt die ehemalige Staatschefin zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Als ich vor einiger Zeit die ehemalige isländische Staatschefin Vigdis Finnbogadóttir interviewte, war meine erste Frage daher die nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Denn Finnbogadóttir ist diesbezüglich so etwas wie eine Vorreiterin: 1980 wurde sie als weltweit erste Frau demokratisch in ihr Amt gewählt – und war alleinerziehende Mutter.

Hilfe suchen statt politischen Forderungen

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Die Antwort fiel etwas unbefriedigend aus: Keine politischen Forderungen, keine Finanzierungsvorschläge für Kinderbetreuung, Frau Finnbogadóttir sagte schlicht: „Ich habe mir Hilfe gesucht.“ Und: „Frauen müssen sich mehr zutrauen!“

Beides hängt zusammen. Nur wer sich selbst etwas zutraut, kann andere überhaupt um Hilfe bitten. Häufig befürchten Frauen aus Mangel an Selbstvertrauen, das Hilfe-Suchen werde ihnen als Schwäche ausgelegt.

Negative Assoziationen

Oder sie haben Angst, Aufgaben an andere zu übertragen, die den Job dann nicht genauso gut machen. Oder umgekehrt: Sie möchten zeigen, dass es nicht ohne sie geht. Nicht wenige Frauen brechen aus solchen Gründen an einem schier übermenschlichen Arbeitspensum zusammen.

Und mehr noch: In ihrem Buch „Lust auf Macht“ kritisieren die Autorinnen Andrea Och und Katharina Daniels, dass sich Frauen nur allzu oft ihrer eigenen Stärken nicht bewusst sind und Macht sogar oft negativ assoziieren.

Plädoyer für mehr Selbstvertrauen bei Frauen

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Dass Macht auch positiv ist und zum Beispiel auch mehr persönlichen Freiraum bedeutet, ist ein Denken, das nur langsam in den Köpfen ankommen.

Vigdis Finnbogadóttir bestätigt das: Man habe sie erst überreden müssen, sich zur Präsidentin wählen zu lassen – ein Amt, das sie dann 16 Jahre lang ausübte.

Macht kann auch positiv sein

Mehr Macht bedeutet aber keinesfalls, dass Frauen sich immer durchsetzen. Viel mehr sind auch gute Kontakte und Netzwerke wichtig.

„Frauen müssen kooperieren“, betont auch Vigdis Finnbogadóttir deutlich. Ihre eigene Tochter ist heute selbst Mutter, erzählt sie dann.

Öfter mal gelassen bleiben

Und teilt sich mit dem Ehemann die Kindererziehung. „Die Kleine ist in der Kita, beide haben einen Vollzeitjob; wenn der eine mal länger arbeiten muss, springt der andere ein.“
So gelassen kann man das auch sehen!

Apropos Gelassenheit: In Dublin sprach ich mit der Sales-Direktorin von Google Irland zu ihrem Workflow- Herausgekommen sind einige spannende Aussagen zum Thema Zeitmanagement.

Wie schafft man das nur alles?

„Keine Zeit für nichts, wie soll man das alles nur schaffen“ – so oder ähnlich denken viele, die im alltäglichen Hamsterrad vor sich hin drehen. Was dabei oft vergessen wird: Was wir tun, ist immer auch das Ergebnis unserer eigenen, bewussten Entscheidung. Das gilt selbst für unser Stresslevel: Denn wir entscheiden, wie viel Arbeit wir uns von anderen aufbürden lassen und wann wir „Nein“ sagen.

In Dublin habe ich vor Kurzem die Sales-Direktorin von Google Irland interviewt – ein Unternehmen, das für höchste Effizienz und Leistung bekannt ist. Wer nun denkt, Google-Mitarbeiter sind grundsätzlich kurz schlafende Workaholics mit 16-Stunden-Tagen, der irrt.

Wer abschaltet, arbeitet besser

Fionnuala Meehan ist ausgesprochen gelassen. Jeden Tag ist nach 8 Stunden um 16 oder spätestens 17 Uhr Feierabend: Das Abendessen mit ihrem Mann und den drei Kindern gehören zu ihren festen täglichen Ritualen. Arbeit nimmt sie nur sehr selten mit nach Hause, höchstens erledigt sie noch Telefonate von daheim. Und sie schläft selten weniger als sieben Stunden pro Nacht.

Wie schafft man es bei einer Führungsposition in diesem Unternehmen, nicht rund um die Uhr unter Strom zu stehen? Meehan hat eine einfache Erklärung: Sie hat Prioritäten gesetzt und sich so entschieden. „Die Kollegen akzeptieren das, weil ich es ihnen auch genau so klar kommuniziere. Denn nur wenn ich abschalte, kann ich mich im Büro auch voll auf die Arbeit konzentrieren“, sagt Meehan.

Freizeit ohne Kollegen

Abschalten, das bedeutet arbeitsfreie Wochenenden, regelmäßig Ferien und eine Freizeit, die sie absichtlich nicht mit Kollegen verbringt. Denn nur dann, sagt Meehan, kann sie auch den hohen Anforderungen genügen, die das Unternehmen an sie stellt Wie so oft ist weniger also mehr – gerade auch beim Zeitmanagement:

Stadt hektisch weiter im Hamsterrad zu rotieren, sollten wir also einfach mal öfter innehalten und uns fragen: Was ist das Ziel? Ist diese Aufgabe wirklich so dringend und wichtig? Müssen wir sie jetzt erledigen? Oder können wir sie an jemand anderen abgeben? Ruhiges Nachdenken und zielgerichtetes Entscheiden lässt dabei so manchen Stress überflüssig werden.

Mit Leidenschaft und Begeisterung

Außerdem habe ich in  Paris Krystel Blondeau interviewt. Sie kümmert sich als Generaldirektorin von Europas größter Hotel-Kooperation Logis um 2600 Hotels – und sechs Kinder. Wie macht sie das? Was mich an Krystel Blondeau beeindruckt hat, ist die Leidenschaft und Begeisterung, mit der sie ihren Job macht. Und das ist auch genau das, was sie Frauen als Tip mit auf den Weg gibt: Einfach mit Begeisterung bei der Sache sein, dass machen was man gerne macht, sich nicht ständig in Frage stellen, sondern einfach machen.

Nur so kann man vermutlich einen entsprechenden Tagesablauf bewältigen: Um sechs aufstehen, die Kinder zur Schule bringen, um neun ist sie bei der Arbeit, manchmal liest sie vorher Emails. Manchmal ist sie bis zu zwölf Stunden im Büro, abends beginnt zu Hause ihr zweiter Arbeitstag. Vor Mitternacht kommt sie nicht zu Bett. Zum Ausgleich macht sie Yoga oder geht ins Fitnessstudio, manchmal arbeitet sie zu Hause.

Die Kinder sind im Alltag selbstverständlich

Fragen nach ihrem Tagesablauf erstaunen sie: In Frankreich ist die Quote mit 40 Prozent Frauenanteil in den Vorständen bis 2017 längst beschlossen, schon der Kindergarten geht bis abends um sieben. Es ist eine andere Kultur, in der die Kinder viel selbstverständlicher in den normalen Alltag integriert sind.

Die zeigt sich auch darin, dass Blondeau auch während der Arbeit ständig mit ihren Kindern kommuniziert: „Ich möchte keinen Tag ohne meine Kinder verbringen, aber es ist auch wichtig, dass sie von klein auf zum Beispiel im Kindergarten mit Altersgenossen zusammen waren“, sagt sie.

Weg mit dem Perfektionismus

„Die Bedürfnisse der Kinder gehen vor, eine perfekt aufgeräumte Wohnung ist nicht so wichtig.“ Dass ihr Ehemann, ebenfalls Vollzeit berufstätig, im Haushalt hilft, steht außer Frage. Überhaupt sei, so die Managerin, Unterstützung zu Hause und durch ihr Team im Job extrem wichtig. „Frauen müssen immer zweimal so gut sein“, bedauert sie.

Wahrscheinlich ist diese Energie das Erfolgsgeheimnis von Krystel Blondeau: Die spürbare Leidenschaft für alles was sie tut. „Ich habe immer vollen Einsatz gegeben, weil ich meine Arbeit gerne gemacht habe“, erklärt sie. „Dadurch habe ich Respekt und Entscheidungsspielräume gewonnen.“


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