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Offenlegung & Urheberrechte: Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock.
Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 18.04.2024 • Zuerst veröffentlicht am 11.12.2020 • Bisher 4285 Leser, 1211 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Wie selbstbestimmtes Lernen nicht funktioniert, wissen viele schon. Wie könnte es also gehen? Mitarbeiter bekommen einfach Bücher und digitale Medien vor die Nase gesetzt und die Anweisung „So, bring Dir selbst bei, was Du wissen musst“? Nein, so einfach ist es nicht.
Lebenslanges Lernen und Weiterbildung gelten als Schlüssel zum Erfolg. Mit der digitalen Transformation befinden sich Prozesse und Abläufe im ständigen Wandel. Eine Ausbildung oder ein Studium allein reichen trotz Fachkräftemangel und „War for Talents“ nicht mehr aus, um das ganze Arbeitsleben von dem einmal Gelernten zu zehren. Stattdessen müssen sich Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen gleichermaßen gegenüber neuem Wissen, neuen Herangehensweisen, Technologien und Erkenntnissen öffnen, um im Wettbewerb in den (Arbeits-)Märkten zu bestehen.
Digitale Lernangebote sind auf dem Vormarsch. Dennoch lässt sich eine Diskrepanz zwischen der sozialen Erwünschtheit von digitalen Angeboten in Unternehmen und der tatsächlichen Nutzung feststellen:
Dazu ein paar Zahlen: Das Softwareunternehmen Lexware hat in einer Umfrage unter 1.300 Unternehmer*innen herausgefunden, was die Weiterbildungsmotive in Unternehmen sind und welchen Stellenwert digitale Lernformate haben. Die meisten befragten Unternehmer*innen haben sich in den letzten Jahren weitergebildet – meistens mit Hilfe von E-Learnings und Webinaren (56,3 %) oder Seminaren und Kursen (48,2 %). Knapp jede*r fünfte Befragte (18,7 %) gibt an, in den letzten zwei Jahren an keiner Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen zu haben.
44 Prozent der Befragten setzen bereits digitale Lernangebote ein. Bezieht man die Unternehmer*innen ein, die planen, künftig auf digitale Lernangebote zu setzen oder zumindest darüber diskutieren, dann sind es mehr als zwei von drei Befragten (70 Prozent). Neben der fachlichen und sozialen Kompetenz (86%) sind rechtliche und technische Fragestellung (46,2%) sowie der Einsatz von Technologie (42,7%) die Hauptmotivatoren für berufliche Weiterbildung. Soft Skills und Themen für die persönliche Weiterentwicklung spielen eine geringere Rolle als praxisorientiertes Wissen, das einen vermeintlichen direkten Nutzen für das Unternehmen hat.
Der Hauptvorteil für den Einsatz digitaler Lernangebote ist die örtliche und zeitliche Flexibilität (82,9 %). Als weitere Argumente folgen mit etwas Abstand die Themen Zugang zum Lernen (69,6 %), individuelle Lerninhalte (65,3 %) und Kostenersparnis (64,5%). Hindernisse für das Einführen von digitalem Lernen sind laut der Befragten vor allem das fehlende, digitale Verständnis der Mitarbeiter*innen (29,8 %) und die fehlende individuelle Betreuung (27,7 %).
Auch beim Erschließen von neuen Geschäftsideen ist Lernen ein Erfolgsfaktor. Dabei wird vor allem auf Internetrecherche gesetzt (70%), gefolgt von Fachmedien (60%) sowie an dritter Stelle Weiterbildungsformate (40%). Die Hauptanforderung an Weiterbildungs- und Lerninhalte sind direkte Anwendbarkeit (85 %) und hoher Praxisbezug (88%). Zudem wünschen sich die Probanden kompakte und effiziente Vermittlung des Wissens (62,6 %).
Dass Digitales Lernen so erfolgreich ist, hängt sicherlich auch damit zusammen, wie Lernen in unserem Gehirn funktioniert: Denn zunächst muss der Mensch einmal motiviert werden, überhaupt etwas an seiner bisherigen Situation ändern bzw. etwas lernen zu wollen. Und das geht, neurologisch gesehen, so: In unserem Gehirn prüft das limbische System bei allem, was wir tun sollen, ob das verlangte Verhalten eine Belohnung verspricht oder zumindest hilft, Unlust zu vermeiden. Das geschieht auf Grundlagen vergangener Erfolgserlebnisse oder Misserfolge.
Sprich: Wer sich weiterbilden soll, dem muss das aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen attraktiv erscheinen, er muss einen Anreiz, einen positiven, leichten Stress verspüren. Nur dann sind wir bereit, überhaupt loszulegen. Daher darf Lernen nicht zu einfach sein!
Denn im Gehirn steuert das neuromodulatorische System durch die Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter wie Noradrenalin, Dopamin, Serotonin und Acetylcholin unsere Auf- nahmebereitschaft, unsere Motivation und unser Interesse. Und das geschieht nur, wenn wir beim Lernen ein Ziel vor Augen haben, das uns als Belohnung erscheint.
Mit der Zeit lernen wir auf diese Weise immer mehr, uns selbst zu belohnen – zum Beispiel indem wir uns selbst immer neue Anreize setzen, die zu neuen Belohnungen führen. Auf diese Weise lernen wir selbstmotiviert weiter.
Zu starker Druck und Stress führen hingegen zu einem Gefühl der Bedrohung und Versagensangst und hemmen so den Lernerfolg. Denn wir haben dann das Gefühl, dass sich trotz aller Anstrengung keine Belohnung einstellt.
Und alle Eindrücke, die wir mit Angst verbinden, werden im sogenannten Mandelkern abgespeichert, dessen Aufgabe es ist, bei Abruf der gespeicherten negativen Eindrücke auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. In dieser Situation ist es dann gar nicht mehr möglich, kreativ mit Wissen umzugehen. Im Gegenteil, in Zukunft werden wir alles tun, um ähnlich stressige Situationen zu vermeiden.
Das perfide: Prüfungsergebnisse, Zertifizierungen und Teilnehmerstimmen haben eines gemeinsam: Sie sagen überhaupt nichts über den Lernerfolg aus. Wirklich! Sie garantieren nicht, dass die Weiterbildung auch wirklich gut war. Denn über die praktische Umsetzung im Job, und darin besteht ja schließlich der Lernerfolg, sagen sie nichts. Nur: Darauf kommt es an!
Denn sie sagen in der Regel nur etwas über die Weiterbildung selbst aus – die spätere Umsetzung im Berufsalltag und im Unternehmen wird in die Bewertung so gut wie nie mit einbezogen. Genau das wäre aber wichtig, um den Erfolg einer Weiterbildung wirklich beurteilen zu können.
Grund: Am besten lernen kann man eigentlich in seinem gewohnten beruflichen Umfeld oder in einem Umfeld, in dem man sich wohl fühlt. Das hat gleich mehrere Gründe, wie die Forschungsergebnisse der Neurobiologen belegen:
Zunächst lernen wir Menschen tatsächlich viel besser am praktischen Modell, statt Wissen einfach nur in der Theorie vorgekaut zu bekommen. Beim Lernen am Modell muss man Handlungen nicht nur beobachten, sondern auch nachvollziehen, ergänzen und im Bedarfsfall sogar korrigieren. In einem optimalen Lernumfeld fühlen wir uns dazu motiviert, etwas zu versuchen und bei einem Fehler einen neuen Versuch zu starten.
Natürliche Neugierde wirkt dabei als optimaler Antrieb: Je häufiger wir dabei die Erfahrung machen, ein Problem selbst zu lösen, desto stärker wächst das Selbstvertrauen.
Denn solange wir auf der Suche nach etwas sind, herrscht in unserem Gehirn eine gewisse Unruhe. Wenn das Problem dann gelöst ist, erwächst aus der Erregung Beruhigung und es entsteht ein Gefühl der Zufriedenheit, weil im Gehirn bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die Glücksgefühle auslösen.
Auf diese Weise bekommt man umso größere Lust, wieder etwas Neues auszuprobieren. Und daher lernen Menschen auch besonders gut, wenn sie den Lernstoff aufgrund ihrer bisherigen beruflichen Erfahrungen selbst bestimmen können.
Denn dann können sie selbst entscheiden, welche neuen Erfahrungen sie interessieren, und können die auf diese Weise gemachten Erfahrungen besonders gut an das bereits vorhandene Wissen anknüpfen und so ihre Verhaltensmuster optimal erweitern. Eigenverantwortliches Lernen, das möglichst auf unseren bisherigen beruflichen Erfahrungen aufbaut, ist also die beste Form der Weiterbildung.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
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