Der größte Feind unseres Willens sind – wir selbst. Weil wir uns immer wieder selbst das Bein stellen. Hören wir auf damit!

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Irrtum Motivation

Es gibt einen weit verbreiteten Irrtum: Dass alleine der Wille und Ziele Berge versetzen. Haben Sie Ziele? Jede(r) hat Ziele! Und jetzt? Was bringt Ihnen das? Nichts, wenn Sie nicht auch die nötige Umsetzungsstärke mitbringen.

Jasmin hat ein Ziel: „Ich sollte dringend mit meinem Boss über die Arbeitsverteilung reden – aber ich komm‘ einfach nicht dazu…“ Auch Malte hat eines: „Ich könnte befördert werden, wenn ich diese Zusatzqualifikation ablege. Ich nehme mir das seit Monaten vor, aber ich krieg die Kurve nicht!“

Umsetzungsstärke ist nötig

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Na, dann müssen beide sich eben besser motivieren! Motivation? Ein Irrtum. Jasmin ist so überlastet, dass sie extrem motiviert ist, daran etwas zu ändern – aber sie tut es nicht. Malte will unbedingt die Beförderung – aber er meldet sich nicht zum Lehrgang an: Motivation ist nötig. Aber sie ist nicht ausreichend. Bei weitem nicht.

Wer für seine Ziele motiviert ist, braucht vor allem Umsetzungsstärke, um sie auch zu erreichen. Diese Willenskraft, die Taten schafft, heißt Volition (deutsch ausgesprochen; wie „Munition“). Sie ist nichts Neues. Schon Schopenhauer interessierte sich 1819 für die Volition (in „Die Welt als Wille und Vorstellung“). Doch in den Jahren seither wurde „Motivation“ schlicht die beliebtere Mode. Das rächt sich bis heute für alle, die bis in die Haarspitzen motiviert sind, aber ihre Ziele trotzdem nicht erreichen.

Volition – das Gegenteil von Motivation?

Trotzdem? Gerade deshalb: Motivation reicht nicht. Wenn ich ein Ziel erreichen möchte, reicht es nicht, es ganz arg zu wollen – man muss vor allem die nötigen Schritte zur Zielerreichung unternehmen. Zum Beispiel dann, wenn der Boss zu Jasmin sagt: „Arbeitsverteilung? Das bleibt so wie es ist. Derzeit kein Thema!“

Damit ist Jasmins Motivation erst mal am Boden. Doch weil ihr Wille stark ist, sagt sie mit aufeinandergebissenen Zähnen: „Für mich schon. Lassen Sie uns darüber reden.“

Der What-the-Hell-Effekt

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Die beiden Forscher Janet Polivy und C. Peter Herman untersuchten, warum so viele Menschen sich so vieles vornehmen und ihre Vorhaben dann oft Knall auf Fall aufgeben. Sie entdeckten den What-the-Hell-Effekt, unter dem auch Rudi leidet.

Er hat sich fest vorgenommen: „Ich muss meine Kundengespräche besser protokollieren – mir entgehen laufend Umsatzchancen wegen meiner Unordnung!“ Nachdem er diesen Vorsatz gefasst hat, wertet er die Gespräche auch besser aus – exakt zwei Mal.

Zu früh aufgegeben

Nach dem dritten Mal kommt ihm etwas Dringendes dazwischen und er kommt nicht dazu. Anstatt jedoch beim vierten Gespräch einfach weiterzumachen, denkt er unwillkürlich: „Ach Mist! Hat ja doch kein‘ Wert!“ und er gibt auf.

Warum? Weil dieser Willenskiller unbewusst wirkt. Sobald ihn Rudi sich bewusst macht, kann er sich selbst sagen: „Zwei von drei ist besser als null von drei – und beim vierten mache ich einfach weiter wie vorher!“

Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach

Warum ballen Tennisspieler nach einem gelungenen Schlag oft die Faust? Marotte? Nein. Die Faust stärkt den Willen. Iris Hung von der National University of Singapore ließ eine Gruppe von Probanden entweder die Faust ballen, einen Stift fest zwischen zwei Finger nehmen oder den Bizeps anspannen.

Die andere Gruppe sollte ohne diese Muskelanspannung ihre Hand in einen Eimer Eiswasser halten, Essig trinken oder in der Cafeteria statt leckeren Süßigkeiten etwas Gesundes kaufen. Bei allen drei Aufgaben zeigte jene Gruppe deutlich mehr Willensstärke, die vorher ihre Muskeln angespannt hatte.

Die Körperhaltung beflügelt den Geist

Ron Friedman und Andrew Elliot von der University of Rochester vereinfachten das Ganze: Probanden sollten schwierige Anagramme (Buchstabenrätsel) lösen.

Jene, die dabei ihre Arme verschränkten, blieben beinah doppelt so lange bei der Sache wie jene, die ihre Hände auf die Oberschenkel legten: Wenn Ihr Körper eine willensstarke Haltung annimmt, dann wächst per Rückkopplung auch Ihre tatsächliche Willenskraft!

Wille vs. Vorstellung

Wenn Wille und Vorstellung im Widerstreit liegen – wer gewinnt? Wir verraten es uns oft unbewusst, wenn wir auf einen an sich guten Vorschlag antworten: „Das kann ich mir einfach nicht vorstellen!“

Umgekehrt gilt: Je intensiver und häufiger Sie sich etwas vorstellen, desto stärker wird Ihr Wille, es zu tun. „Diesen blöden Kunden freundlich behandeln? Nee, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!“, sagt Harry.

Der Wille wird der Vorstellung angepasst

„Aber ihn freundlich zu grüßen – können Sie sich das vorstellen?“, fragt der Coach. „Ja, klar, das schon.“ – „Und ihn nach seiner Familie zu fragen?“ – „Ja, das auch.“ – „Und…?“ Nach zwei Minuten detaillierter Vorwegnahme der Idealsituation hat sich Harrys Vorstellung komplett geändert.

Und mit der Vorstellung hat sich auch sein Wille gestärkt: Jetzt will er! Was wollen Sie? Stellen Sie es sich vor. Konkret, detailliert, realistisch und doch positiv.


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