Feuere deinen  Boss! „Das geht?“ fragen Sie? Natürlich geht das. Wenn auch anders, als Sie vielleicht denken. Hier einige Tipps, über die kaum jemand spricht.

Ihren unfähigen Chef loswerden: 5 Tipps zum Umgang mit schlechten Vorgesetzten

Warum ist ein schlechter Chef so ein großes Problem?

Manch einer könnte denken: Schlechter Chef – ich mache mein eigenes Ding. Aber so einfach ist das nicht. Ein schlechter Chef kann den Arbeitsalltag erheblich erschweren und die persönliche sowie berufliche Entwicklung behindern. Unfähige Vorgesetzte schaffen nicht nur ein unproduktives Arbeitsumfeld, sondern können auch das Vertrauen in das Unternehmen untergraben.

Schlechte Chefs zeichnen sich oft durch mangelnde Kommunikation, fehlende Führungsqualitäten oder eine unfaire Behandlung ihrer Mitarbeiter aus. In solchen Fällen fühlen sich viele Angestellte hilflos und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Doch auch wenn der Wunsch, den unfähigen Chef loszuwerden, verständlich ist, ist es nicht immer einfach, die richtige Lösung zu finden. In diesem Artikel stellen wir daher fünf praxisorientierte Tipps vor, die dabei helfen können, trotz eines schlechten Vorgesetzten die Kontrolle zu behalten und den Arbeitsalltag zu meistern.

Wenn das Team sagt: Der Arsch muss weg!

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Den Boss feuern – das wird tatsächlich in vielen Unternehmen gemacht. Nicht ständig, aber relativ oft. Davon erfährt man bloß selten, weil darüber kaum einer spricht. Doch wenn man wie ich in den Unternehmen vieler Branchen unterwegs ist, kriegt man so was unter der Hand mit.

Da ist zum Beispiel das achtzehnköpfige Vertriebsteam eines Mittelständlers, das irgendwann die Faxen dicke hat und zum Boss vom Boss sagt: »Entweder der oder wir. Wenn Sie unseren Vorgesetzten nicht abberufen, kündigen wir geschlossen.« Das ist mal eine Ansage! Die trauen sich was! Wirklich? Eigentlich nicht. Denn in Zeiten des galoppierenden Fachkräftemangels müssen Mitarbeitende nicht mehr buckeln, sich alles gefallen lassen oder sich gar prostituieren. Mittlerweile können sich viele ihren Job aussuchen. Natürlich nicht alle! Wenn jemand auf Ihren Job angewiesen ist, lasse ich ihn aber auch nicht im Regen stehen.

5 Tipps zum Umgang mit schlechten Chefs

Der Chef vom Chef glaubt zwar nicht, dass eine komplette Abteilung geschlossen kündigen würde, aber er weiß: Wenn auch nur die fünf Höchstleister dieses Teams das Unternehmen verlassen, bricht sein Umsatz um 40 Prozent ein – er kennt ja die personalisierten Umsatzzahlen. Er zögert noch einige Wochen, doch das Team bleibt hart und wiederholt bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit: »Dieser Arsch muss weg!« Also versetzt ihn sein Vorgesetzter schließlich in eine andere Sparte, an einen anderen Standort des Unternehmens.

Tipp 1: Kündigen Sie Ihrem Chef

Geht’s bloß Ihnen so? Oder halten alle oder zumindest die Mehrheit im Team, in Ihrer Abteilung, den Chef für untragbar? Dann bringt das mit guten Gründen und wiederholt beim Chef vom Chef vor: Die Chancen stehen gut, dass er oder sie nach einigen Monaten (straf-) versetzt oder weggelobt wird. Falls Sie mit dem Begriff »Hack« (Englisch, gesprochen: Häck) nicht vertraut sind: Das Internet ist voll von »Life Hacks«, also von tollen Tricks und Kniffen, mit denen man viel schneller und leichter als mit den üblichen, offiziellen Standard-Vorgehensweisen ans Ziel gelangt. Chef-Hacks leisten dasselbe mit unerträglichen Vorgesetzten: Sie schaffen schnell, wirksam und praxiserprobt Abhilfe und Besserung, oft sogar eine nachhaltige Lösung.

In unserem Beispiel ist der Chef vom Chef ein guter Chef. Als der alte Vorgesetzte endlich weg ist, gibt er gegenüber dem Team zu: »Dass das ein Arsch war, hab ich auch gesehen. Aber er brachte seine Zahlen, und ihr habt ja immer gespurt.« Bis sie es nicht mehr taten. So was kriegt ihr nicht hin? Ihr schafft es nicht, geschlossen und glaubhaft mit Kündigung zu drohen? Das macht nichts. Es gibt andere Möglichkeiten, den Chef zu »feuern«: Setz ihn auf die Strafbank. Setz den Chef auf die Strafbank! Bei einem süddeutschen Medienunternehmen sagt ein siebenköpfiges Innendienstteam zum Chef des eigenen Teamleiters: »Zur Teambesprechung bei Ihnen kommen wir nur noch, wenn unser Teamleiter nicht dabei ist. Der hält mit seiner Haarspalterei doch nur das Meeting auf.« Der Abteilungsleiter nimmt das nicht ernst. Bis zum ersten Meeting nach dieser Ansage.

Als die aufrechten Sieben sehen, dass der Teamleiter hereinspaziert, stehen sie geschlossen auf und verlassen den Sitzungsraum (sie hatten diese Möglichkeit einkalkuliert und sich abgesprochen). Seither findet jede Wochenbesprechung ohne den Teamleiter statt. Die Ergebnisse bespricht der Abteilungsleiter danach immer unter vier Augen mit ihm. Für die Dauer des Jour fixe ‒ im Schnitt zwei Stunden ‒ haben die sieben also quasi dem eigenen Chef gekündigt. Dass bei solchen Aufständen die betreffenden Vorgesetzten die Revolte tatsächlich verdient haben, setzen Sie und ich natürlich voraus. Wir würden Chef-Hacks niemals auf gute Chefs anwenden oder auf Chefs, die uns bloß fordern.

Tipp 2: Ins Abseits mit dem blöden Chef!

Sagt dem Chef vom Chef, dass ihr künftig ohne euren Chef zu seinen Besprechungen kommt. Wenn der Chef bei euren eigenen Meetings ebenfalls vorwiegend stört: Besprecht euch vor oder nach den offiziellen Meetings informell ohne ihn. In der Kaffeeküche, im Materiallager, in der hintersten Ecke des Hofes. Gehen Sie einfach!

Bert ist Sachbearbeiter und ein echter Macher. Er arbeitet zur vollen Zufriedenheit seines Vorgesetzten. Was ist der Dank dafür? Natürlich: keiner. Im Gegenteil. Weil Bert alles wegschafft, was ihm sein Chef reinbombt, bombt ihm der Chef ständig noch mehr rein. Selbstverständlich auch üppig an den Wochenenden – was der Chef absolut logisch erklärt: »Wenn der Bert das übers Wochenende bearbeitet, dann ist das immer schon fertig, wenn ich Montagmorgen ins Büro komme: Wir verlieren so keine Zeit!« Was heißt hier »wir«? Und was ist mit Berts Familien-, Wochenend- und Privatzeit, die dabei draufgeht? Interessiert den Chef nicht. Bert arbeitet auf diese Weise seit gut drei Jahren. Also praktisch ohne Familienleben. Er hatte auch mal Freunde. Mit der Betonung auf »hatte«. Denn weil er ständig wegen seiner 24/7-Verfügbarkeit gemeinsame Termine absagen musste, melden sich seine Kumpels nicht mehr bei ihm.

Er ist sozial isoliert, ausgebeutet, frustriert und seines Privatlebens verlustig. Aber er lässt das mit sich machen, weil er es gewohnt ist, und weil es halt schwer ist, aus der Scheiße rauszukommen, wenn man mal drinsteckt. Wie so oft in solchen Fällen kommt ihm ein Aha-Erlebnis zu Hilfe: Ein Schock im Alltag öffnet ihm die Augen. Der Schock kommt, als er zwei Tage vor Weihnachten mit Fieber und Schüttelfrost im Bett liegt und der Chef – per Mail! – noch »was ganz Dringendes« von ihm will, ohne sich auch nur nach seiner Gesundheit zu erkundigen. That’s the straw that broke the camel’s back, sagen die Amerikaner. Das war der letzte Sargnagel. Nach den Feiertagen kündigt Bert. »Für mich«, sagt er, »war das, wie dem Chef endgültig den Stinkefinger zu zeigen. Das tat gut!« Jetzt steht der Chef da. So einen wie Bert kriegt er nie wieder. Bert dagegen hat alles richtig gemacht: Er ist jetzt an einem besseren Ort.

Tipp 3: Gehen Sie einfach!

90 Prozent aller Chefopfer halten zu lange aus. Viele denken: »Aber ich brauche den Job!« Unterzieh diesen Gedanken einem RealityCheck: Wirklich? Diesen einen Job? Sie haben null Chance auf einen anderen oder gar besseren? Hast du’s schon mal ernsthaft mit Bewerbungen probiert? Und Sie wollen diesen Blöd-Boss noch wie viele Jahre aushalten? Im Coaching oder do-it-yourself kommen die meisten nach dieser Überprüfung zum Schluss: Etwas Neues suchen quält nicht halb so schlimm wie dieser Chef … Bert arbeitet jetzt in einem Unternehmen, in dem er – Schockschwerenot! – tatsächlich auch gelegentlich am Wochenende arbeiten muss. Wenn zum Beispiel ganz schnell eine Marktanalyse für eine überraschende Entwicklung erstellt werden muss, die sein Vorgesetzter dann Montag um acht gleich mit dem Vorstand bespricht. Der Unterschied: In diesem Unternehmen jammern die Granden von der Teppichetage nicht nur über den Fachkräftemangel; sie tun etwas dagegen. Sie haben die offizielle Regelung erlassen: »Wer am Wochenende für den Job arbeitet, braucht Montag erst um 13 Uhr ins Büro zu kommen!«

Bert nutzt das. Bert mag das. Sie auch? Aber Sie dürfen das nicht? Wer sagt das? Genauer gefragt: Wer hat es verboten? Das ist der Knüller, nicht? Verboten wird so was nämlich so gut wie nie, weil die meisten Chefs gar nicht darauf kommen. Aber zum Beispiel ich. Ich habe das mein ganzes Berufsleben lang so gemacht. Wann immer ich Wochenend- und daher Familienzeit für die Arbeit aufwenden musste, habe ich meinen Chef – natürlich aus meinem Wochenende in sein Wochenende – angerufen und gesagt: »Die Analyse haben Sie Montag um 8 Uhr auf dem Rechner. Ich komme dann erst am Nachmittag ins Büro. Wenn Sie noch was brauchen, rufen Sie mich an.«

Tipp 4: Machen Sie mal einen kurzen Montag!

Sie haben am Wochenende X Stunden für die Firma geopfert? Dann komm am Montag X Stunden später. Kündige das vorab per Mail an und bieten Sie dem Chef an, dass er Sie telefonisch erreichen kann, wenn er vorher etwas braucht. Selbst wenn der Chef ein Blödmann ist und es verbietet: Sie haben es probiert, sind für sich selbst eingestanden.

Das stärkt Ihr Selbstwertgefühl intensiver als ein Heckspoiler am Auto oder ein Besuch beim Coiffeur. Ich hatte viele Chefs, aber noch keinen, der auf die Ankündigung hin, montags später zu kommen, gesagt hätte: »Was fällt Ihnen ein!« Wenn mich KollegInnen gefragt haben, wie ich es mir leisten könne, nach einem Arbeitswochenende erst am Montagnachmittag im Büro zu erscheinen, hab ich ihnen den Chef-Hack verraten. Einige trauten sich, ihn anzuwenden. Andere nicht. Die sich nicht trauten, waren immer ganz frustriert: »Aber das muss der Chef mir doch von sich aus anbieten!« Muss er nicht. Tut er auch nur in den seltensten Fällen. Ich würde nicht darauf warten.

Tipp 5: Üben Sie den Umgang mit dem Chef

Sie haben Hemmungen, dem Chef zu sagen, dass Sie am Montag später kommen? Das ist normal! Das haben alle. Aber eines hilft bei allem, was neu ist: üben. Vor dem Spiegel. Oder mit dem Partner. Machen Sie ein Rollenspiel: »Chef, wenn ich am Wochenende für die Firma arbeite, dann komme ich Montag später!« So etwas würden Sie nie sagen? Dann verändere die Formulierung so lange, bis sie für Sie – und Sie ganz allein – »passt«. Und trainiere das laute, selbstbewusste Aussprechen so lange, bis die Formulierung Ihnen flüssig und überzeugend über die Lippen kommt. Übung macht den Chef-Hacker.

Wenn Sie den Chef-Hack 5 oft genug anwenden, gewährt der Chef irgendwann schon bei Übergabe der Arbeit und von sich aus den kurzen Montag. Weil Sie ihn dazu erzogen hast. Weil er etwas dazugelernt hat. Können Chefs das überhaupt? Sind schlechte Chefs lernfähig? Kann aus einem notorischen Arsch ein normaler, guter Chef werden? Ja. Ich sage das aus eigener Erfahrung.

Fazit: Gegen jeden schlechten Chef gibt es ein Mittel

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Der Umgang mit einem unfähigen Chef ist ohne Zweifel herausfordernd, doch es gibt Wege, die Situation zu verbessern, ohne sofort auf drastische Maßnahmen zurückzugreifen. Indem man die eigene Kommunikation verbessert, klare Grenzen setzt und gegebenenfalls Unterstützung von Kollegen oder HR in Anspruch nimmt, kann man den Arbeitsalltag erträglicher gestalten und seine eigene Position stärken.

Auch wenn es manchmal verlockend ist, sich einfach von der schlechten Führung zu distanzieren, lohnt es sich, aktiv nach Lösungen zu suchen, um das Beste aus der Situation zu machen. Letztlich ist der richtige Umgang mit einem schlechten Chef nicht nur ein Zeichen von Professionalität, sondern auch eine Chance, wichtige Fähigkeiten wie Konfliktmanagement, Selbstbehauptung und Resilienz weiterzuentwickeln.


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