Jedes Jahre gibt es an Schulen Abschlussprüfungen. Doch wie besteht man diese am besten ohne Angst und Stress? Ein Überblick.

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Technik hilft, Buch bildet!

Eva macht Abitur. Und mittlerweile steht auch fest, was sie danach macht: Gleich nach der Abifeier wird sie für einige Monate nach Neuseeland gehen. Aber erstmal muss sich durchs Abitur – und das heißt pauken, pauken, pauken. Und das in der Regel mit Buch und Papier. Denn obwohl altersmäßig ein echter Digital Native, gehört tatsächlich zu den Leuten, die sich Texte im Internet ausdrucken, weil sie auf dem Papier leichter zu lesen sind. Und sie meckert gelegentlich, weil sie meine Texte viel zu lang findet…

Was ihre Vorliebe für das gedruckte Wort angeht, ist Eva allerdings in bester Gesellschaft: Laut einer Anfang des Jahres vorgestellten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa wünschen sich 84 Prozent der Schüler in Deutschland einen breiteren Einsatz von neuen Medien im Unterricht.

Was Studien zeigen

Die Untersuchung im Auftrag des Hightech-Verbandes BITKOM fördert aber noch eine zweite Kernaussage zutage: 71 Prozent der Schüler sind trotzdem nicht der Ansicht, dass E-Books oder Lernsoftware das Schulbuch adäquat ersetzen können.

Dass Gedrucktes nach wie vor als Basis des Lernens von angehenden Abiturienten am höchsten geschätzt wird, elektronische Medien aber eine sinnvolle Ergänzung sein können, bestätigt auch ein Schülerbefragung am Schulzentrum Carl von Ossietzky in Bremerhaven. Es wird gelesen, viel gelesen, in Büchern und Notizen. Viele Schüler lernen zum Beispiel nach der Methode, die eigenen Notizen sauber gegliedert in Mappeninhalte umzuarbeiten – bei der Umarbeitung bleibt bereits ein Teil des Lernstoffs “hängen”. Das Internet wird vor allem zum Nachschlagen genutzt.

Alte Klausuren als Lernmethode?

Als vor ein paar Jahren Webportale solche Inhalte angeboten haben, entbrannte darum sofort eine heiße Diskussion. “Die schreiben ja nur ab”, lautete die Hauptkritik, das Internet würde regelrecht zum Spicken und Mogeln animieren. Stimmt nicht, meint Oberstudienrätin Eike Hoffmann: “Ich nehme Originalklausuren auch sehr gerne in meinen Unterricht mit hinein. Sie sind authentischer als normale, kürzere Klausuren.”

Der feste Zeitrahmen der Abiturprüfung könne mit alten Klausuren sehr gut erprobt werden. So müssen sich Schüler im Fach Englisch zum Beispiel innerhalb von 30 Minuten zwischen zwei Texten entscheiden – und bei ihrer Entscheidung bleiben, weil die Aufgabenstellungen den Rest der Zeit klar ausfüllen.

Lernen – aber wie?

Eike Hoffmann weist auch auf den wertvollen Vergleich zwischen Original-Abiturprüfungen und “normalen” Klausuren hin. “Schüler haben mit dem Vergleich die Chance, mit eigenen Gliederungen ihrer eigenen alten Klausuren Rückschlüsse zu ihrem Lernstand zu erhalten. Lerndefizite können so gut erkannt und kompensiert werden.” Ihr Tipp für Schüler: “Eigene alte Klausuren unbedingt aufbewahren. Sie helfen bei der Fehleranalyse, vor allem dabei, sich individuelle, typische Fehler bewusst zu machen.”

Schülerin Isabel nutzt alte Abiturprüfungen und Klausuren genau so: “Ich schaue mir die Aufgabenstellung noch einmal an und überprüfe dabei, ob ich diese noch beantworten kann. Wenn nicht, wiederhole ich diesen Themenbereich.” Lernsoftware, Internet oder Handy werden bei ihr und allen anderen befragten Schülern als Ergänzung genutzt. Und, so Mitschülerin Ina: “Auch abiturvorbereitende Bücher spielen bei mir eine große Rolle.”

Digitales Lernen erfordert mehr Eigenverantwortung

Die Beispiele zeigen auch: Unser Bildungssystem muss dringend neu gedacht werden. Weg vom Bulemie-Lernen hin zu echter Wissensvermittlung. Doch wie können bessere Bildungsmethoden aussehen? Klar ist: Im rasanten digitalen Wandel stößt unsere bisherige Bildungsmethodik immer deutlicher an seine Grenzen und das nicht nur wegen seiner veralteten technischen Ausstattung. Noch immer erfolgt Wissensvermittlung vor allem per Frontalunterricht, interaktive Kommunikations-Methoden und Techniken finden kaum Berücksichtigung.

Digitales Lernen, auch Blendet Learning genannt, erfordert ein besonderes Maß an Eigenverantwortung mit der Notwendigkeit sich selbst ganz eigenständig zu organisieren und zu motivieren. Wer online effektiv lernen will, sollte darüber hinaus wissen, wie unser Gehirn im Zusammenspiel mit digitalen Tools funktioniert und worauf beim virtuellen lernen zu achten ist. Wir sollten digitale Tools gezielt nutzen, um die notwendigen Informationen aufzunehmen und so das Wissen nachhaltig zu vermehren.

Hilfe, Prüfungsangst!

Trotz aller Möglichkeiten, sich den Lernnachmittag für das Abitur individuell effizient einzurichten: In einem Punkt bieten alte wie neue Medien keine Geheimtipps – im Kampf gegen die Prüfungsangst. Doch ist die gar nicht so groß bei den Schülern. Die Meinung von Ex-Abiturient Iven John zum Thema Prüfungsangst spiegelt sich in vielen Schülerkommentaren wider: “Ich habe Respekt vor Prüfungen, eine gewisse Unbekannte kann man schließlich nie ausschließen. Aber dabei von Angst zu sprechen und sich das auch noch einzureden, das kann nur unzuträglich sein.”

Lehrerin Eike Hoffmann erinnert sich an ihre Abiturprüfung: “Tricks gegen Prüfungsangst hatte ich eigentlich keine. Ich habe mich lediglich zwischendurch darauf konzentriert, dass alle Anspannung ja auch ein Ende haben wird. Die Aussicht auf die Zeit nach dem Stress hat mir persönlich geholfen.”