Cringe- was bedeutet der Begriff und welche Auswirkungen hat er auf Bewerbungsprozesse?

Cringe - Bedeutung des Jugendwortes bei Bewerbern & wie Unternehmen reagieren

Die Bedeutung von „Cringe“ beeinflusst auch Bewerbungsprozesse

In der heutigen Zeit beeinflusst die Sprache der Jugend nicht nur den Alltag, sondern auch die Unternehmenskommunikation und die Art und Weise, wie Bewerbungen wahrgenommen werden. Ein Begriff, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist „Cringe“.

Jugendworte wie „Cringe“ haben nämlich deutlich mehr Einfluss auf unsere Gesellschaft als viele glauben. Und das zeigt sich besonders im Kontext von Bewerbungen, da hier junge Menschen ungefiltet auf etablierte Unternehmen treffen. Und es ist spannend zu sehen, wie eben diese Unternehmen auf die Entwicklung reagieren.

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Da zeigt sich nämlich schnell: Arbeitgeber und Bewerber haben oft unterschiedlichen Vorstellungen. So sollen Bewerber selbstbewusst und authentisch sein – aber bitte nicht zu sehr. Doch wie sollten Personaler reagieren, wenn genau dieser Fall eintritt?

Ich möchte an dieser Stelle ein älteres, aber immer noch sehr spannendes und passendes Beispiel aufgreifen, das einfach zu schön ist, um es in der Versenkung verschwinden zu lassen: Ein Bewerbungsgespräch-Video bei Springer, in dem ein Bewerber in seiner Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Er telefoniert, ignoriert die wartenden Personaler und haut ihnen am Ende noch ein eigenes Konzept mit militärischem Tonfall um die Ohren.

Das Konzept zählt: Wie Bewerber mit Qualität überzeugen

Man ist im ersten Moment geneigt, das ganze als witzige, aber nicht ernst gemeint Werbung abzutun. Allerdings verfügt der Bewerber über gleich drei entscheidende Qualitäten:

  1. Er ist sehr selbstbewusst und alleine schon daher unglaublich überzeugend.
  2. Und er beherzigt eine alte Regel: Er zeigt den Herren und der Dame erstmal die kalte Schulter, was sie sichtlich irritiert. Doch Vorsicht, nicht wenige Menschen springen auf Desinteresse geradezu an.
  3. Schließlich hat er auch noch gleich ein fertiges Konzept in der Tasche, was seine Kompetenzen untermalt. Sprich: Er weiß was er will.

Und es stellt sich die Frage: Wie selbstbewusst dürfen Bewerber sein? Und würde jeder Bewerber, der sich so benimmt, achtkantig wieder zur Tür rausfliegen – oder nicht?

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Ich gebe zu, natürlich ist so ein Benehmen in einer realen Jobinterview-Situation übertrieben. Dennoch lädt das doch mal zu einem interessanten Gedankenspiel ein – auch im Hinblick auf den zukünftig möglicherweise drohenden Fachkräftemangel: Was passiert, wenn Bewerber den Spieß einfach umdrehen?

Employer Branding und Fachkräftemangel stellt Unternehmen vor die Frage: Was passiert, wenn ein Bewerber im Vorstellungsgespräch sehr selbstbewusst auftritt? Ist das kreativ und realistisch? Und was passiert, wenn man, egal bei welchem Unternehmen, tatsächlich so im Vorstellungsgespräch auftritt? Will das mal jemand ausprobieren und dann darüber berichten? Stelle ich mir interessant vor.

Einschränkend muss gesagt werden: Bei Springer suchte man seinerzeit indes keine Arbeitnehmer sondern junge Unternehmer, sogenannte Media Entepreneurs – das macht den Auftritt im Video logischer. Vielleicht hat man tatsächlich erkannt, dass man ohne wirklich kreative Köpfe nicht zukunftsfähig ist?

Cringe Bewerber – das kommt auf Unternehmen zu

Doch zurück zum Begriff „Cringe“: Was bedeutet der eigentlich? Es ist ein anglizistischer Begriff, der oft verwendet wird, um eine peinliche oder unangenehme Situation zu beschreiben. In der Jugendsprache wird „cringe“ häufig verwendet, um Verhaltensweisen oder Äußerungen zu kennzeichnen, die als unangemessen, übertrieben oder unangebracht empfunden werden. Diese Abneigung gegen das „Cringe“ ist nicht nur auf individuelle Empfindungen beschränkt, sondern spiegelt auch gesellschaftliche Trends wider. Bei Bewerbern kann die Verwendung des Begriffs „Cringe“ auf unterschiedliche Weisen zum Tragen kommen:

  1. Selbstwahrnehmung: Junge Menschen, die sich in der Bewerbungsphase befinden, sind oft sehr sensibilisiert für den Eindruck, den sie hinterlassen. Sie wollen vermeiden, als „cringe“ wahrgenommen zu werden, und achten deshalb besonders darauf, wie sie sich ausdrücken und präsentieren.
  2. Bewerbungsunterlagen: In Lebensläufen und Anschreiben könnte die Verwendung von jugendlichen Ausdrücken, die als „cringe“ empfunden werden, zu einem negativen Eindruck führen. Bewerber sind sich bewusst, dass sie sich in einem professionellen Umfeld bewegen und möglicherweise auf altehrwürdige Unternehmensstrukturen stoßen, die unkonventionelle Ausdrucksweisen ablehnen.
  3. Social Media und Online-Präsenz: Viele junge Bewerber sind in sozialen Netzwerken aktiv und nutzen diese Plattformen, um sich darzustellen. Inhalte, die als „cringe“ empfunden werden, können in der Online-Reputation der Bewerber eine Rolle spielen. Unternehmen recherchieren häufig die Social-Media-Präsenz von Bewerbern, was dazu führt, dass die Bewerber sich ihrer Online-Darstellung bewusst sind.

So könnten Unternehmen kreativ auf die jungen Bewerber eingehen

Als Unternehmen könnte man nun ebenso kreativ-selbstbewusst zurückschlagen. Wie etwa Jung von Matt vor einiger Zeit. Die machen nicht nur immer wieder mit geschmackloser Werbung, etwa beim Castor-Transport, von sich reden. Sondern sie machen in diesem Beispiel auch Werbung in eigener Sache. Personalmarketing, um genauer zu sein. Denn die Werbeagentur suchte damals Verstärkung in der Art Direktion.

Wo andere Facebook-Seiten gestalten oder ein bisschen Twittern, sind die Werber bewusst einen ganz anderen Weg gegangen: Sie haben 15 Fotografen gebeten, ihnen zu helfen. Denn Fotografen reichen ihre Arbeiten regelmäßig in Kreativbüros herum. Die Mappen werden da von  den Art Direktoren durchgeblättert. Und so finden sie nun in den Fotos der besagten 15 Helfer-Fotografen kleine Hinweise auf die Jobangebote bei Jung von Matt.  Zielgruppenspezifische Ansprache eben!

Wie dürfte wohl die Konkurrenz reagieren, wenn Jung von Matt ihnen solcherart die Mitarbeiter ausspannt? Was so nett als trojanisches Recruiting umschrieben wird, ist in Wirklichkeit eine dreiste Abwerbe an der Grenze zum unlauteren Wettbewerb. Und auch wenn das seinerzeit nicht passiert ist: So eine Aktion könnte für Unternehmen, die diese Idee aufgreifen wollen, kräftig nach hinten losgehen – für Jung von Matt ebenso wie die beteiligten Fotografen und die Art Direktoren.

Wie Unternehmen wirklich reagieren müssen

Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, eine Balance zwischen dem Verständnis für jugendliche Sprache und den Anforderungen einer professionellen Kommunikation zu finden. Hier sind einige Ansätze, wie Unternehmen auf die Verwendung des Begriffs „Cringe“ und die damit verbundenen Herausforderungen reagieren können:

  1. Schulungen und Sensibilisierung: Unternehmen bieten oft Schulungen für Personalverantwortliche und Führungskräfte an, um das Verständnis für die Jugendsprache und die damit verbundenen kulturellen Nuancen zu fördern. Diese Schulungen helfen, Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis für die Sichtweise der jungen Generation zu entwickeln.
  2. Offene Unternehmenskultur: Unternehmen, die eine offene und inklusive Kultur fördern, sind besser in der Lage, jugendliche Bewerber anzusprechen. Indem sie ein Umfeld schaffen, in dem unterschiedliche Ausdrucksweisen akzeptiert werden, können sie die Barrieren zwischen Generationen verringern.
  3. Feedback und Kommunikation: Unternehmen können auf Bewerberfeedback reagieren, indem sie ihre Kommunikationsstrategien anpassen. Wenn Bewerber Bedenken bezüglich der Wahrnehmung ihrer Bewerbungsunterlagen haben, können Unternehmen klare Richtlinien für die Bewerbung entwickeln, die den Ton und die Ausdrucksweise erläutern.
  4. Nutzung von Social Media: Viele Unternehmen nutzen soziale Medien, um junge Talente zu gewinnen. Sie verwenden oft einen jugendlichen, lockeren Ton, der die Sprache der Zielgruppe anspricht. Diese Ansätze helfen dabei, eine Verbindung zu jüngeren Bewerbern herzustellen und gleichzeitig den Begriff „Cringe“ in einen positiven Kontext zu setzen.
  5. Berücksichtigung von Diversität: Bei der Bewertung von Bewerbungen können Unternehmen auch Diversität und kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Die Akzeptanz verschiedener Kommunikationsstile kann dazu beitragen, das Unternehmensimage zu verbessern und ein breiteres Spektrum von Talenten anzusprechen.

Fazit: Wie Jugendsprache Bewerbungsprozesse verändert

Der Begriff „Cringe“ hat in der heutigen Jugendsprache eine bedeutende Rolle eingenommen, die auch die Art und Weise beeinflusst, wie junge Menschen sich bewerben und wahrgenommen werden. Unternehmen, die auf diese Entwicklungen reagieren, indem sie eine offene und inklusive Kultur fördern und ihre Kommunikationsstrategien anpassen, können nicht nur das Interesse junger Talente wecken, sondern auch die gesamte Unternehmenskultur positiv beeinflussen.

In einer Zeit, in der der Wettbewerb um die besten Talente intensiver denn je ist, können Unternehmen, die den Dialog zwischen verschiedenen Generationen fördern und die Bedeutung von Sprache in der Berufswelt verstehen, letztlich erfolgreicher sein. Ein wertschätzender Umgang mit den sprachlichen Ausdrucksformen der Jugend kann nicht nur zu einem besseren Verständnis, sondern auch zu einer stärkeren Identifikation der jungen Mitarbeiter mit dem Unternehmen führen.


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