Pressestimmen zur Podiumsdiskussion
In der Märzausgabe 2010 berichteten die Mitteilungshefte des Deutschen Romanistenverbandes auf S. 13 im “Geleitwort zum Bonner Romanistentag ‘Romanistik – Beruf und Berufung’ ” von Prof. Dr. Paul Geyer über den Auftritt bei der Podiumsdiskussion mit Dr. Monika Wulf-Mathies.
Effizienter denken
Berufseinsteiger, die frisch von der Uni kommen, müssen häufig erstmal ein paar Ideale über Bord werfen, wenn Sie im Arbeitsleben Fuß fassen wollen.
So stellte ein Teilnehmerin in der von mir moderierten XING-Gruppe “Geisteswissenschaftler in der Wirtschaft” unlängst fest:
Scheinbar muss ich wirklich daran arbeiten “effizienter” zu denken – auch wenn ich finde, dass dabei viel Idealismus verloren geht.
Effizient und idealistisch?
Mein Co-Moderator Oliver Krone hat darauf eine sehr schöne Antwort gegeben, die einige wesentliche Aspekte kurz auf den Punkt bringt, die sich aber auch auf andere Berufseinsteiger übertragen lässt. Sie zeigt, warum, der Verlust von Idealen nicht zwangsläufig im Frust enden muss.
Das ist, so glaube ich, eines der grossen Vorurteile, dass Geisteswissenschaftler(edit: kurz GeWis) gegenüber der Wirtschaft haben. Effizient zu denken und trotzdem den Idealismus zu behalten, ist ein Prozess den GeWis in ihrem ersten Jahre im Beruf durchlaufen. Dabei sagt doch gar keiner, dass GeWi nicht auch einen eigenen Begriff von Effiziens mitbringen. Dieser allerdings betrachtet nicht nur den ökonomischen Aufwand gegen den damit verbundenen Gewinn, sonder bezieht auch oft die sozialen Kosten ein die eine Entscheidung nach sich zieht. Und das sind antizipierte Kosten, die sie im Laufe der Zeit einzuschätzen lernen, um die aber keiner so unbedingt umher kommt. Auf die Dauer kommt mit dieser Denke Ihr Idealismus viel besser raus, wenn er auch in “ökonomischen Begriffen” versteckt ist. Sehen Sie es positiv: Denn Sie werden damit weniger verwundbar, und die Arbeit kann trotzdem Spass machen.
Die Diskutanten waren:
Die Diskussion fand statt am 30.09.2009 anlässlich des Deutschen Romanistentags – und zwar um 11 Uhr in der Aula der Universität Bonn. Es diskutieren:
- Dr. Monika Wulf-Mathies studierte Geschichte, Germanistik und Volkswirtschaft in Hamburg und Freiburg. Seit 2001 ist sie bei der Deutschen Post DHL, zunächst als Leiterin des Zentralbereichs “Politik und Nachhaltigkeit”, sei 2009 als Beraterin des Vorstands. Nach ihrer Promotion 1968 in Hamburg war Wulf-Mathies zunächst Hilfsreferentin im Bundesministerium für Wirtschaft, dann im Bundeskanzleramt u.a. Leiterin des Referats Sozial- und Gesellschaftspolitik. 1976 wurde sie in den Vorstand der Gewerkschaft ÖTV gewählt, 1982 wurde sie Vorsitzende. 1994-1999 war sie Mitglied der Europäischen Kommission, danach war sie bis 2000 europapolitische Beraterin von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wie hat Sie es geschafft, als Frau und Geisteswissenschaftlerin so erfolgreich zu sein?
- Andrea Frank ist Programmleiterin beim Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und in dieser Funktion unter anderem verantwortlich für den Bereich “Weiterentwicklung der Career Services an Hochschulen”. Sie hat Regionalwissenschaften Nordamerika in Bonn studiert.
- Juana Juan-Banner ist Alumni-Koordinatorin der Universität Bonn. Sie hat in Bonn Iberoromanische Philologie, Anglistik und Amerikanistik studiert.
- Und ich, Journalistin und Buchautorin, die Geschichte und Italienisch in Heidelberg, Siena und Bonn studiert hat.
Ich freue mich natürlich über interessierte Zuhörer. Für alle anderen wird die Veranstaltung auf Video aufgezeichnet und – wie ich hoffe – dann auch online verfügbar gemacht. Mehr dazu an dieser Stelle.
Interview mit Monika Wulf-Mathies
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Liebe Frau Janson, ich hoffe, Sie erinnern sich noch an unser Gespräch nach der Veranstaltung. Nochmal vielen Dank für Ihre kompetente Ermutigung. Allein die Tatsache zu sehen, dass heute erfolgreiche Geisteswissenschaftler nach Abschluss ihres Studiums erstmal genauso orientierungslos waren wie ich jetzt, hat mich aufgebaut.Sie haben ja in gewisser Weise vom Journalismus abgeraten, dennoch interessiert mich die Branche (ich habe übrigens einen Magisterabschluss in Komparatistik, Spanisch und Französisch). Im Moment suche ich eine Einstiegsmöglichkeit und nehme an, dass es auf ein Praktikum hinauslaufen wird. Können Sie das bestätigen? Und wenn ja, welche Praktika sind dafür am geeignetsten? Ich habe beispielsweise an ein Lokalradio gedacht. Desweiteren interessiert mich die Möglichkeit der Selbstständigkeit (freie Mitarbeit, Übersetzen, usw.). Inwieweit ist das als Berufseinsteiger sinnvoll? Vielen Dank für Ihre Mühe! Herzliche Grüße, Anke
Liebe Anke,
ich hatte Sie schon erwartet. Leider habe ich jetzt auch etwas länger
gebraucht für die Antwort, aber da sie etwas ausführlicher wird…
Vorweg eine wirklich gute Anlaufadresse: http://www.jungejournalisten.de
Das Netzwerk hat mir, durch persönliche Kontakte bei den
Jahrestreffen, sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Man muss sich
allerdings persönlich bewerben und dafür schon was in dem Bereich
gemacht haben. Es gibt auch ein Mentorenprogramm.
Falls man gar keine Ahnung hat, was man machen will: [http://www.lifeworkplanning.de]
nie selbst ausprobiert, aber viel gutes darüber gehört.
Es gibt auch ein Buch dazu:
Durchstarten zum Traumjob: Das ultimative Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger
Ich fange mal mit den negativen und demotivierenden Sachen an:
Es ist sicherlich ein schöner und interessanter Beruf. Allerdings
sind derzeit tiefgreifende Änderungen im Gange, die durch das Internet
bedingt sind. Sprich: Den Verlagen und Medienanbietern, auch den
großen, brechen die Einnahmen weg, da Werbekunden abspringen und viel
Kunden nicht bereit sind, für Inhalte im Internet zu bezahlen (weil es
jeder gewohnt ist, alles konstelos zu konsumieren.)
Daraus ergibt sich ein tiefgreifender struktureller Wandel, auf den
vor allem die Deutschen Medien noch nicht wirklich wissen, wie man
darauf reagieren kann.
Und auch das Berufsbild des einzelnen (freien) Journalisten ist im
Wandel: Man sitzt eben nicht in Ruhe da uns schreibt seine Artikel für
den nächsten Tag (so wie ich mir das früher vorgestellt habe) sondern
muss sehr schnell Content liefern (Internet will topaktuelle News), der
zunehmend billig bis umsonst bereit gestellt werden muss.
Ich kenne auch Redakteure, die den Beruf auch deshalb gut fanden,
weil sie da spät morgens anfangen können – und jetzt morgens um 6 zum
Frühdienst müssen. Außerdem werden klassische Medien immer mehr durch
andere Medien-Anbieter (z.B. Soziale Netzwerke, Twitter usw.) abgelöst.
Man darf gespannt sein, was sich da noch entwickelt.
Wie neue Geschäftsmodelle im Internet funktionieren können, darüber gibt es ein paar interessante Bücher: [https://berufebilder.de]
Gerade frisch gefunden und selbst noch nicht gesehen: [http://www.elektrischer-reporter.de]
Von freien Journalisten wird daher zunehmend erwartet, dass sie
sich nicht nur mit einem Medium auskennen, sondern schreiben, Videos
und Podcasts machen usw. können. Sprich, die klassische Aufteilung
verschwindet immer mehr. Ich habe Kollegen, die prognostizieren, dass
TV und Radio in 10-15 Jahren tot sind. Schon jetzt heißt es ja
angeblich, dass gerade jüngere Leute ja vor allem das Internet nutzen.
Tipps für Freie und Infos darüber, was in der Branche so aus Sicht der Freien los ist, bietet [http://www.freischreiber.de]
Wenn Sie sich über die rechtlichen Grundlagen für die Selbständigkeit informieren wollen: [http://www.mediafon.net]
Jetzt der positive Teil – Tipps:
Dennoch glaube ich, es gibt Möglichkeiten. Wenn man sich als Autor
fachlich auf bestimmte Themen – die nicht alle können – spezialisiert
und so aus der Masse heraussticht. Wenn man sich ein Renommee schafft.
Das allerdings braucht Zeit. Oder wenn man eigene Ideen entwickelt,
eigene Blogs, Videoprojekte usw. Das Internet bietet da vielfältige
Möglichkeiten. Man braucht aber auch hier einen langen Atem.
Und es gehört auch Selbstbewusstsein dazu – siehe auch das Interview mit Monika Wulf-Mathies in meinem Blog: [https://berufebilder.de]
Dementsprechend: Warum Lokalsender? Wenn Sie schon erfahrungen
haben: Warum nicht weiter oben versuchen einzusteigen – mit so guten
Sprachkenntnissen z.B. bei der Deutschen Welle? Dort dann ins
Volontariat übernommen zu werden ist allerdings sehr schwierig. Oder
warum es, vielleicht nach 1-2 Praktika, nicht gleich auf der
Journalistenschule versuchen. Dort liegt die Altersgrenze bei 27! Ich
kenne zwei Frauen, die, allerdings nachdem sie schon vorher ein paar
Jahre frei gearbeitet haben, es dann einfach mal versucht haben und
beide auf der Henri-Nannen-Schule genommen wurden. Und es beide nicht
geglaubt haben.
Warum nicht erstmal was ganz anderes ausprobieren? Eine andere,
spanische Bekannte hat, mit Abschlüssen in Deutsch, Englisch, Spanisch,
3 Jahre als Aktienbrokerin in London gearbeitet. Ihre Qualifikation
waren die 3 Sprachen, alles andere Learning on the Job. Danach ist sie
allerdings lieber Übersetzerin auf Gran Canaria geworden :-)
Generell finde ich es wichtig, gerade als Geisteswissenschaftler,
nicht in seinem eigenen Saft zu schmoren, sondern auch Erfahrungen mit
Menschen zu machen, die ganz anders Ticken… auch wenn es manchmal weh
tut, lernt man doch einiges dabei.
Apropos: Übersetzen können sie natürlich immer. Man kann sich z.B. bei [http://www.proz.com]
eintrag. Oder sich direkt bei Übersetzungsfirmen bewerben. Einziges
Problem: Man ist ja für Übersetzungsfehler voll haftbar. Und da es sich
in der Regel um technische Übersetzungen handelt, kann das teuer
werden.. mir ist zwar kein einziger Fall diesbezüglich bekannt, aber
ich sags mal lieber.
Eine andere Möglichkeit auf Zeit: Sprachkurse. Auf Dauer ist das
jedoch keine Lösung, wie man an diesem, zugegebn extra-krass
geschilderten Beispiel sieht: [https://berufebilder.de]
Dennoch habe ich mit Bildungsinstitutionen auch so meine
Erfahrungen…. dazu gibt es auch ein interessantes Buch, zu dem ich
hier einen Artikel geschrieben habe:
[https://berufebilder.de]
So, ich hoffe, Ihnen etwas weitergeholfen und sie nicht vollends abgeschreckt zu haben.
Sie sehen, es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Man muss sich dabei
leider auch immer entscheiden, das ist, wie Frau Wulf-Mathies so
treffend sagte, mit Risiken verbunden, erfordert Selbstbewusstsein und
Willensstärke. Weil man nur dann auch andere von sich überzeugen kann,
wenn man selbst überzeugt ist.
Gruß und viel Glück
Simone Janson