Immer wieder heftig diskutiert wird die Frauenquote in Führungspositionen. Wie können sich Frauen besser durchsetzen? Und wo müssen Unternehmen ansetzen? Tipps u.a. von einer Ex-Staatschefin, der Fußballbundestrainerin und einer Google-Managerin.

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Frauen und Karriere: Was die Ex-Staatschefin rät

In Deutschland schlagen die Diskussionen um Themen wie Frauenquote, Eltern- und Betreuungsgeld immer wieder hohe Wellen. Kaum vorstellbar scheint für viele zu sein, dass erfolgreiche Karrierefrauen auch erfolgreiche Mütter sein können. Eine ehemalige Staatschefin, zwei Top-Managerinnen und eine Unternehmerin erzählen.

Die isländische Staatschefin Vigdis Finnbogadóttir wurde 1980 als weltweit erste Frau demokratisch in ihr Amt gewählt – und war alleinerziehende Mutter. Ihre schlichte Lösung für das Vereinbarkeitsdilemma: Sich Hilfe suchen. Und sie sagt: “Frauen müssen sich mehr zutrauen!” Denn laut Finnbogadóttir befürchten Frauen aus Mangel an Selbstvertrauen häufig, das Hilfe-Suchen werde ihnen als Schwäche ausgelegt. Oder sie haben Angst, Aufgaben an andere zu übertragen, die den Job dann nicht genauso gut machen. Oder umgekehrt: Sie möchten zeigen, dass es nicht ohne sie geht. Gleichzeitig assoziieren viele Frauen Macht negativ.

Frauen fehlt oft das Selbstvertrauen

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In fehlendem Selbstvertrauen sieht auch Fußballbundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg den größten Hemmschuh vieler Frauen: “Wenn eine Spielerin dreimal einen Pass vergeigt, habe ich hinterher richtig Arbeit, sie wieder zu motivieren. Männer machen da einfach weiter.” Als 12-Jährige entdeckte Voss-Tecklenburg Anfang der 1980er-Jahre ihre Leidenschaft für den Fußball, später bestritt sie als Nationalspielerin 125 Länderspiele, wurde 1995 mit dem deutschen Team WM-Zweite und insgesamt viermal Europameisterin. Daher kennt sie die Situation sich durchsetzen zu müssen, noch dazu in einer Männerdomäne. Denn nach ihrer aktiven Zeit war sie fast 20 Jahre als Fußballtrainerin, auch von Männerteams.

“Ich erinnere mich an Trainerausbildungen, in den ich als junge Frau älteren, gestandenen Trainern etwas beibringen sollte. Da hat man ohne entsprechendes Auftreten und Wissen keine Chance”, sagt die Fußballerin, die zuletzt als Trainerin der Schweizer Nationalmannschaft brillierte, die sich unter ihrer Führung zum ersten Mal in ihrer Geschichte für die Frauen-Fußballweltmeisterschaft (2015) qualifizieren konnte. Im November 2018 wurde sie vom DFB als Bundestrainerin für die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft verpflichtet.

Sich Freiräume und Respekt schaffen

Dass es wichtig ist, sich Respekt zu erarbeiten, bestätigt auch Krystel Blondeau. Sie ist als Generaldirektorin von Logis, Europas größter Hotel-Kooperation, nicht nur für 2600 Hotels zuständig ist, sondern kümmert sich zu Hause auch um sechs Kinder. Ihr Erfolgsgeheimnis: “Ich habe immer vollen Einsatz gegeben, weil ich meine Arbeit gerne gemacht habe”, erklärt sie. “Dadurch habe ich Respekt und Entscheidungsspielräume gewonnen.” Gleichzeitig sind ihre Kinder wie selbstverständlich in den Tagesablauf integriert – das zeigt sich auch darin, dass Blondeau auch während der Arbeit ständig mit ihren Kindern kommuniziert: “Ich möchte keinen Tag ohne meine Kinder verbringen, aber es ist auch wichtig, dass sie von klein auf zum Beispiel im Kindergarten mit Altersgenossen zusammen waren”, sagt sie.

Sich Freiräume schaffen ist auch das Erfolgsgeheimnis von Fionnuala Meehan, Sales-Direktorin von Google Irland. Jeden Tag ist nach 8 Stunden um 16 oder spätestens 17 Uhr Feierabend: Das Abendessen mit ihrem Mann und den drei Kindern gehören zu ihren festen täglichen Ritualen. Arbeit nimmt sie nur sehr selten mit nach Hause, höchstens erledigt sie noch Telefonate von daheim. Und sie schläft selten weniger als sieben Stunden pro Nacht. Ihr Rezept: Sie hat Prioritäten gesetzt und sich so entschieden. “Die Kollegen akzeptieren das, weil ich es ihnen auch genau so klar kommuniziere. Denn nur wenn ich abschalte, kann ich mich im Büro auch voll auf die Arbeit konzentrieren”, sagt Meehan.

Frauenfreundlichen Strukturen in Unternehmen schaffen

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Die Südtiroler Unternehmerin Elisabeth Tocca setzt in Bozen hat sich selbständig gemacht, um sich genau diese Freiräume zu schaffen: Gut 20 Jahre arbeitete Bozenerin bei Südtiroler Unternehmen wie Dr. Schär oder Salewa im Marketing, Anfang dieses Jahres stieg sie aus, um mit einem eigenen Unternehmen namens CORA happywear ihr eigenes Ding zu machen, nämlich Öko-Mode für Kinder. “Mir hat meine Arbeit schon gut gefallen”, sagt sie. “Aber dann war da dieser Wunsch, etwas zu machen das ganz mir gehört.” Verkauft werden soll die Kleidung als Social Selling von Frauen im informellen Rahmen an andere Frauen.

Die Unternehmerin will damit auch anderen Müttern ermöglichen, sich selbständig zu machen. “Wenn man Frauen Freiheit und Flexibilität gibt, lässt sich vieles bewegen”, sagt Tocca, die ihre eigene Freiheit gerne Nutzt um morgens noch vor Sonnenaufgang auf dem Berg Inspirationen für den Tag zu sammeln. Ermutigt wurde sie von Ehemann, Bruder und Freunden. Überhaupt ist für die Gründerin ihr stabiles Netzwerk vor Ort sehr wichtig: “Mein Umfeld gibt mir die Kraft und Wärme, jeden Tag mit Energie wieder in den Kampf zu gehen”, sagt sie.

Konkrete Maßnahmen zur Frauenförderung

Das zeigt, dass auch Unternehmen konkret etwas tun können, um weibliche Mitarbeiter zu unterstützen. Studien verdeutlichen ja, dass gemischte Teams motivierter, kreativer und leistungsstärker sind und ein besseres Verständnis z.B. für Kundenbedürfnisse haben. Frauenförderung sollte also bei vielen Unternehmen Priorität haben und tatsächlich findet man vielerorts entsprechende Maßnahmenkataloge.

Dass es dann oft bei reinen Lippenbekenntnissen bleibt, hängt damit zusammen, dass Frauen bei Jobsuche und Karriere oft an ganz konkreten Problemen scheitern, die sich eben nicht schnell mal mit Maßnahmen ausbügeln lassen: An Stereotypen oder der Unconscious Bias etwa, unbewussten Vorurteilen, dass ihnen eine bestimmte Aufgabe nicht zugetraut wird oder der eigenen Bescheidenheit, die verhindert, dass frau auf ihre Erfolge hinweist. Aber auch an strukturellen Schwierigkeiten wie familienunfreundlichen Arbeitszeiten oder schlicht dem falschen Studienfach, z.B. weil Frauen in MINT-Fächern nach wie vor unterrepräsentiert sind.

Mentoring oder Eltern-Kind-Büros: Welche Maßnahmen helfen Frauen wirklich?

Genau deshalb ist der Ansatz des Dortmunder IT-Dienstleisters adesso so interessant: Das Unternehmen, das sich mit Beratung und individueller Softwareentwicklung auf die Kerngeschäftsprozesse von Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen fokussiert hat, verfügt bislang über einen Frauenanteil von 16 Prozent unter seinen Software Ingeneuren und IT-Consultants, will diesen aber kontinuierlich steigern.

Die geplanten Maßnahmen reichen von Schulpatenschaften und direkter Zielgruppenkommunikation an Universitäten und auf Messen über Unternehmensführungen für Studentinnen, firmeninterne Mentorinnen-Programme und Frauennetzwerke bis hin zu familienfreundlichen Einzelmaßnahmen. Dazu gehören unter anderem das Angebot von Eltern-Kind-Büros an den adesso-Standorten, der Anspruch auf „Regio-Teilzeit“ inklusive Wegfall der Reisetätigkeit und das verlängerte Kinderkrankengeld. Quotenregelungen seien hingegen nicht zielführend, findet adesso-Gründer und Aufsichtsrat Prof. Dr. Volker Gruhn. Vielleicht auch dass der Grund, warum der Frauenanteil auch im Vorstand von adesso bislang überschaubar ist.

Fazit: Erfolg zeigt sich erst rückblickend

Vor allem die “Regio-Teilzeit” finde ich jedoch beachtlich, da IT-Berater in der Regel ja sehr mobil und reisefreudig sein müssen, was mit der Familienplanung kollidiert – und das Unternehmen hier wirtschaftliche Einbußen in Kauf nimmt. Darüber hinaus bietet adesso auch interme Weiterbildungen für Quereinsteiger, adressiert mit seiner Intiative abet dennoch vor alle Informatikerinnen bzw. versucht junge Frauen dafür zu begeistern.

Wie diese Beispiele zeigen, gibt es sehr erfolgreich Frauenkarrieren, die jedoch in vielem Fällen noch etwas Förderung vertragen. Denn am Ende werden sich auch Unternehmen wie adesso daran messen lassen müssen, wie erfolgreich sie ihre Vorhaben umsetzen konnten.


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