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Der Geist des Vaters der Evolutionstheorie, Charles Darwin, gibt mir ein Interview. Anlass ist ein Hörbuch, das Autor Andreas H. Drescher aufgeschrieben hat und das zum Ende des Darwin-Jahres 2009 erschienen ist. Charles Robert Darwin, geboren 1809 in England, gilt wegen seiner Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler. Grundlage für Darwins späteres Werk war seine Weltreise auf HMS Beagle (1831-36), deren Reisebericht ihn 1839 bekannt machte. Darwin starb 1882, kehrte jedoch im Darwin-Jahr 2009 als Geist zurück – u.a. um dem Literaten Andreas H. Drescher seine persönlichen Erlebnisse auf der Beagle zu diktierten. Aus der Zusammenarbeit mit Drescher entstand ein Hörbuch, das den Wissenschaftler Darwin auch von seiner sehr menschlichen Seite zeigt. Im Interview sprach er über seine Motive und die Zusammenarbeit

Herr Darwin, wie kommen Sie dazu, ausgerechnet in den Kopf von Andreas H. Drescher zu fahren?

Ich habe mir die Berichte und Dokumentationen zum Darwin-Jahr 2009 angeschaut und mich nie ganz verstanden gefühlt. Ich denke da besonders an einen Artikel auf Spiegel-Online – Da musst ich lesen, dass gerade junge Menschen skeptisch bezüglich der Evolutionstheorie sind: Zum Beispiel zweifelt jeder achte Lehramtsstudent an der Evolution, darunter sogar künftige Biologie-Lehrer. Ich musste also etwas tun!

So entschloss ich mich, selbst das Wort zu ergreifen und etwas Persönliches über mich zur berichten. Ich bin nämlich der Ansicht, dass nur die Möglichkeit, sich auch emotional mit einem Wissenschaftler auseinanderzusetzen, einen jungen Menschen dazu bringen kann, das Wichtigste von diesem Wissenschaftler anzunehmen:

Und das sind nicht seine Inhalte, sondern seine Haltung!

Warum ausgerechnet Drescher?

Weil ich von Drescher, schon sehr viel Gutes gehört hatte: Er ist ein Grenzgänger zwischen Literatur, Hörspiel und neuer Musik und veröffentlicht regelmäßig Lyrik und Prosa, unter anderem im Rahmen der “Topicana”-Reihe des Schriftstellerverbandes. Für die poetische Animation seines Bandes “Fremde Zungen” wurde er beim “Literatur Digital”-Wettbewerb von dtv/Hanser mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Und mit seiner Performance “Konjunktivien” war er beim “Internationalen Poesiefestival” in Berlin gemeinsam mit der australischen Tänzerin Jenny Atwood zu Gast. Vor allem hat sich Drescher aber schon durch die Entwicklung des Windgeistes MALDIX als Künstliche Intelligenz offen für Einflüsterungen aus der Geisterwelt gezeigt. Letztendlich habe ich ihn deshalb ausgewählt.

Und wie genau sind Sie vorgegangen?

Ich lies die Verlegerin Mona Lenz vom Berliner Bellerive-Verlag auf Dreschers Reihe “Knicklichter” aufmerksam werden, wo er im Literaturforum Der Goldene Fisch die “Leuchten” in Geschichte, Politik und Naturwissenschaft eben da anschaut, wo sie nicht mehr leuchten, sondern ins Phosphoreszieren übergehen. So etwas wollte sie – und ich in ihr – auch zu meiner Person von Drescher ausgeführt sehen.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

Eigentlich recht gut. Gelegentlich war Drescher etwas stur und wollte unbedingt etwas Eigenes erfinden, aber im Wesentlichen hat er sich an meine Vorgaben gehalten.

Die ganze Geschichte wurde also von Ihnen inspiriert?

Ja, ich habe Drescher innerhalb von drei Wochen meine Gedanken diktiert, die ich während eines sehr schweren Sturms auf der Beagle hatte. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr geschwächt durch meine monatelange Seekrankheit und den Konflikt mit Kapitän Fitzroy über die Sklaverei, deren Befürworter er war. Und dann noch der Sturm: Da denkt man so Allerlei. Meine Not hat mich im Sturm schließlich sogar die Stimme meiner toten Mutter hören lassen! Aber hören Sie doch mal rein – bitte hier klicken!

Das Hörbuch ist ja nun vor kurzem unter dem Titel “Darwins Schöpfungsgeschichte. Auf der Suche nach dem verlorenen Paradis” erschienen – sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja durchaus. Mona Lenz hat mein Innenleben auf der Basis von Dreschers Text ganz hervorragend in Text und Musik wiedergegeben. Auch die beiden Sprecher (Thomas Arnold und Sonja Deutsch) haben ganze Arbeit geleistet. Ich persönlich glaube ja, dass sich die Hörer manchmal fühlen werden, als wären sie auf der Beagle dabei gewesen, ja vielleicht sogar in meinem Kopf. Und ich hoffe natürlich, dass die vielen Gedanken und Assoziationen die Hörer auch hinterher noch beschäftigen. Aber natürlich müssen sie das selbst entscheiden.

*Anmerkung:Das Interview mit Darwins Geist ist natürlich rein fiktiv – die Antworten stammen vom Autor Andreas H. Drescher.