Frauen, die Karriere machen – das ist seit der Diskussion um die Frauenquote wohl irgendwie “in”. Dachten sich diverse Unternehmen und werben nun gezielt um Frauen. Doch das wie ist verräterisch.

berufebilder

Employer Branding für Frauen?

Die Art, wie Unternehmen um die Gunst von Frauen werben, zeigt allerdings eines: Die alten Klischees und damit die Barrieren in den Köpfen haben noch längst nicht ausgedient. Wie es um die Emanzipation dann wirklich bestellt ist, zeigt sich am Ende auf der Toilette!

Dank Anke Domscheit-Berg, die die Fotos getwittert hat, bin ich auf zwei Personalmarketing-Aktionen von Bosch und Accenture aufmerksam geworden. Die beiden Unternehmen wollen gezielt gerade auch für weibliche Bewerber attraktiv erscheinen – und nicht nur mit den Schuh-Absätzen sondern auch so:

Klischees statt Fachkompetenzen

Von der Grundidee ist das ja sicherlich gut gemeint, Frauen anzusprechen. Liebe Unternehmen, als Frauen danken wir Euch schonmal dafür! Schade nur, dass die nicht mit ihren Fachkompetenzen geworben werden, sondern mit dämlichen weiblichen Klischees.

Man muss den Unternehmen leider unterstellen, dass sie nur vordergründig um Frauen werben, weil das so schön politisch korrekt aussieht, eben gut fürs Employer Branding ist.

Wahre Emanzipation zeigt sich bei Finanzdienstleistern auf der Toilette!

Die Wirklichkeit dahinter schaut dann wahrscheinlich so aus wie in der Führungsetage, im 49. Stock der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main: Die Herrentoilette offeriert einen grandiosen Blick über Frankfurt, für den die Commerzbank berühmt-berüchtigt ist. Die Damentoilette hingen bietet den gleichen Ausblick nicht, auch wenn das baulich möglich gewesen wäre (und bevor jemand fragt: ja ich war selbst da… aber das ist eine andere Geschichte…)

Am 21. Dezember 2012 sollte nach dem Maya-Kalender übrigens nicht nur die Welt untergehen, sondern auch, zumindest nach dem Willen des Europäischen Gerichtshofs und und zumindest bei Versicherungen, die absolute Gleichberechtigung eintreten. Demnach wurden nach Unisex-Toiletten nun auch Unisex-Toiletten eingeführt. Ob das Datum Zufall war? Achtung Ironie! Allerdings: Von dass fairen, geschlechtsneutralen Versicherungstarifen sind wir weiterhin weit entfernt.

Frauen: Immer noch bei Schuhen und Salatschüsseln?

Sicherlich ist gerade auch der Spruch von Bosch, die Frauen suchen, die höher als 7 cm hinaus wollen, ironisch-witzig, das will ich gar nicht bestreiten. Nur die Denke dahinter gefällt mir nicht: Offenbar sollen hier die Frauen da abgeholt werden, wo man(n) sie vermutet – nämlich bei Salatschüsseln und Schuhen.

Ich übertreibe übrigens bewußt: Natürlich ist das zweite Objekt nur eine Glasschüssel, an der stilvoll ein rosa Kärtchen prangt. Die Assoziation mit einer Salatschüssel, auch aufgrund den grünen Inhalts, könnte aber nicht unglücklicher sein und erinnert irgendwie an “Küche” und “Design” aber nicht an Karriere.

Was trauen Arbeitgeber Frauen zu?

Die beiden Frage, die sich mir daraufhin stellen:

Spiegel Online titelt übrigens am 06. Juni 2011 passend zu meiner Überschrift: “Karrieren werden beim Pinkeln gemacht”. Na dann wissen wir ja jetzt bescheid.