Pandemie, Inflation, Kriege, Umweltkatastrophen: Der Blick in die Nachrichten kann niederschmetternd sein und jede Form von Initiative lähmen. Dabei liegt in jeder Krise auch eine Chance. Wie wird man resilient?

Multiple Krisen als Chance? Resilienz statt negatives Denken -  5 Tipps

Der Misthaufen neben der schönen Aussicht: Von echten und gedachten Krisen

Jeder Mensch kennt die Situation, wenn sich in seinem Leben sprichwörtlich der Misthaufen gleich neben der schönen Aussicht auftürmt: Jeder erlebt immer wieder große und kleine Krisen. Das kann etwas Tragisches sein wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine Scheidung oder Krieg. Es kann aber auch etwas ganz Alltägliches sein, wie die Tatsache, dass Sie Ihren Job verloren haben oder sich Geld leihen müssen. Wie auch immer, eine Krise ist eine Zeit der Ungewissheit und des Verlusts, die sich beängstigend und erdrückend anfühlen.

Der Mist darf auch ruhig eine Weile da liegen, mitunter ist Wichtigeres zu tun, manchmal muss man Schicksalsschläge emotional erst verarbeiten. Schwierig ist aber, wenn man glaubt, nicht wirklich etwas tun zu können oder wenn unsere eigene Situation noch nicht wirklich gravierend ist – viele Menschen spüren zwar die Preissteigerung, müssen deswegen aber z.B. nicht Hunger leiden. Dann nehmen wir Anteil an der Krisensituation anderer, fühlen uns aber gleichzeitig zur Untätigkeit verdammt. Doch das Problem steht dann über uns wie ein schwüles Sommergewitter, das sich nicht abregnen mag.

Die Überforderung durch negatives Denken

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Was zunächst eine durchaus positive, menschliche Eigenschaft ist, wird durch eine Nachrichtenlage, die wenig Grund zum Optimismus zu geben scheint, zur drückenden Last. Denn auch wenn es wichtig ist, dass wir nicht die Augen vor den Problemen um uns herum verschließen und uns aktiv bemühen, diese zu lösen, wird bei jedem Menschen irgendwann der Punkt erreicht, an dem die Überforderung einsetzt. Das gilt umso mehr, wenn multiple Krisen, also mehr als ein schwerwiegendes Problem, auf uns einzustürmen scheinen. Und dann kann negatives Denken einen sehr negativen Einfluss auf unser Leben haben. Es kann Sie in einem Trott festhalten, Depressionen auslösen, Sie weniger produktiv machen und sogar dazu führen, dass Sie schlechtere Entscheidungen treffen.

Dabei muss man sich klarmachen, dass dieses negative Denken zu nichts führt. Weder hilft es, Probleme, zu lösen, wenn man sich Sorgen macht, noch ist man durch Pessimismus vor zukünftigen Katastrophen gefeit, weil man nicht alle Unwägbarkeiten des Lebens voraussehen kann. Eine Krise ist schließlich etwas, das unerwartet oder durch unerwartete Umstände eintritt. Diese Umstände liegen oft außerhalb der Kontrolle einer Person, oder sie können das Ergebnis ihres eigenen Handelns sein. So oder so, eine Krise kann man nicht planen und oft nicht ändern.

Ändere nicht die Situation, sondern die Art wie du reagierst!

Was man jedoch ändern kann, ist die Art, wie man darauf reagiert. Indem man die Krise als Chance betrachtet und resilient wird. In diesem Zusammenhang beeindruckt hat mich der Südtiroler Landwirt Matthias Messner. Sein Rielinger Hof, der erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wurde, liegt auf 750 Meter Meereshöhe am Rittner Hochplateau. Einerseits ist die Lage inmitten einer herrlichen Landschaft mit fantastischer Aussicht traumhaft, andererseits: Die steilen Weinreben zu beackern und hier oben Hühner und Schweine zu züchten, das muss man wirklich wollen.

Nicht nur die Umgebung, auch die Geschichte, lässt erahnen, wie viel Arbeit in dem Hof steckt: Nachdem der Hof vor dem 2. Weltkrieg, zur Zeit der Option, aufgegeben wurde, leer stand, dann im Krieg geplündert und so stark beschädigt wurde, dass Einsturzgefahr bestand – die Haustür war kaum mehr war als ein kleines Loch – kaufte 1956 Familie Messner den Hof und bewirtschaftet ihn heute in dritter Generation.

Resilienz: In jeder Krise die Chance sehen

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Dabei hat Matthias Messner stets seinen eigenen Kopf und die besondere Lage seines Hofes klug genutzt, um ökologischen Wein nicht nur anzubauen, sondern auch selbst einzukellern und ab Hof zu vermarkten – neben dem Betrieb der eigenen Schankwirtschaft und mehrere Ferienwohnungen. Aus der Bauerngenossenschaft ist er hingegen ausgetreten, weil so eine höhere Qualität des Weins zu ermöglichen. Bio – das ist für ihn längst eine grundsätzliche Einstellung, die sich auf verschiedene Lebensbereiche übertragen lässt.

Man müsse beispielsweise aufhören, aus dem Boden mit chemischen Mitteln alles herauspressen, weil er so langfristig unbenutzbar werde. Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang die Preis-Stabilität der ökologischen Produkte, zum Beispiel während der Inflation. Und genau das zeigt für Messner eben auch, dass in der Veränderung, die jede Krise ja eigentlich ist, auch die Chance liegt, den eingeschlagenen Weg zu überdenken und Dinge besser zu machen.

Multiple Krisen als Chance? Resilienz statt negatives Denken -  5 Tipps

Im Auf und Ab des Lebens: Wie kann man Resilienz lernen?

Es mag sein, dass die schöne Landschaft Optimismus fördert oder die körperlich anstrengende Arbeit auf dem Hof wenig Zeit lässt, ins negative Denken zu verfallen und spannende Ideen befördert wie jene Marketing-Idee, die Klimakurve des Erntejahres künstlerisch auf dem Weinetikett zu verewigen, quasi als Sinnbild für die Herausforderungen, denen der Weinbauer durch die Natur ausgesetzt ist und die er nicht ändern kann. Messner fast das ganz trocken zusammen: „Wenn das Wetter nicht mitspielt, ist es halt blöd!“ Was können wir von dieser Lebenseinstellung lernen, um selbst resilienter zu werden?

Fest steht: Nicht wenige Menschen verfallen in Anbetracht krisenbehafteter Nachrichten und unschöner Ereignisse gene in einen gewissen Automatismus des negativen Denkens. Das passiert auch schnell, wenn etwas nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Selbst Messner gibt zu, dass es gut war, die Umstellung auf Öko-Landwirtschaft in einem Jahr gewagt zu haben, in dem die Wetterbedingungen hervorragend waren. Das habe ihm viel Anerkennung eingebracht und ihm Mut gegeben, weiterzumachen, als ihm das Klima einige Jahre später einen Strich durch die Rechnung machte.

Verstetigte Negativität: Die Angst darf nicht zum Dauerproblem werden

Das wieder aufstehen bei Rückschlägen, die Kraft optimistisch zu bleiben und dennoch weiterzumachen ist es, was resiliente Menschen auszeichnet. Für Messner waren diese Rückschläge eher eine Motivation, nach neuen, besseren Wegen zu suchen.

Schwierig wird es hingegen, wenn die automatische Reaktion sich verstetigt, zu einem Prozess wird, den man selbst nicht kontrollieren kann. Bei vielen Menschen entsteht dadurch ein immer größeres Problem: Sie steigern sich immer weiter in das negative Denken hinein, bis sie regelrecht in einer gedanklichen Katastrophenspirale gefangen sind. Die Folge ist dann dauernde Angst, die dazu beiträgt, die Umwelt nur noch als bedrohlich wahrzunehmen.

5 Schritte, um aus Krisensituationen mehr Resilienz zu gewinnen

Was aber kann man dagegen tun? Die Situation selbst lässt sich meist ja gar nicht ändern. Entscheidend ist aber, wie wir mit der Krise, der Veränderung umgehen.

  1. Um negatives Denken zu stoppen, müssen Sie daher die Anzeichen rechtzeitig erkennen, quasi der Moment, wenn die Ängste beginnen, sich an Sie heranzuschleichen. Sobald Sie die negativen Gedanken erkennen, versuchen Sie, sie durch positive Gedanken zu ersetzen. Negative Gedanken können Sie glauben machen, dass es nie besser werden wird, aber positive Gedanken können Ihnen helfen zu erkennen, dass es besser werden wird.
  2. Ein guter Trick gegen das Katastrophieren ist, den Moment der Bewusstwerdung beispielsweise mit meiner körperlichen Reaktion zu verbinden. Machen Sie sich beispielsweise eine Gummibändchen um den Arm und lassen Sie es, jedes Mal, wenn das Katastrophieren beginnt, schnalzen.
  3. Wer sich wohler fühlt, wenn er sich auf Krisensituationen vorbereitet wähnt, der kann einen Krisenplan in der Schublade haben – wohl wissen, dass es in der Realität dann doch anders kommen kann als man denkt. Ein solcher Krisenplan, wenn Sie langfristig denken, ist etwas, das jeder im Voraus entwickeln und zusammenstellen kann. Ein Notfallplan kann so einfach sein wie ein Vorrat an unverderblichen Lebensmitteln oder so detailliert wie eine Reihe von Schritten, die im Notfall zu befolgen sind.
  4. Wer dennoch nicht herauskommt aus der Spirale negativer Gedanken, sollte sich allerdings nicht dafür verdammen. Die Frage nach dem „Was wäre wenn gewesen“ mag im ersten Moment so unproduktiv erscheinen wie das Weinen über vergossene Milch. Psychologische Studien zeigen jedoch, dass solche kontrafaktischen Gedanken den Weg weisen, Dinge in der Zukunft besser zu machen und somit helfen, resilienter gegen Krisen zu werden.
  5. Daher ist es wichtig, sich Zeit zu geben, sich mit einer neuen Situation auseinanderzusetzen und diese auch emotional zu verarbeiten. Nicht jedem Menschen gelingt das immer gleich gut, daher sollten Sie sich eben die Zeit geben, die Sie brauchen. Es bringt nichts, hektisch nach Auswegen zu suchen oder krampfhaft positiv zu denken, oft ist auch regelrechte Trauerarbeit nötig. Erst dann kann sich auch wirklich eine nachhaltige Verbesserung einstellen.


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