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Offenlegung & Urheberrechte: Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock. Text ursprünglich aus: “Des klugen Investors Handbuch: Warum man mit Nein! das meiste Geld verdient und mit welchen Großaktionären man sich ins Bett legen darf” (2016), erschienen bei Münchener Verlagsgruppe (MVG), Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Von Dr. Markus Elsässer (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 06.10.2024 • Zuerst veröffentlicht am 19.07.2021 • Bisher 4396 Leser, 1982 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Innere Unruhe und Tagesnachrichten sind schlechte Ratgeber. Die Angst dominiert. Dabei ist der Schlüssel zum Geldverdienen leicht zu finden: das Wort »Nein«.
Ob man nun kauft oder verkauft. Die Versuchungen liegen am Wegesrand. Bombardiert von Tagesnachrichten aus der Finanzwelt lassen sich viele Geldanleger immer wieder in die Irre führen. Dabei liegen die Quellen des Übels auf zwei Gebieten. Zum einen, getrieben von der Angst, Chancen zu verpassen, juckt es den Geldanlegern ständig in den Fingern, auf fahrende Züge aufzuspringen. Zum anderen werden die Investoren, durch die lauernde Sorge vor Verlusten, immer wieder zum Verkaufen und zum unnötigen Ausstieg aus Engagements verleitet. Aus Engagements, die es wert gewesen wären, langfristig zu behalten. Überall sind diese Phänomene zu beobachten: ein Aktionismus mit fatalen Folgen für das Ersparte. So lässt sich nichts Großes aufbauen.
Der alte Börsenspruch »Hin und her macht die Taschen leer« hatte schon seine Berechtigung. Nach wie vor basiert das meiste Einkommen in der Broker und Börsenbranche auf Transaktionsgebühren. Das heißt: Je mehr gekauft und verkauft wird, umso mehr verdient die Branche. Ganz besonders ausgeprägt ist das in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort erhalten die meisten angestellten Broker kein festes Monatsgehalt. Sie bekommen lediglich einen Prozentsatz von den Transaktionsgebühren, die ihre Kunden erwirtschaften. Deshalb ist es auch völlig sinnlos, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einen Wertpapierberater zu fragen, ob man eine bestimmte Aktie verkaufen oder kaufen sollte. Das ist so, als wenn Sie ins Frisörgeschäft gehen und fragen, ob Sie wohl einen Haarschnitt haben sollten.
Ich habe das Glück, seit zwei Jahrzehnten mit Bankiers in der vierten Generation geschäftlich befreundet zu sein. Es sind zwei Brüder, in Paris und in der Schweiz aufgewachsen, die auch heute noch mit ihrer Privatbank voll umfänglich haften, auch mit ihrem Privatvermögen. Solche Geschäftsleute sind nur noch selten in unserer Zeit anzutreffen. Sie haben sich von jeher für internationale Qualität und Unabhängigkeit entschieden. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sie 60 Mitarbeiter, heute sind 62 Leute in der Bank. Mit Umsicht und viel Engagement betreiben sie ihr Bankgeschäft. Nicht weiter verwunderlich: Die LehmannKrise im Jahr 2008, der zahlreiche Banken zum Opfer gefallen sind und in der andere Institute nur durch die Hilfe von Politikern überlebt haben, ist an ihnen unbeschadet vorübergegangen.
Von klein auf haben sie zu Hause, sozusagen am Frühstückstisch, bei Gesprächen ihres Vater und Onkels mit spitzen Ohren zugehört. So bekamen sie mit, was in der Bankenwelt schlecht und gut lief. Eines der Prinzipien, das ihnen immer wieder nahegelegt wurde, war: »Boys, never forget, we make more money, saying – no«. Dieser simple Satz hat es in sich und trifft den Nagel auf den Kopf. Für den Investor ist es nun mal so: Dauerhaft erfolgreiche Geldanleger und Unternehmer vermeiden schlechte und mittelmäßige Geschäfte. Sie konzentrieren sich auf ein Gebiet. Dort wächst ihr Fachwissen und ihre Kompetenz. Und dort halten sie auch durch. Stehvermögen mit Knowhow ist am Ende das, was den Unterschied ausmacht.
Nach meiner langjährigen Beobachtung liegt die Wurzel des schlechten Geldanlegens häufig im beruflichen oder privaten Umfeld. Besonders Menschen, die einem Beruf nachgehen, der oft als repetitiv oder langweilig betrachtet wird, sind stark gefährdet. Zahnärzte und Notare beispielsweise, um nur zwei Berufe zu nennen, sind an ihre Praxis oder Büroräumlichkeiten gebunden. Nach ein paar Jahren im Beruf fehlt es ihnen an echten Herausforderungen. Das Einerlei des Tagestrotts ermüdet.
Da bietet sich das Geldanlegen, das Spekulieren, sozusagen als Flucht in eine andere Welt an. Der Nervenkitzel eines Finanzabenteuers wird unterbewusst regelrecht gesucht. Auch zu Hause ist nicht selten folgendes Szenario anzutreffen: Nach vielen Jahren des Familienlebens wird am Abendtisch von den Familienmitgliedern wenig Interesse an der beruflichen Tagesleistung gezeigt. Lob und Anerkennung gibt es kaum noch. Wie wohltuend sind da doch die Telefonate mit dem Anlageberater oder dem Vermögensverwalter. »Ja der, der hat noch Verständnis, der weiß noch zu schätzen, was ich hier so täglich leiste.« Und so driftet mancher Erfolgsmensch als DauerAmateur ins Finanzgeschehen ab. Und in der Regel ist das Endergebnis immer das Gleiche: Im Boom kauft er mit vollen Backen auf hohen Kursen zu. Und im Crash, so 2008 und 2009, wird er ganz nervös und steigt schließlich genau zum Markttief aus. Er fühlt sich wie ein geschlagener Hund, ungerecht und schlecht behandelt.
Wer sich auf das schlüpfrige Börsenparkett wagt, sollte seine Emotionen vorher an der Garderobe zusammen mit seinem Mantel abgeben. Langeweile, Abenteuerlust, Frust im Beruf, ein Vakuum im häuslichen Leben – all das darf keinen Einfluss auf das Investieren und Geldanlegen haben. Solche Defizite sollte man mit anderen Interessen ausgleichen: Vielleicht ein Hobby aktivieren, einem Sport nachgehen, ein Musikinstrument erlernen, sich sozial engagieren im NonProfitSektor. Aus eigener Erfahrung kann ich ihnen versichern, dass sich meine Performance an der Börse nochmals verbessert hat, seitdem ich im Alter von 55 Jahren angefangen habe, Geigenunterricht zu nehmen. Ganz egal, wozu Sie sich entscheiden: Um Gottes willen, lassen Sie bloß Ihr Kapital in Ruhe.
Es geht nicht nur um die vielen, unnötigen Spesen. Das ständige Investieren bei jeder spannend aussehenden Gelegenheit hat ja viel schlimmere Folgen. Ehe man sich versieht, ist man im Verlauf der Zeit voll investiert. Das Aktiendepot quillt über von schiefgegangenen Spekulationen und Engagements. Meist weiß man gar nicht mehr richtig, warum man die eine oder andere Aktie überhaupt gekauft hat. Das typische Bild eines solchen Depots: nichts an strategischer Überlegung, eher ein Regal voller angebissener Äpfel. Ein Bild des Jammers. Von Vermögensaufbau oder ausbau keine Spur.
Im Geschäftsleben und an der Börse kann ein jeder unendlich große Erfolge einfahren. Es erfordert nur eins: die Erkenntnis und Zuversicht, dass einem im Leben exzellente Gelegenheiten offeriert werden. Aber eben nur wenige! Ich sehe das so: Die Kunst liegt in der Ruhe, geduldig abzuwarten, auf das Meer zu schauen und nach dem ganz großen Tanker Ausschau zu halten. Und dann eines Tages, da taucht er auf. Ganz dicht vor den Augen fährt er langsam an einem vorbei. Viele Investoren verpassen diesen schönen Augenblick. Oder sie sehen den großen Tanker einfach nicht. Sie meinen, eine Wolke verdunkle das Bild. Und im zweiten Schritt muss man beim Schopf ergreifen und zuschlagen. Mit Kapital in den Taschen heißt es nun, an Bord zu gehen.
Das sind unwiederbringliche Momente, auf die der Geldanleger vorbereitet sein muss. Wer aber nicht systematisch Disziplin hält und ständig in Mittelmaß investiert, der kann im entscheidenden Moment als Investor nicht »zuschlagen«. Es ist immer das Gleiche. Im entscheidenden Moment – wenn in der Megakrise beste Assets, Grundstücke, Aktien und Firmenbeteiligungen quasi verschenkt werden – hat kaum ein Investor Liquidität, um zu kaufen. Es ist eine uralte Beobachtung an der Börse: Zu Zeiten extremster Ausschläge, sowohl im HyperBoom überkochender Kursnotizen als auch im tiefsten AusverkaufsCrash, hält die Irrationalität der Massenhysterie viel, viel länger an, als man es für möglich hält. Das sind die Momente, in denen große Vermögen gemacht werden.
Es sind die Investoren, die lange Zeit – über Jahre hinweg – immer wieder »Nein« sagen, die groß rauskommen. Bitte also noch einmal: Betreiben Sie keine Beschäftigungstherapie mit Ihrem Geld, sondern ergreifen Sie nur außergewöhnliche Gelegenheiten! Wen es beruhigt: Warren Buffett ist ebenfalls von diesem Ansatz überzeugt. Er gebraucht nicht mein Bild vom »großen Tanker«. Er ist der Meinung, dass jeder Mensch bereits zur Geburt eine »ZwölferKarte« für die Reise durch das Leben erhält. Wer auf Zack ist, der kann im Leben zwölfmal richtig punkten. Buffett und ich sind eben von Natur aus und aus gewonnener Erfahrung Optimisten. Aber wie sagte schon ein Freund von mir vor langer Zeit: »Die Häuser auf den besten Grundstücken der Park Avenue in New York sind alle von Optimisten gebaut.« Recht hat er.
Junge Menschen in der Ausbildung und am Berufsanfang liegen mir besonders am Herzen. Es ist nicht leicht für sie, den Weg zum Investieren und Geldanlegen zu finden. In der Schule wird es ihnen nicht beigebracht. Es gibt aber eine ganz simple Empfehlung: Nicht in Euros denken, sondern in Prozent.
Immer wieder höre ich das Argument: »Ich habe ja gar nicht genug Geld. Das lohnt sich doch nicht für mich. Für die paar Euro, die dabei herumkommen …« Nun, ich weiß, wovon ich spreche. Ich selbst war als junger Mensch in der gleichen Situation. Aber ich habe es versucht und dabei gelernt, dass es sich lohnt, an der Börse Geld anzulegen. Dazu ein Beispiel: Am 8. Dezember 1971 habe ich meine erste Aktie gekauft. Ich war 15 Jahre alt und meine Ersparnisse beliefen sich auf 200 Deutsche Mark (DM). Es war eine Zeit, in der es weder Smartphones noch Internet gab. Ich wollte aus meinem Geld mehr machen. Also studierte ich die Börsenkurse in der Zeitung und recherchierte so gut es ging.
Ich entschied mich für eine Maschinenbauaktie, die GuteHoffnungshütteAktie (genannt: GHH, später Teil des MAN Konzerns), die mir aussichtsreich erschien. Die Kauforder musste ich in der Schulpause vom Münzfernsprecher erteilen. Die Aktie notierte bei DM 143,50. Wegen der hohen MindestGrundgebühr kostete mich der ganze Spaß DM 150,36. An sich hatte ich mit lediglich 1,5 Prozent Spesen bei Kauf und Verkauf gerechnet. An die MindestGrundgebühr von DM 7, hatte ich nicht gedacht. Was hoffnungsvoll begann, stellte sich zunächst als Tiefschlag heraus. Denn die GHHAktie musste um mindestens DM 14, steigen, damit ich die PlusMinusNullLinie erreichen würde. Da war ich ganz schön niedergeschlagen. Ich hatte mich so gut vorbereitet und doch falsch kalkuliert. Aber ich hatte Glück. Innerhalb von nur vier Monaten, am 11. April 1972, konnte ich die GHHAktie zum Kurs von DM 179, verkaufen. Nach Abzug der Spesen blieben mir DM 172,05. Ich hatte einen Gewinn von DM 21,69 erzielt. Ein sehr kleiner Betrag (Euro 11,06), über den die meisten die Achseln gezuckt hätten. »Und, hat sich das nun gelohnt …?«
Ich habe es aber ganz anders betrachtet, denn mir war ein beachtlicher Erfolg gelungen. Ein Gewinn in Höhe von 14,42 Prozent und das in nur vier Monaten! An dem kleinen Geldbetrag habe ich mich überhaupt nicht gestört. Auf die Verzinsung kam es an. Ich hatte am eigenen Leib erfahren: Wenn es mir mit einer Aktie gelungen war, ein Plus in Höhe von 14,42 Prozent zu erzielen, so hätte ich es mit der gleichen Recherche und Arbeit auch mit 1.000 Aktien erzielen können. Und das ist das Schöne an der Börse. Wie hoch die investierten Summen sind, ist letztlich egal. Der Mechanismus ist immer der gleiche. Alles, was man mit kleineren Beträgen lernt oder im realen Leben »übt«,, wird einem später, wenn größere Summen zur Verfügung stehen, von großem Nutzen sein. Prozent ist Prozent. So hatte ich das Glück, schon früh in meinem Leben zwei Erkenntnisse zu gewinnen:
Das war für mich eine wunderbare Aussicht und das hat mich sehr motiviert. Nicht nur meine Tätigkeit im Beruf, sondern auch mein Kapital würden im Lauf meines Lebens »für mich arbeiten«. Und so ist es auch gekommen.
Also: Lassen Sie sich vom Gerede anderer, dass es sich nicht lohne, nicht abhalten. Versuchen Sie, Kapital anzusparen und dann für Sie arbeiten zu lassen. Und rechnen Sie am Anfang einfach nur in Prozent. Wer weiß, später können daraus gewaltige Summen werden. Nur Geduld!
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Dr. Markus Elsässer gilt als einer der besten Banker und Fondsmanagers Europas.Elsässer wuchs als Sohn eines Botschafters in London, Hongkong und Paris auf. Nach Banklehre und Wirtschaftsstudium arbeitete er als Wirtschaftsprüfer, ehe er 1986 vom Manager Magazin zu einem der Top Ten-Nachwuchsmanager Deutschlands gewählt wurde.Seine Industriekarriere begann als Finanzdirektor bei Dow Chemical Deutschland, danach war er in Sydney als General Manager für Benckiser und schließlich in Singapur als Managing Director Asia-Pacific für die Storck Gruppe tätig. Seit 1998 ist er selbstständiger Investor und Fondsberater sowie Gründer der ME-Fonds, die er seit mehr als 14 Jahren betreut. Für einige Jahre arbeitete er eng mit dem bekannten New Yorker Börsianer Guy Wyser-Pratte zusammen. Zusätzlich gründete er 2012 mit dem Profifußballer Simon Rolfes das Sport-Management-Unternehmen Rolfes & Elsässer. Er hat über 40 Jahre Börsenerfahrung und ist mit großer Passion ein bewusst unabhängiger Investor.Kennzeichnend für seinen Anlagestil ist ein tiefes Verständnis für die Geschäftswelt und ihre globalen Zusammenhänge. Als einer der ganz wenigen vereint er praktische Führungserfahrung in der Industrie, auch in fremden Kulturen, mit fundiertem Finanzwissen. Als Kolumnist schreibt er für die Wirtschaftswoche, das Magazin BILANZ und als Gastautor für wallstreet online. Alle Texte von Dr. Markus Elsässer.
12 Regeln für Chefs & Mitarbeiter – Teil 8: Nobody is perfect!: Ich hatte mal einen Mitarbeite… #Beruf #Bildung
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