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Von Johannes Stärk (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 10.11.2024 • Zuerst veröffentlicht am 05.12.2016 • Bisher 4285 Leser, 1115 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Wenn unmittelbar nach dem Absenden der Bewerbung die Einladung zum Online–Assessment winkt, beginnt für Bewerber ein Wettlauf gegen die Zeit. Viele Kandidaten scheitern bereits an der ersten Hürde, weil sie die Zeitschiene falsch einschätzen.
Thomas staunte nicht schlecht, als er auf dem Karriereportal eines großen Technologiekonzerns das Bewerbungsformular ausfüllte, seine Unterlagen uploadete und bereits nach zwei Stunden eine Antwort in seinem Mail-Eingang hatte.
Nach dem Öffnen kam das böse Erwachen: „Wir laden Sie zu unserem Online-Assessment ein, das Sie innerhalb der nächsten drei Tage absolvieren dürfen.“ Panikartig beginnt Thomas, im Internet diverse Bewerberforen zu durchforsten, um irgendetwas Brauchbares über dieses Online-Assessment in Erfahrung zu bringen.
Konnten sich Bewerber früher nach dem Versenden ihrer Unterlagen erst einmal entspannt zurücklehnen und darauf warten, bis sich irgendwann die Personalabteilung meldete, tickt heute die Bewerbungsuhr immer schneller. In allen größeren Organisationen sind die Bewerbungsprozesse und die damit einhergehende Vorauswahl automatisiert. Die Bewerberangaben aus dem Online-Formular werden mit dem Anforderungsprofil gematcht.
Wer grundsätzlich passt, hat aber noch lange keine Einladung zum Interview oder gar Assessment-Center in der Tasche, sondern landet erst mal im Online-Assessment. Dies dient dazu, als automatisierter Filter die Anzahl der geeigneten Kandidaten weiter zu reduzieren. Nur wer diese Hürde besteht, gelangt in die nächste Auswahlstufe. So läuft der Auswahlprozess für Absolventen in vielen Großunternehmen ab.
Bei sportlich getakteten Auswahlverfahren kann es schon mal vorkommen, dass nach dem Absenden der Online-Bewerbung innerhalb von zwei Wochen sowohl Online-Assessment als auch Interview sowie das finale Assessment-Center zu absolvieren sind – natürlich immer vorausgesetzt, der Bewerber konnte sich jeweils für die nächste Auswahlstufe qualifizieren.
Bei einer Bewerbung sollten Sie nach dem Abdrücken des Senden-Buttons auf alles gefasst sein – auch darauf, kurzfristig im Online-Assessment zu landen, wie im Fall von Thomas. Denn leider machen nicht alle Arbeitgeber ihren Auswahlprozess vorab transparent.
Wer sich in einer großen Organisation bewirbt, muss grundsätzlich damit rechnen, innerhalb kürzester Zeit durch eine anspruchsvolle Auswahlmaschinerie geschleust zu werden. Es mag zwar einige Naturtalente geben, doch bei Verfahren wie Online-Assessments, Interviews und Assessment-Center fällt selten ein Meister vom Himmel. Kandidaten, die in solchen Verfahren gut performen, haben sich in der Regel auch gründlich vorbereitet.
Wobei mit Vorbereitung nicht gemeint ist, zu faken, Tricks oder eine Rolle einzustudieren. Blender überstehen wahrscheinlich noch das Online-Assessment, aber fliegen in einer der folgenden Auswahlstufen auf. Bewerber sind besser beraten, sich mit den Anforderungen an die Position, den Testmethoden, mit denen diese überprüft werden, sowie ihren eigenen Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Vereinfacht gesagt: Wer sich vor Präsentationen scheut, sollte bis zum Assessment-Center Präsentieren üben.
Wem bewusst ist, dass numerisch-logische Tests nicht zu den eigenen Stärken zählen, sollte gezielt solche Tests trainieren. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass man dadurch zum Zahlen-Crack mutiert, aber die Chancen stehen gut, auf Basis einer gewissen Routine im echten Test ein ausreichendes Level zu erzielen. Die Kenntnis über den Ablauf von Auswahlverfahren und der Aufbau einer gewissen Routine helfen dabei, auch unter Stress die eigene Leistung besser abrufen zu können. Das bestätigt sich darin, dass Kandidaten, die bereits mehrere ähnlich gestrickte Auswahlverfahren durchlaufen haben, von diesen Erfahrungen profitieren können und sich tendenziell verbessern.
Das typische Online-Assessment besteht aus unterschiedlichen Tests. Diese lassen sich unterscheiden nach Persönlichkeitstests und kognitiven Leistungstests. Zu Letzteren zählen beispielsweise Zahlenreihen, Sprachanalogien oder die Interpretation von Tabellen und Schaubildern.
Persönlichkeitstests zielen dagegen auf Einstellungen und Neigungen ab. Als Proband müssen Sie eine Vielzahl von Aussagen bewerten, wie „Ich komme besser mit Menschen aus, die
Bei Persönlichkeitstests ist es ratsam, sich nicht lange den Kopf zu zerbrechen, sondern möglichst ehrlich und spontan zu antworten. Sich tendenziell etwas positiver darzustellen, ist in Ordnung.
Aber wer sich verbiegt und versucht ein vermeintliches Idealergebnis zu erzielen, tut sich keinen Gefallen. Schon deshalb nicht, weil er vielleicht auch später im Job überhaupt nicht glücklich ist, wenn die Anforderungen so gar nicht dem eigenen Naturell entsprechen. Zudem sind Persönlichkeitstests oft mit Lügenskalen ausgestattet, die aufdecken, bis zu welchem Grad ein Proband unwahre Angaben gemacht hat.
Konzentrieren Sie sich bei der Vorbereitung auf ein Online-Assessment auf kognitive Leistungstests. Hier lassen sich durch Üben gute Resultate erzielen. Kognitive Leistungstests lassen sich grob in folgende Kategorien unterteilen:
Üben Sie gezielt die für Sie relevanten Testverfahren. Dadurch werden Sie eine gewisse Testroutine entwickeln, die Ihnen dabei hilft, bestimmte Muster zu erkennen und Tests treffsicherer und schneller zu lösen.
Überlegen Sie sich vorab, welche Tests für Ihr Berufsbild beziehungsweise das Anforderungsprofil für die angestrebte Position repräsentativ sind. So wird ein angehender Banker im Online-Assessment auf andere Testmodule treffen als ein Techniker. Informationen aus Bewerberforen können darüber Aufschluss liefern, welche Arten von Tests bisher für bestimmte Positionen eingesetzt wurden.
Informationen von Mitstreitern, die im Netz konkrete Testfragen und Musterlösungen posten, sollten Sie dagegen mit Vorsicht genießen. Den Arbeitgebern ist selbstverständlich bewusst, dass Infos weitergetragen werden. Moderne Online-Assessments arbeiten daher inzwischen mit automatischen Item-Generatoren. Dabei werden die Testfragen bei jedem Probanden etwas abgewandelt und neu kombiniert, sodass vermeintliche Musterlösungen wenig nützen.
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Johannes Stärk ist Assessment-Center-Experte, Karrierecoach und Buchautor. Er bereitete seit 2001 über 6.000 Kandidaten auf Assessment-Center und Personalauswahlverfahren vor. Gleichzeitig agiert er für Unternehmen als AC-Entwickler, -Moderator und -Beobachter und ist daher mit der Arbeitgeber- und Beurteilerperspektive bestens vertraut. Sein Buch „Assessment-Center erfolgreich bestehen“ zählt zu einem der meistgelesenen Karriereratgeber. Alle Texte von Johannes Stärk.
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