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Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 03.05.2024 • Zuerst veröffentlicht am 22.08.2014 • Bisher 17495 Leser, 8699 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Mit Teambuilding soll man unmotivierte Mitarbeiter wieder auf Trab bringen können. LinkedIn-Mit-Begründer Konstantin Guericke hält seine Meetings am liebsten beim Wandern ab. Und auch fürs Recruiting scheint das Modell geeignet. Oder?
Längst gibt es für Unternehmen Alternativen zu traditionellen Recruitingmethoden: Kürzlich auf der Zukunft Personal, der größten europäischen Branchenmesse, moderierte ich ein Panel zum Teambuilding im Recruiting. Die Frage: Können gemeinsames Klettern, Skifahren oder Wandern aufwändige Bewerbungsprozess ersetzen?
LinkedIn-Mitbegründer Konstantin Guericke etwa wandert seit Jahren mit Studierenden und stellt fest: “Gemeinsam spezielle Erfahrungen zu teilen, schweißt zusammen.” Auch TV-Star Manuel Andrack betont das verbindende Element: “Beim Wandern geht man mehr in die Tiefe und redet über das Wesentliche.”
Guericke gründete 2003 zusammen mit vier anderen das Business–Netzwerk LinkedIn. Guericke und sein Co-Gründer Reid Hoffmann wollten sich bei ihren Meetings auch bewegen – und begannen zu wandern.
LinkedIn sei allerdings in einem längeren Entwicklungsprozess entstanden, an dem mehrere Leute beteiligt waren. “Doch wir haben öfter beim Wandern darüber gesprochen,” erinnert sich der Gründer.
Nach LinkedIn war Guericke Manager, Berater und im Vorstand bei verschiedenen Firmen. Seit 2012 ist er Partner bei Earlybird, einem Berliner Venture-Capitalisten.
Die Leidenschaft fürs Wandern blieb: 10-15 Meetings absolviert er so jede Woche, viele davon mit Nachwuchsgründern seiner ehemaligen Universität Stanford.
Strategie– und Personalfragen sowie Geschäftsideen ließen sich gut im Gehen diskutieren: “Unterwegs eine App anzuschauen, ist wenig sinnvoll; wer seine Idee nicht in Kürze erklären kann, hat es auch bei Kunden schwer”, so Guericke.
Sich an wichtige Dinge zu erinnern, klappe wegen der räumlichen Vorstellung sogar besser als im Sitzen: “Ich gehe den Weg noch einmal im Gedächtnis durch und verknüpfe Inhalte mit Erlebnissen.”
Die Meetings erfordern jedoch Organisation: “Die Strecke muss breit genug für mehrere Personen sein. Ideal sind zwei bis drei Leute, bis zu acht sich kein Problem.
Manchmal brauchen wir WLAN und auch öffentliche Toiletten.” 80 Prozent von Guerickes Wanderungen finden daher am selben Ort statt.
Kein Wunder also, dass findige Veranstalter die Natur längst für Meetings entdeckt haben: Auf Teneriffa etwa kann man im drittgrößten Vulkankrater der Erde wandern, beliebt zum meeten gerade bei amerikanischen IT-Firmen ist eine Bananenplantage.
In Norwegen hingegen wird schonmal der gesamte Trollfjord zur Location und Wandermeetings finden auf Pilgerwegen statt. Da bleibt nur die Frage: Für wen sind Wandermeetings geeignet? “Ich habe schon einige Geschäftspartner überzeugt. Prinzipiell habe ich noch kein ungeeignetes Thema gefunden”, sagt Guericke.
Vielleicht hätte Marissa Mayer ihn mal um Rat gefragt. Als sie 2013 als relativ frische Yahoo-Chefin verkündete, ihre Mitarbeiter dürften nicht mehr im Homeoffice arbeiten, war die Entrüstung ausgesprochen groß. Später zeigte sich, dass das auch ökonomisch ein Vorteil war. So sagte Steffen Hopf, Chef von Yahoo Deutschland: “Besonders die Teamarbeit profitiert.”
Denn wenn Teamgeist und Identifikation mit dem Unternehmen fehlen, ist das ein Problem. Seit 2001 erstellt das Beratungsunternehmen Gallup einen Engagement-Index für Deutschland. Laut den letzten Umfragen machen ganze 67 Prozent der Befragten Dienst nach Vorschrift und 17 Prozent haben innerlich gekündigt.
Vielleicht hilft Teambuilding? Ich habe mir in der Schweiz die sogenannte Meeting-Trophy angesehen: Acht Teams lösen Aufgaben und treten zum Beispiel im Tretbootfahren oder beim Schneeballwerfen gegeneinander an.
Was aber passiert dabei? Zunächst die übliche Gruppendynamik: Wettbewerb schweißt durch Abgrenzen vom Gegner und gemeinsame Erfolge zusammen.
Interessant die Rollenverteilung: Wer meldet sich freiwillig, wer bleibt im Hintergrund, wer gibt den Leithammel, wer versagt unter Stress und wer holt die Kohlen aus dem Feuer? Hier zeigen sich Charaktere und Verhaltensweisen wie im Job.
Sind die Teammitglieder zu unterschiedlich, kracht es, sind sie zu ähnlich, können sie die vielfältigen Herausforderungen nicht bewältigen. Am Ende hat das Team die Nase vorn, das all diese Gegensätze am besten vereint – Büro im Mikrokosmos eben. Und ich die Erkenntnis: Die simpelsten Aufgaben, wie etwa Salami-Knoten, bringen oft die größten Effekte.
Kein Wunder, dass auch viele Unternehmen regelmäßig Events mit Outdoor-Aktivitäten kombinieren: So wie Microsoft in Bergen; die zweitgrößte Stadt Norwegens ist nicht umsonst eine der beliebtesten Event-Locations, weil sie Urbanität mit atemberaubender Natur vereint und so viel Raum für gemeinsame Aktivitäten bietet.
Ähnlich beliebt ist bei in Dublin ansässigen IT-Unternehmen wie Google oder Facebook das ganz in der Nähe liegende County Wicklow oder in Deutschland die Zugspitzregion, die sich spätestens seit dem G7-Gipfel 2015 auch für größere Veranstaltungen empfiehlt.
Auch wenn es vordergründig um Spaß geht, dienen die Events vor allem dazu, Teams näher zusammenzubringen oder Bewerber kennenzulernen, denn sie fördern die Kommunikation in der Gruppe.
Besonders Interessant sind aber die Reaktionen in schwierigen Situationen: Etwa wer übernimmt die Führung, wer ist der Opponent?
Dennoch gibt es auch Zweifel an der Wirksamkeit: “Echtes Teambuilding findet in der täglichen Praxis statt, nirgendwo sonst,” erklärt der Coach und Betriebsökonom Jörg Romstötter. Statt Extremsport empfiehlt er: “Geben Sie Ihren Leuten die Gelegenheit, in ihrer ureigensten Fachaufgabe regelmäßig Erfolge zu feiern.”
Tatsächlich können, das war auch das Ergebnis unser Diskussion, Teambuilding-Events weder Recruiting noch Erfolgserlebnisse ersetzen, jedoch unterstützen sie Gemeinschaftsgefühl und Unternehmenskultur. Für Erfolgreiche Unternehmen wird das immer wichtiger.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
RT @m_aeschimann: Wander-Meetings – Aus meiner Sicht nur in kleinen Gruppen praktikabel und wenn man keine Notizen machen muss. http://t.co…
Wander-Meetings – Aus meiner Sicht nur in kleinen Gruppen praktikabel und wenn man keine Notizen machen muss.
Meine aktuelle WELT-Kolumne mit LinkedIn-Gründer Konstantin Guericke: Wie sinnvoll sind … –
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