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Von Simone Janson (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 17.05.2024 • Zuerst veröffentlicht am 12.02.2020 • Bisher 8497 Leser, 1697 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
In unserer Gesellschaft gilt es als schick, ständig erreichbar zu sein – weil es die eigene Wichtigkeit betont. Was aber, wenn Unerreichbarkeit plötzlich zum seltenen Luxus wird – und damit zum Statussymbol? Ein Paradigmenwechsel!
Sie kennen die Problematik wahrscheinlich auch: Der Chef will, dass Sie das Projekt noch heute fertig machen, die wichtige eMail an den Kunden noch verschicken, die Ablage sortieren und und und – und haben einfach das Gefühl, Sie können nicht „Nein“ sagen, weil der Chef dann sauer wird, vielleicht sogar irgendwas negatives passiert.
Oder weil Sie nicht als Versager da stehen wollen, der etwas nicht gebacken bekommt. Oder vor den Kollegen kein Egoist sein möchten. Ganz egal was: Am Ende kommt dabei heraus, dass Sie eben machen, was der Chef will. Manche Chefs nutzen diese Ängste ja auch regelrecht aus und versuchen durch leichte Manipulationen, etwa mit Druck, Einreden eines schlechten Gewissens, Überrumplung oder Schmeicheleien Mitarbeiter zu einem Ja zu bewegen. Da fällt ein „Nein“ natürlich besonders schwer.
Doch nicht nur der Chef, sondern auch das Internet kann ein unglaublicher Zeitfresser sein: Wenn ich mir überlege, wie viel Zeit beim „Herumbasteln“ an meiner Website oder bei der Suche nach Automatisierung-Tools drauf geht. Gleichzeitig kann die moderne Technik, effizient eingesetzt, auch helfen, Arbeitsgänge und Zeit zu sparen.
Ein großes Problem sehe ich dabei in der Verzettelung der verschiedenen Dienste, die uns zwingt, auf mehr Kommunikationskanälen zu agieren, als wir eigentlich wollen. Denn oft funktionieren diese neuen Dienste nicht richtig miteinander, sind kurzlebig oder locken ihre Nutzer mit Gratis-Service am Anfang, der dann irgendwann kostenpflichtig wird.
Ein anderes Problem und ebenso wenig ziehlführend (vor allem was den Datenschutz angeht) ist die Monopolisierung durcht Internt-Riesen wie Facebook oder Google, die uns dann ihre Bedingungen diktiren können. Oder ist es wirklich so, wie Amber Case in einem Ted Talk feststellte, dass wir alle schon längst Cyborgs sind?
Tatsache ist: Noch schlimmer als ein überfülltes eMail-Postfach ist für viele Menschen eines, in dem gähnende Leere herrscht. Denn das bedeutet ja, um Himmels Willen, das wir völlig unbedeutend sind und uns keiner braucht! Vielleicht wollen Sie also das Gefühl haben, gebraucht zu werden und haben Angst überflüssig zu sein? Und vielleicht ist dadurch sogar der Job in Gefahr und die Existenz bedroht? Eine Horrorvorstellung!
Kein Wunder also, dass wir immer wieder auf Menschen stoßen, die lautstark am Flughafen oder im Zug mit dem Handy die eigene Wichtigkeit betonen. Jeder vierte Mobilfunknutzer hat sogar schon einmal ein Handy-Gespräch simuliert, um vor anderen besser dazustehen. Denn wer sich stets dauergestresst gibt, will vor allem eines sugerieren: Ich werde von Chefs, Kollegen, Bekannten, Freunden, Familie usw. gebraucht. Ich bin wichtig. Ich werde geschätzt, respektiert – und geliebt!
Wer hingegen klug ist, steigert mit gelegentlichen Phasen der Unerreichbarkeit sein Ansehen. Denn wenn alle jederzeit erreichbar sind, wird es zum seltenen Luxus, nicht ständig antworten zu müssen. Und wer sich den Luxus der kommunikativen Abwesenheit gestattet, zeigt damit: „Seht her, ich kann es mir leisten!“
Abwesenheit als Statussymbol. Ein Beispiel: Wer heute als Manager seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen will, fährt 10 Wochen in Urlaub – und ist einfach nicht erreichbar! Abgesehen davon, dass das seiner eigenen Gesundheit und Leistungsfähigkeit zuträglich ist, zeigt er damit noch etwas ganz anderes:
Dass er seinen Job versteht, weil er den Laden so gut organisiert hat, dass es auch ohne ihn geht, während er nicht nur entspannt, sondern auch gute Ideen für die Zukunft ausbrütet. Wohingegen einem Manager, der dauergestresst ständig abrufbereit ist, keine Zeit mehr für seine eigentliche Führungsaufgabe und innovatives Denken bleibt.
Der Harvard-Business-Manager empfiehlt als Abschreckungsmaßnahme sogar: „Jedes Mal wenn ein Manager in dieser Zeit sein Büro anruft, sollte sein Jahresendbonus um 20 Prozent reduziert werden. Jedes Mal wenn ein Mitarbeiter den Manager anrufen muss, würden diesem 10 Prozent seines Bonus abgezogen.“
Das klingt lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund, der auch die Qualität der eigenen Arbeiten leiden lässt. Wer sich jederzeit mit zu viel Arbeit überhäufen lässt, kompromittiert nicht nur die Qualität seiner Leistung, sondern sinkt auch im Ansehen von Vorgesetzten und Kollegen. Ein „Nein“ zur richtigen Zeit und im richtigen Ton ist kein Zeichen von Faulheit, Schwäche oder Trotz.
Daher sollten Sie „Nein“ sagen. Denn wenn Sie immer nur „Ja“ sagen, verzetteln Sie sich womöglich in der Arbeit, und der Chef ist hinterher erst recht unzufrieden. Und schlimmer: Sie schaden auch ihrem Ansehen in der Firma, weil Sie bald als Ja-Sager und Duckmäuser gelten.
Fragen Sie sich daher einfach mal ganz realistisch: Was kann wirklich passieren, wenn Sie „Nein“ sagen? Können Sie mit den Konsequenzen leben? Was sind die Vor- oder Nachteile wenn Sie „Ja“ oder „Nein“ sagen?
Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass ein „Nein“ gar nicht so schlimm ist, kommt es darauf an, wie Sie Ihr „Nein“ vorbringen: Wichtig ist, dass Sie eine ganz klare Ansage machen – das schätzen Chefs und Kollegen. Und der Ton macht die Musik: Nicht einfach heftig und trotzig mit dem „Nein“ herausplatzen, sondern gute Argumente bringen, die andere auch verstehen.
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Simone Janson ist Verlegerin, Beraterin und eine der 10 wichtigsten deutschen Bloggerinnen laut Blogger-Relevanz-Index. Sie ist außerdem Leiterin des Instituts Berufebilder Yourweb, mit dem sie Geld für nachhaltige Projekte stiftet. Laut ZEIT gehört ihr als Marke eingetragenes Blog Best of HR – Berufebilder.de® zu den wichtigsten Blogs für Karriere, Berufs- und Arbeitswelt. Mehr zu ihr im Werdegang. Alle Texte von Simone Janson.
[…] meinem Buch “Nackt im Netz” in einem Schulbuch veröffentlicht. Der Beitrag ist auch frei verfügbar hier im Blog. Es handelt sich um das Lehrwerk “Buchners Kolleg Politik FOS/BOS: Sozialkunde FOS/ BOS […]
Den Artikel habe ich sehr genossen. Die Idee dahinter kann ich nur sehr befürworten, allerdings bezweifle ich,d ass sich Manager darauf einlassen können. Denke, dass sich viele nicht mit der „Nicht-Erreichbarkeit“ abfinden können und ständig um ihr Ansehen und Prestige fürchten…
Hallo Jessica,
danke für den Beitrag. M.E. gibt es unterschiedliche Managertypen: Die einen, die sich schnell ungebraucht fühlen, wenn sie nicht ständig irgendwelche Nachrichten bekommen. Und die anderen, die eher überfordert sind von vielen Kontakten und mit der Abwehr von Kontakten beschäftigt sind. M.E. eine Frage des Status.
[…] ständigen erreichbarkeit haben. Daher möchte ich an dieser Stelle noch auf den Beitrag “Mythos ständige Erreichbarkeit” […]
Mythos ständige Erreichbarkeit: Abwesenheit als neues Statussymbol? #karriere #produktivität
Mythos ständige Erreichbarkeit: Abwesenheit als neues Statussymbol? Stimmt's? :-) – Sehr interessant!5eBVB
Mythos ständige Erreichbarkeit: Abwesenheit als neues #Statussymbol?
Mythos ständige Erreichbarkeit. Wenn Abwesenheit zum Statussymbol wird. RT @SimoneJanson #Arbeitswelt #Karriere
bin gerade anwesend RT @SimoneJanson Unerreichbarkeit und Abwesenheit als Luxus und neues Statussymbol?
… stimmt! RT @SimoneJanson: Unerreichbarkeit und Abwesenheit als Luxus und neues Statussymbol?
Gute Idee RT @SimoneJanson: Unerreichbarkeit und Abwesenheit als Luxus und neues Statussymbol?
Unerreichbarkeit und Abwesenheit als Luxus und neues Statussymbol?
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