Wie wir mit Fehlern, Scheitern und Kritik umgehen, hat essentielle Auswirkungen auf unseren beruflichen Erfolg. Welches sind die besten Strategien?

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Wer nicht scheitert, hat nichts Neues versucht

Neulich las ich den passenden Spruch: „Wer keine Fehler macht, hat nichts Neues versucht“. Ein sehr passender Spruch. Und doch versuchen wir allzuoft von vornehrein Fehler zu vermeiden, gar kategorisch auszuschließen, um sie auch ja zu verhindern.

Haben Sie sich nicht auch schon dabei ertappt, wie Sie zu Ihrem Chef sagen: „Ich weiß aber nicht, ob ich das wirklich hinkriege?“ Klar es ist nett gemeint: Sie werden natürlich alles versuchen, nur für den Fall dass es nicht klappt, soll er ihnen nicht böse sein…

Sympathisch, aber inkompetent

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Viele Menschen bauen vor. Und Frauen besonders gerne. „Kann aber sein, dass“, „Vielleicht besser nicht…“ sind typische Phrasen, mit denen man seine Unsicherheit über das Gelingen eines Auftrages oder eines Projektes zum Ausdruck bringt. Gerne zum Beispiel dann, wenn der Chef als Choleriker bekannt ist, der beim Kleinsten Fehler gerne ausflippt! Menschlich. Aber das falsche Signal!

Um ehrlich zu sein, sind mir persönlich Menschen sympathischer, die lieber erstmal skeptisch sind, statt vollmundige Versprechungen zu machen – die sie dann hinterher doch nicht einhalten. Das wirkt ehrlich und überlegt. Aber: Es kann auch nervös machen. Zum Beispiel den Chef, dem man ja seine Leistung eigentlich verkaufen will. Und um ehrlich zu sein: Besonders kompetent wirkt es nicht!

Hoffnung auf Strafmilderung

Wenn man genauer hinschaut, ist so eine Handlungsweise auch gleich weniger sympathisch: Wer so handelt will sein Gegenüber schonmal warnen, für den Fall, dass es schief geht, damit er oder sie nicht sauer ist. Man erhofft sich, dass ist die konventionalisierte Haltung, eine Art Strafmilderung für den Fall, dass es tatsächlich schief geht.

Implizit steckt aber auch das dahinter: Angst. Nämlich vor dem eigenen Versagen. Und der Wunsch die Verantwortung dann auf den anderen abwälzen zu wollen. Nach dem Motto: „Du hast ja vorher gewusst, dass es schief gehen könnte. Ich habs Dir ja gesagt!“ Damit will man auch die (gedachte) negative Reaktion des anderen unter Kontrolle halten.

5 Flop-Strategien, die nicht funktionieren

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Ok. Bequem gedacht. Machen viele Leute gerne. Klappt aber nicht. Und zwar aus mehrere Gründen:

  1. Der Chef ist trotzdem sauer: Auch wenn man es seinem Kollegen oder Chef vorher gesagt hat, wollen die hinterher nichts davon wissen und sind trotzdem sauer
  2. Der Chef wird misstrauisch: Wenn man den Chef aber schon im Voraus darauf hinweist, dass es schief gehen könnte, wird er vielleicht misstrauisch – und vielleicht von vornerein sauer!
  3. Kontrollsucht funktioniert nicht: Man kann das Verhalten von anderen nicht kontrollieren, egal was man anstellt! So schwer es auch fällt: Manchmal kommt man nur mit Vertrauen weiter.
  4. Wer unsicher wirkt, untergräbt seine Kompetenz: Tatsache: wer von vorneherein denkt unsicher wirkt, macht nur auf seine Schwächen aufmerksam, statt Stärken zu betonen. Er untergräbt seine eigenen Kompetenzen. Der Chef denkt: „Traut der/die sich denn nichts zu? Was ist das denn für ein Waschlappen!“
  5. Cholerische Typen könnten sauer werden: Und der andere wird wohlmöglich noch sauer, z.B. wenn er ein cholerischer Typ ist, weil er gleich merkt, dass man ihn möglichst ruhig stellen will und sich bevormundet fühlt!

Das mit dem Vorbauen also besser lassen. Man weckt unter Umständen nur schlafende Hunde, der Nutzen ist gleich Null! Daher gilt: Mehr Mut bitte! Das ist leichter gesagt, als getan, denn Scheitern ist in unserer Erfolgsgesellschaft gar nicht vorgesehen: Stets lesen und hören wir nur die Erfolgsgeschichten von Siegertypen.

5 Top-Strategien zum Umgang mir Fehlern

Dass viele von diesen im Leben auch herbe Rückschläge einstecken mussten und häufig auch Fehler gemacht haben, verschweigen uns diese Success-Storys. Was für ein Quatsch! Aber wie geht man denn nun Mutig mit Kritik, seinen Fehlern oder dem eigenen Scheitern um?

  1. Festhalten an 0-Fehler-Kultur ist dumm: Doch in einer zunehmend globalisierten Gesellschaft, in der es immer seltener geradlinige Karrieren gibt und auch zwischenmenschliche Beziehungen alles andere als stabil verlaufen, ist das Festhalten an solch althergebrachten Denk- und Verhaltensmustern und einer 0-Fehler-Kultur schlicht blöde: Stures Beharren längst vergangenen Prinzipien führt am Ende zu keinem Erfolg. Wenn wir stets glauben, immer so weitermachen zu können wie bisher, werden wir am Ende scheitern. Und das sowohl menschlich wie ökonomisch.
  2. Aus Fehlern lernen: Besser, als auf einer 0-Fehler-Mentalität zu beharren, ist es, aus den eigenen und den Fehlern anderer zu lernen und es besser zu machen. Bestes Beispiel aus der Wirtschaft, ganz aktuell: Die Medienbranche. Wie vor ihr die Musikindustrie hat sie das neue Medium Internet jahrelang belächelt und verachtet. Über ernsthafte Geschäfstmodelle hat man sich keine Gedanken gemacht. Jetzt, wo klar ist, dass immer mehr Leser vom gedruckten Papier ins Internet wechseln, werden hektisch Finanzierungsideen diskutiert. Dabei ist möglicherweise der Zug schon längst abgefahren, denn Player wie Google, Facebook oder Amazon haben das das Ruder im Internet bereits fest in der Hand
  3. Zurück und dann mit Anlauf vor: Digitalisierung und Disruption könnte das Todesurteil vieler Unternehmen sein. Es könnte aber auch sein, dass man aus den Fehlern lernt, neue, innovative Ideen entwickelt und sich neue, viel bessere Ideen entwickeln. Um ehrlich zu sein rechne ich sogar damit, denn so hat Innovation und Fortschritt in der Geschichte immer funktioniert. Und das gilt auch für den Einzelnen: Rückschläge sind wichtig: Sie stoppen uns, wenn wir an einem bestimmten Punkt zu weit gehen und zeigen auf, was wir für die Zukunft besser machen können. Scheitern gehört einfach dazu, damit wir in Zukunft noch besser werden!
  4. Abhängig von der Situation: Natürlich hängt der richtige Umgang mit Fehlern auch immer vom Kontext ab: Es gibt Situationen, die so gravierend sind, dass es tatsächlich besser ist, mit dem Chef oder Auftraggeber vorher das Problem zu erörrtern. Aber ausschließen, dass etwas schief geht, kann man eben nie – ebensowenig wie hundertprozentige Kontrolle über die Reaktion des anderen gewinnen. Und: Es soll auch Menschen geben, die es schätzen, wenn man vorher mit ihnen über ihre Unsicherheiten redet.
  5. Auf das wie kommt es an: Wichtig ist aber auch immer, wie wir mit dem eigenen Versagen umgehen: Ob wir austicken, stur versuchen, um jeden Preis weiterzumachen, anderen die Schuld geben, herumjammern und uns selbst als Opfer betrachten. Oder ob wir unsere Fehler eingestehen – uns selbst und auch anderen – und bereit sind, daraus zu lernen, wiederaufzustehen und – vielleicht am Anfang eine Nummer kleiner –  weiterzumachen.


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