Bei Unverschämtheiten oder Beleidigungen gibt es nur eine Möglichkeit: Setzen Sie Grenzen, und zwar sofort! Eine Beleidigung ist eine Verletzung der persönlichen Ehre. – Wer legt jedoch fest, wo eine Unverschämtheit aufhört und eine Beleidigung beginnt?

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Von Shakespeare und Co

„Hüte dich vor Streit, doch muss es sein, so führ’ ihn so, dass Dein Gegner sich vor Dir hütet.“

sagte einst der englischer Dramatiker mWilliam Shakespeare (1564 – 1616). Oder, um es mit den Worten eines älteren Hausierers zu sagen, bei dem sich ein junger Kollegen darüber beschwerte, dass er so häufig an der Tür beleidigt würde

„Man hat mir nicht aufgemacht, obwohl ich einen Termin hatte, mich weggeschickt, mir die Türe vor der Nase zugeschlagen, mir Hunde hinterhergehetzt. Aber beleidigt – beleidigt hat mich noch nie jemand.“

Beleidigung – eine Definitionssache

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Jeder definiert ›Beleidigung‹ anders. Der eine ist schon beleidigt, wenn er nur schräg von der Seite angesehen wird: „Was guckst du?“ Der Nächste fühlt sich nicht einmal durch Schimpfworte beleidigt, nimmt sie als Einladung zum Spiel – oder gar als Lob. So wie Captain Spock in Star Trek II, Der Zorn des Khan (1982):

„Ich bin Vulkanier, ich habe kein Ego, das man kränken kann.“

Entscheiden Sie selbst

Entscheiden Sie, wo eine Unverschämtheit endet, mit der Sie gerade noch umgehen wollen, und eine Beleidigung beginnt, die Sie deutlich zurückweisen werden. Leichter haben Sie es, wenn Sie die Latte für Beleidigungen ziemlich hoch hängen. Sie sollten trotzdem akzeptieren, dass manche Dinge einfach wehtun und nachwirken. Dass Sie sich bemühen, eine Kränkung zu verstehen, ist ehrenhaft, heißt aber noch lange nicht, dass Sie sie auch hinnehmen müssen!

Tipp: Beleidigungen drücken stets einen emotionalen Ausnahmezustand aus, unter dem die Sprache ungenau wird. Das ist, außer in Hochsicherheitstrakten mit jeder Menge roter Knöpfe, meistens ungefährlich. Beschimpfungen fallen ansonsten vor allem auf den Sprechenden zurück. Dennoch, wenn jemand Sie ›Arschkrapfen‹, ›Diplompetze‹ oder ›Erfolgsniete‹ nennt, überschreitet er eine Grenze. Niemand darf das! Und Sie handeln dann in berechtigter Notwehr.

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Natürlich bringen Sie eine Beziehung nicht dadurch in Ordnung, dass Sie Ihrerseits dem anderen klarmachen, was für ein blöder Hund er ist. Fragen Sie ihn stattdessen, womit Sie es verdient haben, dass er derartig mit Ihnen umgeht. Das ist eine freundliche Grenze und trotzdem bestimmt. Auch das hier geht:

„Auf dieser Ebene werde ich nicht mit Ihnen sprechen. Wir machen eine Pause, vertagen die Situation und treffen uns dann wieder.“

oder

Sie sagen mir, was Sie so verärgert, dann können wir in Ruhe noch einmal über dieses Thema reden.“

Das Gespräch auf die Sachebene bringen

Bei Kritik ironisch, laut, persönlich oder gar strafend zu werden, würde das Gespräch rein auf der Beziehungsebene halten. Je länger wir dort bleiben, umso schwieriger wird es, dann wieder auf die Sachebene zu gelangen. Bleiben Sie elegant:

Ihr persönliches Grundgesetz

Niemand darf Sie beleidigen, sagt das Grundgesetz. Das gilt umgekehrt auch für Sie bei Ihrer Verteidigung. Bleiben Sie auf Ihrem guten Niveau. Sie haben es noch nicht einmal nötig, laut zu werden.

Eine feste, aber leise Stimme, zumindest ein bisschen leiser als die Ihres Gegenübers, kann sogar viel wehrhafter wirken. Die wichtigste Regel bei Beleidigungen lautet: Ersticken Sie Versuche sofort im Keim! Kluge Menschen ignorieren Beleidigungen, denn wer sich darüber ärgert, bestraft sich für die Fehler anderer. Wie das gelingt? Betrachten Sie die Situation von außen.

Schweben Sie über den Wolken

Kluge Menschen ignorieren Beleidigungen, denn wer sich darüber ärgert, bestraft sich für die Fehler anderer. Wenn Sie sich sofort anmerken lassen, dass sie sich ärgern, geben Sie dem Angreifer Macht über sich, und das sollten Sie niemandem gönnen.

Betrachten Sie einen Angriff und die Situation dazu deshalb von außen und machen Sie die Auseinandersetzung zum eigentlichen Thema des Gesprächs. Nehmen Sie sich dabei ein Beispiel am Vers des deutschen Liedermachers Reinhard Mey:

„Über den Wolken… würde, was hier groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“

Steigen Sie auf den Feldherrenhügel

Was Ihnen dabei helfen kann, ist ein eigenes Modell, manche nennen das den inneren Feldherrenhügel. Wenn Ihnen das zu militant ist, dann stellen Sie sich vor, Sie hätten Engelsflügel für den gleichen Zweck und können jederzeit für eine andere Perspektive abheben, um etwas von außen und überschauend zu betrachten.

Die Vorstellung der Engelsflügel erzeugt dabei ein zusätzliches Phänomen. Gehen Sie damit durch die Stadt, werden Sie erleben, dass Ihnen die Menschen tatsächlich mehr Raum lassen. Flügel brauchen eben Platz… Am besten kommt man durch Ich-Botschaften oder Sätze wie diese auf die Metaebene:

Ich-Botschaft

Die letzte Frage erzwingt eine Rechtfertigung. Sie betrachten die Situation von außen und holen Ihr Gegenüber gleichzeitig aus seiner Denkrinne. Durch Ich-Botschaften drücken wir Erwartungen, Wünsche, Ideen und Gefühle aus. Tun wir also nicht so, als seien wir unangreifbar oder immer cool, wenn wir angegriffen werden!

Dafür sollten wir uns zunächst unsere Empfindungen bewusst machen, bevor wir sie dann im zweiten Schritt ansprechen. Das lenkt die Aufmerksamkeit vom Angriff weg auf die Beziehung zum Angreifer. Niemand kann nämlich zu Ihnen sagen: „Du fühlst falsch.“ Oder: „So empfindest Du nicht.“ Oder: „Das stimmt nicht.“ Ist die Beziehung geklärt, so finden Sie auch auf der Sachebene schnell eine Lösung.

Energie sparen für das Wesentliche

Überlegen Sie sich auch, wie wichtig Ihnen eine Angelegenheit tatsächlich ist. Heben Sie sich Ihre Energie für das Wesentliche auf.

„Sie sind absolut unfähig!“

Mögliche Antworten:

Eine weitere Möglichkeit ist es, das Verhalten des anderen anzusprechen:

„Herr Müller, weswegen reagieren Sie denn jetzt so ungehalten?“


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