Wir haben gelernt, unsere Sprache zu entwickeln und zu verfeinern. Wir haben gelernt, uns hinter schönen Worten zu verstecken. Aber wir haben verlernt, unseren Körper ganz natürlich in unsere Kommunikation zu integrieren.

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Gefühle bewusst unterdrücken?

Auf der einen Seite unterdrücken wir bestimmte Bewegungen, andererseits fördern wir bewusst Muskelbewegungen, deren Wirkung uns positiv erscheint – typisches Beispiel ist das Lächeln – immer und überall.

Was wir dabei übersehen: Unsere Wortsprache wird von unserem Sprachzentrum im Gehirn gelenkt, das in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt ist. Dieser Gehirnteil ist vereinfacht gesagt für alle logisch-analytischen Zusam- menhänge zuständig.

Körpersprache aus dem Bauch heraus

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Im Unterschied dazu entsteht die Körpersprache sozusagen „aus dem Bauch“, und zwar als Reiz-Reaktionssprache ohne logisches Gefüge. Sie lässt sich daher auch nicht durch Grammatikregeln und Recht- schreibreformen beeinflussen.

Jeder Mensch hat seine eigenen und vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten, die wir oft zu verändern versuchen. Statt diese so- mit internationalste aller Sprachen zu pflegen, versuchen wir sie zu unterdrücken, zu verändern und zu manipulieren.

Körpersprache erfolgreicher einsetzen?

Viele Teilnehmer in Rhetorikseminaren wollen lernen, ihre Körpersprache erfolgreicher einzusetzen. Typische „Verlierersignale“ sollen verschwinden und an ihre Stelle die überlegene Sprache der Sieger treten. Der Konkurrenzkampf ist hart und jeder Vorteil ist recht.

Nicht nur Spitzenmanager und Politiker haben diesen Trend erkannt – keine Lebenssituation bleibt von „Tipps zur richtigen Körpersprache“ verschont.

Der Körper lässt sich nur bedingt manipulieren

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Manchmal jedoch geht der Schuss nach hinten los. Trotz aller noch so großen Bemühungen spielt uns der Körper einen Streich. Er lässt sich eben nur bedingt manipulieren. Gefühle lassen sich nicht gänzlich unterdrücken, auch wenn sie nicht ins Image passen. Sie kommen genau dann wieder an die Oberfläche, wenn sie am allerwenigsten nach außen dringen sollten.

Wir vergleichen das in unseren Seminaren immer mit einem riesengroßen Wasserball, der sich auch nur mit Mühe ständig unter der Wasseroberfläche halten lässt. Wehe, wenn er uns auskommt und unkontrolliert auftaucht!

Training kann helfen

Zugegeben, mit einigem Training lassen sich manche Teile unseres Körpers recht gut „beherrschen“. Besonders unser Gesicht, es liegt ja auch ganz nahe an der „Schaltzentrale Gehirn“! Etwas schwieriger wird es, je weiter weg vom „Kommandopunkt“ Körpersprache stattfindet.

Besonders unsere Beine haben wir oft nicht so ganz im Griff. Bei politischen Diskussionen im Fernsehen sind die Tische deswegen meist sogar nach unten hin abgedeckt. Das Bild überzeugender Souveränität soll ja nicht getrübt werden!

Die Beine im Griff?

Dabei ist ein Blick auf Füße und Beine der handelnden Personen sehr aufschlussreich:

Was bringt es, Körpersprache zu analysieren?

Das Erkennen und Nützen solcher Widersprüche im Gesprächsverlauf ist Inhalt vieler Schulungen. Jede mögliche Bewegung eines potenziellen Gesprächsgegners wird analysiert, zerlegt und auf Widersprüchliches hin untersucht. So wird versucht, jede noch so kleine Lüge zu entlarven.

Wir vergessen jedoch, dass erst das Gesamtbild aller körpersprachlichen Äußerungen des anderen einen Schluss zulässt. Je hitziger ein Gespräch, eine Diskussion oder eine Verhandlung wird, desto schwerer tun wir uns beim bewussten Übersetzen von Körpersprache. Sie ist eben eine Sprache des Unterbewusstseins und entzieht sich unserem bewussten Zugriff.

Alle Manipulationsversuche unserer nonverbalen Ausdrucksweise schaffen beim Empfänger unserer Botschaft ein bestimmtes Bild: „Da ist einer, der will etwas verbergen. Der bemüht sich mit Händen und Füßen, mich hinters Licht zu führen!“

Wenn Perfektion misstrauisch macht

Diese Erkenntnis erfolgt nicht bewusst, sie wird unterbewusst als Information verarbeitet und bildet den Grundstein für den Bau einer Gesprächsbarriere. Wir ziehen uns zurück, werden vorsichtig.

All die perfekt agierenden Menschen in den Medien und bei Wahlveranstaltungen machen uns irgendwann misstrauisch, weil sie ihre „Echtheit“ verlieren. Das ist genau der Punkt, den heute viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens übersehen.

Siegersignale

Politiker, die von der Wählergunst abhängen, wollen alle Mittel nutzen, um sich vorteilhaft zu präsentieren. Eine marketingstrategisch festgelegte Körpersprache darf da nicht fehlen. Doch nicht allen gelingt das so gut wie Johann Strauß Sohn, der sein Geigenspiel vor dem Spiegel und vor einem imaginären Publikum übte.

Er fand dadurch nicht nur seine persönliche Note als Stehgeiger, er verstand es dadurch auch hervorragend, das Orchester fast ausschließlich durch seine zügigen und weitausholenden Bewegungen zu führen.

Der Mensch bleibt auf der Strecke

Bei all diesen Bemühungen bleibt der echte Mensch mit all seinen Ecken, Kanten und Gefühlen auf der Strecke. An die Stelle von Überzeugungen treten „Siegersignale“. Wir alle haben sehr feine Sensoren, wenn die Sprache des Körpers nicht zur Wortsprache passt.

Wie bei einem schlecht synchronisierten Film verlieren wir entweder das Interesse oder wir ziehen uns vom Gespräch zurück.


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