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Dietmar Mueller-Elmau hat 2015 beim G7-Gipfel Angela Merkel und Barack Obama begeistert. Ein Interview über Politik, das Silicon Valley, Employer Branding und die Flüchtlingskrise.

Dietmar Mueller-Elmau ist der Enkel des Elmau-Gründers Johannes Müller. 1997 pachtete er mit seiner Frau Heidrun Schloss Elmau, um es mit Erlösen aus dem Verkauf der weltweit erfolgreichen Software-Firma Fidelio zu sanieren und als Cultural Hideaway inhaltlich neu zu definieren. 2015 fand hier der G7-Gipfel mit Angela Merkel und Barack Obama statt, durch den Mueller-Elmau auch international in die Schlagzeilen geriet.

Herr Mueller-Elmau, wie kam es dazu, den G7-Gipfel 2015 mit Barack Obama und Angela Merkel auf Schloss Elmau abzuhalten?

Für mich ist G7 das wichtigste politische Meeting-Format der westlichen Welt und es ist wichtig dafür den besten Platz zu finden. Der Erfolg hängt dabei auch von der Qualität der Gastfreundschaft ab.

Ich habe mir daher immer gewünscht, dass Elmau Austragungsort des G7-Gipfels wird, immerhin ist unser Tal aufgrund seiner speziellen Lage auch gut abzuschirmen. Außerdem haben wir hier auch eine jahrzehntelange Tradition politischer Symposien.

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Aber baulich erfüllte das Haus lange nicht die notwendigen Voraussetzungen. Erst als das Schloss 2005 abbrannte, konnte ich meine Vision von der idealen Location verwirklichen.

Wie lange haben Sie gebraucht, um die neuen Möglichkeiten zu realisieren?

Natürlich ist so ein Großbrand erst einmal ein Schock, schließlich mussten zwei Drittel des ursprünglichen Gebäudes abgerissen werden. Und in den ersten 15 Minuten war die Panik natürlich groß, schließlich brach das Feuer morgens um 5 Uhr aus und wir mussten sicherstellen, dass auch wirklich alle Gäste evakuiert waren.

Dann aber hatte ich sehr schnell die Vision im Kopf, wie es einmal werden sollte: Zum Beispiel war gerade auch im Hinblick auf G7 und die Gleichbehandlung der Staaspräsidenten wichtig, dass alle Suiten des Retreats die gleiche Größe haben. Man sagt ja oft, dass im Scheitern auch eine Chance liegt und das ist in diesem Fall definitiv so gewesen. Man könnte auch sagen, Elmau ist wie Phönix aus der Asche wieder erstanden.

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Sie haben den Neubau also direkt auf den G7-Gipfel zugeschnitten?

Das kann man so nicht sagen. Wir haben ja bereits 2007 wieder eröffnet und kurz darauf mit der Planung des neuen Retreats begonnen. Die Zusage für den G7-Gipfel kam erst 2014 und auch für mich völlig überraschend.

Wie genau ist die Vergabe des G7-Gipfels an Sie abgelaufen?

Die Bundesrepublik kam 2013 auf mich, um eine Konferenz abzuhalten, aber erst einmal hat mir niemand gesagt, um was es genau ging und ich war daher auch nicht sonderlich interessiert. Ich habe die Anfragen, die irgendwann fast täglich kamen, daher immer wieder abgelehnt.

Sie haben abgelehnt?

Naja, Schloss Elmau ist ja kein Kongress-Hotel und daher wollte ich nicht zwingend eine politische Konferenz hier haben.

Erst als sich der Protokollchef der Bundeskanzlerin Elmau angeschaut hat und wir über die Pläne für das Retreat sprachen, bekam ich eine Ahnung, dass es um den G7-Gipfel ging. Die endgültige Entscheidung für Schloss Elmau habe ich dann eher zufällig 2014 erfahren, als die Entscheidung auf der Bundespressekonferenz bekannt gegeben wurde. Da hatte ich die Sache schon fast wieder vergessen.

Welche baulichen Auflagen mussten Sie denn erfüllen?

Da muss man unterscheiden: Zum einen ging es darum, beim Wiederaufbau nach dem Brand damals die Auflagen des Denkmalamts zu erfüllen. Wir haben z.B. die Proportionen des Originalgebäudes beibehalten, aber die Anzahl der Zimmer halbiert, um unseren Gästen größere Räume zu bieten und insgesamt mehr Rückzugsmöglichkeiten zu ermöglichen. Wir mussten aber z.B. auch sehr lange auf die Baugenehmigung warten.

Gegen die Denkmalschutzauflagen waren die Erfordernisse des G7-Gipfels vergleichsweise harmlos, was natürlich auch an der Lage des Hotels lag: Zum Beispiel brauchten die Fenster schusssicheres Glas, diese Einzubauen wäre aber ein Problem mit der Statik gewesen. Das Problem wurde dann so gelöst, dass mobile Glasscheiben installiert wurden.

Man hat Ihnen vorgeworfen, die Umwelt zu zerstören…

Das ist Quatsch. Da ging es zum Beispiel um einen Hubschrauberlandeplatz, für den ein schon bestehender Wanderparkplatz vorübergehend geteert danach wieder zurück gebaut wurde. Die Presse hat diesbezüglich auch einiges übertrieben.

Da Sie den Umbau lange vor G7 geplant haben – wie wurde dieser denn finanziert?

Zum einen durch Eigenkapital, Freunde und Gäste. Nach dem Brand hat natürlich auch die Versicherung gezahlt. Und schließlich haben wir hier vor Ort mit der lokalen Kreissparkasse ein Vertrauensverhältnis, dass ich über Jahre hinweg aufgebaut habe. Es lohnt sich heutzutage, wo Ansprechpartner ständig wechseln, durchaus, mit Banken langfristig zu denken.

Wie kam das Hotel bei den ausländischen Staatsgästen an?

Barack Obama war außer sich vor Begeisterung. Die konnten sich hier auch völlig frei bewegen und in entspannter Atmosphäre z.B. über Klimaschutz oder Einwanderungspolitik diskutieren.

Haben Sie Ihre Mitarbeiter besonders geschult?

Nein, wir haben einfach gemacht, was wir immer machen. Manchmal helfen da schon kleine Symbole, z.B. die Thaisuppe im Menü, die Weltoffenheit signalisiert, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.

Wie schwer ist es auf dem Niveau von Schloss Elmau gute Mitarbeiter zu finden?

Es ist nicht immer einfach. Für mich hängt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands von der Internationalisierung ab.

Ich habe in den 90er Jahren ein ITUnternehmen betrieben und war 1998 auch einer der Initiatoren der Greencard. Damals habe ich gelernt, dass internationale Teams durch ihre enorme Vielfalt an Fachwissen einem Unternehmen große Wettbewerbsvorteile bringen – ein Prinzip, das heute vor allem die amerikanischen IT-Unternehmen im Silicon Valley für sich zu nutzen wissen.

Grundsätzlich fand ich die Willkommenskultur im Herbst 2015 daher ein wichtiges Signal für Weltoffenheit, um deutsche Arbeitgeber im Ausland attraktiv zu machen.

Sie befürworten also die aktuelle Flüchtlingspolitik?

Langfristig brauchen wir einen kontrollierten Zugang von qualifizierten Fachkräften. Wir müssen da eigennütziger werden und interessengeleitet agieren: In Deutschland tut man gerne so, als wäre man moralischer als alle anderen, aber Asylbewerber aufzunehmen, verschärft den Rassismus nur. Wir müssen die Leute in Arbeit bringen, denn nichts schafft so viel Respekt wie Arbeitsleistung.

Gleichzeitig muss aber auch unser Bildungssystem internationaler werden, z.B. Englisch als Unterrichtssprache an Berufsschulen. Wir haben selbst Flüchtlinge eingestellt und fanden es absurd, dass diese in kurzer Zeit perfekt deutsch lernen sollten.

Wie sahen denn Ihre Erfahrungen aus?

Durchwachsen. Wir haben insgesamt zehn Flüchtlinge eingestellt und auch in ihre Ausbildung investiert, obwohl noch gar nicht klar ist, ob sie bleiben. Nicht alle waren engagiert, einige haben dann in dem Moment aufgehört zu arbeiten, als ihr Asylantrag bewilligt war.

Dabei war uns von Anfang an klar: Wer nicht sein Maximum gibt, fliegt wieder. Elmau hat in den 90er Jahren auch während des Balkankrieges 30 Flüchtlinge eingestellt und diese gut integriert.

Was sagen Sie Kritikern, die meinen es gibt auch in Deutschland genug Arbeitslose?

Das Problem in Deutschland ist, dass der Wert von Arbeit nicht mehr anerkannt wird – das stelle ich gerade auch im Hotelbetrieb immer wieder fest: Deutschland wird immer mehr zum Niedrigpreisland und gerade die kleinen Leute erfahren für ihre Arbeit keine Anerkennung und Wertschätzung mehr.

Damit die Leute wieder den Wert erkennen, sollten wir Preise und Gehälter verdoppeln. Guter Service muss sich wieder lohnen.


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