Wovor in Europa alle Angst haben, hat Island schon hinter sich: Den Banken-Crash 2008. Die Krise war für Gunnar Noroðdahl ein Segen, denn durch sie gewann er den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Und wurde vom Unternehmer zum Farmer.

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„Ich habe gar keine Ausbildung“

„Ich habe gar keine Ausbildung“, sagt Gunnar über sich selbst. 10 Jahre lang sei er zu Schule gegangen. „Auf 10 verschiedene Schulen“, präzesiert er, weil seine Mutter jedes Jahr auf einer neuen Farm arbeitete.

Und an der Universität hat er ein halbes Jahr lang Wirtschaftswissenschaften studiert. „Das war mir bald zu langweilig, ich wollte etwas Eigenes machen“, erzählt er.

Mit 19 das erste Unternehmen gegründet

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Auch angestellt war Gunnar nie: „Ich habe mit 19 mein erstes Unternehmen gegründet und immer nur für mich selbst gearbeitet“, berichtet er stolz. Das war das 14tägig erscheinende Magazin „Whatch on“, das heute noch in Rekjavik erscheint – und das er 1998 verkaufte.

Insgesamt 20 Jahre lang arbeitete er im Verlagsbereich: „Ich habe eine Fernsehzeitschrift herausgegeben, Tourismusmagazine, Bücher und in der Werbung gearbeitet“, so Gunnar, der auch mit dem amtierenden Bürgermeister von Rekjavik, Jón Gnarr, verwandt ist. Aber in Island ist ohnehin jeder irgendwie mit jedem verwandt oder bekannt und alle reden sich mit dem Vornamen an.

Raus aus dem Büro, rein ins Leben

Gunnar hatte irgendwann genug davon, immer nur im Büro zu arbeiten. „Ich wollte etwas Echtes machen“, berichtet er und eröffnete zunähst ein Möbelgeschäft.

Das wuchs in drei Jahren um das zehnfache, doch Gunnar verkaufte es kurz vor der Krise. „Ich wollte schon immer Farmer werden“, berichtet er. Auch Pferde besaß er bereits, als er noch in Rekjavik wohnte.

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Als die Krise kam, entschloss sich Gunnar zu einem radikalen Wechsel seines bisherigen Lebensstils: „Andere Leute verloren ihr Geld im Business, ich fand es besser, es einfach auszugeben“, lacht er. Damals hatte er ein Haus und ein großes Auto in einem der besseren Virtel von Rekjavik.

In der Gegend von Hróarslæk hatte er ein Sommerhaus. Eines Tages sah er, dass die Farm zum Verkauf stand: Die Familie verkaufte alles, was sie hatte und investierte in den Ausbau der Farm. Mit Freunden renovierte er ein Jahr lang das Gebäude und baute es aus. Später kamen seine Frau und seine Kinder nach, sein ältester Sohn zog ebenfalls mit Frau und Kind auf die Farm, die heute ein Familienbetrieb ist.

Auf die kleinen Dinge kommt es an

Ein Trend, der in Island gegenwärtig ist: „Die Leute konzentrieren sich seit der Krise wieder auf die kleinen Dinge.“ Heute wohnt Gunnar in einem kleinen Haus, fährt ein kleineres Auto – und ist glücklicher.

Auch 30 Pferde, 22 Schafe, 8 Hühner und ein Hund gehören jetzt zur Familie. Auch wenn Gunnar ja auf Farmen aufgewachsen war und wusste, was auf ihn zukommt, muss er heute zugeben: „Es war mehr Arbeit, als ich jemals erwartet hatte.“

Ständig etwas Neues machen

Doch Gunnar ist niemand, der lange das selbe machen kann: „Ich muss ständig eine neue Aufgabe finden. Die Farm will ich jetzt mal für 10 Jahre betreiben – dann werden wir sehen.“

Dass er nun quasi mitten im Nirgendwo wohnt, stört ihn nicht: „Das ist in einem Land mit nur 300.000 Einwohnern halt so.“ Nur die dunklen Winter seien hart: Im Januar ist Gunnar daher gerne weg – z.B. in den USA. Aber auch in Neuseeland war er schon mehrmals.

Internet als Haupt-Marketing-Instrument

Tatsächlich, einsam ist es hier nicht. Von Anfang an hatte Gunnar im Sinn, hier Hotel zu betreiben: „Ich hätte mich sehr gewundert, wenn das nicht Geschäft nicht gut gelaufen würde“, sagt er optimistisch. Der schnelle Erfolg hat ihn dann dennoch berrascht: Im vergangenen Februar wurde das Hótel Lækur mit 13 Zimmern eröffnet – und war sofort ausgebucht.

„Die Leute wollen Nordlichter sehen. Unser Glück war, dass uns ein großes Hotel in der Nähe die Gäste geschickt hat: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch nichtmal irgendetwas online“. Mittlerweile ist das Internet die wichtigste MarketingStrategie. „Wir haben zahlreiche positive Bewertungen bei Tripp-Advisor. Das hilft sehr“, sagt Gunnar, der jedoch auch mit zahlreichen Reiseveranstaltern zusammen arbeitet, zu deren wichtigsten Icelandic farm hollydays Island gehört.


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