Schon macht das Schreckgespenst vom Transformationsversagen die Runde. Verbal sind die meisten Manager zwar in der Zukunft, doch real verharren sie noch im Gestern. Damit sich der notwendige Wandel nicht endlos in die Länge zieht, sind sechs Quick-Win-Maßnahmen äußerst hilfreich.

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Was blockiert Traditionsunternehmen?

Bahnbrechend neues kommt heute im Monatsrhythmus daher. Dass Traditionsunternehmen sich also wandeln und tempomäßig zulegen müssen, ist klar. Doch mit alten Mindsets kann man nicht auf neue Gedanken kommen. Und in gestrigen Strukturen entstehen keine Geschäftsmodelle für morgen.

Wandelwille wird zwar heftig bekundet („Wir sind dran, aber das dauert!“), doch real passiert meist zu wenig. Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre nennt man das auch. Besitzstandswahrung ist dabei ein riesiges Thema. Werden zudem Effizienzziele verfolgt, haben couragierte Innovationen sehr schlechte Karten.

Leichter Durchstarten mit Quick Wins

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Auch der Umfang der notwendigen Veränderungsmaßnahmen schreckt viele ab. Man kann sein Unternehmen ja nicht bis auf die Grundmauern zerschlagen, kernsanieren und dann mit großem Tamtam wiedereröffnen. Stattdessen braucht es Transformationsenklaven. Erklären Sie zum Beispiel 20 Prozent Ihrer Firma zum Experimentierfeld.

Statt sich in monströsen Transformationsprojekten zu vertrödeln, empfehle ich, in einer Ecke einfach mal anzufangen, um ein paar Quick Wins, also schnelle Erfolgseinheiten zu produzieren. Das macht Mut, die nächsten dann schon größeren Umbauaktivitäten anzugehen.

6 Quick Wins für gelungenen Transformation

In Zeiten exponentiellen Wandels sind alle Geschäftsmodelle sowieso nur temporär. Und Umbau ist permanent. Pauschalrezepte dafür gibt es nicht. Vielmehr müssen passende Vorgehensweisen gemeinsam erarbeitet, getestet, angepasst, weiterentwickelt und notfalls auch wieder verworfen werden.

Natürlich ist mir bewusst, dass – strategisch gesehen – eine unternehmensweite Transformation mit einem Redesign der Unternehmensorganisation einhergehen muss. In „Fit für die Next Economy“ wird das auch ausführlich behandelt. Doch am besten beginnen Sie parallel mit diesen sechs Punkten für einen schnellen Start.

1. Arbeiten Sie gemeinsam an Ihrer Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur determiniert die Art und Weise des Miteinanders. Unerlässlich hierbei: Alle Mitarbeiter sind Teil des Systems und arbeiten deshalb konkret an der Unternehmenskultur mit. Ziel ist, dass alles, was eine Firma atmosphärisch vergiftet, schnellstmöglich verschwindet, damit eine menschliche und zugleich positive Grundstimmung Einzug halten kann.

Sodann sind niedrighierarchische Vorgehensweisen in Angriff zu nehmen. Das rein anweisungsorientierte Führen muss schnellstens verschwinden, selbstorganisierte Teamstrukturen müssen an seine Stelle treten. Offenheit für frische Gedanken aus den Reihen der jungen Generation ist hierbei besonders willkommen, denn sie machen ein Unternehmen zukunftsfit.

2. Holen Sie sich die besten jungen Talente an Bord

„Die jungen Leute lassen sich zunehmend schlecht in unsere Arbeitswelt integrieren“, jammern mir oft die Manager vor. „Aber das treiben wir denen schon noch aus.“ Doch genau das wird nicht klappen. Natürlich lassen sich ambitionierte Millennials schlecht in eine antiquierte Arbeitswelt pferchen, warum sollten sie auch? Vor allem braucht es einen guten Start, um sich die besten Talente zu sichern.

Beginnen Sie deshalb zügig, eine Candidate Journey, also eine prototypische „Reise“ durch einen bewerberorientierten Recruiting-Prozess zu entwickeln. Viele Touchpoints, die Interaktionspunkte mit den Kandidaten, müssen modernisiert, optimiert und von bürokratischen Standardprozessen befreit werden. Auch hier sind Vertreter der jungen Generation erste Wahl, um Sie dabei zu unterstützen.

3. Führen Sie ein Reverse-Mentoring-Programm ein

Wenn es um digitale Errungenschaften, neueste technologische Trends, das Käuferverhalten der jungen Generation und zeitgemäße Arbeitsbedingungen geht, dann sind die Millennials in ihrem Element. So drehen sich beim Reverse Mentoring die Rollen des klassischen Mentoring um: Der Junior coacht den Senior auf den Themengebieten, die „Jung“ besser kann als „Alt“.

Vornehmliches Ziel ist es, die digitale Fitness im Unternehmen zu erhöhen, altgewohnte Kommunikations- und Arbeitsweisen an die Erfordernisse der digitalen Ära anzupassen sowie ältere Kollegen und Führungskräfte mit der Lebenswelt der Millennials vertraut zu machen. Ein gutes Matching von Mentor und Mentée ist überaus wichtig, damit das Ganze reibungslos klappt. Insgesamt ist das Reverse Mentoring ein hervorragendes Tool, um eine lernende Organisation aufzubauen.

4. Implementieren Sie ein „Minus50“-Programm

Neben mangelnden Innovationen ist es vor allem ein gewaltiger Bürokratie- und Administrationsapparat, der herkömmliche Unternehmen immer mehr daran hindert, agil zu agieren. Hier lässt sich am schnellsten etwas bewegen.

  1. Betrauen Sie gleich morgen die ersten Mitarbeiter damit, behindernde, demotivierende und umsatzzerstörende Regeln, Standards und Verfahren zu identifizieren und abzubauen.
  2. Oder organisieren Sie einen „Kill-a-stupid-rule“-Workshop in großem Stil, um alles Unnötige schnellstmöglich zu eliminieren und durch bessere, einfachere, modernere Vorgehensweisen zu ersetzen.

Ganz ohne Strukturen und Regeln geht es natürlich nicht, schon allein deshalb ist plus/minus 50 eine vernünftige Zielzahl. Entscheidende Hinweise können sowohl von erfahrenen als auch engagierten jungen Mitarbeitern kommen.

5. Installieren Sie crossfunktional eine digitale Sturmtruppe

Die derzeitige Diskussion, wo die Digitalisierung angesiedelt sein soll, bleibt in der Silodenke verhaftet, und genau das ist ein gravierender Fehler.

  1. Installieren Sie unter der Leitung eines Chief Digital Officers vielmehr ein digitales Einsatzkommando, das abteilungsübergreifend als interner Challenger agiert.
  2. Machen Sie sich dazu auch mit neuen Arbeitswerkzeugen wie Design Thinking, Scrum und Kanban vertraut.
  3. Veranstalten Sie zudem Hackathons: Diese Wortschöpfung aus Hack und Marathon meint die konzentrierte gemeinsame Lösung von (digitalen) Aufgabenstellungen in einem vorgegebenen Zeitraum.

Diese Methoden eignen sich nicht nur für die Digitalwirtschaft. Sie werden inzwischen in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt und unterstützen dort in vielen Bereichen das selbstorganisierte Arbeiten.

6. Veranstalten Sie einen „Disrupt-me“-Workshop

Bei dieser Maßnahme geht es um die Selbst-Disruption: „Was wird als nächstes abgelöst und verschwinden“, ist die entscheidende Frage. Wer sich für Unverwundbar hält, hat schon verloren. Nutzen Sie also gute Zeiten, damit sie gut bleiben. Bevor Sie angegriffen werden, sollten Sie sich besser selbst angreifen, zumindest als theoretische Übung. So können Sie Ihre wunden Punkte ausfindig machen, bevor es andere tun.

Der tatsächliche Schritt zur Selbst-Disruption kann eine entscheidende Grundlage sein, um zukünftige Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei werden gezielt Produkte in den Markt gebracht, die bestehenden Produkten Konkurrenz machen können. Gerade die großen Vorreiter der weltweiten Digitalwirtschaft befassen sich ständig mit diesem Thema, um nicht von noch jüngeren, besseren Angreifern disruptiert zu werden.


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